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Alsterglanz. Lottes Hoffnung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.11.2023
Eine Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung
Hamburg 1929. Lotte kann ihr Glück kaum fassen: Gerade frisch in der brodelnden Metropole angekommen, bekommt sie die Chance, als Schneiderin im luxuriösen Warenhaus Hermann Tietz zu arbeiten. Das direkt an der malerischen Binnenalster gelegene Kaufhaus verspricht ein ganz neues Lebensgefühl: Mit Waren aus aller Welt, handverlesen und über verschlungene Handelswege importiert, hält die moderne Zeit Einzug in die Hansestadt. Davon beflügelt, schöpft Lotte Hoffnung auf einen Neuanfang als unabhängige junge Frau. Als sie im Warenhaus den Kaufmann Jannes kennenlernt, fühlen sich die beiden gleich voneinander angezogen. Doch Lotte hütet ein Geheimnis, das es ihr unmöglich macht, sich ganz Jannes und einer gemeinsamen Zukunft zu widmen. Ein dunkles Geheimnis, das sie schneller einholt, als ihr lieb ist ...?

Susanne Rubin ist eine waschechte »Hamburger Deern«. Zusammen mit ihrem Mann, einem pensionierten Kriminalbeamten, lebt sie in ihrer geliebten Heimatstadt. Nach eigener Aussage ist ihr Mann ihr persönlicher Held, und ihre inzwischen erwachsenen Söhne sind die wunderbarsten der ganzen Welt. Sie liebt das Schreiben und Spieleabende mit ihrer Familie.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEine Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung
Hamburg 1929. Lotte kann ihr Glück kaum fassen: Gerade frisch in der brodelnden Metropole angekommen, bekommt sie die Chance, als Schneiderin im luxuriösen Warenhaus Hermann Tietz zu arbeiten. Das direkt an der malerischen Binnenalster gelegene Kaufhaus verspricht ein ganz neues Lebensgefühl: Mit Waren aus aller Welt, handverlesen und über verschlungene Handelswege importiert, hält die moderne Zeit Einzug in die Hansestadt. Davon beflügelt, schöpft Lotte Hoffnung auf einen Neuanfang als unabhängige junge Frau. Als sie im Warenhaus den Kaufmann Jannes kennenlernt, fühlen sich die beiden gleich voneinander angezogen. Doch Lotte hütet ein Geheimnis, das es ihr unmöglich macht, sich ganz Jannes und einer gemeinsamen Zukunft zu widmen. Ein dunkles Geheimnis, das sie schneller einholt, als ihr lieb ist ...?

Susanne Rubin ist eine waschechte »Hamburger Deern«. Zusammen mit ihrem Mann, einem pensionierten Kriminalbeamten, lebt sie in ihrer geliebten Heimatstadt. Nach eigener Aussage ist ihr Mann ihr persönlicher Held, und ihre inzwischen erwachsenen Söhne sind die wunderbarsten der ganzen Welt. Sie liebt das Schreiben und Spieleabende mit ihrer Familie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641293635
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.11.2023
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1962 Kbytes
Artikel-Nr.11382902
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Kapitel

Das Zimmer in der Pension von Elsbeth Kruse gefiel Lotte ausnehmend gut. Es war mindestens doppelt so groß wie die Dachkammer in Olgas Haus, in der sie die letzten zwei Monate zugebracht hatte. Alles war sauber und ordentlich und offenbar mit viel Liebe und Umsicht eingerichtet worden. Zudem gab es tatsächlich ein Waschbecken im Zimmer und ein Badezimmer mit Toilette auf dem Flur, so wie Olga es ihr versprochen hatte. Zum ersten Mal seit vielen Wochen fühlte sich Lotte fast glücklich.

»Falls du etwas nach deinem eigenen Geschmack verändern willst, habe ich nichts dagegen«, sagte Elsbeth Kruse, die neben ihr stand, während Olga unten am Küchentisch saß und auf sie wartete. »Na ja, die Möbel solltest du natürlich stehen lassen.« Sie lachte auf. Lotte hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die eine so dunkle Stimme hatte wie Elsbeth Kruse.

»Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Frau Kruse, aber ich finde das Zimmer ganz zauberhaft, so wie es ist.«

»Das freut mich sehr, aber die Frau Kruse lässt du gleich mal weg. Das mag ich gar nicht. Sag einfach Elsbeth zu mir. Wir wohnen jetzt zusammen, und da sollte es doch so entspannt wie nur möglich zugehen, nicht wahr, Herzchen?«

»Sehr gerne, Elsbeth.«

»Na, dann hätten wir das ja geklärt. So, und nun lass uns nach unten gehen und noch einen Kaffee mit Olga trinken.«

Sie setzten sich zu Olga an den Küchentisch, tranken Kaffee, plauderten und aßen ein paar selbst gebackene Haferkekse dazu. Lotte hielt sich zurück und hörte lieber zu, während sich die beiden älteren Frauen angeregt unterhielten. Kurz bevor Olga sich verabschiedete, bat sie Elsbeth noch einmal eindringlich darum, gut auf Lotte achtzugeben. Obwohl sie wusste, dass Olga es gut meinte, war die wiederholte Bitte Lotte ein wenig unangenehm.

