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Geliebte Sachen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
260 Seiten
Deutsch
Dörlemann eBookerschienen am05.04.2023
Der Schrank ist voll, die Hälfte kaputt und beim Gang zum überquellenden Altkleidercontainer ist das einzig Nachhaltige das schlechte Gewissen. Gar nicht so einfach, Mode und Umwelt unter einen Hut zu bringen, oder? Ganz im Gegenteil! Die Designerin und Aktivistin Orsola de Castro zeigt, wie Mode und Nachhaltigkeit sich bestens ergänzen, und gibt praktische Tipps zu Auswahl und Pflege einer zeitlos schönen Garderobe, die viele Jahre Freude macht. Mit gründlichen Recherchen in der Bekleidungsindustrie führt de Castro außerdem die verborgenen Kosten scheinbar günstiger Mode vor Augen und zeigt mit ihrer persönlichen Geschichte auf sympathisch undogmatische Art, wie die Welt (trotz gelegentlicher Fehltritte) jeden Tag ein bisschen besser werden kann - im eigenen Kleiderschrank.

ORSOLA DE CASTRO, geboren in Rom, setzt sich seit vielen Jahren als Designerin und Aktivistin für nachhaltige Mode ein. Sie betreibt seit über 20 Jahren Upcycling und war 2013 Mitbegründerin der gemeinnützigen »Fashion Revolution«, der weltweit größten Bewegung von Modeaktivisten. Sie berät Designer, Modehäuser und Politiker, zu ihren Fans zählen Liv Tyler und Nicole Kidman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDer Schrank ist voll, die Hälfte kaputt und beim Gang zum überquellenden Altkleidercontainer ist das einzig Nachhaltige das schlechte Gewissen. Gar nicht so einfach, Mode und Umwelt unter einen Hut zu bringen, oder? Ganz im Gegenteil! Die Designerin und Aktivistin Orsola de Castro zeigt, wie Mode und Nachhaltigkeit sich bestens ergänzen, und gibt praktische Tipps zu Auswahl und Pflege einer zeitlos schönen Garderobe, die viele Jahre Freude macht. Mit gründlichen Recherchen in der Bekleidungsindustrie führt de Castro außerdem die verborgenen Kosten scheinbar günstiger Mode vor Augen und zeigt mit ihrer persönlichen Geschichte auf sympathisch undogmatische Art, wie die Welt (trotz gelegentlicher Fehltritte) jeden Tag ein bisschen besser werden kann - im eigenen Kleiderschrank.

ORSOLA DE CASTRO, geboren in Rom, setzt sich seit vielen Jahren als Designerin und Aktivistin für nachhaltige Mode ein. Sie betreibt seit über 20 Jahren Upcycling und war 2013 Mitbegründerin der gemeinnützigen »Fashion Revolution«, der weltweit größten Bewegung von Modeaktivisten. Sie berät Designer, Modehäuser und Politiker, zu ihren Fans zählen Liv Tyler und Nicole Kidman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038207993
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum05.04.2023
Seiten260 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5627 Kbytes
Artikel-Nr.11421190
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


- 1 -
Flicken ist eine Frage der Einstellung

Kleidung berührt uns alle. Wir interessieren uns vielleicht nicht alle für Mode, aber wir kommen nicht umhin, uns anzuziehen. Das bedeutet, dass wir jedes Mal, wenn wir in unseren Kleiderschrank schauen und uns fragen, was wir anziehen sollen, eine Entscheidung treffen, die sich positiv oder negativ auswirken kann.

Die globale Modeindustrie produziert weit über 100 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr (Schuhe, Taschen und andere Accessoires nicht mitgerechnet), die aus Materialien unklarer Herkunft von oft unzureichend bezahlten Arbeitskräften in unzusammenhängenden, ineffizienten, undurchsichtigen, oft nicht nachhaltigen und ausbeuterischen Lieferketten hergestellt werden, um unsere scheinbar unersättliche »Verbrauchernachfrage« zu befriedigen.

Tonnen und Abertonnen von Kleidungsstücken gelangen in die Läden und Lagerhäuser und verlassen diese unverkauft (weil es zu viele waren), um weiß Gott wohin zu gehen, verbrannt zu werden oder in einen anderen Kreislauf des Überflusses zu gelangen.

Je weniger wir über die von uns gekauften Kleidungsstücke wissen, desto weniger bauen wir eine emotionale Bindung zu ihnen auf und desto leichter ist es, sie loszuwerden - ausrangierte Gegenstände, die wir einst begehrten, aber nicht schätzten.

Die Versorgungskette der Mode ist kein weit entferntes Land, sondern wir alle sind ein Teil davon, sobald wir uns für einen Kauf entscheiden. Unsere Verantwortung beschränkt sich nicht darauf, sicherzustellen, dass die Dinge, die wir kaufen, ethisch und nachhaltig hergestellt werden, sondern auch darauf, dass sie ethisch und nachhaltig entsorgt werden - und das bedeutet, dass wir Kleidung so lange wie möglich behalten und unsere Kleiderschränke als Ausgangspunkt und nicht als Endstation betrachten.

