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Das Licht ungewöhnlicher Sterne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.01.2024
Einst war Shizuka Satomi ein Star, heute ist sie die gefragteste Geigenlehrerin der Welt. Wer bei ihr studiert, dem ist eine glänzende Karriere gewiss. Niemand ahnt, dass Shizuka einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat: Sieben Musikerseelen muss sie ihm bringen. Sechs davon hat sie bereits der Hölle übergeben. Nur mit der siebten will es nicht klappen, und langsam läuft Shizuka die Zeit davon. Als sie eines Tages das Geigenspiel der jungen Katrina hört, ist Shizuka sich sicher, die letzte Seele gefunden zu haben. Doch dann begegnet Shizuka der geheimnisvollen Lan Tran, die von geradezu außerirdischer Schönheit ist, und mit einem Mal werden all ihre Pläne über den Haufen geworfen. Es ist der Beginn eines mitreißenden Abenteuers voll Magie und Hoffnung. Eines Abenteuers, das zeigt, dass man für die Liebe manchmal ganze Sternensysteme überwinden muss ...

Ryka Aoki unterrichtet Englische Literatur am Santa Monica College und Gender Studies an der Antioch University. Für ihre Romane, Gedichte und Essays wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lambda Literary Award. Mit ihrem Science-Fiction-Roman »Das Licht ungewöhnlicher Sterne« begeisterte Ryka Aoki Tausende von Leser*innen, darunter so berühmte Namen wie T. J. Klune und Becky Chambers. »Das Licht ungewöhnlicher Sterne« war 2022 für den Hugo Award nominiert.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEinst war Shizuka Satomi ein Star, heute ist sie die gefragteste Geigenlehrerin der Welt. Wer bei ihr studiert, dem ist eine glänzende Karriere gewiss. Niemand ahnt, dass Shizuka einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat: Sieben Musikerseelen muss sie ihm bringen. Sechs davon hat sie bereits der Hölle übergeben. Nur mit der siebten will es nicht klappen, und langsam läuft Shizuka die Zeit davon. Als sie eines Tages das Geigenspiel der jungen Katrina hört, ist Shizuka sich sicher, die letzte Seele gefunden zu haben. Doch dann begegnet Shizuka der geheimnisvollen Lan Tran, die von geradezu außerirdischer Schönheit ist, und mit einem Mal werden all ihre Pläne über den Haufen geworfen. Es ist der Beginn eines mitreißenden Abenteuers voll Magie und Hoffnung. Eines Abenteuers, das zeigt, dass man für die Liebe manchmal ganze Sternensysteme überwinden muss ...

Ryka Aoki unterrichtet Englische Literatur am Santa Monica College und Gender Studies an der Antioch University. Für ihre Romane, Gedichte und Essays wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lambda Literary Award. Mit ihrem Science-Fiction-Roman »Das Licht ungewöhnlicher Sterne« begeisterte Ryka Aoki Tausende von Leser*innen, darunter so berühmte Namen wie T. J. Klune und Becky Chambers. »Das Licht ungewöhnlicher Sterne« war 2022 für den Hugo Award nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641310110
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.01.2024
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1634 Kbytes
Artikel-Nr.11383289
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Sechs Mal hatte Shizuka Satomi das Außergewöhnliche erschaffen. Sechsmal hatte sie einen aufstrebenden Musiker oder eine aufstrebende Musikerin ausgebildet, geformt und zu einem Star gemacht.

Noch erstaunlicher war, dass die meisten Lehrenden einen bestimmten Stil, einen unverkennbaren Klang bei ihren Schülern kultivierten - nur Satomi tat das nicht. Ihre Schülerinnen und Schüler waren abwechselnd eiskalt, zerstörerisch, zart, verzweifelt, atemberaubend sinnlich ...

Die lässige Regelmäßigkeit, mit der sie Genie um Genie herbeizauberte, war ungewöhnlich, fast schon übernatürlich. Kein Wunder, dass die Leute irgendwann angefangen hatten, sie die Königin der Hölle zu nennen.

Andererseits war es schon über zehn Jahre her, dass sie eine neue Schülerin angenommen hatte.

Und warum?

Manche glaubten, es liege an einem gebrochenen Herzen. Mit ihrem letzten Schüler, Yifeng Brian Zheng, war sie kurz vor dessen Tod in einem Café in Annecy gesehen worden. Sie hatten heiße Schokolade getrunken, Mille-feuille gegessen und miteinander gelacht. Der blendend aussehende junge Geiger hatte sich von jeder Bühne der Welt aus bei seiner Lehrerin bedankt und in einem Fernsehinterview behauptet, erst Shizuka Satomi habe ihm gezeigt, was Liebe wirklich bedeute.

Waren die beiden möglicherweise mehr gewesen als Lehrerin und Schüler?