»Du kannst dich auf mich verlassen, Olga«, versprach Elsbeth.

»Das weiß ich.« Sie wandte sich an Lotte. »Jeden Donnerstagvormittag gehe ich zu Tietz, um ein paar Besorgungen zu machen. Wir können uns dort, aber auch gerne im Alsterpavillon auf einen kleinen Plausch treffen, Lottchen.«

»Bei Tietz war ich noch nie. Ich habe schon viel von dem Warenhaus gehört und würde mir das gerne mal ansehen.«

»Oh, es ist großartig. Man bekommt alles, was das Herz begehrt. Sie haben auch wundervolle Stoffe, da werden dir die Augen übergehen, Lottchen.« Olga strahlte. »Ich würde vorschlagen, wir treffen uns dann Donnerstag um elf Uhr vor dem Eingang. Da du ja ab jetzt auf Arbeitssuche bist, warte ich dort eine Viertelstunde auf dich. Falls dir also irgendetwas dazwischenkommt, brauchst du dir keinerlei Gedanken zu machen. Eine Woche später werde ich wieder dort stehen.«

»Das klingt wunderbar.«

Olga tätschelte Lotte die Wange, nickte Elsbeth noch einmal zu und ließ sie dann in ihrem neuen Zuhause allein.

»Solange ich hier bin, helfe ich gerne ein bisschen im Haushalt«, sagte Lotte zu Elsbeth, nachdem Olga fort war und sie zusammen das Kaffeegeschirr neben das Spülbecken stellten.

»Das ist nett von dir, aber das brauchst du nicht.« Die ältere Frau lächelte. »Die kleinen Handgriffe nach dem Essen nehme ich gerne an, aber für alles andere habe ich ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das täglich herkommt.« Elsbeth füllte einen schweren Eisenkessel mit Wasser und stellte ihn auf die heiße Herdplatte. »Deine Wäsche kannst du ruhig mir geben. Ich kümmere mich darum. Mein Waschtag ist der Freitag. Zwischendurch wasche ich selten. Verhungern wirst du hier auch nicht, das kann ich dir schon mal versprechen. Wie wir es mit den Essenszeiten halten, wenn du arbeitest, können wir klären, wenn es so weit ist. Das nehme ich nicht so genau.«

»Aber ich bin doch nicht dein einziger Logiergast, oder etwa doch?«

Elsbeth schüttelte den Kopf. »Im Zimmer neben dir wohnt Paula Lüders. Sie ist in den Vierzigern und Lehrerin an einer Schule in Eimsbüttel. Üblicherweise geht sie sehr früh aus dem Haus und kommt erst abends heim. Hier nimmt sie nur ihr Frühstück ein. Nach der Schule unterrichtet sie nämlich noch in einem Kinderheim. Auch an den Wochenenden ist sie meistens dort. Paula wohnt schon seit über zwei Jahren bei mir, und es ist angenehm, sie im Haus zu haben. Sie ist immer freundlich und wirklich sehr gebildet. Ich denke, du wirst sie mögen.«

Elsbeth goss das heiße Wasser aus dem Kessel ins Spülbecken, gab dann etwas kaltes hinzu und begann das Kaffeegeschirr abzuwaschen.

»Früher habe ich auch noch das dritte Zimmer im zweiten Stock vermietet«, sagte sie. »Aber das spare ich mir jetzt und nutze das Zimmer selbst. Mit den zwei belegten Zimmern komme ich inzwischen ganz gut über die Runden.«

»Das Haus ist sehr schön«, bemerkte Lotte. Sie sah sich um. Über dem Griff des Ofens hingen zwei Geschirrtücher. Sie nahm sich eins davon, um die Tassen abzutrocknen.

Elsbeth nickte. »Ich habe es vor zehn Jahren von einer Tante geerbt. Sie war die ältere Schwester meiner Mutter und Witwe eines Richters, der ihr einiges hinterlassen hat. Ich wurde eher durch Zufall zur Erbin. Meine Tante und der Richter hatten nur einen Sohn, doch der ist im Krieg geblieben.« Sie sah von ihrer Arbeit auf und lächelte. »Nun ja, ich fühlte mich ihr verpflichtet und wollte das Beste aus dem Haus und dem Geld machen, das sie mir vererbt hat. So kam ich auf die Idee, mir mit dem Haus meinen Lebensunterhalt zu verdienen, damit auch auf lange Sicht etwas dabei rumkommt und das schöne Haus nicht verlottert.«

»Ja, das kann ich gut verstehen. Und das war sehr klug, Elsbeth.«

»Das sagte Olga damals auch. Das Geld habe ich zu einem großen Teil in die Renovierung gesteckt, und das hat sich ausgezahlt. Jedes der Gästezimmer hat ein eigenes Waschbecken, und auf dem Flur gibt es ein richtiges Badezimmer mit einem Boiler für warmes Wasser und ein Klosett. Das ist doch wundervoll, nicht wahr?«

Lotte fand es rührend, wie stolz Elsbeth auf ihr Haus und auf ihre Leistung war. Sie mochte die ältere Frau schon jetzt.