Wir können nicht einfach weiter kaufen und wegwerfen in der Hoffnung, dass irgendwann alles in einem großen, geschlossenen, recycelten Regenbogen verschwindet. Aber wir können immer noch konsumieren - richtig »verbrauchen«, vom lateinischen consumere, was »durch Gebrauch zerstören oder verbrauchen« bedeutet - und damit auch wieder tragen, reparieren und verwenden.
»Ich entscheide mich fürs Behalten.«

Die Tatsache, dass Massenproduktion, Massenkonsum und beschleunigte Entsorgung unseren Planeten und unsere Kultur zerstören, wird von den wenigsten Menschen bezweifelt. Und doch ist es so schwer, das in unserem mit Dingen vollgestopften Alltagsleben zu ändern: Dinge, die wir nicht brauchen, Dinge, die wir vielleicht nicht einmal wirklich wollen, Dinge, die Luxus und keine Annehmlichkeiten sein sollten, denn Dinge, die dauerhaft sind, sollten sorgfältig überlegt werden.

Und machen Sie sich nichts vor: Die Dinge, die wir kaufen und mit denen wir uns umgeben, sind wirklich dauerhaft in dem Sinne, dass sie nicht dazu bestimmt sind, sich zu zersetzen oder biologisch abzubauen oder sich in etwas anderes zu verwandeln, sobald ihre erste Funktion erfüllt ist. Alles andere in der Natur tut das, auch wir.

Antoine Delavoisier, der als Vater der modernen Chemie gilt, sagte, dass in der Natur nichts geschaffen und nichts zerstört wird, sondern alles umgewandelt wird. Unsere Kleidung geht durch uns hindurch und lebt noch lange weiter, nachdem wir sie weggeworfen haben, denn es gibt kein »weg«. Abgesehen von dem geringen Prozentsatz an Fasern, die in andere Fasern zurückverwandelt werden (1% laut der Ellen MacArthur Foundation), ist alles, was Sie jemals besessen und weggeworfen haben, immer noch da, in der einen oder anderen Form: Entweder bereichert es das Leben eines anderen, denn der Abfall des einen kann die Goldgrube des anderen sein, oder aber es vergiftet eine Mülldeponie in der Nähe Ihres Hauses oder in der Nähe des Hauses eines anderen Menschen.

Instandhaltung ist ein Wort, das wir nicht mehr mit Kleidung in Verbindung bringen, aber es liegt im Kern des Problems und ist ein Weg, einen Teil der Lösung zu finden, ein Weg, um das Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Entsorgung wiederherzustellen. Sicher, die Reparatur eines Wertgegenstandes und das Flicken des Saums eines 2,99£ teuren Boho-Minirocks liegen gefühlsmäßig weit auseinander, aber im Moment ist es die Einstellung, die zählt. Wir sollten den Wert eines Kleidungsstücks nicht an seinem Preisschild messen, sondern an dem Zweck, den es in unserem Leben erfüllt. Wir sollten es haben, weil wir es lieben, und weil wir es lieben, sollten wir es für immer behalten wollen, es zerlieben und zu Tode tragen.

Die einzige Möglichkeit, dem Wegwerfkonsum entgegenzuwirken, besteht darin, etwas zu behalten. Alles um uns herum sagt, wir sollen es wegwerfen, also sollten wir uns der Herausforderung stellen und es behalten. Selbst wenn es mich mehr kostet, etwas zu reparieren, als es neu zu kaufen, entscheide ich mich dafür, es zu behalten.
Wie sind wir hierhergekommen?

Die Geschichte der schlecht gefertigten Gegenstände ist bekannt: Sie begann in den 1920er-Jahren in den USA mit General Motors, um den Autokauf anzukurbeln. Ursprünglich sollte die Produktion (und damit die Zahl der Arbeitsplätze) durch gezielte Manipulationen am Design eines Produkts gesteigert werden, damit es schneller kaputtgeht.

Dieses System wird »geplante Obsoleszenz« genannt (obwohl der ursprüngliche Begriff, von seinem Erfinder Alfred P. Sloan Jr. geprägt, »dynamische Obsoleszenz« lautete), und es hat sich inzwischen auf fast alles, was wir kaufen, ausgeweitet - die Dinge sind nicht für die Ewigkeit gemacht, und es gibt immer mehr rechtliche oder logistische Schlupflöcher, die uns aktiv daran hindern, unsere Konsumgüter selbstständig zu reparieren, wenn sie einmal kaputt sind, wie jeder, der ein defektes iPhone oder eine undichte Waschmaschine besitzt, nur zu gut weiß. Man kann nicht einfach jemanden aus der Nachbarschaft bitten, etwas zu reparieren, denn es ist nicht dafür konzipiert, zerlegt zu werden - nur zugelassene Techniker sind dazu in der Lage. Und warum?

