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Papierkinder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
560 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.10.2023
Als die Zeit der Kinder kam ... Ein mitreißender Roman mit aktueller Brisanz, den man nie mehr vergisst.
Berlin 1874: Im Armenhaus von Steglitz retten zwei Mädchen einen vernachlässigten Säugling vor dem Hungertod. Obwohl sie in einer harten, mitleidslosen Welt aufwachsen, eint sie die feste Überzeugung, dass jedes Kind wertvoll ist. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft - und zugleich einer Bewegung, die unermüdlich Verständnis und Liebe, Respekt und Schutz für Kinder einfordert. Mutige, tatkräftige Frauen schließen sich ihr an. Und sie alle sind erst am Ziel, als 1924 in der Schweiz ein ganz besonderes Papier unterzeichnet wird: die erste Kinderrechtserklärung.

Der Sozialistin Emma Döltz, der Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und der Wohltäterin Eglantyne Jebb ist es zu verdanken, dass 1924 die »Genfer Erklärung« verabschiedet wurde - die Grundlage für die UN-Kinderrechtskonvention von 1989.

Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls die Zeit der Kinder kam ... Ein mitreißender Roman mit aktueller Brisanz, den man nie mehr vergisst.
Berlin 1874: Im Armenhaus von Steglitz retten zwei Mädchen einen vernachlässigten Säugling vor dem Hungertod. Obwohl sie in einer harten, mitleidslosen Welt aufwachsen, eint sie die feste Überzeugung, dass jedes Kind wertvoll ist. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft - und zugleich einer Bewegung, die unermüdlich Verständnis und Liebe, Respekt und Schutz für Kinder einfordert. Mutige, tatkräftige Frauen schließen sich ihr an. Und sie alle sind erst am Ziel, als 1924 in der Schweiz ein ganz besonderes Papier unterzeichnet wird: die erste Kinderrechtserklärung.

Der Sozialistin Emma Döltz, der Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und der Wohltäterin Eglantyne Jebb ist es zu verdanken, dass 1924 die »Genfer Erklärung« verabschiedet wurde - die Grundlage für die UN-Kinderrechtskonvention von 1989.

Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641303891
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.10.2023
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2832 Kbytes
Artikel-Nr.11382728
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Herbst 2023

»Wir wollen einen Geburtstag feiern«, verkündete Nina und versuchte so enthusiastisch wie möglich zu klingen. »Und deswegen planen wir eine große Party.«

Normalerweise gelang es ihr gut, die Kinder und Jugendlichen mitzureißen. Seit einem halben Jahr arbeitete sie neben ihrem Lehramtsstudium ehrenamtlich im Internationalen Jugendzentrum Arche, wo jeden Nachmittag Kids aus Berlin-Neukölln zusammenkamen, um hier ihre Freizeit zu verbringen. Zuständig war sie vor allem fürs Sportprogramm, zu dem Yoga und Kickboxen ebenso gehörten wie Tischtennis. Aber sie widmete den Kreativraum auch schon mal zu einer Siebdruck-Werkstatt um, wo T-Shirts, Hoodies und Turnbeutel farbenfrohe Muster erhielten.

Wozu sie heute die Kids anspornen wollte, war allerdings ein anderes Kaliber, und als sie in die Runde blickte, spürte sie nur wenig Begeisterung. Wie dumm von ihr aber auch, sie ausgerechnet dann in den Sitzkreis im Besprechungsraum gebeten zu haben, als sie alle gerade schwer beschäftigt gewesen waren.

Seit Tagen arbeiteten die Jugendlichen an einem Film in bester Quentin-Tarantino-Tradition. Erst gestern war ein Blutbad gedreht worden, doch zu Ninas Erleichterung hatten die Kids das improvisierte Set mit Leintüchern ausgelegt, ehe es zum massenhaften Einsatz von Ketchup gekommen war.

»Müssen wir unbedingt jetzt darüber reden?«, murrte Jason prompt. Früher hatte er die Kamera vorzugsweise auf seine Gang gerichtet, wenn die mal wieder einen Spätkauf beklaute, und hinterher die Kurzvideos ins Netz gestellt. Nina hatte ihn mittlerweile davon überzeugen können, seine Ambitionen auf noch kreativere - und legalere - Movies zu richten.

»Wer hat denn überhaupt Geburtstag?«, fragte Elif. Als selbst ernannte Maskenbildnerin arbeitete sie derzeit an dem Monster, das am Ende den kompletten Cast des Films töten würde.

