Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Galgenmann

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am19.09.20231. Auflage
Von einer der interessantesten neuen Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur

»Ein berauschender Roman.« Der Spiegel

»Ein unvergessliches Buch.« Maaza Mengiste

»Ein betörendes Debüt mit einem überraschenden Ende.« Publishers Weekly


»Maya Binyam ist eine starke Stimme. Sie weiß, wie man eine Geschichte zum Leuchten bringt.« Alexandra Kleeman

Ein Mann mittleren Alters kehrt nach Jahren in den USA in sein Heimatland in Afrika zurück. Als er dort ankommt, erkennt er niemanden wieder, alles scheint seltsam fremd. Er nimmt an, dass der Anlass seiner Reise ist, sich von seinem im Sterben liegenden Bruder zu verabschieden, aber vielleicht ist alles ganz anders, als es zunächst scheint ...

Mit »Galgenmann« hat Maya Binyam einen traumwandlerisch komischen und hochoriginellen Roman geschrieben über das Loslassen und Ankommen, über Exil und Zugehörigkeit und die existentielle Suche nach Zuflucht.


Maya Binyam gilt als eine der interessantesten neuen Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Sie arbeitet als Redakteurin der Literaturzeitung »The Paris Review« und unterrichtet an der New School. Ihre Texte sind im »New Yorker« und dem »New York Times Magazine« erschienen. »Galgenmann« ist ihr Debütroman. Maya Binyam lebt in Los Angeles. Eva Kemper studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Sie übersetzte aus dem Englischen unter anderem Elif Batuman, Jarett Kobek, Sara Gruen, Cathy Park Hong und D. T. Max.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextVon einer der interessantesten neuen Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur

»Ein berauschender Roman.« Der Spiegel

»Ein unvergessliches Buch.« Maaza Mengiste

»Ein betörendes Debüt mit einem überraschenden Ende.« Publishers Weekly


»Maya Binyam ist eine starke Stimme. Sie weiß, wie man eine Geschichte zum Leuchten bringt.« Alexandra Kleeman

Ein Mann mittleren Alters kehrt nach Jahren in den USA in sein Heimatland in Afrika zurück. Als er dort ankommt, erkennt er niemanden wieder, alles scheint seltsam fremd. Er nimmt an, dass der Anlass seiner Reise ist, sich von seinem im Sterben liegenden Bruder zu verabschieden, aber vielleicht ist alles ganz anders, als es zunächst scheint ...

Mit »Galgenmann« hat Maya Binyam einen traumwandlerisch komischen und hochoriginellen Roman geschrieben über das Loslassen und Ankommen, über Exil und Zugehörigkeit und die existentielle Suche nach Zuflucht.


Maya Binyam gilt als eine der interessantesten neuen Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Sie arbeitet als Redakteurin der Literaturzeitung »The Paris Review« und unterrichtet an der New School. Ihre Texte sind im »New Yorker« und dem »New York Times Magazine« erschienen. »Galgenmann« ist ihr Debütroman. Maya Binyam lebt in Los Angeles. Eva Kemper studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Sie übersetzte aus dem Englischen unter anderem Elif Batuman, Jarett Kobek, Sara Gruen, Cathy Park Hong und D. T. Max.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841233189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse451 Kbytes
Artikel-Nr.11542977
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Zwei


Ich schlief tagelang, mindestens ein paar Stunden lang. Als ich aufwachte, war es Morgen. Im ersten Moment dachte ich, mein Zimmer, das Zimmer, das man mir zum Schlafen überlassen hatte, sei größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber dann erinnerte ich mich, dass ich mir gar kein Zimmer vorgestellt hatte. Dies war das Haus meines Cousins und seiner Familie. Als wir angekommen waren, hatte er seine hässliche Lederjacke zum Glück über einen Stuhl gehängt, wo sie nach nichts aussah. Ich vergaß völlig, dass sie existierte. Als ich aufwachte, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch, und alles, was am Vortag geschehen war, lag in meiner Vergangenheit.

