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Die Erinnerungsfotografen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am02.08.2023
Was brauchen wir für ein geglücktes Leben? Auf jeden Fall die Linse, durch die es geglückt erscheint. Hinreißend herzerwärmend erzählt Sanaka Hiiragis Roman von der Schönheit des Lebens im Auge des Betrachters. Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen - ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.

Sanaka Hiiragi (????) wurde 1974 in der Präfektur Kagawa geboren und lebt heute in Tokio. Sie studierte in K?be Literaturwissenschaften und Japanisch als Fremdsprache. Sieben Jahre lang hat sie im Ausland Japanisch unterrichtet, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Ihr Debütroman The Marriage-Hunting Dream Team gewann den Konomy Hidden Gem Award. 2015 landete sie mit The Mystery of Yanaka's Retro Camera Shop einen großen Bestseller. Hiiragi liebt Kimonos, alte Fotoapparate und natürlich das Fotografieren selbst. Zuletzt erschien von ihr bei Hoffmann und Campe der Roman Die Erinnerungsfotografen (2023).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextWas brauchen wir für ein geglücktes Leben? Auf jeden Fall die Linse, durch die es geglückt erscheint. Hinreißend herzerwärmend erzählt Sanaka Hiiragis Roman von der Schönheit des Lebens im Auge des Betrachters. Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen - ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.

Sanaka Hiiragi (????) wurde 1974 in der Präfektur Kagawa geboren und lebt heute in Tokio. Sie studierte in K?be Literaturwissenschaften und Japanisch als Fremdsprache. Sieben Jahre lang hat sie im Ausland Japanisch unterrichtet, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Ihr Debütroman The Marriage-Hunting Dream Team gewann den Konomy Hidden Gem Award. 2015 landete sie mit The Mystery of Yanaka's Retro Camera Shop einen großen Bestseller. Hiiragi liebt Kimonos, alte Fotoapparate und natürlich das Fotografieren selbst. Zuletzt erschien von ihr bei Hoffmann und Campe der Roman Die Erinnerungsfotografen (2023).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455016178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.08.2023
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1120 Kbytes
Artikel-Nr.11413702
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteDie alte Dame und ihr BusDas Mäuschen und der HeldMitsuru und das letzte FotoÜber Sanaka HiiragiImpressummehr
Leseprobe

Die alte Dame und ihr Bus

Zeiger und Pendel der alten Wanduhr standen still. Hirasaka lauschte angestrengt. Aber im Fotoatelier herrschte eine Totenstille, die förmlich in den Ohren hallte. Seine Lederschuhe versanken weich im Flor des abgenutzten roten Teppichbodens. Er ging hinüber zum Tresen und berührte sanft das Enziansträußchen, um die Blüten neu zu arrangieren.

Die weit geöffnete Flügeltür am Ende des Flurs gab den Blick auf das Studio frei. In dem schwach beleuchteten Raum stand vor einem herabgelassenen Papierrollo ein einzelner prunkvoller Stuhl mit nur einer Armlehne. Davor war eine große Balgenkamera auf einem Stativ aufgestellt, beide aus robustem Holz gefertigt. Der Apparat schien viel zu wuchtig, um von einer einzelnen Person bewegt werden zu können, sehr zum Erstaunen von Hirasakas Besuchern, die immer wieder überraschte Kommentare über sein bemerkenswertes Aussehen abgaben, wie: »Mann, ist das ein schwerer Klotz.« Die Experten unter ihnen ließen sich zu fachmännischen Urteilen hinreißen - »Ja, ja, die gute alte Zeit. Das ist doch eine Anthony, wenn ich mich nicht irre« -, worauf meist eine ausgiebige Diskussion über Kameras folgte.

Draußen huschte eine Gestalt am Fenster vorbei. Eine Stimme, begleitet von einem energischen Klopfen an der Tür, ertönte: »Hallöchen, der Lieferdienst, eine Sendung für dich, Hirasaka-san!«

Hirasaka staunte über die Fähigkeit des Zustellers, trotz seiner immer gleichen Tätigkeit stets gut gelaunt zu sein. Er öffnete ihm die Tür. Draußen stand der junge Yama in der Uniform seiner Lieferfirma, auf dem Revers das Logo einer weißen Katze, daneben sein Namensschild. Die nach hinten geschobene Mütze gab seinen kahl geschorenen Kopf frei, der gut zu seinen gebräunten Armen passte.

Als Hirasaka die Größe des Pakets erblickte, das oben auf dem Stapel von Yamas Sackkarre lag, stockte ihm fast der Atem.

»Dein nächster Gast scheint eine reizende junge Dame zu sein«, schmunzelte Yama und hielt Hirasaka das Klemmbrett hin.

»Ha, wehe, wenn nicht!«

Hirasaka musste ebenfalls grinsen und quittierte den Empfang.

