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Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am30.11.2023Auflage
Berührende Schicksale und dunkle Geheimnisse im Hamburg der Kaiserzeit Hamburg im Herbst 1911: Bei ihrer Arbeit am Hamburger Hafen wird die Ärztin Anne Fitzpatrick zunehmend mit Süchtigen konfrontiert. Sie beginnt, nach den Hintermännern zu suchen, als plötzlich ihre Freundin Ju entführt und Anne erpresst wird. Für sie beginnt ein Rennen gegen die Zeit um Jus Leben. Zusätzlich ist Kommissar Berthold Rheydt mit eigenen Problemen konfrontiert: Er glaubt, seine Frau Elisabeth, die mutmaßlich verstorben ist, gesehen zu haben. Eigentlich wollte er Helene heiraten, nun platzt der Hochzeitstermin. Die engagierte Lehrerin Helene merkt unterdessen, dass sie auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Wer will ihr Schaden zufügen? Und wer hat es auf Anne abgesehen? Lassen Sie den Alltag hinter sich und tauchen Sie ein in die Kaiserzeit Hamburgs und in das Leben einer außergewöhnlichen Frau. *Einzigartige Ausstattung mit besonderer Goldprägung* Das große Lesevergnügen geht weiter: Band 1: Die Hafenärztin. Ein Leben für Freiheit der Frauen, Januar 2022 Band 2: Die Hafenärztin. Ein Leben für das Lachen der Kinder, Mai 2022 Band 3: Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe, November 2022 Band 4: Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen, Dezember 2023

Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextBerührende Schicksale und dunkle Geheimnisse im Hamburg der Kaiserzeit Hamburg im Herbst 1911: Bei ihrer Arbeit am Hamburger Hafen wird die Ärztin Anne Fitzpatrick zunehmend mit Süchtigen konfrontiert. Sie beginnt, nach den Hintermännern zu suchen, als plötzlich ihre Freundin Ju entführt und Anne erpresst wird. Für sie beginnt ein Rennen gegen die Zeit um Jus Leben. Zusätzlich ist Kommissar Berthold Rheydt mit eigenen Problemen konfrontiert: Er glaubt, seine Frau Elisabeth, die mutmaßlich verstorben ist, gesehen zu haben. Eigentlich wollte er Helene heiraten, nun platzt der Hochzeitstermin. Die engagierte Lehrerin Helene merkt unterdessen, dass sie auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Wer will ihr Schaden zufügen? Und wer hat es auf Anne abgesehen? Lassen Sie den Alltag hinter sich und tauchen Sie ein in die Kaiserzeit Hamburgs und in das Leben einer außergewöhnlichen Frau. *Einzigartige Ausstattung mit besonderer Goldprägung* Das große Lesevergnügen geht weiter: Band 1: Die Hafenärztin. Ein Leben für Freiheit der Frauen, Januar 2022 Band 2: Die Hafenärztin. Ein Leben für das Lachen der Kinder, Mai 2022 Band 3: Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe, November 2022 Band 4: Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen, Dezember 2023

Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843730594
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.11.2023
AuflageAuflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3337 Kbytes
Artikel-Nr.11420919
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

     
1.

Sie stand an die Tür gelehnt. Der Kopf war leicht zur Seite geneigt, ihre Stirn lag am Türrahmen, das Gesicht gezeichnet von der Erschöpfung des Lebens. Ihre Haare in einem wirren Knoten zusammengerafft, die Kleider ordentlich, aber der Geruch, der ihnen entströmte, ließ darauf schließen, dass sie länger nicht gewaschen worden waren.

Klara Herrmann wirkte, als wollte sie nur eine kleine Pause machen. Kurz innehalten, bevor sie zu Mann und Kindern zurückkehrte, zur schmutzigen Wäsche, zu der Graupensuppe, die sie seit Wochen täglich auf den Tisch stellte, weil zu anderem das Geld nicht reichte. Zu den schmutzigen, nie gebohnerten Böden, zu den ungemachten Betten und den Schlägen ihres Mannes.

Doktor Anne van der Zwaan blickte vom Treppenabsatz nach oben, dorthin, wo die Frau, die sie von der Armenspeisung des Frauenhauses kannte, stand, und sie wusste, dass sie zu spät gekommen war. Es war nichts mehr zu machen, die Totenstarre hatte die erschöpfte Frau ereilt. Im Stehen. Der Tod hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, gnädig abzuwarten, bis Klara Herrmann die Tür aufgesperrt hatte, durch den Flur gewankt und in eines der Betten gesunken war.

