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Wolfslichter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am27.07.20231. Auflage
»?Wolfslichter? ist eine Synthese aus allem, was die Literatur am besten kann.« Skånska Dagbladet In der Stille des Neujahrsmorgens sichtet Ulf, Jagdleiter in Hälsingland, einen Wolf. Stolz streift der Einzelgänger, der kürzlich eine Ricke gerissen hat, durch das verschneite Moor. Doch dem Jagenden droht selbst Gefahr: Zwei Wölfe dürfen in der Provinz geschossen werden, und so wahrt Ulf das Geheimnis ihrer Begegnung. Während seine Frau Inga den in Gedanken an das Tier verlorenen Mann liebevoll drängt, nochmals seine Jagdtagebücher durchzulesen, eskaliert Ulfs Konflikt mit den jüngeren Kameraden. Denn die sind nur auf Blut und Trophäen aus. Ein feinsinniges und packendes, großes Alterswerk! »Ekmans Roman ist wie eine schillernde Wolke. In ständiger Wandlung erzählt er vom Altern, von einer Begegnung, die die Weltanschauung eines Menschen verändert, von der Macht der Erinnerung und der Vorbereitung auf den Tod.« Dagens Nyheter »Ein aufschlussreicher Roman über den Konflikt zwischen uns Menschen und der Welt, in der wir leben. Eine melancholische, sehr berührende Geschichte.« Aftonbladet Ausgezeichnet mit dem Natur & Kultur Kulturpreis 2023 Shortlist des Nordic Council Literature Prize 2022

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext»?Wolfslichter? ist eine Synthese aus allem, was die Literatur am besten kann.« Skånska Dagbladet In der Stille des Neujahrsmorgens sichtet Ulf, Jagdleiter in Hälsingland, einen Wolf. Stolz streift der Einzelgänger, der kürzlich eine Ricke gerissen hat, durch das verschneite Moor. Doch dem Jagenden droht selbst Gefahr: Zwei Wölfe dürfen in der Provinz geschossen werden, und so wahrt Ulf das Geheimnis ihrer Begegnung. Während seine Frau Inga den in Gedanken an das Tier verlorenen Mann liebevoll drängt, nochmals seine Jagdtagebücher durchzulesen, eskaliert Ulfs Konflikt mit den jüngeren Kameraden. Denn die sind nur auf Blut und Trophäen aus. Ein feinsinniges und packendes, großes Alterswerk! »Ekmans Roman ist wie eine schillernde Wolke. In ständiger Wandlung erzählt er vom Altern, von einer Begegnung, die die Weltanschauung eines Menschen verändert, von der Macht der Erinnerung und der Vorbereitung auf den Tod.« Dagens Nyheter »Ein aufschlussreicher Roman über den Konflikt zwischen uns Menschen und der Welt, in der wir leben. Eine melancholische, sehr berührende Geschichte.« Aftonbladet Ausgezeichnet mit dem Natur & Kultur Kulturpreis 2023 Shortlist des Nordic Council Literature Prize 2022

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492605502
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7222 Kbytes
Artikel-Nr.11431254
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

Es war kalt. Noch kaum Tageslicht. Nur eine leise Ahnung. Der Stutzen lag nach wie vor auf der Bank auf der anderen Seite des Tisches. Ungeladen. Warum, weiß ich nicht. Es kommt halt so. Nicht bei allen, das ist mir klar. Die meisten wollen schießen, solang der Zeigefinger den Abzug drücken kann. Solang das Glied sich aufrichtet, lebt und tötet man.

Ich hatte schon viele getötet. Vielleicht sollte es jetzt genug sein. Kasper hatte achtundzwanzig Elche zum Schuss gestellt. Natürlich nicht alle nur für mich. Wurde die Beute aber von einem anderen Ansitz aus erlegt, ließ er den Schützen nicht an sie heran, sondern zog die Lefzen hoch und fletschte die Zähne. Kam der Schütze näher, versteifte er sich und knurrte. Sobald er auf dem Wild stand und schon an dessen Decke zerrte, ließ er nur noch sein Herrchen heran. So war Kasper.

Trissa war nicht schlechter. Allerdings war sie lange meine einzige Hündin, haben sie doch den Nachteil, im Herbst läufig zu werden. Ich kann mich nicht an alle ihre Elche erinnern. Es sind nur die Besonderen, die man in Erinnerung behält. Die Hunde aber kann ich aufzählen, da lässt mich das Gedächtnis nicht im Stich.

