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Das Blau der Tiefseetinte

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Arne Mertens hat sich als Restaurator alter Gemälde einen guten Ruf erarbeitet. Kein Wunder, in der Erhaltung von Kunst liegt seine volle Leidenschaft. Als er den Auftrag bekommt, das Hobbyprojekt einer alten Frau zu restaurieren, sagt er allerdings nur wegen der überaus stattlichen Bezahlung zu. Womit er nicht gerechnet hat, ist sein junger, attraktiver Auftraggeber Klemens von Eichendegg, der das Konzept von persönlichem Freiraum nicht zu verstehen scheint und ihn mit viel zu traurigen Augen ansieht. Klemens von Eichendegg ist wohlhabender Erbe. Er verbringt seine Tage in einer Villa am See. Es gibt nichts, was er sich nicht leisten kann. Sein Leben klingt wie ein wahrgewordener Traum. Doch alles hat seinen Preis und manches kann man nicht mit Geld kaufen. In dieser sanften Liebesgeschichte um zwei sehr unterschiedliche Männer überschattet ein dunkles Familiengeheimnis die aufblühenden Gefühle. Ängste und schmerzliche Erinnerungen müssen überwunden werden, bevor sie zusammenfinden können.

Mo Kast, geb. 1987 in Ulm Mo mag es unkonventionell. Sie denkt in Bildern, zeichnet sie und verdient damit ihren Lebensunterhalt. Menschen mit Ecken und Kanten sind die, die sie interessieren. Keine großen Gesten, sondern die Besonderheiten des Alltags geben ihren Geschichten Kraft. Und letztendlich schreibt sie darüber, dass Liebe für jeden ist, egal wie verschroben oder ungewöhnlich sie sich zeigen kann.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99

Produkt

KlappentextArne Mertens hat sich als Restaurator alter Gemälde einen guten Ruf erarbeitet. Kein Wunder, in der Erhaltung von Kunst liegt seine volle Leidenschaft. Als er den Auftrag bekommt, das Hobbyprojekt einer alten Frau zu restaurieren, sagt er allerdings nur wegen der überaus stattlichen Bezahlung zu. Womit er nicht gerechnet hat, ist sein junger, attraktiver Auftraggeber Klemens von Eichendegg, der das Konzept von persönlichem Freiraum nicht zu verstehen scheint und ihn mit viel zu traurigen Augen ansieht. Klemens von Eichendegg ist wohlhabender Erbe. Er verbringt seine Tage in einer Villa am See. Es gibt nichts, was er sich nicht leisten kann. Sein Leben klingt wie ein wahrgewordener Traum. Doch alles hat seinen Preis und manches kann man nicht mit Geld kaufen. In dieser sanften Liebesgeschichte um zwei sehr unterschiedliche Männer überschattet ein dunkles Familiengeheimnis die aufblühenden Gefühle. Ängste und schmerzliche Erinnerungen müssen überwunden werden, bevor sie zusammenfinden können.

Mo Kast, geb. 1987 in Ulm Mo mag es unkonventionell. Sie denkt in Bildern, zeichnet sie und verdient damit ihren Lebensunterhalt. Menschen mit Ecken und Kanten sind die, die sie interessieren. Keine großen Gesten, sondern die Besonderheiten des Alltags geben ihren Geschichten Kraft. Und letztendlich schreibt sie darüber, dass Liebe für jeden ist, egal wie verschroben oder ungewöhnlich sie sich zeigen kann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757918620
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse523
Artikel-Nr.11381678
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1 Arne

Arne seufzte, als er endlich vor dem riesigen, gusseisernen Tor stand. Seine Füße fühlten sich trotz dicker Winterstiefel an wie Eisklumpen. Auch seine Finger waren unter seinen Handschuhen frostig und taub und die Nasenspitze hinter dem Schal ebenso. Eine halbe Stunde Fußmarsch lag hinter ihm, weil der Bus nicht so weit außerhalb fuhr. Sein Auto war leider in der Werkstatt. Zusammen mit seinem Koffer voller Arbeitsutensilien fühlte er sich, als hätte er einen Geländemarsch in der sibirischen Kälte hinter sich.

Und hinter dem Tor konnte er bereits seinen wahrgewordenen Albtraum erkennen: Ein aufwendig angelegter Park, der mit unberührtem, übelst reflektierendem Schnee bedeckt war. Ein Winterwunderland würden es andere nennen.

Das Kribbeln in den Augenwinkeln wies ihn freundlicherweise auf die enorme Menge an Winterlicht hin. Danke, wäre ihm sonst gar nicht aufgefallen ... Er schloss für einen Moment die Augen, bevor er die Klingel an der Seite des Tors betätigte. Eine Kamera zoomte auf ihn.

»Nimm die Sonnenbrille ab«, kam eine Stimme knisternd durch die Leitung. Arne seufzte abermals. Er zog den Schal ein Stück nach unten, zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht und schob die Sonnenbrille für einen Moment nach oben. Das Licht stach, als hätte es nur auf diese Gelegenheit gewartet, ihn zu quälen. Sofort ließ er die Brille wieder an ihren Platz zurückfallen.