Sie musste die ganze Nacht hindurch getrunken haben. Dass die Leichenstarre so schnell einsetzte, kam selten vor, nur nach extrem hohem Alkoholgenuss oder nach der Einwirkung stumpfer Gewalt.

Beides war möglich, beides hatte die junge Frau, die ein paar Stufen über ihr stand, zur Genüge gekannt. Klara war keine dreißig Jahre alt geworden, aber ihr Körper und auch ihr Gesicht waren wie von einer alten Frau. Oft genug hatte Anne Prellungen und Brüche verarztet. Hatte gesehen, wie die Frau des Dockarbeiters ihre Kinder schon am frühen Morgen in der Paulstraße abgeliefert hatte, die Alkoholfahne umgab sie wie ein stinkender Kokon. Dann war Klara weitergezogen, durch die düsteren Kneipen des Verbrecherviertels, durch den Langen Heinrich oder den Munteren Hering, den Schleusenkrug und andere Kaschemmen. Hatte für ein Bier die Röcke gehoben und war irgendwann in einem Fleet oder Straßengraben erwacht.

»Was hat die Mama?«

Anne drehte sich um. Käthchen stand hinter ihr und sah sie an, mit diesen klugen und wachsamen Kinderaugen. Unschuld und Wissen im Blick.

»Lauf und sag dem Schupo, er soll kommen«, gab Anne ihr zur Antwort, unfähig, dem Mädchen die Wahrheit zu sagen. Die Position der Toten war so ungewöhnlich - selbst wenn sie eines natürlichen Todes gestorben war, wovon Anne ausging, wollte sie auf der sicheren Seite sein und die Polizei benachrichtigen.

Die Kleine nickte und machte kehrt, lief auf nackten Sohlen die zwei Stockwerke hinunter. Oktober, dachte Anne, während sie das Kind beobachtete, wie es im raschen Lauf den Hof überquerte, es ist Mitte Oktober, und das Kind trägt keine Schuhe.

Anne seufzte und stieg mit schweren Beinen die wenigen Treppenstufen zu der Toten empor. Sie überprüfte routiniert die Temperatur, warf einen Blick auf die Augäpfel, tastete den Körper vorsichtig nach äußeren Verletzungen ab, aber sie konnte weder Anzeichen von Vergiftung noch der Einwirkung stumpfer Gewalt feststellen. Klara Herrmann war mit Ende zwanzig an ihrem harten Leben elend zugrunde gegangen. Eine Leberzirrhose, ein Herz, das aufgehört hatte zu schlagen, ein Körper, der zu erschöpft war, um weiterzumachen. Die genaue Todesursache würde nur eine Autopsie feststellen können, aber wer würde die Mühe auf sich nehmen? Wozu? Wer, außer ihren vier Kindern, trauerte dieser armen Frau nach? Sie war eine von vielen, die in der großen Hafenstadt krepierten, ihr Mann würde kein Geld für eine anständige Beerdigung haben, und es hätte auch keinen Sinn, es ihm zuzustecken - er würde es in die nächste Kneipe tragen und versaufen.

Schwere Schritte waren zu hören - konnte das wirklich schon der Schupo sein? Doch als Anne sich nach ihm umdrehte, sah sie einen völlig Fremden die Treppe hochkommen. Der Mann beachtete sie nicht, drängte sich neben sie und die stehende Tote.

»Aus dem Weg, Weiber«, knurrte er und klopfte ungeduldig an die Tür der Herrmanns.

Anne war sprachlos. Konnte es sein, dass dieser Grobian nicht einmal bemerkte, dass er neben einer Toten stand? Er hatte weder sie noch Klara eines Blickes gewürdigt, stattdessen brüllte er nun durch die geschlossene Tür.

»Pavel, fauler Sack! Komm sofort raus, Arbeit ruft!«

»Haben Sie keinen Funken Anstand im Leib?« Anne war außer sich. »Gar keinen Respekt vor dem Tod?«

Jetzt erst warf ihr der Mann einen Blick zu. Er hatte die Augenbrauen grimmig zusammengezogen und schien nicht zu verstehen, wovon sie sprach. Dann wanderten seine Augen zu der Toten an der Tür, während von innen aus der Wohnung ein deutliches Rumpeln zu vernehmen war.