Andere vermuteten den weit mondäneren Grund, dass Shizuka sich schlicht zur Ruhe gesetzt hatte. Die Königin der Hölle hatte Yifeng Zheng ausgebildet, vor ihm Kiana Choi, davor Sabrina Eisen und so weiter und so weiter. Sie hatte alles erreicht, was es zu erreichen gab, und kein Ziel konnte sie mehr locken.

Was auch immer der Grund für ihre Inaktivität sein mochte, von Jahr zu Jahr gingen immer mehr Leute davon aus, dass die Königin der Hölle nie wieder jemanden unterrichten würde.

Idioten.

Seit zehn Jahren war Shizuka Satomi auf der Suche und streckte ihre Fühler nach geeigneten Kandidaten aus: in Lausanne, danach in Salzburg, Sydney und jüngst in Tokio.

Für nichts und wieder nichts.

An Bewerbern hatte es nicht gemangelt. Musiker und Musikerinnen kamen und gaben ihr alles, was sie hatten, alles, was sie sich vorstellen konnten.

Als wäre das, was sie sich vorstellen konnten, auch nur annähernd genug.

Andere in Shizukas Umfeld, darunter auch Tremon Philippe persönlich, sagten, sie sei zu wählerisch, vielleicht sogar ungerecht. Während der letzten zehn Jahre musste doch sicherlich jemand Geeignetes dabei gewesen sein.

Natürlich waren welche dabei gewesen.

Ihre letzten sechs Schülerinnen und Schüler waren wie eine Perlenkette gewesen. Genie reihte sich an Genie, und doch war Shizuka von Mal zu Mal bewusster geworden, dass etwas nicht stimmte. Nein, dass etwas fehlte. Sie sah ihre Schüler aufsteigen und wieder fallen, sah sie erstrahlen und verbrennen und verspürte eine immer stärker werdende Sehnsucht nach einer Musik, die gerade außerhalb des menschlichen Hörvermögens lag, zum Verrücktwerden vertraut und doch unerreichbar.

Bis Shizuka diese Musik eines Tages in Tokio hörte.

Inmitten des Lärms von dreizehn Millionen Menschen, Ramen-Lokalen, Internetcafés, U-Bahnen und noch einmal doppelt so vielen Kirschblüten hörte sie, was bisher immer gefehlt hatte. Aber der Ursprung dieser Musik lag nicht in Tokio, sondern auf der anderen Seite des Ozeans.

Ausgerechnet dort, wo sie ihre Suche begonnen hatte.

Shizuka überholte einen unerträglich langsam fahrenden Lexus und fuhr auf den Huntington Drive.

Das San Gabriel Valley war ein bisschen wie ein asiatisch-amerikanisches Monopoly-Brett: Die Straßen der Arbeiterwohnviertel Rosemead, Monterey Park und El Monte waren von Kambodschanern, Chinesen, Vietnamesen, Laoten, Vietnam-Chinesen, ein paar Koreanern und sogar vereinzelten Japanern bevölkert. Im bürgerlichen Temple City, in San Gabriel und Alhambra bot sich das gleiche Bild. Auch in Boardwalk, Park Place, San Marino und Arcadia, durch das Shizuka gerade fuhr.

Als sie an dem Luxus-Einkaufszentrum an der Santa Anita Plaza vorbeikam, in dem man mit Trüffeln gefüllte Teigtaschen, Hello-Kitty-Latte und zweitausend Dollar teure chinesische Vogelnestsuppe kaufen konnte, merkte Shizuka, wie ihr Atem ein wenig schneller ging. Dann raste sie an der Santa-Anita-Rennbahn vorbei, wo es den schicken 626 Nachtmarkt gab, der Asiaten jeglicher Herkunft mit stinkendem Tofu, Bubble Tea, Taro-Makronen und internationalen Independent-Filmen lockte, bis sie endlich am Ziel war: der Xinhua Phoenix Hall.

Die Xinhua Phoenix Hall war das kleinere der zwei Gebäude auf dem Platz. Beide hatte der gefeierte chinesische Architekt An Wei entworfen, dazwischen erhob sich ein großer Brunnen in Form einer Teekanne, in deren Seite das vergoldete Schriftzeichen gemeißelt war.

stand für Ewigkeit, und genau so lange schien es Shizuka her zu sein, dass sie das letzte Mal so gespannt auf ein Vorspielen gewesen war. Sie wusste nicht, warum, aber sie war sich absolut sicher. Dass Tremon Philippe das Grohl-Mädchen erwähnt hatte, hatte sie nur noch in ihrer Gewissheit bestärkt.

Inzwischen konnte sie beinahe körperlich spüren, wie die Melodie sie anzog - die Zeitlosigkeit darin, die ihre anderen Schüler und Schülerinnen trotz aller Genialität bestenfalls gestreift, aber nie erreicht hatten.