Justus, Bång, Reppen und Blix gehörten eigentlich Vater. Skott war mein erster eigener, und mit ihm habe ich damals die kleine Schrotflinte bekommen. Wie hatte ich darauf gewartet, dass es Herbst wurde und der Welpe groß genug war, um Hasen zu spüren! Skott muss im Februar geboren worden sein, ich war damals gerade zwölf Jahre alt. Wir jagten gut zusammen, Skott und ich. Er sah im Wesentlichen wie ein Drever aus, obwohl auch ein Dackel in ihm steckte. Es muss aber noch etwas anderes beteiligt gewesen sein, denn seine Ohren standen aufrecht und kippten an der Spitze nach vorn. Mutter sagte immer, er habe so schöne, lustige Ohren.

Er wollte andauernd jagen. Quetschte sich in Baue, obwohl er dafür zu groß war. Einmal blieb er stecken, und wir versuchten, ihn auszugraben. Der Fuchs stob davon, wir erhaschten noch einen Blick auf ihn, und Vater fluchte. Die haben ja immer ihre Nebenausgänge. Skott dagegen saß fest. Wir gruben nach ihm, drangen aber nicht bis zu ihm vor, und als wir im Dunkeln nach Hause gingen, heulte ich fast. Heulte im Übrigen tatsächlich, ging hinter Vater her und wischte mir mit dem Ärmel über die Wangen.

Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf und ging zu dem Bau. Und nach der Schule wieder. Dann schwänzte ich zwei Tage. Lag am Eingang des Baus und rief Skott zu, er solle nicht aufgeben, und grub. Vater kam mit der Brechstange und einem größeren Spaten, wir gruben Tag um Tag, trafen aber nie auf die richtige Stelle.

Schließlich kam er heraus. Nach vier Tagen drückte er sich durch dasselbe Loch, aus dem der Fuchs entwischt war. Hatte sich hinausgehungert. Er war durstig und schlapp, und Vater trug ihn nach Hause. Mutter stellte ihm den Trinknapf mit ein paar Tropfen Wasser hin. »Immer nur ein kleines bisschen!«, sagte sie. Ebenso das Fressen. Sie fürchtete, er würde sich den Magen verderben.

 

Ich trank meinen Kaffee, den Blick ständig auf das Moor und den Waldrand gerichtet. Immerhin gab es in dem alten Wohnwagen einen zweiflammigen Gaskocher und ein zischendes Gasheizsystem. Sonst hätte ich nicht dort sitzen können. Als ich jünger war, fror ich in der Deckung mit nichts als Fichtenreisern unterm Arsch. Damals gab es ja noch keine Daunenjacken. Großvaters alter Kutschpelz war gar nicht so dumm, aber schwer mitzuschleppen.

Als ich mit Anton Pettersons Wohnwagen nach Hause gekommen war, hatte Inga schallend gelacht. Der sehe aus wie eine Prinzesstorte, sagte sie. Anton hatte ihn grün gestrichen, um den Schimmel zu kaschieren, der sich in großen Flecken ausgebreitet hatte. Der Wagen war klein und hatte wie früher üblich ein rundes Dach; er hat mir stets gute Dienste geleistet. Ich habe ihn zu einem meiner Jagen hinaufgebracht und in der Nähe des Moors, nicht weit vom Abfuhrweg entfernt, auf einem Stück festem Boden abgestellt. Von diesem Wagen aus habe ich den großen Keiler gesehen, den ich Schwarzen Teufel nenne. Obwohl es ja heißt, dass es so weit im Norden keine Wildschweine gebe. Auch Rehe habe ich gesehen. Vorige Woche zogen, vorsichtig auf dem Harsch trippelnd, vier Stück übers Moor. Noch ist nicht sicher, dass sie den ärgsten Winter überleben.

