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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am09.09.20241. Auflage
Der »Kaufhauskönig« Helmut Horten (1909-1987) gilt als herausragender Akteur des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Er schuf in rasantem Tempo den viertgrößten deutschen Kaufhauskonzern. Seine Warenhäuser galten als 'Paradies der Damen'. Hortens Unternehmen bescherte ihm großen Reichtum und machte ihn zu einem der wenigen Milliardäre der alten Bundesrepublik. Bis heute ist allerdings kaum etwas bekannt über die Hintergründe seines Aufstiegs, seine Tätigkeit während der NS-Zeit, seine weitreichenden Verbindungen in die Politik und die privaten Seiten seiner Persönlichkeit. Zum ersten Mal wird auf Grundlage neu gehobener Quellen seine Biografie erzählt und ein eindrucksvolles Porträt eines prominenten Gesichts der »Generation Boom« gezeichnet.

Peter Hoeres, Prof. Dr., seit 2013 Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Akademische Stationen in Frankfurt am Main, Münster, Essen, Gießen, Washington, Mainz. Promotion 2002 in Münster, Habilitation 2011 in Gießen. Sektionsleiter Geschichte der Görres-Gesellschaft, Mitglied und Abteilungsleiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
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Verfügbare Formate
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Produkt

KlappentextDer »Kaufhauskönig« Helmut Horten (1909-1987) gilt als herausragender Akteur des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Er schuf in rasantem Tempo den viertgrößten deutschen Kaufhauskonzern. Seine Warenhäuser galten als 'Paradies der Damen'. Hortens Unternehmen bescherte ihm großen Reichtum und machte ihn zu einem der wenigen Milliardäre der alten Bundesrepublik. Bis heute ist allerdings kaum etwas bekannt über die Hintergründe seines Aufstiegs, seine Tätigkeit während der NS-Zeit, seine weitreichenden Verbindungen in die Politik und die privaten Seiten seiner Persönlichkeit. Zum ersten Mal wird auf Grundlage neu gehobener Quellen seine Biografie erzählt und ein eindrucksvolles Porträt eines prominenten Gesichts der »Generation Boom« gezeichnet.

Peter Hoeres, Prof. Dr., seit 2013 Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Akademische Stationen in Frankfurt am Main, Münster, Essen, Gießen, Washington, Mainz. Promotion 2002 in Münster, Habilitation 2011 in Gießen. Sektionsleiter Geschichte der Görres-Gesellschaft, Mitglied und Abteilungsleiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451830853
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum09.09.2024
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7741 Kbytes
Artikel-Nr.11541970
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
Ausbruch aus der Juristenfamilie
(1909-1936)

Der Name Horten war bekannt, bevor Helmut Horten auf die Welt kam. Er kam aus einem bürgerlichen Milieu. Traditionen, Glaube und berufliches Ethos spielten bei den Hortens eine wichtige Rolle. Diese Konstanten machten aus ihr eine der einflussreichsten Sippen des Rheinlandes, aus der vorrangig wohlhabende Kaufleute, angesehene Geistliche und hochrangige Juristen im Dienst des Staates hervorgingen. Und genau dies wurde für ihn zu einem Problem.

Zwar konnte er auf das Fundament eines ansehnlichen bürgerlichen Wohlstands aufbauen und musste in seiner Kindheit und Jugend keine materiellen Ängste fürchten. Die Schattenseite war allerdings die Erwartung des Vaters und der Familie, dass auch Helmut entweder den Weg eines Juristen oder den eines Geistlichen einschlagen werde. Beide Optionen kamen für ihn nicht infrage. Sein Entschluss, eine Kaufmannslehre im Warenhaus Leonhard Tietz in Düsseldorf zu beginnen, wurde später von ihm selbst und seinen engen Begleitern als konfliktreich beschrieben. Er markierte einen Ausbruch aus den Erwartungen der Juristenfamilie. Zugleich war er die Wiederaufnahme der erfolgreichen Kaufmannstradition der Hortens. Und es war früh klar, dass der junge Helmut Horten bereit war, unkonventionelle Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen. Er wurde kein Student der Jurisprudenz und kein Priesteranwärter oder Novize eines Klosters. Was ihn lockte, war die schillernde Welt des Einzelhandels und die Versprechung vom damit verbundenen Wohlstand.

