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Hoffnung auf Papier

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.12.20231. Auflage
Eine Liebeserklärung ans Lesen - weil ein Buch dein Leben verändern kann: »Hoffnung auf Papier« ist ein liebevoller, kluger und herzerwärmender Roman über Menschlichkeit und das richtige Buch zur rechten Zeit. In Loveday Cardews geliebtem Antiquariat in York ist es still geworden und einsam - wie in ganz England während des Corona-Lockdowns. Und das, obwohl die Menschen doch gerade jetzt Bücher am dringendsten brauchen, um ihr Herz zu weiten und der räumlichen und geistigen Enge zu entfliehen. Da erhält Loveday den rührenden Brief eines alten Ehepaars: Rosemary und George wissen, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende geht, und bitten um einige Bücher, um noch einmal auf die Reise zu gehen - literarisch, auf der Bank ganz hinten in ihrem Garten am Meer. Der Brief bringt Loveday auf eine Idee, mit der sie nicht nur ihr Antiquariat retten, sondern auch ganz verschiedenen Menschen durch diese dunklen Zeiten helfen kann ... Der anrührende Roman der britischen Autorin Stephanie Butland ist kein Pandemie-Roman im eigentlichen Sinn: Vielmehr nutzt der Roman die Pandemie als Ausnahmesituation, die uns anhand ganz verschiedener, einfühlsam geschilderter Schicksale zeigt, worauf es im Leben wirklich ankommt. »Hoffnung auf Papier« ist die lose Fortsetzung von Stephanie Butlands wunderschönem Roman »Ich treffe dich zwischen den Zeilen«, der Lovedays Geschichte erzählt. Entdecke auch die anderen Romane von Stephanie Butland: - Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Fünfzehn Arten eines Wunders - Die Frau auf dem Foto

Stephanie Butland lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Meeres im Nordosten Englands. Ihre Romane schreibt sie in ihrem Gartenatelier. Durch die Recherchen zu ihren Büchern wurde sie zur Slam-Poetin und Tangotänzerin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Liebeserklärung ans Lesen - weil ein Buch dein Leben verändern kann: »Hoffnung auf Papier« ist ein liebevoller, kluger und herzerwärmender Roman über Menschlichkeit und das richtige Buch zur rechten Zeit. In Loveday Cardews geliebtem Antiquariat in York ist es still geworden und einsam - wie in ganz England während des Corona-Lockdowns. Und das, obwohl die Menschen doch gerade jetzt Bücher am dringendsten brauchen, um ihr Herz zu weiten und der räumlichen und geistigen Enge zu entfliehen. Da erhält Loveday den rührenden Brief eines alten Ehepaars: Rosemary und George wissen, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende geht, und bitten um einige Bücher, um noch einmal auf die Reise zu gehen - literarisch, auf der Bank ganz hinten in ihrem Garten am Meer. Der Brief bringt Loveday auf eine Idee, mit der sie nicht nur ihr Antiquariat retten, sondern auch ganz verschiedenen Menschen durch diese dunklen Zeiten helfen kann ... Der anrührende Roman der britischen Autorin Stephanie Butland ist kein Pandemie-Roman im eigentlichen Sinn: Vielmehr nutzt der Roman die Pandemie als Ausnahmesituation, die uns anhand ganz verschiedener, einfühlsam geschilderter Schicksale zeigt, worauf es im Leben wirklich ankommt. »Hoffnung auf Papier« ist die lose Fortsetzung von Stephanie Butlands wunderschönem Roman »Ich treffe dich zwischen den Zeilen«, der Lovedays Geschichte erzählt. Entdecke auch die anderen Romane von Stephanie Butland: - Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Fünfzehn Arten eines Wunders - Die Frau auf dem Foto