»Hab keinen Bock, die Partyplanerin zu machen«, warf Laura ein, die so gut wie nie auf irgendetwas Bock hatte, allerdings vor einigen Wochen ihre schauspielerischen Fähigkeiten entdeckt hatte und seitdem im Tarantino-Me-too als Leiche glänzte. »Und wann soll die Party überhaupt steigen?«

»Erst nächstes Jahr«, sagte Nina, um nachdrücklich hinzuzufügen: »Aber Anne meinte, wir sollten frühzeitig Ideen sammeln.«

Anne war eine der festangestellten Sozialpädagoginnen, die erst gestern mit ihrem Anliegen an Nina herangetreten war.

»Ich habe mir das nicht ausgedacht«, hatte sie erklärt. »Aber der Trägerverein wünscht sich unbedingt ein großes Event. Und mit so einem Jubiläum kriegen wir jede Menge Aufmerksamkeit von der Presse.«

»Aber warum soll ausgerechnet ich dafür verantwortlich sein?«

Anne hatte vielsagend die rechte Braue hochgezogen. »Und das fragst du noch?«

Nun, Gründe, die sie für diese Aufgabe prädestinierten, gab es tatsächlich - das außergewöhnliche Talent, ein Jubiläum als Geburtstag zu verkaufen, gehörte offenbar aber nicht dazu.

»Der wievielte Geburtstag ist es überhaupt?«, wollte Jason wissen.

»Der hundertste Geburtstag«, erklärte Nina, »also ein recht außergewöhnlicher. Deswegen müssen wir ihn auch von langer Hand vorbereiten.«

»Aber es kommt keine Buttercreme in die Geburtstagstorte, die hasse ich«, warf Laura ein und zog wie so oft missmutig die Schultern hoch.

»Auf einen Kuchen passen niemals hundert Kerzen«, meinte Jason.

»Und überhaupt«, sekundierte Laura, »ein Hundertjähriger ist doch zu schwach, um die auszupusten.«

»Wir feiern ja nicht den hundertsten Geburtstag eines Menschen«, sagte Nina schnell.

»Von wem denn dann?«, wollte Elif wissen. So sensationslüstern wie sie klang, erhoffte sie sich mindestens einen Zombie als Geburtstagskind - den sie höchstpersönlich schminken könnte.

Nina zögerte. »Dass ihr heute alle hier seid, einen Raum habt, wo ihr euch wohlfühlen, spielen, reden, euch austoben könnt, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Früher hatten Kinder so was nicht, aber vor hundert Jahren hat sich vieles für sie geändert und ...«

Himmel, sie sollte die Kinder begeistern, nicht irgendwelche Reden vor Funktionären halten, die auf das Phrasen-Pingpong geeicht waren!

»Hat etwa das Jugendzentrum Geburtstag?«, fragte Laura finster, und es klang, als wäre es eine persönliche Beleidigung.

»Das gibt es erst seit fünfzehn Jahren. Aber die Voraussetzung, dass so eine Einrichtung überhaupt gegründet wurde, dass sich der Fokus auf Kinder und Jugendliche, ihre Bedürfnisse, Nöte gerichtet hat, dass ...«

Wieder brach sie ab. Wenn sie sich beim Yoga und Kickboxen so anstellen würde, hätte sie am Ende eine gebrochene Nase und würde statt dem »herabschauenden Hund« bestenfalls ein »geknicktes Mäuschen« zustande bringen.

»Interessiert mich alles nicht«, kam es prompt von Jason, und ehe sie etwas einwenden konnte, sprang er auf und stürmte aus dem Raum, um wieder hinter der Kamera Platz zu nehmen. Ein Teil der Filmcrew folgte. Dass Laura als eine der wenigen sitzen blieb, lag wohl nur daran, dass sie bei ihrem letzten Einsatz als Leiche zu lange auf dem kalten Boden hatte liegen müssen.

Immerhin kam Wiktorija, die noch zu klein war, um beim Filmdreh mehr als eine Kabelträgerin zu sein, Nina zur Hilfe. »Könnte es bei dieser Geburtstagsparty vielleicht eine Hüpfburg geben?« Allein dass sich das siebenjährige Mädchen überhaupt einmischte, war ein Sieg.

Als Wiktorija vor einem Jahr mit ihrer Familie aus der Ukraine geflohen und in der Arche mit Lernmaterialien und Spielsachen versorgt worden war, hatte sie so gut wie nie gesprochen, obwohl sie recht schnell Deutsch lernte. Doch dann hatte sie den kleinen Garten des Jugendzentrums für sich entdeckt. Die pinkfarbenen Clematis und die Ranunkelsträucher hatten sie nicht interessiert, jedoch die vielen Nacktschnecken. Sie hatte ein eigenes Salatbeet für sie angelegt, damit sie sich nach Herzenslust vollfressen konnten, und jeder einen Namen gegeben. Und mit den Schneckennamen waren immer mehr Worte aus ihrem Mund gekommen.