Für Helmut Horten spielte diese frühe Familiengeschichte in späteren Jahren eine wichtige Rolle. Er interessierte sich für seine Vorfahren und für Genealogie. Nachforschungen aus dem Familienkreis und Veröffentlichungen zur Geschichte der Hortens wurden von ihm gesammelt und archiviert. Gleiches galt für Fotografien, die Vorfahren und selbst weit entfernt verwandte Familienmitglieder zeigten. Besonderes Interesse hatte er an jenen Ahnen, die mit dem Handel zu großem Reichtum gekommen waren.
Die Sippe:
Die Hortens als Kaufleute am Niederrhein

Die Ursprünge der Familie Horten liegen im Rheinland. In den aufstrebenden Mittelstädten und kleineren Zentren zwischen Düsseldorf und Kleve lebten Hortens seit dem ausgehenden Mittelalter. Im niederrheinischen Kempen verfestigte sich der Familienname und seine Träger prägten die Stadtgeschichte seit dem 18. Jahrhundert mit.

Heinrich Horten war 1749 aus Neersen nach Kempen gezogen. Er hatte wohl an seinem alten Wohnort ein größeres Vermögen als Landwirt und Händler erwirtschaftet. Bei seinem Umzug zahlte er in Kempen ein höheres Bürgergeld als andere Einwanderer.1 Heinrich Horten heiratete rasch in die höchsten Kreise der Stadt ein. Dies schützte ihn allerdings nicht vor politischen Problemen. Immer wieder wurden seine Geschäfte und Unternehmungen eingeschränkt, indem man sie mit Auflagen belegte. Er führte lange gerichtliche Auseinandersetzungen, die sich um Genehmigungen für Bauvorhaben und insbesondere die Höhe steuerlicher Abgaben drehten.2 Ab den 1750er Jahren konzentrierte sich Heinrich Horten als Kaufmann gänzlich auf den Handel mit Kaffee, Öl und Eisenwaren, die er aus dem Bergischen Land sowie Köln und Düsseldorf bezog. 1772 errichtete er ein großes Wohn- und Wirtschaftshaus in der Stadt. Heinrichs Sohn Josef Johannes baute den väterlichen Kaufmannsbetrieb ab den 1780er Jahren zu einem großen Umschlaglager aus. Vor allem der Handel mit Eisenwaren und Branntwein entwickelte sich im Zuge der Napoleonischen Kriege positiv.

Es gelang Josef Johannes Horten in kurzer Zeit, größeren Wohlstand zu erwirtschaften. Auch in der städtischen Verwaltung übernahm er Ämter, während er gleichzeitig wie bereits sein Vater immer wieder mit der Stadt Kempen um Genehmigungen, Steuern und die Zahlung von Strafgeldern stritt. Er bediente sich dabei der Unterstützung von Rechtsanwälten und Notaren. So zogen sich die Verfahren oft über Jahre hin. Am Ende gelang es Josef Johannes Horten nicht selten, seinen Standpunkt juristisch durchzusetzen - ähnlich wie sein Nachfahre viele Jahre später. Wenn es um die Zahlung von Steuern ging, zeigten sich die Hortens seit jeher störrisch und kämpferisch. Daneben teilte Helmut Horten mit einigen seiner Vorfahren den Hang zu waghalsigen Geschäften. Wenn es gewinnbringend erschien, wurde nicht selten mit dem Einsatz von Haus und Hof kalkuliert.

Um die Wende des Jahres 1800 investierte Josef Johannes Horten in die hoch profitable Herstellung und den Vertrieb von Seidenwaren. Zugleich kaufte er allerlei Grundstücke, Häuser und Gehöfte auf, um seinen Wohlstand zu sichern. Zeitgenossen sprachen von Josef Johannes bereits als Inhaber von 99 Höfen , denn ab dem hundertsten Hof mussten zusätzliche Steuern für Großgrundbesitz entrichtet werden.3

Das Millionenvermögen des Josef Johannes Horten wurde von seinen Söhnen verwaltet und erweitert. In den Folgejahren waren Hortens stets auch Ratsherren und bemühten sich insbesondere um die bauliche Entwicklung Kempens. Keiner von ihnen wurde hingegen Bürgermeister der Stadt. Stattdessen lässt sich eine Doppelstruktur aus politischer Teilhabe an Entscheidungen und der umtriebigen Geschäftstätigkeit beobachten. Durch das gesamte 19.  Jahrhundert hindurch konnte das Vermögen so erhalten werden. Auch die wirtschaftlichen Krisen jener Jahre wurden durch ebenso kluge wie riskante Investitionen in die Mechanisierung und den Ausbau des Handelsnetzes gemeistert. Anton Horten etwa, der Sohn von Josef Johannes, ging eine Partnerschaft mit dem Kaufmann Isaak Kounen aus Kempen ein. Beide betrieben gemeinsam eine einträgliche Seidenplüschmanufaktur.
Rheinisches Bürgertum:
Die Hortens als Juristenfamilie