Es geschah am Neujahrsmorgen. Eigentlich hätte ich zu Hause bleiben und Inga bei den Vorbereitungen helfen sollen. Ich hatte am zweiten Januar einen runden Geburtstag, und das Haus würde voller Leute sein. Doch ich war um fünf aufgestanden und hatte mir Proviant, die Büchse und das Fernglas bereitgelegt. Meinte, durchaus ein paar Stunden dort oben in der Stille sitzen zu können. Als ich ankam, war es noch immer dunkel. Gegen die Kälte ist der Wagen ja nur eine kleine Schale, weshalb es drinnen bitterkalt war. Zenta rollte sich dicht neben meinen Beinen zusammen. Ich wollte mir schon eine Decke über die Schultern legen, doch da zeigte sich überm Wald der erste Schimmer Tageslicht. Weil es eine Weile dauert, bis es im Wagen warm wird, konnte ich noch die Skier nehmen und nach Fährten Ausschau halten. Zenta durfte drinnen bleiben. Sie lag auf dem alten Schaffell, und ich breitete zudem die Decke über sie. Wir hatten die Abschussquote für Elchkälber noch nicht ausgeschöpft, sodass ich sie immer noch holen könnte, wenn ich auf eine Fährte träfe, und sie darauf ansetzen. Aber wollte ich das überhaupt?

Es ist verdammt seltsam, nicht zu wissen, was man will.

 

Draußen glitten die Skier leicht und leise durch den Neuschnee der Nacht. Am Rand des Moors stieß ich auf eine Fährte. Allerdings nicht die eines Elchs. Vorsichtig fuhr ich näher heran.

So groß! Das war mein erster Gedanke. Schließlich war es schon lange sehr kalt, weshalb es keine Hundespur sein konnte, die bei Tauwetter zerschmolzen und größer geworden war. Mit einer Zündholzschachtel nahm ich an der Spur Maß. Zwei Schachtellängen. Ergibt zehn Zentimeter. Es war die Hinterpranke.

Ein Wolf.

Als ich der Fährte folgte, sah ich, dass der Schnee sie ein Stück weiter zwischen den Bäumen besser bewahrt hatte. Da und dort waren in den Trittsiegeln deutlich die langen, kräftigen Krallen zu erkennen. Die Vorderpranke war etwas größer als zwei Schachteln. Es musste ein großer Rüde sein. Manchmal hatte er still dagesessen. Dort zeichneten sich tief der Hinterleib und die Pranken ab. Später wurde die Spur undeutlich und zertrampelt, und es sah aus, als hätte er eine gute Weile gelegen. Die Kälte bereitete ihm ja keine Probleme, so dicht, wie sein Fell mit den glatten Grannenhaaren über der Unterwolle jetzt sein musste.

Aus seinem Körperabdruck sprach Ruhe. Der Wolf hatte lange gerastet und gewusst, dass er hier nicht behelligt wurde. Den Wohnwagen hatte er selbstverständlich schon oft gesehen, falls dies denn ein Ort war, den er regelmäßig aufsuchte. Von einem Sammelplatz konnte nicht die Rede sein, weil nur er hier umhergestreift war. Für ein jagendes Rudel war schließlich gar nicht die richtige Zeit, um an einer Stelle zusammenzukommen, die auch die Welpen wiederfanden.

Dass er gerastet hatte, hätte mir etwas sagen müssen. Dennoch war ich überrascht, als ich den Kadaver entdeckte, ja geradezu aufgeregt. An den Schleifspuren im Schnee des vereisten Moors erkannte ich, dass die Beute unter die Fichten hier gezogen worden war. Was für ein vorsichtiger Jäger! Er stellte sich zum Fressen nicht draußen ins Moor, wo er zu sehen gewesen wäre.

Als ich die Schleifspur zurückverfolgte, kam ich zu der Stelle, an der er gerissen hatte. Dort machte ich Fährten von Klauen und grobe Trittsiegel von Pranken aus. Der Schnee war aufgewühlt und mit Haarbüscheln und Blut durchsetzt. Zwischen den Büscheln graubrauner Rehdecke fand ich ein langes, gelbgraues Haar mit schwarzer Spitze. Lang und starr, wie es war, stammte es sicherlich von seinem Rücken. Er musste imposant sein, wenn er das Fell sträubte. Ich bekam schließlich meine Brieftasche in der Jacke zu fassen und fummelte mit kältesteifen Fingern das Haar zwischen zwei Hunderter.

So leise ich konnte, fuhr ich auf meinen Skiern zu seiner Beute zurück. Das Skelett war schon zu sehen. Es war eine kleine Ricke, wohl eines der Rehe, die ich vor Weihnachten übers Moor hatte ziehen sehen. Darunter muss auch ein Bock gewesen sein. Ich meinte ...
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Autor

Kerstin Ekman, geboren 1933 in Risinge (Östergötland), gilt als eine der wichtigsten skandinavischen Gegenwartsautorinnen. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrte Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück und stand in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste. Am 27. August 2023 feiert sie ihren 90. Geburtstag.