Stephanie Butland lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Meeres im Nordosten Englands. Ihre Romane schreibt sie in ihrem Gartenatelier. Durch die Recherchen zu ihren Büchern wurde sie zur Slam-Poetin und Tangotänzerin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426466872
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.12.2023
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1747 Kbytes
Artikel-Nr.11462603
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Rosemary, 2020, Whitby

Rosemary hat Schmerzen in den Fingergelenken, doch es erscheint ihr unmöglich, den Griff am Riemen der Handtasche zu lockern. Der heutige Tag brachte das Gefühl eines sich anbahnenden Unheils mit sich, das sie fortzuschwemmen droht, eine riesige, unsichtbare Woge, die das Haus in Trümmer legt, die Pflanzen aus der Erde reißt und sie beide und alles, was ihr langes gemeinsames Leben ausmacht, in die kalte Nordsee spült.

Fest kneift sie die Augen zusammen.

Sie braucht nur eine Minute. Nur eine.

Es ist nichts geschehen, sagt sie sich. Der Arzt hat George eine Menge Fragen gestellt, und eine Sprechstundenhilfe hat ihm Blut abgenommen. Mehr nicht. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste.

Unbeholfen fuhrwerkt George mit dem Hausschlüssel herum. Rosemary bemerkt, wie er die Schultern in dem Moment sinken lässt, als der Schlüssel endlich ins Schloss findet. Sie kennt die Bedeutung der herabsinkenden Schultern. Immerhin hat sie all die Jahre seit ihrer ersten Begegnung im Jahr 1964 an seiner Seite verbracht. Nachdem sie 2005 in den Ruhestand gegangen waren, waren sie kaum je getrennt gewesen, und mit Beginn der Pandemie gar nicht mehr. Die herabfallende Schulter bedeutet, dass ihr Mann etwas bewältigt hat, was er für beinahe unmöglich gehalten hatte. Sie weiß noch, wie er die gleiche Bewegung gemacht hat, nachdem sie den Gipfel des Scafell Pike erreicht hatten, im Regen, kurz nach ihrer Verlobung. Oder als das Schulorchester beim Weihnachtskonzert ohne Pannen und einigermaßen im Takt durch den Marsch aus Tschaikowskys Nussknacker kam. Oder in dem Jahr, als sie feststellten, dass sie den Knöterich im Garten ihres geliebten Cottages in Whitby, von dem aus man Sicht auf das Meer hat, endlich losgeworden waren.

Nun aber ist George derart erschöpft, dass er es kaum schafft, die Haustür aufzusperren.

»Tee im Garten, Liebes?«, fragt er, als sie im Haus sind.

»Ich mache das. Geh du schon voraus. Vielleicht kannst du unterwegs einen Blick auf die Löwenmäulchen werfen.«

»Wird gemacht!« George lächelt seine Frau auf dieselbe Art an wie eh und je, und einen Augenblick lang denkt Rosemary, dass vielleicht doch alles gut wird. Viele Menschen verlieren Gewicht. Alle alten Männer stehen nachts auf, um auf die Toilette zu gehen, oder nicht?

Das Wasser kocht, und Rosemary holt die alte braune Teekanne vom Regal über dem Wasserkocher. Doch dann stellt sie sie zurück und geht stattdessen zu dem Schrank, in dem sie das Geschirr und die Gläser für besondere Anlässe aufbewahren. Sie nimmt die feine Porzellankanne mit der wunderschönen zarten Zeichnung einer Gartenwicke heraus. Sie haben sie 2009 auf einem Kunsthandwerkermarkt auf dem Gelände der Abtei von Whitby entdeckt und sich zum vierzigsten Hochzeitstag geschenkt. Normalerweise benützen sie sie an Weihnachten oder an Geburtstagen. Doch sie sollten sie häufiger verwenden. Es heißt so oft, das Leben sei kurz, und tief im Innern ist Rosemary klar, dass sie die langsam fortschreitenden Veränderungen bei George nicht länger ignorieren oder als dieselbe Art gewöhnlicher Altersmüdigkeit abtun dürfen, die Rosemary alle fünf Minuten ihre Lesebrille vergessen lässt. Deswegen waren sie beim Arzt.

