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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
296 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am12.04.20231. Auflage
Ein Blitz, ein Baum, ein Volk: Was Schreinermeister Lehnert in seiner kleinen Werkstatt aus dem Holz eines 250 Jahre alten Walnussbaums zaubert, der bei einem Unwetter am Quellteich des Blutbaches vom Himmelsfeuer geteilt wurde, erwacht auf magische Weise zu neuem Leben. Eigentlich wollte er durch den Verkauf seiner kunstvoll gedrechselten Flaschenwächter nur die magere Rente aufbessern, doch der Meister ahnt nicht, dass er mit den Jahren ein ganzes Volk von Flaschenhütern gründet, die in Restaurants arbeiten, südenglische Pubs unsicher machen und in Kellergewölben umhergeistern. Obgleich ihre Existenz zwischen Baum und Borke sich durch das versierte Handwerk ihres Schöpfers in ein aufregendes Leben nebst köstlichsten Buketts edelster Tropfen verwandelt hat, sind Pepe, José und all die anderen fortwährend rastlos auf der Suche nach ihresgleichen und geraten dabei von einem Abenteuer ins nächste. Es ist die fantastische Geschichte einer Freundschaft von Flaschenhütern: Die Erzählung ist im Weserbergland in Niedersachsen angesiedelt, Mittelpunkt ist Hameln. Aber nicht nur dort sind sie unterwegs, denn die Flaschenstopfen kommen rum in Deutschland, ihre Wege führen sogar nach Frankreich und Südengland, wo es zu einer dramatischen Begegnung mit den Rolling Stones und Marianne Faithfull kommt...

Jens F. Meyer (*1970) ist ausgebildeter Tageszeitungsredakteur. Der gebürtige Hamelner hat den Beruf nach einem Ausflug in die Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück von der Pike auf gelernt. Als Buchautor ist er bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Unter anderem veröffentlichte er zusammen mit seiner Frau Anke Steinemann im Verlag 360° medien das Reisebuch "Im ersten Gang geht's immer rauf - mit dem Renault R4 durch Frankreich".
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin Blitz, ein Baum, ein Volk: Was Schreinermeister Lehnert in seiner kleinen Werkstatt aus dem Holz eines 250 Jahre alten Walnussbaums zaubert, der bei einem Unwetter am Quellteich des Blutbaches vom Himmelsfeuer geteilt wurde, erwacht auf magische Weise zu neuem Leben. Eigentlich wollte er durch den Verkauf seiner kunstvoll gedrechselten Flaschenwächter nur die magere Rente aufbessern, doch der Meister ahnt nicht, dass er mit den Jahren ein ganzes Volk von Flaschenhütern gründet, die in Restaurants arbeiten, südenglische Pubs unsicher machen und in Kellergewölben umhergeistern. Obgleich ihre Existenz zwischen Baum und Borke sich durch das versierte Handwerk ihres Schöpfers in ein aufregendes Leben nebst köstlichsten Buketts edelster Tropfen verwandelt hat, sind Pepe, José und all die anderen fortwährend rastlos auf der Suche nach ihresgleichen und geraten dabei von einem Abenteuer ins nächste. Es ist die fantastische Geschichte einer Freundschaft von Flaschenhütern: Die Erzählung ist im Weserbergland in Niedersachsen angesiedelt, Mittelpunkt ist Hameln. Aber nicht nur dort sind sie unterwegs, denn die Flaschenstopfen kommen rum in Deutschland, ihre Wege führen sogar nach Frankreich und Südengland, wo es zu einer dramatischen Begegnung mit den Rolling Stones und Marianne Faithfull kommt...

Jens F. Meyer (*1970) ist ausgebildeter Tageszeitungsredakteur. Der gebürtige Hamelner hat den Beruf nach einem Ausflug in die Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück von der Pike auf gelernt. Als Buchautor ist er bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Unter anderem veröffentlichte er zusammen mit seiner Frau Anke Steinemann im Verlag 360° medien das Reisebuch "Im ersten Gang geht's immer rauf - mit dem Renault R4 durch Frankreich".
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757865504
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.04.2023
Auflage1. Auflage
Seiten296 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11468248
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DONNER UND D OMMA

Der Himmel zürnte laut und bedrohlich, so als wolle er Mutter Erde dem Untergang weihen und in ewige Finsternis tauchen. Blitze stachen aus schweren, grauen Wolken hundertfach hervor und zeichneten Feuer der Angst über den Dörfern und Städten, den Feldern und Wäldern des Weserberglandes.

Die Kühe und Schweine waren von den Bauern rechtzeitig in die Stallungen gerettet worden, die Pferde in den Boxen wieherten und schnaubten wie von Sinnen.

Das fröhliche Hundegebell von den Höfen war einem armseligen Winseln gewichen.

Die Tiere des Waldes hatten sich in Tälern und Senken versammelt, um den größten Gefahren zu entgehen, die Vögel waren bis weit in das grüne Dickicht von Tannen und Fichten geflohen.