»Arne Mertens, ich bin wegen der Gemälde hier. Ich habe einen Termin«, rief er in die Gegensprechanlage und hoffte, nun etwas weniger verdächtig zu wirken.

»Bitte zieh die Sonnenbrille ganz ab, damit ich das Bild abgleichen kann.«

Kurz war Arne erstaunt, dass es überhaupt Bilder ohne Sonnenbrille von ihm gab, aber wahrscheinlich hatten sie das Foto von seiner Webseite, auf dem er versuchte, für seine Kunden möglichst seriös auszusehen.

»Beeilen Sie sich aber«, gab er mürrisch zurück. Schön, dann würde er eben verheult vor den Klienten treten. War sicher ein wunderbarer, erster Eindruck. Manche fanden Arne ja sonderbar. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Sobald er die Wohnung verlassen musste, trug er eine Sonnenbrille. Zu jeder Jahreszeit und fast zu jeder Tageszeit. Und nein, er kam sich nicht besonders cool damit vor - auch wenn er sich große Mühe gab, immer modische Brillenmodelle zu tragen. Aktuell war es eine polarisierte Sonnenbrille mit einem schicken, dicken Holzrahmen. Die hatte er sich beim letzten Besuch in London gegönnt. Trotzdem war es kein Fashionstatement. Es war eine Notwendigkeit. Durch eine Störung des vegetativen Nervensystems hatte er fast permanent geweitete Pupillen. Sie waren so riesig, die meisten dachten, er hätte braune Augen und nicht graue. Neben der Verwechslung seiner Augenfarbe war er zudem äußerst lichtempfindlich. Ernsthaft, plötzliches Licht machte ihn fast blind, brachte ihn zum Weinen und brannte wie Hölle.

Während er die ersten Tränen unter seinen Augenlidern kribbeln spürte, ertönten endlich ein Summen und ein leises Klacken, bei dem sich das Tor ein kleines Stück öffnete. Sofort rückte er die Sonnenbrille wieder zurecht und betrat das Grundstück.

Vor ihm breitete sich ein weiß gepuderter Weg aus, der sich zu einem gigantischen Gebäude schlängelte, vorbei an einem zugefrorenen See, umsäumt mit kahlen Bäumen. Alles weiß, glänzend und gleißend hell. So ätzend. Übrigens, genau wie das Gebäude. Eine altmodische Villa mit riesigen Fenstern, die innen sicher für lichtdurchflutete Räume sorgten. Widerlich. Seine Freude, hier in den nächsten Wochen an geerbten Ölgemälden zu arbeiten, hielt sich in Grenzen. Wobei er seinen Job eigentlich liebte.

Die alten Gemälde, denen er wieder zu neuem Glanz verhalf, waren nämlich ähnlich lichtempfindlich wie er. Einer der vielen Gründe, warum er sich ihnen so verbunden fühlte. Ein großer Teil seiner Arbeit fand so in gedämpften Lichtverhältnissen statt. Zusammen mit seinem Faible für Chemie und zarte, zerbrechliche Dinge, hinter denen sich verwitterte Schönheiten verbargen, war er sozusagen prädestiniert für seinen Job. Was auch einer der Gründe war, warum er so gefragt war.

Normalerweise durfte er allerdings in seiner eigenen Werkstatt arbeiten, nur dieser Kunde ...

Hoffentlich gab es hier ein dunkles Kämmerlein mit künstlichem Licht für die Bilder, und die Gemälde hingen nicht mitten in einem der hellen Zimmer. Die armen Dinger.

Der Eingangsbereich der Villa war ähnlich protzig wie das Tor. Eine doppelflüglige Eichentür mit aufwendigen Schnitzereien. Sie wäre nur noch bonziger gewesen, hätte man sie mit Blattgold und eingearbeitetem Elfenbein verziert. Schön fand es Arne trotzdem. Für ein bisschen Kitsch und Kunsthandwerk konnte er sich nämlich durchaus begeistern.

Allerdings fand er keine Klingel. Es gab nur zwei schwere Löwenkopf-Klopfer aus Messing, die ihn furchteinflößend angrinsten. Arne konnte sich nicht vorstellen, dass er sich damit ankündigen sollte. Das würde bei dem großen Gebäude doch niemand hören!

Erst jetzt bemerkte er eine weitere Kamera am Eingang, die ihn abermals visierte. Hinter den getönten Gläsern verdrehte er die Augen.

»Ich bin´s!«, rief er. »Immer noch.« Letzteres sagte er mehr zu sich selbst. Er hoffte nur, er müsste den Zirkus nicht jedes Mal mitmachen. Die Bezahlung war zwar stattlich, aber auch er hatte seine Schmerzgrenze.