 

Durchs Fenster sieht Rosemary George auf seinem Weg durch den Garten zu. Immer wieder bleibt er stehen, um die Pflanzen und Beete zu betrachten. Er wirkt langsam, aber genau genommen ist sie es auch. Im Herbst sind sie beide achtundsiebzig, sie hat im Mai Geburtstag und er im August.

Rosemary schenkt den Tee aus der Kanne in die Thermosflasche und stellt die Blechtassen und das Milchkännchen mit Schraubverschluss in den Korb, der einfacher zu tragen ist als ein Tablett. Bis sie bei ihm ist, wird George nicht nur die Löwenmäulchen auf Blattrost inspiziert, sondern noch andere notwendige Arbeiten ausgemacht haben: hier etwas zum Zurückschneiden, ein wenig Wasser da, eine Stelle, an der sie alte Teeblätter auslegen sollten, um die Nacktschnecken von den zarten Trieben fernzuhalten.

Sie täuscht sich nicht. Als sie sich neben ihn auf die alte warme Holzbank setzt, sagt er: »Ich muss das Geißblatt zurückschneiden, sonst kommt der Jasmin niemals durch.« So als wäre dieser sonnige Nachmittag im Spätfrühling ein Tag wie jeder andere seit ihrer Rente.

Rosemary schenkt Tee ein und reicht ihm seine Tasse. Dabei bemerkt sie, wie kalt seine Finger sind.

»Ich habe die Decke vergessen, ich dumme Gans«, sagt sie.

»Das macht nichts«, antwortet George. Und dann, so als kommentiere er einen Zeitungsartikel, sagt er: »Da haben wir uns die ganze Zeit vor Corona geschützt und dabei das Wesentliche übersehen.«

Rosemary möchte einwenden, dass noch nichts sicher ist - der Arzt meinte nur, dass ein paar Untersuchungen nötig seien und er George möglicherweise ins Krankenhaus überweisen wolle, je nachdem. Doch sie bringt kein Wort heraus. George hat recht. Sie hatten sich darum gesorgt, ob die Lebensmittellieferung alles Nötige enthielt, weil sie nicht mehr zum Einkaufen gegangen waren und weit und breit kein Nachbar war, den man um Hilfe bitten konnte. Heutzutage sind alle anderen Häuser in dieser kleinen Straße Ferienhäuser, sämtliche ehemalige Nachbarn haben schon vor Jahren verkauft und sind weggezogen, und dieses Jahr war es so still ohne die Woche um Woche anreisenden Urlauber. Die einzigen Orte, an die George und Rosemary sich wagen, sind die Arztpraxis und die Apotheke, in der Rosemary darauf achtet, dass der junge Mann seine Hände desinfiziert, bevor er ihr die Tüte mit den verschreibungspflichtigen Medikamenten über den Tresen reicht.

Sie blickt aufs Meer.

Vor mehr als fünf Jahrzehnten hielt George bei einem Spaziergang an der Promenade von Whitby um ihre Hand an. Hier zu sitzen und zuzusehen, wie der Wind über ebenjenes Meer streicht, hilft Rosemary, darauf zu vertrauen, dass sie trotz der Mühen des Älterwerdens und all der Zipperlein an diesen Ort gehören, der ihnen so viel bedeutet. So oft haben sie gesagt, dass sie sich kaum etwas Schöneres vorstellen können, als hier zu sitzen. Sie holt tief Luft. Na los, Rosemary. Jetzt sei nicht wehleidig. Es gibt keinerlei Grund, dich selbst zu bemitleiden. Du hast schon jetzt mehr gehabt, als viele andere jemals bekommen.