Ich machte das Bett auf meine übliche Art. Ich war nicht sicher, ob mein Cousin diese Art bevorzugte, aber ich dachte, es würde reichen, vor allem, wenn ich eine weitere Nacht in diesem Bett schlafen würde. In diesem Fall wäre ich der Einzige, der auf das so gemachte Bett treffen würde. Ich überlegte, zu duschen. Zum Glück war das Bad mit meinem Schlafzimmer verbunden, so musste ich weder meinem Cousin noch jemand anderem irgendwelche Fragen stellen. Ich brauchte nur die Tür zu öffnen. Als ich die Tür öffnete, entdeckte ich allerdings, dass das Badezimmer doch nicht allein mir gehörte, denn auf der Toilette saß eine Taube. Ja, eine Taube. Ich konnte mir nicht vorstellen, was für ein Badezimmer das sein sollte, das Gästen und Tauben zur Verfügung stand, oder zumindest einer Taube, nämlich derjenigen, die gerade vor mir saß. Ich überlegte, nicht zu duschen, aber ich hatte das Gefühl, dass mir keine andere Wahl blieb, vor allem wegen meiner Verbindung zu dem toten Mann, durch die vielleicht Unreines an mir haftete. Wie auch immer, dachte ich, seit ich aus diesem Land weggegangen war, hatte sich wahrscheinlich vieles verändert, und sich das Badezimmer mit einer Taube zu teilen, gehörte vielleicht dazu.

Ich drehte das Wasser auf. Es gab keinen Duschvorhang oder eine andere Abgrenzung zwischen der Dusche und dem restlichen Badezimmer. Es gab nur eine Brause mit einem Abfluss darunter, und das restliche Badezimmer schloss sich direkt an. Das Wasser spritzte überall hin. Ich wusste nicht, ob Tauben Wasser mochten oder ob diese eher Wasser oder kein Wasser bevorzugte, deshalb war ich ihretwegen besorgt und bemühte mich, mit dem Wasser nicht zu sehr zu spritzen. So oder so schien es die Taube nicht zu stören. Sie saß nur auf der Toilette und reinigte mit dem Schnabel ihr Gefieder, zumindest nahm ich das an, ich wollte ihr nicht zu nahe kommen. Ich konnte sie lang genug vergessen, um zu duschen, danach lief ich aus dem Bad und ließ die Taube mit dem weitermachen, was sie zuvor getan hatte, ich wollte es gar nicht wissen.

In meinem Koffer fand ich Kleidung, Eau de Cologne, einen Kamm und alles, was ich brauchte, um mich vorzeigbar herzurichten. Ich zog mich an und schaute in den Spiegel. Ich sah nichts Auffälliges, also ging ich zur nächsten Aufgabe über: mein Blutdruckmedikament zu nehmen. Unglücklicherweise konnte ich mein Blutdruckmedikament nirgends finden, was mich wirklich beunruhigte. Ohne die Tabletten konnte alles Mögliche passieren, zumindest würde mein Blutdruck extrem ansteigen. Ich sagte mir, versuch, nicht daran zu denken, denn daran zu denken könnte die Wirkung des fehlenden Blutdruckmedikaments verstärken, indem es meinen Blutdruck erhöhte, vor allem, wenn das Nachdenken nicht dazu führte, dass ich die Tabletten fand, was der Fall sein könnte, wenn sich mein Blutdruckmedikament nirgends finden ließ. Ich nahm ein Aspirin. Es war mir nicht verschrieben worden, aber mein Arzt hielt es für hilfreich, wenn ich jeden Tag eine Tablette nahm, und so tat ich es an diesem Tag, meinem ersten Tag in dem Land, das ich früher meine Heimat genannt hatte.

Schließlich war ich bereit, mich der Familie zu präsentieren, die ich sechsundzwanzig Jahre lang nicht gesehen hatte. Tatsächlich kannte ich meinen Cousin zwar seit Kindheitstagen, war seiner Familie allerdings noch nie begegnet. Er hatte erst vor Kurzem geheiratet, und ich hatte mit seiner Frau und seinen Kindern noch nie gesprochen, nicht einmal am Telefon. Ehrlich gesagt stand ich dieser Familie in keiner Weise nahe, aber ich war ihr dankbar dafür, dass sie mich in der letzten Nacht aufgenommen hatte und mich beherbergen würde, solange ich bleiben sollte. Alles in allem bot ich einen anständigen Anblick, abgesehen von meinem Bart, aber ich hielt es der Taube wegen nicht für ratsam, mich zu rasieren.

Als ich gerade dachte, ich würde gut aussehen, fiel mir auf, dass ich furchtbar roch. Ich vermutete zuerst, es könnte am Eau de Cologne liegen, und ich nahm mir vor, es nie wieder auszuwählen, wobei ich es überhaupt nicht ausgewählt hatte. Jemand, ich war nicht sicher, wer, hatte es in meinen Koffer gelegt. Möglicherweise sollte es ein Geschenk sein, dachte ich, und in diesem Fall sollte ich nicht so streng darüber urteilen, da jeder Mensch andere Vorlieben hat, vor allem, wenn es um Eau de Cologne geht. Ich versuchte mir vorzustellen, welcher Art von Menschen dieser furchtbare Geruch gefallen konnte, und fragte mich, ob mein Cousin und seine Familie, die ich nicht kannte, möglicherweise solche Menschen waren. Jedenfalls war der Geruch furchtbar, und nichts, nicht einmal meine Vorstellungskraft oder mein, abgesehen von meinem Bart, gepflegtes Äußeres konnten darüber hinwegtäuschen.