Die monopolisierende, zwanghafte und nicht integrative Natur dieses Geschäftsmodells, das direkt für unsere derzeitige billige Massenproduktion und die daraus resultierende Krise des Hyperkonsums verantwortlich ist, verweigert den örtlichen Gemeinschaften menschenwürdige Arbeit. Reparieren, Handwerken und Herstellen werden nicht mehr als würdige, lebensfähige Berufe angesehen, was wiederum unsere handwerklichen Kompetenzen verringert, weil sie schlicht nicht mehr in den Schulen unterrichtet werden.

Der Verlust von Fähigkeiten, an denen wir seit Jahrtausenden gefeilt haben, ist nicht nur ein trauriger kultureller Verlust, sondern hat auch andere Auswirkungen, so wie jeder Verlust für das gesamte Ökosystem. Viel von dem Geschick, das ein Chirurg braucht - Präzision, eine ruhige Hand, Nadelarbeit, genaues Schneiden, Transplantation -, ist dem nicht unähnlich, was man für Handarbeiten braucht - Präzision, eine ruhige Hand, Nadelarbeit, schneiden, falten. Wenn wir weiterhin Generationen heranziehen, die mit der Hand kaum mehr tun können, als im Internet zu scrollen, werden wir mit Spitzendeckchen und fragwürdigen Holzarbeiten leben müssen.

»Diese ethische Mode , diese nachhaltige Mode , die dem entspricht, was Mode wirklich ist, die aus der Leidenschaft entsteht, aus dem Können, der Überlieferung, Kunstfertigkeit und Kühnheit - ist die eigentliche Mode. Alles andere ist es nicht.«
Warum flicken?

»Pflege« und »Fürsorge« sind Worte, die mit allem, was wir tun, in Verbindung gebracht werden sollten, auch wenn wir dafür einen Umweg gehen oder unsere Komfortzone verlassen müssen. Einige der Lösungen sind bloße Gesten -, vergessene, alltägliche, einfache Gesten -, und deshalb ist es so wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, sie neu zu lernen.

Flicken zum Beispiel: Das ist wirklich nicht so schwierig. Natürlich gibt es jede Menge Ausreden, warum es gerade nicht passt, aber es ist eine kleine Handlung, die Sie auf eine große Reise führt.

Nehmen wir einen kaputten Reißverschluss. In den vielen Jahren, in denen ich schon in Secondhandläden stöbere, habe ich Hunderte von einwandfreien Kleidungsstücken gesehen, die nur wegen eines kaputten Reißverschlusses weggegeben wurden. Wozu Zeit und Geld für die Reparatur aufwenden, wenn es doch billiger, schneller und viel praktischer ist, ein neues Teil mit einem funktionierenden Reißverschluss zu kaufen? Aber können wir bitte innehalten und darüber nachdenken, was wir eigentlich tun, wenn wir einen kaputten Reißverschluss aufgeben? Und was passiert, wenn wir uns stattdessen dazu entscheiden, ihn zu flicken?

Der kaputte Reißverschluss und der Stoff, der ihn umgibt, landen entweder im hinteren Teil des Kleiderschranks (die durchschnittliche britische Frau hortet unbenutzte Kleidung im Wert von 285 Pfund - das entspricht 30 Milliarden Pfund an unnützen Einkäufen im ganzen Land) oder wird kurzerhand weggeworfen, obwohl 95% von dem, was wir wegwerfen, recycelt oder wiederverwertet werden könnte.

Das Teil, durch das Sie es ersetzen, wurde wahrscheinlich von einer Frau (80% der Arbeiterinnen sind junge Frauen) unter bestenfalls ausbeuterischen Bedingungen hergestellt (denn keine der gängigen Marken, die wir in unseren Geschäften sehen, zahlt ihren Beschäftigten einen menschenwürdigen, existenzsichernden Lohn) und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlichen. Beim Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik in Bangladesch im Jahr 2013 kamen 1138 Bekleidungsarbeiterinnen ums Leben, über 2500 wurden verletzt - die tödlichste...

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Autor

ORSOLA DE CASTRO, geboren in Rom, setzt sich seit vielen Jahren als Designerin und Aktivistin für nachhaltige Mode ein. Sie betreibt seit über 20 Jahren Upcycling und war 2013 Mitbegründerin der gemeinnützigen »Fashion Revolution«, der weltweit größten Bewegung von Modeaktivisten. Sie berät Designer, Modehäuser und Politiker, zu ihren Fans zählen Liv Tyler und Nicole Kidman.
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de Castro, Orsola
Weitere Artikel von
Bergmann, Natascha
Übersetzung