Shizuka Satomi nahm einen tiefen Atemzug. Es gab keinen Grund zur Eile. Nicht für die Königin der Hölle. Sie überprüfte ein letztes Mal ihr Make-up und setzte ihre Sonnenbrille auf.

Hier würde sie ihre siebte und letzte Schülerin finden.

Die letzte Seele, die noch fehlte.

Und was gab es danach noch zu erreichen?

Alles!

Wer das Wort Geigenwettbewerb hört, stellt sich wahrscheinlich zuerst einmal die Bühne mit den nervösen Teilnehmern darauf vor. Aber im Foyer und auf den Fluren findet noch ein ganz anderer Wettbewerb statt.

Reisen nach Berlin werden erwähnt oder die Juilliard School. Die Menschen im Foyer haben keine Lehrer, sondern sie »studieren« bei jemandem, der meist nur mit Nachnamen genannt wird. »Sie studiert bei Korsakova«, heißt es dann. Unabhängig von Alter und Geschlecht und ganz egal, ob es sich um einen nationalen oder internationalen Wettbewerb handelt, geht es bei den mit den unterschiedlichsten Akzenten geführten Gesprächen im Grunde genommen nur um eine einzige Frage: Wer ist am wichtigsten und warum?

»Die Prinzessin schwingt das Zepter wie immer«, sagte Ellen Seidel aus Temple City zu Landon Fung von der Freiberg Music, die ebenfalls in Temple City war.

Besagte Prinzessin hieß mit bürgerlichem Namen Tamiko Giselle Grohl. Sie saß in einer Ecke und aß eine winzige Portion Kartoffelsalat mit Makkaroni. Inmitten all des nervösen Geschnatters sah sie beinahe entspannt aus, während sie ihre Noten durchging.

»Hast du es ihr gesagt?«, fragte Landon.

»Selbstverständlich. Aber ich habe ihr auch gesagt, dass sie nur per Internet zusehen wird.«

»Gut. Ich meine, warum sollte Shizuka Satomi eigens herkommen?«

Einige der Anwesenden hörten den Namen und reckten sogleich die Köpfe.

»Pst, nicht so laut!«

Landon nickte nervös. »V-Verzeihung.«

Natürlich würde Shizuka Satomi nicht extra herkommen. Ausgeschlossen. Ellen versuchte, sich ihre Aufregung darüber nicht anmerken zu lassen, dass die berühmteste Geigenlehrerin überhaupt das Vorspiel ihrer Schülerin, Tamiko Grohl, bei diesem Wettbewerb verfolgen würde.

Ellen Seidel war ebenfalls Geigenlehrerin, und das schon lange. Sie hatte verwöhnte Schüler unterrichtet, unaufmerksame, untalentierte und auch solche, deren Eltern der reinste Albtraum waren.

Doch dann kam Tamiko Giselle Grohl.

Zugegeben, das Mädchen war schwierig. Sie hatte Wutanfälle und benahm sich daneben. Aber sie übte wie eine Besessene, und sie war ein Wunderkind. Für Ellen Seidel war Tamiko der Lohn all ihrer Mühen, ein Zeichen Gottes.

Ellen betrachtete ihre Star-Schülerin. Tamiko war bereit für den nächsten Karriereschritt. Sie musste wachsen. Niemand lernte nur bei einer einzigen Lehrerin. Aber ganz egal, zu wem sie als Nächstes gehen mochte, Ellen würde immer ihre erste Lehrerin bleiben.

Die meisten vermuteten, dass Tamiko ans Konservatorium gehen würde, an die Kilbourne School vielleicht oder auch an die Juilliard. Das wäre nur logisch.

Aber Shizuka Satomi entzog sich jeder Logik. Ihr letzter Schüler war Yifeng Zheng gewesen. Davor hatte sie Kiana Choi unterrichtet und davor Sabrina Eisen. Jede Geigerin und jeder Geiger kannte diese Namen. Sie waren Stars gewesen und hatten die Preise und Auszeichnungen nur so abgeräumt.

Sollte Tamika in dieses Pantheon aufsteigen, würde sich Ellens Leben für immer verändern. Sie würde Shizuka und Tamiko nach Paris begleiten, nach Frankfurt, auf eine Asien-Tour mit vierzehn Stationen, während Ellens Schüler sehnsüchtig auf ihre Rückkehr warteten, damit sie ihre Weisheit mit ihnen teilte. »Ich studiere bei Seidel«, würden sie dann sagen.

All das rückte nun in den Bereich des Möglichen, weil Shizuka Tamikos Vorspiel verfolgte, wenn auch nur im Inter...

Plötzlich schnappte jemand laut nach Luft.

Langes schwarzes Haar. Blutrotes Kleid. Dieses zeitlose, kaum erkennbare Lächeln, wie ein Verrückter es vielleicht malen würde. Und natürlich die obligatorische Sonnenbrille.

Shizuka Satomi. Die Königin der...

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