»Das Paket ist doch bestimmt viel zu schwer für dich, Hirasaka-san. Ich werde dir beim Tragen helfen. Ich habe schon lange nicht mehr solch eine Riesenlieferung gehabt. Das müssen die Fotos aus schätzungsweise hundert Jahren sein.«

Keuchend hievten die beiden Männer das große Paket auf den Empfangstresen. Hirasaka stieß einen hörbaren Seufzer aus, angesichts der Menge von Fotos, die da auf ihn warteten. Yama lachte kurz auf: »Willst du dich nicht mal langsam eines Besseren besinnen und den Job hier kündigen?«

»Ja, schon. Aber ein bisschen möchte ich noch durchhalten.«

»Du bist echt ein harter Brocken, Hirasaka«, sagte Yama und schob seine Mütze zurecht. »Ich muss auch wieder los, zu meiner nächsten Lieferung. Immer auf Achse. Da nehmen wir uns nichts. Aber zu Tode sollten wir uns nicht schuften.«

»Zu Tode schuften? Wir? Ich würde sagen, das ist das Einzige, worüber wir uns keine Sorgen machen müssen.«

Yama winkte kurz, nahm sein Klemmbrett unter den Arm und machte sich mit seiner Karre wieder auf den Weg. Hirasaka bereitete das Zimmer für Hatsue Yagi, seine nächste Besucherin, vor. Er hoffte, ihr mit geeigneten Fotos einen würdevollen Abschied bereiten zu können. Und vor allem wünschte er sich inständig, irgendwann der Person zu begegnen, die er suchte.

~

»Hatsue? Hatsue Yagi?«, rief eine Männerstimme.

Als sie ihren Namen hörte, schreckte die alte Dame hoch.

Wo war sie? Sie lag auf einem Sofa. Über ihr war eine unbekannte Zimmerdecke, und vor ihr stand ein Mann, der sie mit besorgter Miene ansah.

Hatte sie etwa einen Hitzschlag erlitten? Immerhin war es draußen ganz plötzlich sehr heiß geworden. Aber als sie versuchte, sich zu erinnern, was passiert sein könnte, schien ihr Gedächtnis ganz verschwommen, wie in einen Nebel gehüllt.

Mein Name ist Hatsue. Ich bin zweiundneunzig und wurde in Toshima, Tokio, geboren. Na bitte, dement bin ich noch nicht ... hoffentlich.

Leicht verängstigt starrte sie in das Gesicht des Mannes. Wenn er meinen Namen kennt, dann müsste er doch eine Art Bekannter sein. Aber wer mochte das sein ...? Na, vielleicht hat er meinen Namen ja auf einem meiner Gepäckstücke gefunden, während ich hier lag.

Während sie in ihren Erinnerungen kramte, versuchte sie sich vorsichtig auf dem Sofa aufzurichten, wobei sie den unteren Rücken schonte. Für jemanden, der gerade ohnmächtig geworden war, schien ihr Körper nicht in schlechtester Verfassung zu sein, befand sie.

Aber wer sollte das bloß sein? Selbst wenn sie auf der Straße unerwartet gegrüßt wurde, erinnerte sie sich stets zur Freude der Person an deren Namen: »Ach, Sie sind doch Herr oder Frau Soundso?« Auf diese Weise von einem Moment auf den anderen alt und senil zu werden, war schon niederschmetternd.

»Herzlich willkommen. Ich habe Sie erwartet!«, sagte der Mann.

Als sie auf sich selbst deutete, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich sie meinte, nickte er.

»Hatsue - so heißen Sie doch, oder?«

»Ja, schon ...«

Sie blickte zu ihm auf. Er trug ein graues Hemd mit Stehkragen, das ihm das Aussehen eines sanftmütigen Pfarrers oder Priesters verlieh. Sein Haar war ordentlich frisiert. Er wirkte freundlich, hatte jedoch auch etwas Rätselhaftes an sich. Seine Gesichtszüge waren nicht unbedingt attraktiv, aber auch nicht unansehnlich, eher unscheinbar, nicht sehr markant.

»Mein Name ist Hirasaka, und ich betreibe dieses Studio schon seit Längerem«, stellte er sich nun vor.

Wo ist denn eigentlich mein geliebter Spazierstock? Habe ich ihn etwa fallen lassen, als ich ohnmächtig wurde?

Als Hatsue sich im Zimmer umschaute, fing der Mann sofort an, die Räumlichkeiten zu beschreiben, um ihr offenbar die Umstände begreiflich zu machen.

»Gleich am Eingang links ist das Atelier. Fotos können aber auch im Innenhof gemacht werden. Auf der rechten Seite befinden sich dann der Empfangssalon und die Dunkelkammer. Kommen Sie, ich führe Sie kurz herum.«

Normalerweise pflegte Hatsue stets sofort nachzufragen, wenn sie etwas irritierte.