Die Fachwerkhäuser der Hamelner Altstadt duckten sich, so gut sie konnten, vor Petrus Unbilden, und die backsteinernen Bauernhäuser draußen auf dem Lande taten es ihnen gleich. Allein die Glockentürme der Gotteshäuser hatten den Mut, sich stolz und aufrecht der überirdischen Bedrohung zu stellen. Der Sturm peitschte immer neuen Regen über die Region. Bäche wurden zu Flüssen, Flüsse zu reißenden Strömen, und die Weser quoll an zu einem Junihochwasser, das bis heute in bitterer Erinnerung bleiben sollte. An diesem denkwürdigen 7. Juni des Jahres 1961 spürten die Menschen keinen Sommer noch Hoffnung darauf; sie verloren sich kauernd in ihren Häusern und Kellern, in gebührendem Abstand zu den Fenstern und Türen, die ihnen nichts als einen Ausblick in den Rachen des Teufels boten. Donner und Blitze lieferten sich allem Anschein nach schwere Gefechte und machten doch nur wieder gemeinsame Sache.

Das Überraschende an diesem schauderhaften Allegro war, dass es sich nicht allein auf diesen einen Tag beschränkte. Zwischen dem 2. und dem 8. Juni geriet die Luft über Südniedersachsen mehrmals in größtmögliche Wallung. Vermutlich hatte dort oben, über den Köpfen der verängstigten Menschen, jemand verflucht schlechte Laune, und keiner derer, die das Schauspiel mit weit aufgerissenen Augen verfolgten, wollte natürlich blitzartig diese Welt verlassen, was zehn Menschen trotzdem nicht gelang. Sie wurden vom elysischen Feuer erschlagen, neun weitere ertranken in mächtigen Flüssen des Harzvorlandes. Eine Tragödie.

Nun begab es sich, dass ein letzter mächtiger Blitz an ebenjenem Mittwochabend sich auftat, mit all seiner zerstörerischen, räuberischen Kraft im Süntelwald zwischen Bad Münder und Hessisch Oldendorf einzuschlagen.

Mit seinem höllischen Gebaren teilte das himmlische Feuer einen 250 Jahre alten Walnussbaum, der in viele Stücke zerbarst. Dieser einzigartige Nussbaum, um einige Jahre älter als seine Artgenossen im Weserbergland, die mit höchstens 200 Jahren schon zu den Greisen ihresgleichen gehören, reckte sich direkt an der Blutbachquelle stehend stolz und mit gewaltigem Stammumfang Richtung Sternenzelt. 1711 - Goethe war noch nicht geboren und die lieblichen Melodien Mozarts sollten sich erst Jahrzehnte später wie Samt und Seide über das Land decken - war dieser Wunderbaum dem Umstand eines allzu vergesslichen Eichhörnchens zu verdanken, das sich am sauberen Quell des Blutbachs labte und eine Walnuss zum Zwecke des Wintervorrates im dortigen Boden verbarg. Doch das Hörnchen Eich kehrte nie zurück zu diesem Ort, aus Gründen, die nicht einmal aus den Sternen zu deuten wären, die mit ihrem Leuchten diesem köstlichen Augenblick beiwohnten, und so mühte sich aus der vergessenen Frucht ein Sprössling und war von einem gut gemeinten Schicksal beschützt, um groß und stark werden zu können. Das zarte Grün wuchs heran. In den ersten Jahren rang es nach Licht, weil die umstehenden Bäume, allesamt anderer Art und Beschaffenheit, bereits alt und hoch waren und sich am wärmenden Sonnenlicht wohlgetan hatten, während der Jüngling ein darbendes Schattendasein führte und jeden noch so ärmlichen Sonnenstrahl wie ein Fest der Sinne zu nutzen wusste und musste. Aus dieser Bescheidenheit und der Geduld des Walnussbaumes erwuchs eine unbändige Kraft. Der Zögling des vergesslichen Eichhörnchens von 1711 wurde ein stolzer Baum und ein zäher Bursche. Wilde Stürme, klirrende Kälte, quälende Trockenheit, Kriege und Revolutionen konnten ihm keinen Schaden zufügen. Jahr um Jahr schenkte der Walnussbaum seinem Stamm einen neuen Ring, wie ein auf ewig verliebter Ehemann, der an jedem Morgen, an dem sich der Hochzeitstag jährt, seiner Angebeteten einen Ring überreicht - zum Zeichen seiner Liebe und Treue.

250 Jahre, das sind über 90 000 Tage und Nächte voller Sonne und Dunkelheit, das sind über zwei Millionen Stunden voller Wärme und Schatten. Der Baum wurde älter als andere seiner Art, schöner und kräftiger noch dazu, und es ist beileibe nicht ausgeschlossen, dass es die seltsam melancholische Magie an der Blutbachquelle tief im Süntelwald oberhalb von Hessisch Oldendorf war, die diesem Wunder der Natur besonderen Ausdruck verlieh.

