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Sobald ihr mich erkennt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am02.08.2023
Ein Frauenmord erschüttert Southampton. Für DCI Jonah Sheens und sein Team deutet alles auf einen Serienmörder hin. Tatsächlich gibt es bald eine weitere Tote. Das Team ermittelt unter Hochdruck. Derweil hat die alleinerziehende Mutter Aisling Cooley ganz eigene Sorgen: Ihre beiden Söhne verschweigen ihr etwas. Doch sie hat auch selbst ein dunkles Geheimnis. Als sie beschließt, ihr Leben aufzuräumen und ihren lange verschollenen Vater zu finden, führt eine DNA-Datenbank sie zu einem unerwarteten Match. Aber statt ihrem Vater sitzt ihr kurz darauf ein Kriminalbeamter gegenüber. Und der glaubt, dass entweder ihr Vater oder einer ihrer Söhne der Mörder ist.

Gytha Lodge ist eine britische Schriftstellerin und mehrfach ausgezeichnete Theaterautorin. Sie studierte Englische Literatur in Cambridge und Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Ihr Krimidebüt Bis ihr sie findet war international ein großer Erfolg und stand in Deutschland viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Ihre Krimiserie um Jonah Sheens erscheint weltweit in zwölf Ländern.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin Frauenmord erschüttert Southampton. Für DCI Jonah Sheens und sein Team deutet alles auf einen Serienmörder hin. Tatsächlich gibt es bald eine weitere Tote. Das Team ermittelt unter Hochdruck. Derweil hat die alleinerziehende Mutter Aisling Cooley ganz eigene Sorgen: Ihre beiden Söhne verschweigen ihr etwas. Doch sie hat auch selbst ein dunkles Geheimnis. Als sie beschließt, ihr Leben aufzuräumen und ihren lange verschollenen Vater zu finden, führt eine DNA-Datenbank sie zu einem unerwarteten Match. Aber statt ihrem Vater sitzt ihr kurz darauf ein Kriminalbeamter gegenüber. Und der glaubt, dass entweder ihr Vater oder einer ihrer Söhne der Mörder ist.

Gytha Lodge ist eine britische Schriftstellerin und mehrfach ausgezeichnete Theaterautorin. Sie studierte Englische Literatur in Cambridge und Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Ihr Krimidebüt Bis ihr sie findet war international ein großer Erfolg und stand in Deutschland viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Ihre Krimiserie um Jonah Sheens erscheint weltweit in zwölf Ländern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455016222
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.08.2023
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1468 Kbytes
Artikel-Nr.11413704
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteFür BenjiSilvesterTeil Eins1.2.3.4.5.6.7.8.9.10.11.12.13.14.15.16.17.18.19.20.21.22.23.24.25.26.27.28.29.30.31.32.33.34.35.36.37.38.Teil Zwei39.40.41.42.43.44.45.46.47.48.49.50.51.52.53.54.55.56.57.58.59.60.61.62.63.64.65.66.67.68.69.70.71.72.73.74.75.76.DanksagungAnmerkung der AutorinBiographienmehr
Leseprobe

Silvester

Lindsay lachte - lachte wirklich, aus vollem Herzen - zum ersten Mal seit Monaten. Vielleicht sogar seit Jahren.

So etwas machte sie sonst nie. Der Wagen. Der Mann. Der berauschte Flug durch die vollen Straßen.

Sie war seit Jahrzehnten nicht mehr an Silvester ausgegangen. Seit Peter nicht mehr. Und selbst das nur am Anfang. Das Jahr, in dem sie sich auf einer Party kennengelernt hatten, zu der weder sie noch er hatten kommen wollen. Und die drei oder vier Jahre danach, in denen sie sich dem anderen zuliebe gezwungen hatten, das Haus zu verlassen, während ein Babysitter auf das Kind aufpasste, das sie nicht geplant hatten, jedoch beide vergötterten.

Irgendwann hatten sie sich gestanden, dass der Küchentisch und eine Partie Risiko ihnen reizvoller erschienen als Feuerwerk und Massengedrängel. Und von da an waren sie zu Hause geblieben, mit Dylan, der immer bettelte, bis Mitternacht mit ihnen aufbleiben zu dürfen, und sie bestürmte, die Twister-Matte auszupacken oder zu Pink Floyd herumzutanzen, um wenigstens ein bisschen zu feiern.

Und dann, nach dem langsamen Verfall und schließlich dem endgültigen Verlust von Peter sowie Dylans Wegzug zum Studium nach Dublin, war Lindsay meistens allein gewesen. Mit noch nicht einmal vierzig war ihr nichts geblieben, außer, das neue Jahr mit einem Puzzle und dem Fernseher einzuläuten, und mit sehr viel mehr Wein, als sie es gewohnt war. Es war jedes Jahr das Gleiche gewesen: eine Flut von Erinnerungen an jenen ersten Abend, als sie aufgeregt darauf gehofft hatte, dass Peter sie um Mitternacht küssen würde, und die tiefe Trauer darüber, dass sie ein weiteres neues Jahr ohne ihn begann.

Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn Dylan in besuchbarer Nähe leben würde. Aber er hatte seine Traumfrau gefunden und beschlossen, in Dublin ein neues Leben anzufangen. Deshalb war Silvester für Lindsay bis zu diesem Tag immer von schmerzhafter Einsamkeit erfüllt gewesen.

Sie wusste nicht genau, was sich heute Abend verändert hatte. In jedem anderen Jahr hätte der Wein sie längst ausgeknockt, und sie läge mittlerweile in besinnungslosem Tiefschlaf. Sie würde nicht in einem fremden Wagen sitzen und mit einem Mann, den sie kaum kannte, irgendwohin fahren, um sich das Feuerwerk anzuschauen.

Sie warf ihm einen Blick zu, diesem anderen Mann, der anfangs ebenso zögerlich gewesen war wie sie. Ein Mann, der offensichtlich genauso hoffnungsvoll, aber auch genauso ängstlich war wie sie.

Sie betrachtete seine attraktiven Gesichtszüge, während er den großen Wagen an einer Gruppe von Feiernden vorbeisteuerte, die vom Bürgersteig auf die Straße drängten. Sie hatte das Gefühl, dass bei alldem eine Art Vorsehung am Werk war.

Bis zur Abenddämmerung hatte sie eine längere anstrengende Wanderung unternommen, die sie ermüdet, aber auch irgendwie belebt hatte. Sie hatte geduscht, war im Bademantel in die Küche gegangen, um sich ein Glas Wein einzuschenken, und hatte festgestellt, dass ihr der Wein ausgegangen war. Und es hatte sich richtig angefühlt, an diesem Abend ihren schicksten schwarzen Pullover, Jeans und die Stiefel mit den Absätzen überzustreifen, die sie nur selten trug, um zu dem Weinladen in der South Parade zu gehen.

Wegen dieser Entscheidungen war sie ihm sozusagen direkt in die Arme gelaufen. Ihr Weg hatte seinen gekreuzt und seiner den ihren. Und sie hatte keinen Zweifel, dass es so hatte geschehen sollen. Sie sollte an einem anderen Silvesterabend einen anderen Mann treffen, an einem anderen Ort, den sie eigentlich gar nicht hatte aufsuchen wollen, und beide würden sie erkennbare Außenseiter sein. Offensichtlich Seelenverwandte.

Lindsay wusste nicht genau, wohin sie fuhren, doch das bereitete ihr keine Sorgen. Er kenne die Stelle mit der allerbesten Aussicht, hatte er ihr erklärt, voller Begeisterung, dieses Wissen mit ihr zu teilen. Sie glaubte ihm.

Eine Woge von Freude und Vertrauen erfasste sie. Freude darüber, dass sie endlich wieder die gleiche Wärme und Bereitschaft in sich spürte wie damals bei Peter. Eine heiße Erregung tief aus dem Bauch. Das Gefühl, einem anderen die Kontrolle überlassen zu wollen.

»Hier«, sagte er, als er an einer provisorischen roten Ampel stoppte. Er hielt ihr eine kleine Thermosflasche hin, die sie lächelnd entgegennahm und, ohne nachzudenken, ansetzte.

»Spiced Rum mit Apfelsaft«, sagte er. »Ist das okay?«

»Unbedingt«, antwortete sie. Der Rum war stark, aber auf angenehme, wohltuende Weise. Sie spürte, wie die Wärme sich in ihrem Bauch ausbreitete und das Hochgefühl, das sich den ganzen Abend in ihr aufgebaut hatte, behaglich abpolsterte.

Sie blickte aus dem Wagen auf den Trubel draußen. Menschen Mitte zwanzig, die sich auf Bürgersteigen drängten, aus Dosen tranken und sich nicht unterhielten, sondern gegenseitig anschrien. An jedem anderen Abend wäre sie genervt gewesen, hätte sich vielleicht sogar bedroht gefühlt. Aber heute war sie Teil des ausgelassenen Ganzen. Sie prostete den Feiernden mit der Thermosflasche zu und trank einen großen Schluck.

Der Mann grinste. »Vielleicht gönn ich mir gleich auch einen. Wenn es okay für dich ist, dass wir zwischendurch anhalten, damit ich eine Weile nicht fahren muss.«

»Klar«, sagte sie, ohne zu zögern, und das war wieder nicht die Lindsay, die in den letzten Jahren immer neue Ausreden erfunden hatte, um allein zu sein. Das war die Lindsay ihres früheren Lebens. Vielleicht sogar eine noch kühnere Version.