»Ich habe Sie erwartet« - was hat er damit gemeint? Was will dieser Inhaber des Fotostudios ausgerechnet von mir? Und wie bin ich überhaupt hierhergekommen? Ich kann mich an gar nichts erinnern.

»Hier entlang bitte«, dirigierte sie Hirasaka.

Sie hatte Fragen über Fragen, aber jetzt musste sie sich erst einmal aufrappeln. Es war lange her, dass sie ohne Krückstock unterwegs gewesen war. Sich am Sofa abstützend, fing sie an zu schlurfen. Seltsamerweise fühlte sie sich körperlich so wohl wie schon lange nicht mehr, die üblichen Kreuzschmerzen waren wie weggeblasen. Langsam wagte sie sich vorwärts und folgte Hirasaka, der ihr mit besorgter Miene den Arm anbot.

Der Salon, in den er sie geleitete, strahlte eine ruhige und gemütliche Atmosphäre aus. Das Ledersofa war zwar abgewetzt, aber glänzte wie frisch gewienert, und der altertümliche Holztisch war ebenfalls sehr reizvoll. Man merkte den Möbeln an, dass es sich nicht um protzige Antiquitäten handelte, sondern um geliebte Stücke, die ihr Besitzer gut pflegte. Für sein Alter hatte der junge Mann offenbar einen exzellenten Geschmack.

Durch das Fenster konnte sie in den Innenhof schauen, der von einem flackernden Lämpchen beleuchtet wurde. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie moosbewachsene Steinlaternen, einen Traubenkirschbaum und eine japanische Silberbirke, beides prächtige Gewächse. Die Szenerie würde eine vortreffliche Kulisse für eine Aufnahme im Kimono abgeben, dachte Hatsue.

In der einen Ecke des Salons stand eine Etagere mit einem elektrischen Wasserkocher, einem Vakuumkaffeebereiter, Tassen und anderem Geschirr. Hirasaka war offenbar ein Putzteufel, denn es war kein einziges Staubkörnchen darauf zu erkennen. Dann bemerkte sie den großen Karton auf dem Schreibtisch.

»Ich bringe Ihnen eine Tasse Tee«, sagte Hirasaka und drehte ihr den Rücken zu, um mit geübten Bewegungen die Kanne vorzubereiten. Hatsue beobachtete ihn und wagte nun die Frage zu stellen, die ihr schon die ganze Zeit über auf der Seele brannte.

»Äh ... Verzeihung ...«

Hirasaka wandte sich um.

»Darf ich Sie etwas fragen, auch wenn es komisch klingen mag?«

»Nur zu«, sagte Hirasaka und wartete, dass sie fortfuhr.

»Könnte es sein ... Wäre es möglich ... dass ich eventuell gestorben bin?«

Hirasakas Augen weiteten sich leicht, doch dann bestätigte er ihre Vermutung.

»Ja, gerade eben. Normalerweise würde ich jetzt die Situation erklären, aber hin und wieder kommt mein Gast auch von selbst drauf, so wie Sie jetzt.«

Hatsue hatte gemischte Gefühle: Einerseits war sie erleichtert über die Antwort, aber auch verwirrt und sogar ein wenig stolz, weil man sie für ihre Klugheit gelobt hatte. Der Tee war perfekt, weder zu stark noch zu schwach. Sie hätte gedacht, dass tot zu sein sich auch so anfühlen müsse - eben mehr tot. Und dass sie zum Beispiel ein dreieckiges Tuch als Kopfbedeckung tragen oder einen durchsichtigen Körper haben würde. Aber als sie ihre Beine anschaute, erschienen ihr diese ganz wie aus Fleisch und Blut. Auch die Wärmeempfindung beim Trinken und das Aroma des Tees waren unverändert.

Hirasaka setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber und behielt sie im Auge.

Hatsue geriet ins Grübeln.

»Ich habe mir immer vorgestellt, dass mich...
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Sanaka Hiiragi (¿¿¿¿) wurde 1974 in der Präfektur Kagawa geboren und lebt heute in Tokio. Sie studierte in Kobe Literaturwissenschaften und Japanisch als Fremdsprache. Sieben Jahre lang hat sie im Ausland Japanisch unterrichtet, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Ihr Debütroman The Marriage-Hunting Dream Team gewann den Konomy Hidden Gem Award. 2015 landete sie mit The Mystery of Yanaka's Retro Camera Shop einen großen Bestseller. Hiiragi liebt Kimonos, alte Fotoapparate und natürlich das Fotografieren selbst. Zuletzt erschien von ihr bei Hoffmann und Campe der Roman Die Erinnerungsfotografen (2023).