»Und ein Stand mit gebrannten Mandeln wäre auch gut«, fügte sie hinzu. »Und Zuckerwatte. Und Kinderpunsch. Und ...«

»Ich dachte eher, jeder schreibt eine kleine Geschichte«, fiel Nina ihr ins Wort. »Die kommen dann in einen Sammelband, den wir ...«

»Ach nee!«, rief Laura.

»Ihr könnt natürlich auch etwas zeichnen«, sagte Nina schnell.

Zumindest Wiktorija und Elif nickten begeistert.

»Geht filmen auch?«, fragte Erkan, der sich ebenfalls als Filmemacher betrachtete, aber von Jason noch kleingehalten wurde.

»Eine hervorragende Idee!«, rief Nina begeistert.

Laura sank immer tiefer in sich zusammen. »Ich habe immer noch nicht kapiert, was genau wir feiern.«

»Es geht um das hundertjährige Jubiläum der Erklärung der ...«

Nina brach ab, weil ihr keine Formulierung einfiel, die nicht komplett abstrakt klang.

So ein Mist! Warum hatte sie nicht gleich Farbe bekannt, sondern Nebelkerzen geworfen? Als brauchte das Thema Seifenblasen, Glitzer und bunte Luftballons, um in den Augen der Kinder zu bestehen!

Sie beschloss, ihre Taktik zu ändern, kramte in ihrer Tasche und beförderte heraus, was sie heute Morgen eingesteckt hatte. Normalerweise trug sie es nicht bei sich. Auch zu Hause bewahrte sie es nicht dort auf, wo man ein so kostbares Familienerbstück vermutete - in einem Bilderrahmen an der Wand oder in der Dokumentenmappe. Nein, es klemmte sonst zwischen zwei Büchern im Regal, noch nicht einmal alten, prächtigen Lexika mit roten Ledereinbänden, sondern zwei Biografien. Aber sie fand, dass es dort perfekt hinpasste, dieses Blatt Papier ... nein, eigentlich das Stück Plastik. In dieses war das Papier eingeschweißt worden, um zu verhindern, dass es noch stärker zerknitterte, an den Rändern tiefer einriss, weitere Flecken abbekam. Über die Jahre war die Schrift immer mehr verblasst. Aber sie konnte jedes Wort auswendig.

»Was´n das für ein Wisch?«, fragte Erkan.

»Den habe ich von meiner Mutter«, murmelte Nina gepresst. Immer wenn sie dieses Stück Papier betrachtete, wurde ihr die Kehle eng. »Und die hat ihn wiederum von ihrer Mutter bekommen. Er wurde sozusagen von den Frauen meiner Familie weitergereicht. Ganz am Anfang stand meine Urgroßtante. Sie war eine von ihnen ... von jenen Frauen, die ...«

Laura schien gar nicht richtig zugehört zu haben. »Soll das ein Gedicht sein?«, fiel sie ihr unwirsch ins Wort.

»Oder ein Lied?«, fragte Wiktorija und klang etwas begeisterter.

»Ich singe ganz sicher nicht!«, rief Erkan empört.

»Keine Angst«, beschwichtige Nina. »Ihr müsst weder ein Gedicht auswendig lernen noch ein Lied singen. Ich will euch erklären, was es mit diesem Blatt Papier auf sich hat, warum wir quasi seinen Geburtstag feiern. Wobei ich es eigentlich nicht erklären möchte, eher ... eine Geschichte erzählen.«

»Oh Gott«, stöhnte Laura.

»Wie Hänsel und Gretel?«, fragte Wiktorija.

»Hm«, machte Nina, »Kinder kommen in dieser Geschichte schon vor, auch recht arme und leidgeprüfte. Aber keine Hexe.«

»Und Elfen?«

»Ich fürchte, auch nicht.«

»Ein sprechender Schneemann?«

»Leider nein.«

»Und gibt es ein Happy End?«, rief Erkan und schmatzte laut mit den Lippen, um einen Kuss anzudeuten.

»Das schon. Aber nicht sofort ... es ist eine ziemlich lange Geschichte.«

»Die man wahrscheinlich nur mit viel Popcorn übersteht«, warf Laura mürrisch...

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Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.