Mit Helmut Hortens Großvater Anton Hubert schlug die Familiengeschichte eine andere Richtung ein. Der erworbene Wohlstand machte es möglich, dass er als Erster der klugen Söhne der Horten-Familie Rechtswissenschaften studierte. Was zum gesellschaftlichen Aufstieg noch fehlte, war der Zugewinn an symbolischem Kapital durch gesellschaftliche Anerkennung, Renommee, Zugang zu Ehrenämtern und die Zuschreibung einer herausgehobenen Stellung. Dies erwarben Hortens im Staatsdienst, als einige von ihnen zu führenden Juristen ihrer Zeit und ihrer Region wurden. Anton Hubert verließ Kempen und wurde Landgerichtsrat in Elberfeld. 1882 wurde er zum Oberlandesgerichtsrat in Frankfurt am Main ernannt und schließlich 1890 zum Reichsgerichtsrat am Reichsgericht in Leipzig, wo er 1903 starb. Durch den Wegzug aus Kempen verstreuten sich auch die übrigen Familienmitglieder über die benachbarten Städte des Rheinlandes.

Familie Horten, Leipzig 1903 (v.âl.ân.âr. sitzend Anton Hubert, Leo, Sidonie, Josef; v. âl.ân.âr. stehend Paul, Johanna, Alphons, Franz, Max)

Der älteste Sohn Anton Huberts war der Orientalist Max Horten (1874-1945). Er wurde in der Zwischenkriegszeit durch seine Übersetzungen altarabischer Schriften einer der bedeutendsten Forscher auf diesem Gebiet. 1930 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Breslau. 1933 trat er in die NSDAP ein.4 Seine Söhne Walter und Reimar, Cousins von Helmut Horten, sollten in den 1930er Jahren und während des Zweiten Weltkriegs zu Pionieren der Nurflügelluftfahrt werden.5 Die Fluggeräte kamen bis zum Ende des Krieges über das Versuchsstadium allerdings nicht hinaus. Fragmente von ihnen, insbesondere vom Modell Horten H IX, wurden von der US-Army konfisziert und zu Versuchszwecken in die USA gebracht. Mit seinem Cousin Walter unterhielt Helmut Horten bis ins hohe Alter regelmäßigen Kontakt. Meist ging es dabei um finanzielle Unterstützungen, doch auch um den Austausch über die Flugzeugproduktion während des Krieges.6 Die von Helmut Horten übernommene Flugzeugwerk Johannisthal GmbH, von der später noch berichtet werden wird, befand sich in keiner Verbindung zum Unternehmen von Walter und Reimar Horten.

Paul Horten (1875-1925), das dritte Kind von Helmut Hortens Großeltern, verließ den Staatsdienst als Gerichtsassessor und trat in den Franziskanerorden ein. Auch sein Bruder Alphons Horten Sr. (1876-1946) wurde Jurist, um dann 1907 in die Thyssen AG einzusteigen. Auf Grund seiner Position im Unternehmen wurde er während des Ersten Weltkriegs 1916 Leiter der Sektion Eisen der Kriegsrohstoffversorgung im Preußischen Kriegsministerium. In der Zwischenkriegszeit wurde er zunächst Abteilungsleiter im Reichsfinanzministerium, später Stadtbaurat im Magistrat Berlins und Vorstandsmitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte, in der sich auch Carl von Ossietzky, Albert Einstein und Kurt Tucholsky engagierten.7

Sein Sohn Alphons Horten Jr. (1907-2003) war ein enger Weggefährte seines Cousins Helmut. In der Zwischenkriegszeit und den Jahren des NS-Regimes bekleidete er führende Positionen bei den Ersten Deutschen Knäckebrotwerken in Magdeburg. Außerdem beteiligte er sich am Aufbau einer Düngemittelversuchsanlage. 1949 wurde Alphons Horten Geschäftsführer der J.  Weck Glaswerke und Mitbegründer des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU). Das CDU-Mitglied war einer der Mitbegründer des Wirtschaftsrats der Partei und saß von 1965 bis 1972 für sie im Bundestag. Die beiden Cousins Alphons und Helmut tauschten sich vor allem in den 1960er und 1970er Jahren intensiv über die Hintergründe der bundesdeutschen Politik aus. Über Helmut Hortens Onkel Leo Franz Joseph Horten (1878- 1936) liegen kaum biografische Informationen vor. Er studierte...
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