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Das Hotel am Fuße des Vulkans

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.10.2023
Die Geschichte einer Außenseiterin auf dem Weg zu sich selbst
»Betrachten Sie die Liebe als einen Zustand der Gnade, nicht als Mittel zu irgendetwas, sondern (...) als etwas, das für sich steht.« (Gabriel García Márquez, Liebe in Zeiten der Cholera)
Nach einem Schicksalsschlag steht Irene am Tiefpunkt ihres Lebens. Spontan steigt sie in einen Bus ohne zu wissen, wohin er sie führt. Als sie schließlich in einem kleinen Dorf in Mittelamerika landet, quartiert sie sich in einem Hotel am Fuß eines Vulkans ein, wo sie sich zum ersten Mal nach einer langen Zeit zu Hause und geborgen fühlt. Es ist ein paradiesischer Ort, an dem die bunten, wunderschönen Vögel die Künstlerin Irene zum Malen inspirieren.
Durch unvorhergesehene Ereignisse wird ihr das Hotel übertragen. Anfangs noch skeptisch nimmt sie jedoch nach und nach die neue Aufgabe an. Es ist die Gemeinschaft im Hotel und auch dessen besondere Gäste, die ihr einen neuen Lebensinhalt geben. Doch wird sie jemals wieder glücklich sein? .
Der wunderschön und in schillernden Farben erzählte Roman berührt und lädt zum Staunen ein. Es ist ein hoffnungsfrohes Buch, das den Blick und die Liebe auf die kleinen und doch so wertvollen Dinge des Lebens richtet.

Joyce Maynard war Reporterin bei der New York Times und arbeitet noch heute als freie Journalistin für verschiedene große Magazine. Ihre Kolumnen und Artikel erscheinen in zahlreichen US-Zeitschriften. Mit ihren Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger schrieb sie einen internationalen Bestseller. Die Autorin ist Mutter dreier erwachsener Kinder und lebt in Kalifornien und Lake Atitlan, Guatemala.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDie Geschichte einer Außenseiterin auf dem Weg zu sich selbst
»Betrachten Sie die Liebe als einen Zustand der Gnade, nicht als Mittel zu irgendetwas, sondern (...) als etwas, das für sich steht.« (Gabriel García Márquez, Liebe in Zeiten der Cholera)
Nach einem Schicksalsschlag steht Irene am Tiefpunkt ihres Lebens. Spontan steigt sie in einen Bus ohne zu wissen, wohin er sie führt. Als sie schließlich in einem kleinen Dorf in Mittelamerika landet, quartiert sie sich in einem Hotel am Fuß eines Vulkans ein, wo sie sich zum ersten Mal nach einer langen Zeit zu Hause und geborgen fühlt. Es ist ein paradiesischer Ort, an dem die bunten, wunderschönen Vögel die Künstlerin Irene zum Malen inspirieren.
Durch unvorhergesehene Ereignisse wird ihr das Hotel übertragen. Anfangs noch skeptisch nimmt sie jedoch nach und nach die neue Aufgabe an. Es ist die Gemeinschaft im Hotel und auch dessen besondere Gäste, die ihr einen neuen Lebensinhalt geben. Doch wird sie jemals wieder glücklich sein? .
Der wunderschön und in schillernden Farben erzählte Roman berührt und lädt zum Staunen ein. Es ist ein hoffnungsfrohes Buch, das den Blick und die Liebe auf die kleinen und doch so wertvollen Dinge des Lebens richtet.

Joyce Maynard war Reporterin bei der New York Times und arbeitet noch heute als freie Journalistin für verschiedene große Magazine. Ihre Kolumnen und Artikel erscheinen in zahlreichen US-Zeitschriften. Mit ihren Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger schrieb sie einen internationalen Bestseller. Die Autorin ist Mutter dreier erwachsener Kinder und lebt in Kalifornien und Lake Atitlan, Guatemala.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641308704
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.10.2023
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3628 Kbytes
Artikel-Nr.11383076
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

1970. Fortan bist du Irene

Zwei Wochen vor meinem siebten Geburtstag hörten wir die Nachricht im Fernsehen. Meine Mutter war tot. Am nächsten Morgen sagte meine Großmutter, dass wir meinen Namen ändern würden.

Ich saß am Küchentisch - gelbes Resopal mit diamantförmigen Sprenkeln, eine Schachtel der allgegenwärtigen Marlboro Lights von meiner Großmutter, vor mir die Dose mit meinen Buntstiften aufgeklappt. Das Telefon klingelte andauernd, aber meine Großmutter ging nicht dran.

»Sollen sie doch alle zur Hölle fahren«, sagte sie. Sie klang wütend, aber nicht auf mich.

Komisch, woran man sich erinnert. Ich hielt meinen Stift ganz fest. Er war frisch gespitzt. Blau. Das Telefon klingelte weiter. Ich wollte den Hörer abnehmen, aber Grammy sagte Nein.