Die Wolken ziehen nur langsam, die Sonne scheint beständig und der Wind weht schwach. Es ist kaum zu glauben, dass die Welt in einer Krise steckt und dass sie beide, George und Rosemary, die seit 1969 verheiratet sind und einander alles bedeuten, womöglich dem Ende zugehen.

Hier auf dieser Bank, die von Beginn an im Garten stand, ist ihr Leben noch genauso, wie es die dreiunddreißig Jahre seit dem Kauf des alten Cottages mit dem lang gezogenen Gartengrundstück war. Im Laufe der Jahrzehnte renovierten sie ihr Zuhause, reparierten und verschönerten es, hielten es instand. Doch nun verfällt es langsam, genau wie sie selbst. Nachts stößt der Wind das hintere Fenster auf, und die Heizkörper klappern und scheppern erbärmlich. In den vergangenen zwei Jahren haben sie sich nicht mehr um das Gewächshaus gekümmert, sondern Tomaten und Salat auf dem Markt gekauft - so etwas wäre in ihren Anfangsjahren undenkbar gewesen. Damals hatten sie die Erde für die Kartoffeln umgegraben, noch bevor sie ihr Bett bezogen.

Doch wenn sie auf der Bank sitzen und aufs Wasser schauen, kehren sie dem überwucherten Garten und der abgeblätterten Farbe an der Terrassentür den Rücken zu. Hier konnten sie die Sorgen nicht einholen, noch nicht einmal in den schwierigeren Zeiten. Auf dieser alten Bank konnten sie zur Ruhe kommen, zufrieden sein und Frieden schließen.

»Du wirst das schaffen, meine Liebe«, sagt George.

»Was meinst du?«

Er nimmt ihre Hand, blickt aber hinaus aufs Meer. »Wenn ich nicht mehr da bin. Du schaffst das.«

Ein lautes Schluchzen entfährt ihr, das sie beide überrascht. Rosemary hat noch nie zum Weinen geneigt.

»Nein, tu ich nicht«, sagt sie und weiß, dass sie wie eines der zahllosen trotzigen Kinder klingt, die sie in ihrer langen Lehrerlaufbahn erlebt haben.

George erwidert nichts, doch er drückt ihre Finger.

»Außerdem kommst du schon wieder in Ordnung.«

Er nickt, und sie spürt Erleichterung. Dann allerdings sagt er leise: »Aber nicht für immer.«

 

Schlafenszeit. George liest in einem Geschichtsbuch, das er vor dem Lockdown in der Bücherei ausgeliehen hat. Dem Buch haftet der Pfeifenrauch eines Fremden an. Vor dem Einschlafen verkraftet Rosemary keine Sachbücher, deswegen liest sie einen Agatha-Christie-Krimi. Sicher hat sie ihn schon einmal gelesen, aber das kümmert sie nicht. Sie muss nur drei Seiten lesen, dann schläft sie ein. Meistens jedenfalls.

»Ich habe nachgedacht«, sagt George nach ein paar Minuten und klappt sein Buch zu.

»Pass bloß auf, dass du dir nicht wehtust«, antwortet Rosemary. Es ist ein alter Witz. Er lächelt.

»Die ganzen Bücher, die wir damals weggegeben haben. Als wir uns für alt hielten.«

Rosemary lacht. »Ja.« Das war vor acht Jahren gewesen, sie waren gerade siebzig geworden. Sie hatten beschlossen, ihre kleine, geliebte Bibliothek der Schule zu stiften, an der Rosemary ihr Berufsleben begonnen hatte und an der George später Fachbereichsleiter für Mathematik geworden war. Sie wollten sichergehen, dass sich auch nach ihrem Tod noch jemand um ihre sorgsam gehegten Bücher kümmern würde. Außerdem haben die Schulen heutzutage nicht mehr viel Geld für Bücher.

»Weißt du noch, wie wir einander vorgelesen haben?«

Mit den Kissen im Rücken sitzt...
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