Ich überlegte, noch einmal zu duschen, befand dann aber, dass zwei Duschen und das dazu nötige Wasser vielleicht zu viel wären für die Taube, die sich unter Umständen noch im Bad befand. So oder so sah ich nicht nach, damit die Taube mir nicht etwa die ständigen Störungen verübelte und etwas Böses tat, etwas, auf das nur eine Taube kommen würde und das ich mir, da ich noch nie verärgerten Tauben begegnet war, nicht vorstellen konnte. Ich ging zu dem Flakon, um ihn wegzuwerfen, damit dasselbe nicht noch einmal passieren würde. Aber als ich in seine Nähe kam, merkte ich, dass er keinen Geruch verströmte, und als ich das Fläschchen an die Nase hob, roch es überhaupt nicht furchtbar, sondern wunderbar, wie ein Duft, den der Papst tragen würde. Selbst, wenn der Papst tot gewesen wäre, hätte es nichts geändert, denn hätte er es sich aussuchen können, hätte er seinen Sarg sicher mit diesem Eau de Cologne einsprühen lassen, so wunderbar roch es.

Also war der furchtbare Geruch ein Geheimnis, das sich vielleicht nie lösen lassen würde. Ich versuchte, ihn zu vergessen, aber ich konnte ihn nicht vergessen, weil der furchtbare Geruch mich begleitete. Ich konnte an mir nichts mehr verändern, bevor ich vor die Familie trat, trotzdem hielt ich es nicht für angebracht, mich zu präsentieren, solange der Geruch noch so stark war. Ich sagte mir, ich könne es noch ein wenig hinauszögern, indem ich nach meinem Blutdruckmedikament suchte, noch etwas, das ich eigentlich vergessen wollte, allerdings könnte es sich doch lohnen, mich daran zu erinnern, und sei es nur, um den Gedanken an den furchtbaren Geruch zu verdrängen.

Ich schaute in die Tasche, die ich an Bord mitgenommen und bei meiner Suche bisher übergangen hatte. Darin sah es abstoßend aus. Überall waren Hähnchen und Fisch, so vermengt, dass man sie nicht unterscheiden konnte, obwohl Hähnchen und Fisch völlig verschiedene Nahrungsmittel sind. In diesem Moment musste ich der Tatsache ins Auge sehen, dass ich den Geruch und all meine aktuellen Probleme selbst verursacht hatte, indem ich meine beiden Wahlmöglichkeiten, Hähnchen und Fisch, unter die Gegenstände gemischt hatte, die ich bei mir getragen hatte, durch die Einreisekontrolle, durch den Zoll und in das Haus meiner Familienmitglieder, denen ich zum größten Teil noch nie begegnet war.

Ich wünschte, ich hätte einen Mülleimer gehabt, aber ich hatte keinen, und außerdem hätte ich nicht sicherstellen können, dass mein Müll, sobald ich ihn in den Mülleimer gelegt hätte, nicht jemand anderem Probleme bereitet hätte, dass der scheußliche Geruch niemand anderen belästigt hätte, denn den Müll in einen Eimer zu legen, wäre nur der erste Schritt gewesen, um ihn endgültig zu beseitigen. Ich schien keine andere Wahl zu haben, als diesen Müll bis zum Ende meiner Tage mit mir herumzutragen. Aber, erinnerte ich mich, morgen würde ein neuer Tag anbrechen, und ein neuer Tag konnte alles Mögliche bringen, auch Mülleimer. Also machte ich mein Handgepäck wieder zu, öffnete die Tür zum...

mehr

Autor

Maya Binyam gilt als eine der interessantesten neuen Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Sie arbeitet als Redakteurin der Literaturzeitung »The Paris Review« und unterrichtet an der New School. Ihre Texte sind im »New Yorker« und dem »New York Times Magazine« erschienen. »Galgenmann« ist ihr Debütroman. Maya Binyam lebt in Los Angeles.


Eva Kemper studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Sie übersetzte aus dem Englischen unter anderem Elif Batuman, Jarett Kobek, Sara Gruen, Cathy Park Hong und D. T. Max.