»Die Leute werden uns die Bude einrennen. Sie werden uns an den Pranger stellen. Es ist besser, wenn sie uns gar nicht erst damit in Verbindung bringen«, erklärte sie mir und griff nach einer Zigarette.

Was ist besser? Welcher Pranger und welche Verbindung? Was für Leute?

»Keiner darf erfahren, wer wir sind«, sagte Grammy. »Du kannst jetzt nicht mehr Joan sein.«

Ehrlich gesagt, hatte ich schon immer einen anderen Namen gewollt als den, den mir meine Mutter gegeben hatte. Sie hatte mich nach ihrer Lieblingssängerin genannt. (Baez, nicht Joni Mitchell, auch wenn sie beide mochte.) Ich bat sie immer, mich anders zu nennen. (Liesl, wegen einem der Kinder in The Sound of Music. Skipper, wegen Barbies kleiner Schwester. Tabitha aus Bewitched.)

»Kann ich Pamela heißen?«, fragte ich sie.

In der Schule gab es ein Mädchen, das so hieß und wunderschöne Haare hatte. Ich mochte ihren Pferdeschwanz.

So ginge das nicht, sagte Grammy. Meinen neuen Namen hatte sie schon ausgesucht. Irene.

Grammy hatte eine Freundin im Bridge-Klub, Alice, deren Enkelin so alt war wie ich. Ich hatte sie nur einmal getroffen. Irene. Sie war vor einer Weile gestorben (wahrscheinlich an Krebs, aber damals sprach niemand das Wort aus). Danach kam Alice nicht mehr zum Bridge-Klub.

Meine Großmutter sagte etwas, was ich nicht verstand: Man bräuchte ein Papier mit dem eigenen Namen drauf, wenn man zur Schule ging, um zu beweisen, dass es einen gab.

»Mich gibt es.«

»Ich kann´s dir nicht erklären, es ist zu kompliziert«, sagte sie. Wir müssten woanders hinziehen. Ich würde an eine andere Schule kommen. Sie würden mich ohne diese Papiere nicht in die erste Klasse aufnehmen. Sie hätte einen Plan, wie es gehen könnte. Sie hätte es in einer Folge von Colombo gesehen.

An jenem Nachmittag fuhren wir mit dem Bus zu einem großen Haus, in dem meine Großmutter eine Menge Formulare ausfüllte. Ich saß im Gang und malte. Als wir gingen, hatten wir meine neue Geburtsurkunde. »Es ist offiziell«, sagte sie. »Du bist jetzt Irene.«

Außerdem hatte ich einen neuen Geburtstag, denselben wie die tote Irene. Nun musste ich zwei Monate länger warten, bis ich sieben wurde. Das war nur eines von vielen Ereignissen, die mich damals verwirrten. »Frag nicht so viel«, sagte Grammy.

Auch meine Großmutter änderte ihren Namen: von Esther in Renata. Für mich blieb sie Grammy, das war also nicht weiter schwer. Bis ich im Kopf hatte, dass ich Irene und nicht mehr Joan war, dauerte es hingegen eine Weile. Ich übte gerade Schreibschrift. Mein »J« war schon ganz gut, und nun musste ich mit dem »I« wieder von vorn anfangen.

Ein Paket wurde geliefert. Darin waren Vinylschallplatten. Ich erkannte sie sofort. Sie waren von meiner Mutter. Auch die Handschrift auf dem Paket war ihre.

Ein paar Tage später kam die Umzugsfirma. Meine Großmutter hatte unsere ohnehin bescheidene Habe eingepackt. Nachdem sie die letzte Kiste herausgetragen hatten - meine Kullertränchenpuppe, ein paar Bücher, meine Chinaporzellantiersammlung, die Ukulele, die mir meine Mutter zum letzten Geburtstag geschenkt hatte und die ich nicht spielen konnte, die Buntstifte -, stand ich am Fenster und sah zu, wie die Männer den Wagen vollluden. Keiner hatte gesagt, wohin wir fuhren. Weg war das Einzige, was ich wusste.

»Siehst du den Mann mit dem Fotoapparat?«, fragte meine Großmutter und zeigte auf jemanden. »Deshalb müssen wir weg. Sie werden uns nie in Ruhe lassen.«

Wer?

»Die Paparazzi«, sagte sie. »Genau solche Leute haben Jackie Kennedy das Leben so schwer gemacht, dass sie am Ende diesen hässlichen alten Mann mit der Jacht geheiratet hat.«

Ich verstand gar nichts. Schon am Wochenende packten wir die Kisten in unserem neuen Zuhause aus, einer Einzimmerwohnung in Poughkeepsie im Bundesstaat New York, wo mein Onkel Mack, Grammys Bruder, lebte. Er nannte sie weiterhin Esther. Mich Irene zu nennen, fiel ihm dagegen nicht schwer, denn bis dahin hatte er mich erst zweimal gesehen. Am ersten Abend ließ er uns vom Chinesen Essen nach Hause kommen. Ich gab ihm den kleinen Zettel aus meinem Glückskeks zum Vorlesen.