Als die Tür geöffnet wurde, erwartete Arne, einen älteren Herren in diesem typischen altmodischen Butleroutfit anzutreffen, weil das so gut ins Gesamtbild passte. Stattdessen stand da ein junger Kerl, vielleicht sogar etwas jünger als Arne. Er trug einen beigen Strickrollkragenpullover und eine Jeans. Was bei anderen bieder ausgesehen hätte, stand ihm unheimlich gut und vermittelte eine lässige Eleganz. Seine blonden Haare waren nach hinten gekämmt und ließen sein schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen noch aristokratischer wirken. Die vollen Lippen wiesen jedoch auf eine gewisse Sinnlichkeit hin. Arne bemerkte, wie sein Blick an ihnen haften blieb, und war dankbar für die Sonnenbrille. Der blasierte Ausdruck im Gesicht des anderen zeigte allerdings deutlich, dass er kein Angestellter war.

Arne trat trotzdem an ihm vorbei in die Villa, froh darüber, endlich aus der Kälte heraus zu sein. Begrüßt wurde er von einer klischeehaften Eingangshalle mit Marmorboden, Stuckdecken, zwei geschwungenen Treppen links und rechts und einem Kronleuchter, der in der Mitte von der Decke hing. Dekadent und ungemütlich. Außerdem entdeckte Arne nichts für seine Jacke oder seinen Schal. Ob er ein Glöckchen läuten musste, damit ein Butler auftauchte, um ihm die Kleidung abzunehmen? Ein Glöckchen sah er allerdings auch nicht. Nur den Typen, der sich bisher nicht vorgestellt hatte. Sehr unhöflich. Demonstrativ stellte er nun seinen Koffer ab und löste den Stoff um seinen Hals, in der Hoffnung, der andere verstand den Hinweis. Tat er nicht.

»Hm«, kam stattdessen von dem Schnösel, während er die Augen zusammenkniff, sich Arne unangenehm nah entgegen lehnte und auf die dunklen Brillengläser starrte. Der Geruch nach teurem Eau de Cologne stieg Arne beißend in die Nase. Er verzog kurz das Gesicht, ließ das Verhalten aber unkommentiert. Stattdessen zwang er sich zu einem Lächeln.

»Mit wem habe ich die Ehre?«, fragte er mit seiner süßesten Stimme, reserviert für Leute, die ihm ordentlich auf den Sack gingen. Attraktiv hin oder her, am Ende zählte eben doch die Persönlichkeit und damit konnte der Kerl bisher nicht glänzen. Für einen Kunstliebhaber wirkte der Typ auch zu jung. Vielleicht war er der Sohn des Klienten?

»Klemens von Eichendegg. Du bist für die Bilder hier? Warum die Sonnenbrille? Die irritiert mich.« Als er das sagte, legte er den Kopf schief. Sein Blick blieb dabei auf Arne gerichtet, dafür verschränkte er nun die Arme hinter dem Rücken, streckte sie durch. Was für eine komisch offene Körperhaltung.

»Das verrate ich erst beim dritten Date«, versuchte Arne es mit einem Witz. Er konnte seinen Klienten nicht einschätzen und fühlte sich ein bisschen überfordert mit der Situation. Dass dieser nun nur die Stirn runzelte, machte es leider nicht besser.

»Ich bin jedenfalls zum Arbeiten hier, nicht äh ... für Verabredungen. Wenn ich meine Unterlagen richtig gelesen habe, sind Sie mein Auftraggeber?«, hakte Arne nach. Zumindest hatte der Name im Mailverkehr gestanden. Er hoffte trotzdem noch, dass er der Sohn war und nicht der Auftraggeber selbst. Dann könnte er nämlich vielleicht noch etwas von dem überaus schlechten, ersten Eindruck retten.

»Ich habe einen Profi aus der Restaurationswerkstatt angefordert.« Von Eichendegg runzelte die Stirn, als er das sagte. Es war nicht schwer zu erraten, was er als Nächstes sagen würde.

Arne presste bereits die Lippen aufeinander.

»Hätte gedacht, du wärst älter«, sprach von Eichendegg aus, was sich wohl die meisten bei dem ersten Treffen mit Arne dachten. Er legte dabei den Kopf schief und Arne wäre nicht überrascht gewesen, wenn der Typ ihn einmal umrundet hätte, um ihn genauer zu begutachten, und abschließend seine Zähne prüfen wollte, wie man das bei einem Pferd machte. Genau so fühlte Arne sich gerade. Wie ein Pferd, oder na ja, eher ein Esel. Langsam fühlte er sich nämlich albern, wie er mit dem Schal in der Hand im Flur herumstand.

»Meine Augen verraten mein wahres Alter.« Arne lachte und winkte ab. Humor war seine Fluchtstrategie für unangenehme Situationen. Natürlich sah man das durch die Sonnenbrille nicht, aber ohne wurde er oft noch jünger eingeschätzt, obwohl er sowieso erst achtundzwanzig war. Bestimmt, weil er so reine, unschuldige Augen hatte - wie Irena, seine...
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