Über 900 Jahre lagen zwischen den blutigen Kämpfen der Franken und Sachsen, die sich auf dem Dachtelfeld unweit des Hohensteins die Köpfe einschlugen, und dem Auferstehen der mystischen Walnuss. Als im Jahre 782 Kriegsgeschrei durch den Wald tönte, kamen Hunderte zu Tode, die in die dunklen Schluchten des Hohensteins stürzten oder auf dem Feld erschlagen wurden. Ihr Blut tränkte den Waldboden, färbte das sich talwärts schlängelnde Bächlein rot und gab ihm hernach seinen Namen: Blutbach.

Die in Stein gefasste Quelle eint die schreckliche Geschichte und die sprossende Hoffnung. Das Blut im Bach ist nichts weniger als eine sagenhafte Erzählung, aber sie mahnt nicht allein vor der Torheit und dem Gebrüll des kriegerischen Wahnsinns, sondern deutet mit unerschütterlichem Frieden darauf hin, dass aus blutrotem Fluss ein klarer Quell der Zuversicht sprießen kann.

Der magische Walnussbaum hätte keinen besseren Untergrund finden können, um seine Wurzeln tief in das Erdreich zu schieben. Ach, wie gut war es doch, dass das Eichhörnchen, das einst seinen Durst an der Quelle zu stillen suchte, einer vorübergehenden Vergesslichkeit anheimfiel und die Frucht vergaß, die es vergraben hatte. Es war die Geburtsstunde nicht allein eines Baumes, sondern eines neuen Volkes, dem Volk der Flaschenverschlüsse. Doch Wunder wie diese brauchen bisweilen Zeit, viel Zeit sogar, und es musste erst ein mürrischer Blitz zur Erde stoßen, um dem blühenden Leben dieser im Stamm des Baumes eingesperrten guten Geister die Freiheit zu verschaffen, dem Schreinermeister Lehnert in seiner Werkstatt im kleinen Dorf Pötzen Gestalt verlieh.

Sechs Tage nach dem verheerenden Gewitter über dem Weserland machte sich der Meister mit seinem Hund Fridolin auf, um einen Spaziergang zu unternehmen und ein gutes Stück Holz aus dem Wald zu holen, das er benötigte, um seinem Handwerk eine neue Aufgabe zu verleihen. Er wanderte den Ramsnackenweg entlang, beständig ansteigend, aber nicht besonders anstrengend, bis hinauf zum Plateau. Er genoss die frische Luft, atmete sie tief und bewusst; mit den Gewittern war die sommerliche Schwüle zunächst einmal hinfortgeschoben worden. Der Weg führte den Meister über den Höhenzug zu den sogenannten Moosköpfen, die gegenüber dem Hohensteinmassiv fast senkrecht hinaufragen. Er setzte den Weg direkt am Waldrand fort und erreichte nach einigen Minuten die Südwehe, von der sich ihm ein atemberaubender Blick ins Tal bot. Fridolin, sein quirliger Terrier, interessierte sich weniger für den Ausblick als vielmehr für das, was er unter Steinen und in schier undurchdringbaren Dickichten zu finden erhoffte.

Es waren wohl kaum Würste und Knochen, die er dort erwartete, aber wohl etwas anderes Leckeres. Meister Lehnert ließ ihn gewähren, aber wenn es ihm zu bunt wurde, pfiff er nur ein einziges Mal, und schon sprang sein treuer Freund hervor, um mit ihm ein weiteres Stück des Weges zurückzulegen, aber nicht für lange, denn er verschwand gerne und war neugierig.

Die beiden verließen das Gebiet des Steilhanges und drangen ins Tal. An der Blutbachquelle angekommen, traute Meister Lehnert seinen Augen nicht: Dort, wo er an kalten Oktobertagen Walnüsse gesammelt und mit nach Hause genommen hatte, wo er sie in einem Kartoffelnetz an einem Balken in seiner Werkstatt zum Trocknen befestigte, lag der Walnussbaum, vom Blitz zugrunde gerichtet. Oh, schau dir dieses Malheur an , sagte der Meister zu seinem Hund, ohne eine Antwort von Fridolin zu erwarten. Hund und Meister schüttelten beide mit dem Kopf, aber wohl aus anderen Gründen. Meister Lehnert jedenfalls blickte fassungslos auf den gespaltenen Baum, der ihm viele Jahre köstliche Erntefreuden bereitet hatte.

Der Stumpf steckte unvermindert im Boden, die Walnuss war nicht etwa entwurzelt worden, aber doch zerstört auf ewig. Der Baum sah aus wie ein überdimensionaler, abgebrochener Bleistift. Bis etwa zwei Meter über dem Boden waren Stamm und Krone gefällt und wild durcheinander verteilt worden. Meister Lehnert nahm ein...
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