»Was denn«, sagte er, »die steht doch. Die Säuferin.«

»Sie steht, ja. Aber sie lebt nicht mehr. Ich möchte Sie also bitten, mich meine Arbeit machen zu lassen«, Anne zeigte auf die geöffnete Arzttasche zu ihren Füßen. »Und der Mann wird heute wohl kaum zur Arbeit kommen.«

Just in dem Moment öffnete sich die Wohnungstür, und Pavel, Klaras Ehemann, lugte durch den geöffneten Spalt. Saurer Geruch strömte aus dem Inneren der ärmlichen Wohnung heraus. Ungewaschene Körper, Ausscheidungen, Alkohol und schlechtes Essen - Anne schien es, als röchen alle Arbeiterquartiere nach demselben Parfüm. Pavel Herrmann hatte getrunken, er warf einen irritierten Blick auf seine tote Frau, dann auf Anne. Diese hielt Klara Herrmann fest, um zu verhindern, dass deren Körper in die Wohnung kippte.

Der Grobian neben ihr forderte Pavel auf, ihm ohne Verzögerung zur Arbeit zu folgen, von der toten Frau ließ er sich nicht davon abhalten. Pavel nuschelte eine Entschuldigung in Annes Richtung, blickte noch ein letztes Mal Klara an - und verließ dann die Wohnung. Knallte die Tür hinter sich zu und folgte dem anderen Mann. Fassungslos blickte Anne den beiden hinterher.

Ob er überhaupt verstanden hatte, dass seine Ehefrau die halbe Nacht tot vor der Tür gestanden hatte? Anne schätzte, dass Klaras Tod vor sechs, maximal acht Stunden eingetreten war. Wie viele Menschen waren in der Zwischenzeit an ihr vorbei durch das Treppenhaus gegangen? Konnte es sein, dass niemand etwas unternommen oder sie gefragt hatte, ob sie Hilfe brauche?

Anne war durch die Äußerung einer Bekannten von Klara stutzig geworden, die erzählte, dass Klara Herrmann seit Stunden vor ihrer Wohnungstür stehe, der Mann habe sie ausgesperrt. Wieder einmal.

Anne hatte beschlossen, nach dem Rechten zu sehen, sie kannte die Familie seit Langem. Vorgefunden hatte sie die Tote.

Der Mann, der statt des Schupos - warum nur brauchte dieser so lange? - durch das Treppenhaus gekommen war, zerrte Pavel hinter sich die Treppen hinunter, ungeachtet der Tatsache, dass dessen Frau soeben verstorben war und vier kleine Kinder zurückließ.

»Hören Sie!«, rief Anne ihm hinterher. »Lassen Sie den Mann in Frieden, er muss sich um seine Kinder kümmern!«

Aber Pavel Herrmann sah mit blutunterlaufenen Augen zu ihr zurück. »Schon gut, Frau Doktor, muss zur Schicht.« Dann stolperte er hinter dem Grobian her und blickte nicht zurück.

»Sieht man auch nicht alle Tage«, murmelte Willy Brenner, der neben Anne auf der halben Etage stand und dem Assistenten des Physikus zusah, wie dieser die Tote behutsam in eine waagerechte Position brachte.

Romuald Schleicher sah kurz auf und nickte Brenner zu. »In der Tat«, sagte er fröhlich. »Das ist mal was fürs Lehrbuch. Am liebsten würde ich die ganze medizinische Fakultät herbitten, sich das anzusehen.« Er strahlte über das ganze Gesicht. »So ein Tod hat Seltenheitswert! Es ist mir eine Ehre, dass ich das erleben darf.«

Dann wandte er sich wieder der Leiche zu, gab den beiden Helfern genaue Anweisungen, wie diese die Tote einzupacken und zu transportieren hatten. Schleicher, der Physikus Bäuerlein nicht nur assistierte, sondern seit geraumer Zeit immer häufiger vertrat, schien über das Ableben Klara Herrmanns hocherfreut.

Anne und Willy Brenner warfen sich einen befremdeten Blick zu. Die Leichenbeschauer hatten einen mehr als morbiden Humor. Anne würde nie verstehen, was der Reiz daran war, sich nur mit Toten zu beschäftigen, anstatt Lebende zu heilen. Andererseits war sie froh über den Eifer des jungen Mediziners, vielleicht war er bereit, sich aus purem Interesse mit den Gründen des Ablebens von Klara Herrmann zu beschäftigen. Dem jungen Mann eilte der Ruf voraus, sehr viel genauer hinzuschauen als sein Vorgesetzter und obendrein mit den allerneuesten Methoden der Forensik vertraut zu sein.

»Werden Sie sie obduzieren?«, erkundigte sie sich.

»Auf jeden Fall! Das lasse ich mir nicht entgehen, selbst wenn kein Verbrechen vorzuliegen scheint. Aber so einen Fall hatte ich noch nie. Ein Tod im Stehen, das ist so ungewöhnlich, dass ich der Ursache auf den Grund gehen will.« Schleicher kam die Treppe herunter und zog seinen Hut, als er vor Anne stand. »Wenn Sie möchten,...
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Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.