»Da kann ich nur zustimmen, Elsbeth. Und du hast dir viel Mühe gegeben, die Zimmer behaglich einzurichten. Das habe ich sofort bemerkt, als wir vorhin oben waren. Da steckt viel Liebe drin. Ich werde mich hier wohlfühlen, das weiß ich schon jetzt.«

Elsbeths Lächeln vertiefte die zahlreichen Fältchen um ihre Augen. »Noch etwas, Lotte ... Da Olga dich zu mir geschickt hat, fragst du dich vielleicht ... Also, was ich eigentlich sagen will ... ja, ich habe früher für Olga gearbeitet, aber nicht so, wie du vielleicht denkst. Ich war ihre Köchin.«

Lotte musste schmunzeln. »Weißt du, Elsbeth, ich habe in den vergangenen Wochen so viele Frauen kennengelernt, die für Olga arbeiten. Es ist noch gar nicht so lange her, da wusste ich noch nicht einmal, dass es Bordelle überhaupt gibt. Ich habe in der letzten Zeit viel gelernt, und meine wichtigste Lektion war, Menschen nicht vorschnell zu verurteilen für das, was sie tun oder tun müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Es ist nett, dass du mir das gesagt hast, aber es wäre nicht nötig gewesen.«

Zum ersten Mal seit Wochen schlief Lotte die ganze Nacht lang durch. Als sie erwachte, war es noch dunkel, doch sie fühlte sich herrlich ausgeruht und erfrischt. Einige Minuten lang blieb sie noch liegen. Sie kuschelte sich nahezu glückselig in die Wärme unter dem dicken Federbett und genoss den Duft der frisch gewaschenen Leinenbettwäsche. Doch dann raffte sie sich auf und öffnete einen Fensterflügel, um für einige Minuten die frische Herbstluft in ihr Zimmer zu lassen. Als sie schließlich fertig angezogen war und ihr Bett gemacht hatte, sah sie sich noch einmal in ihrem neuen Zuhause um. Es war wirklich ein gemütliches Zimmer, und es war keine höfliche Phrase gewesen, als sie Elsbeth versichert hatte, wie gut es ihr gefiel. Das hölzerne Bettgestell war schlicht und passte farblich zum Nachttisch und dem kleinen Kleiderschrank, der links vom Bett neben der schmalen Tür stand, die auf den Flur führte. Gegenüber gab es noch eine weiß getünchte Wäschekommode mit drei tiefen Schubladen, über der ein hübscher Spiegel hing. Nur einen Schritt davon entfernt war neben dem Fenster ein einzelner, sehr gemütlicher Sessel mit passender Fußbank platziert worden, und direkt daneben stand sogar ein kleines, gut bestücktes Bücherregal, an dem sie sich sicher bald bedienen würde. Der zarte Lavendelton im Blumenmuster des Sessels fand sich auch in der gesteppten Tagesdecke wieder, die über dem Bett lag. Das gefiel Lotte besonders gut.

Am Vorabend hatte sie nur das Nötigste aus ihrer Reisetasche genommen, doch nun packte sie auch den Rest aus. Es sah ganz danach aus, als würde noch sehr viel Platz im Kleiderschrank und in der Wäschekommode frei bleiben, aber damit hatte Lotte schon gerechnet. Sie besaß nicht viel. Da sie völlig mittellos nach Hamburg gekommen war, hatte Olga dafür Sorge getragen, dass sie zumindest drei schlichte Tageskleider, einen warmen Mantel, einen Wollschal sowie einen Grundstock an Wäsche bekam. Auch die Reisetasche hatte Olga ihr geschenkt.

Es wurde Zeit, dass sie endlich ihr eigenes Geld verdiente, dachte Lotte zum wiederholten Male, während sie ihre wenigen Habseligkeiten im Kleiderschrank und der Kommode verstaute.

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Elsbeth nahm sich Lotte eine der zwei Zeitungen vor, die auf dem Küchentisch lagen, schlug die Seite mit den Annoncen auf und schaute sie durch. Nur eine einzige Anzeige war passend für sie. Es handelte sich um ein Geschäft für Abendmoden ganz in der Nähe...

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Susanne Rubin ist eine waschechte »Hamburger Deern«. Zusammen mit ihrem Mann, einem pensionierten Kriminalbeamten, lebt sie in ihrer geliebten Heimatstadt. Nach eigener Aussage ist ihr Mann ihr persönlicher Held, und ihre inzwischen erwachsenen Söhne sind die wunderbarsten der ganzen Welt. Sie liebt das Schreiben und Spieleabende mit ihrer Familie.