Er nahm die Hand vom Schaltknüppel und drückte sanft ihre Finger, als die Ampel gerade auf Grün sprang. Sie ließen das bunte Treiben hinter sich und erreichten die Umgehungsstraße. Als sie an erleuchteten Häusern vorbeiflogen, herrschte kaum noch Verkehr. Nur ihr Wagen und ein Fahrzeug vor ihnen.

Es war nicht mehr lange bis Mitternacht, und alle, die sich nicht in den Pubs drängten, waren auf Partys oder Sofas, an Flussufern oder in Gärten versammelt.

Sie dachte, dass sie Dylan eine Nachricht schicken sollte, bevor die Mobilfunknetze überlastet waren. Ihr Sohn würde jede Andeutung, er sei sentimental, weit von sich weisen, doch er würde es bestimmt erwähnen, wenn er heute Nacht keine Nachricht von ihr bekam.

Sie zog ihr Handy aus der Jeanstasche und stellte fest, dass sie erstaunliche Schwierigkeiten hatte, sich auf das Display zu konzentrieren. Darüber musste sie lachen.

»Gott, ich kann kaum noch lesen«, sagte sie.

»Rufst du jemanden an?«, fragte er locker, ohne Eifersucht.

»Ich schick bloß Dylan eine Nachricht.«

Sie blickte zu ihm, sah, dass er lächelte, und war froh, als er sagte: »Ich würde ihn gerne irgendwann kennenlernen.«

»Ihr würdet euch super verstehen«, sagte sie. »Du bist genau sein Typ Mensch.«

Und dann konzentrierte sie sich ein paar Minuten lang auf das Display und schrieb mühsam:

Frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr habt alle viel Spaß.

Sie scrollte eine Weile, bis sie ein paar Feier-Emojis fand. Sie waren nicht in ihrer »Häufig benutzt«-Liste gespeichert. Das würde sie ändern, nahm sich Lindsay vor. Sie würde wieder ein begeisterungsfähiger, glücklicher, feierfreudiger Mensch werden. Sie hatte nie an Neujahrsvorsätze geglaubt, doch jetzt fasste sie einen.

Dann schaltete sie das Handy entschlossen aus. Für den Rest des Abends würde es um sie und ihn gehen und um sonst nichts. Sie konnte sich auch am nächsten Morgen noch mit Dylan austauschen.

Als sie wieder aufblickte, hatten sie die Stadt verlassen und fuhren eine dunkle Allee entlang. Sie blinzelte desorientiert aus dem Fenster, bis sie eine Kreuzung erkannte. Sie waren schon in Ashurst. Hatte sie wirklich so lange gebraucht, um die Nachricht zu schreiben?

In einer sanften Kurve rutschte Lindsays Handy von ihrem Schoß in einen Spalt zwischen Sitz und Mittelkonsole.

»Mist.«

»Was ist?«

»Mein Handy ist â¦« Sie wedelte mit den Händen, die sich anfühlten, als wären sie nur lose mit ihrem Körper verbunden. Mein Gott, war sie betrunken.

Sie beugte sich vor, um ihr Telefon zu suchen, als er gerade den Arm hob, um nachzusehen, sodass ihr Kopf hart gegen seinen Ellbogen prallte.

»Autsch«, sagte er.

Lindsay musste unwillkürlich lachen. »Sorry.«

»Nicht du solltest dich entschuldigen, sondern ich.« Er bewegte vorsichtig seinen Arm und sah sie an. »Das muss doch wehgetan haben. Alles in Ordnung?«

»Mir geht es gut«, erwiderte sie grinsend. »Ich spür gar nichts.«

»Gut«, sagte er und schüttelte verhalten den Kopf, als er wieder auf die Straße blickte. »Du bist offensichtlich härter im Nehmen als ich.«

Sie tastete erneut nach dem Telefon, berührte es mit den Fingerspitzen, konnte es jedoch nicht greifen, sondern stieß es nur noch weiter nach hinten, bis es im Fond des Wagens außer Reichweite war.

»Sorry. Warte kurz.«

Um sich mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen, zog sie an ihrem Sicherheitsgurt und wandte sich auf ihrem Sitz halb um. Sie verdrehte ihren Arm und konnte das Handy gerade erreichen.

In dieser verrenkten Haltung fiel ihr Blick auf die Gegenstände, die im Rückraum verstaut waren und ihr zunächst bedeutungslos erschienen: ordentliche Bündel Brennholz, aus denen ein Scheit hervorragte, und ein Benzinkanister. Einfach irgendwelche Sachen. Sachen, wie Menschen sie manchmal in ihrem Wagen transportierten.

Aber dann erinnerte sie sich an eine Frau, einen Mord und einen Scheiterhaufen. Eine einsame Frau Mitte vierzig, deren Foto überall im Netz und in den Zeitungen aufgetaucht war. Eine Frau, die Lindsay schmerzhaft an sich selbst erinnert hatte. Eine Frau, deren Mörder...
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