»Die Nützlichkeit einer Tasse besteht in ihrer Leere.«

Auf dem Tisch lag ein Papierschirmchen. Auf zu, auf zu.

Grammy bekam Arbeit in einem Stoffladen. Da meine Mutter es im Jahr davor nicht zustande gebracht hatte, mich im Kindergarten anzumelden, schrieb mich Grammy in die erste Klasse der Clara-Barton-Grundschule ein. Danach fragte ich nur einmal nach meiner Mutter. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie besser nicht erwähnte.

Ein Begräbnis hatte nicht stattgefunden. Keiner kam, um uns zu sagen, wie leid es ihm tat, was passiert war. Wenn Grammy überhaupt Fotos von meiner Mutter hatte, bewahrte sie sie irgendwo auf, wo ich sie nicht finden konnte. Da ich kein Bild von ihr besaß, malte ich selbst eines und legte es mir unters Kopfkissen. Mit rosigen Wangen, blauen Augen, Herzmund. Und langen Locken wie bei einer Prinzessin.

Wenn die Kinder in der Schule fragten, warum ich bei meiner Großmutter lebte und meine Mutter nie da war, sagte ich, sie wäre eine berühmte Sängerin, ich dürfte aber nicht sagen, wer genau. Sie wäre auf Tournee mit ihrer Band und würde für einen Auftritt bei Hootenanny proben.

»Die Sendung gibt´s nicht mehr«, sagte jemand. Ein Junge, der Richie hieß und immer herumstänkerte.

»Ich meinte die Johnny Cash Show«, verbesserte ich mich. »Die bring ich immer durcheinander.«

Nach einer Weile ließ die Fragerei nach, aber ab und zu wollten immer noch Kinder wissen, wann sie zurückkäme. Und würde ich nach Hollywood ziehen? Konnte ich ihnen ein Autogramm besorgen?

»Sie hat sich die Hand gebrochen«, sagte ich. Die linke, aber sie war ja Linkshänderin. Ich fand, das machte die Lüge überzeugender.

»Ich wette, deine Mutter ist gar nicht wirklich berühmt«, sagte Richie. »Ich wette, sie ist echt doof, genau wie die Oma aus Beverly Hillbillies.«

»Meine Mutter ist sehr schön«, erklärte ich. Immerhin das stimmte.

Meine Mutter hatte glänzendes schwarzes Haar bis über die Taille, das ich gern bürstete. Sie hatte lange, elegante Finger (mit schmutzigen Fingernägeln), und sie war so dünn, dass ich ihre Rippen nachzeichnen konnte, wenn wir auf einem der vielen Campingplätze, auf denen wir früher haltmachten, zusammen auf einer Luftmatratze lagen. Am besten erinnerte ich mich an ihre Stimme - einen reinen, klaren Sopran. Ihr Gehör war so gut (für die Musik hatte sie einen viel besseren Instinkt als für Männer), dass sie die komplexeste Melodie in Moll ohne die Hilfe einer Gitarre halten konnte - auch wenn es ihr nie schwerzufallen schien, einen attraktiven bärtigen Folksänger mit Gitarre zu finden, der sie begleitete.

Die Leute verglichen sie mit Joan Baez, aber ihr Freund Daniel - mit dem sie bis einen Monat vor dem Unfall die meiste Zeit meiner ersten sechs Lebensjahre (mit Unterbrechungen) zusammen war - sagte, sie wäre eher wie Joans kleine Schwester Mimi Fariña. Die hübschere mit der sanfteren Stimme.

Sie sang immer für mich, spät abends im Auto oder im Zelt, wenn wir zusammen im Schlafsack lagen. Sie kannte die ganzen alten englischen Balladen - Lieder über einen eifersüchtigen Mann, der die geliebte Frau in den Fluss wirft, weil sie ihn nicht heiraten will, über eine gutherzige Frau, die einem Edelmann versprochen ist, während sie sich für einen Bürgerlichen entscheidet, nur um schlussendlich zu erfahren, dass er der reichste Mann im ganzen Land ist.

Sie sang mich jeden Abend in den Schlaf. Die Lieder waren wie Gutenachtgeschichten.

»Twas in the merry month of May, when green buds all were swellin´/ Sweet William on his death bed lay, For love of Barbara Allen.« (Es war der schöne Monat Mai, wenn grüne Knospen schwellen / Süß William da im Sterben lag, er liebte Barbara Allen.)

»Kann man denn wirklich sterben, weil man jemanden zu sehr liebt?«, fragte ich sie.

»Nur, wenn man ein echter Romantiker ist«, antwortete sie.

»Bist du eine echte Romantikerin?«

»Ja.«

Manche der Lieder, die meine Mutter für mich sang, lullten mich aber nicht in den Schlaf, sondern hielten mich eher wach.

»I´m going away to leave you, love. I´m going away for a while. But I´ll return to you sometime. If I go ten thousand miles.« (Ich gehe fort, mein Lieb. Ich gehe fort ein Weilchen. Doch komm ich irgendwann zurück. Auch nach zehntausend Meilen.)

Der erste Teil über das...

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