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Die Tote im Eis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am19.09.20231. Auflage
Schwarz senkt sich die Nacht.

Als die Leiche einer Lehrerin aus dem Eisloch beim Badesteg geborgen wird, glauben einzig Kommissarin Anna Glad und ihre Kollegin Märta, dass Boels Tod mehr als ein Unfall war. Während die finnische Kleinstadt sich auf das alljährliche Lichterfest vorbereitet, erhält Anna eine alte Videokassette mit Aufnahmen einer Luciaprozession. Was war 1988, als Boel selbst Schülerin auf Stockudden war, geschehen? Nicht ahnend, dass die Geschichte von damals sich zu wiederholen droht, folgt Anna den Spuren in die Vergangenheit ... 

Ausgezeichnet mit dem Preis für Finnlands besten Krimi des Jahres.


Eva Frantz, geboren 1980, wuchs in einem Vorort von Helsinki auf. Sie arbeitete als Radiomoderatorin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Finnland, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Esbo, Finnland. »Die Tote im Eis« ist ihr erster Roman im Aufbau Taschenbuch. Mehr zur Autorin unter www.evafrantz.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSchwarz senkt sich die Nacht.

Als die Leiche einer Lehrerin aus dem Eisloch beim Badesteg geborgen wird, glauben einzig Kommissarin Anna Glad und ihre Kollegin Märta, dass Boels Tod mehr als ein Unfall war. Während die finnische Kleinstadt sich auf das alljährliche Lichterfest vorbereitet, erhält Anna eine alte Videokassette mit Aufnahmen einer Luciaprozession. Was war 1988, als Boel selbst Schülerin auf Stockudden war, geschehen? Nicht ahnend, dass die Geschichte von damals sich zu wiederholen droht, folgt Anna den Spuren in die Vergangenheit ... 

Ausgezeichnet mit dem Preis für Finnlands besten Krimi des Jahres.


Eva Frantz, geboren 1980, wuchs in einem Vorort von Helsinki auf. Sie arbeitete als Radiomoderatorin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Finnland, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Esbo, Finnland. »Die Tote im Eis« ist ihr erster Roman im Aufbau Taschenbuch. Mehr zur Autorin unter www.evafrantz.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841233165
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse832 Kbytes
Artikel-Nr.11542986
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1
Sonne, die scheint nicht mehr


Donnerstag, 7. Dezember

Roland Ström war Frühaufsteher. Nicht auf diese erbärmliche Art wie gewisse andere Leute in seinem Alter, die frühmorgens aufwachten und sofort aufs Klo mussten, ausgedörrt und bang, und die nicht mehr einschlafen konnten, weil sie ständig nur an den Tod dachten.

Nein, Roland wurde einfach früh wach, stand beschwingt auf, um den Tag zu nutzen, sommers wie winters, werktags wie wochenends. Am liebsten begann er den Tag mit einem Bad im Meer. Dahingehend war der Winter sogar seine Lieblingsjahreszeit. An einem Julimorgen in neunzehn Grad warmes Wasser zu steigen, war schließlich keine Heldentat. Es war nicht mal sonderlich erfrischend. Nein, nichts kam dem Gefühl gleich, wenn einen eiskaltes Wasser umspülte, während die Luft noch viel kälter war. Jedes Mal, wenn er anschließend die Leiter hoch und an Land kletterte, war es, als wäre er wie neugeboren. Roland liebte dieses Gefühl. In derlei Momenten war er am lebendigsten. Wenn man es klischeehaft ausdrücken wollte, fühlte er sich nach jedem Winterbad glatt vierzig Jahre jünger.

Vor dem Bad musste man sich nur ordentlich aufwärmen, indem man beispielsweise einen strammen Spaziergang machte. Roland setzte lange Schritte, nahm die Arme dazu und sah seinen Atemwölkchen hinterher, die zum schwarzen Himmel emporstiegen. Wunderbar, dass der Winter in diesem Jahr so früh Einzug gehalten hatte. Manchmal musste man bis nach Neujahr warten, ehe es anständig kalt wurde.

Üblicherweise hatte Roland um sechs Uhr morgens Umkleide und Eisloch für sich. Der Verein hatte einen Windschutz errichtet sowie eine Wärmematte und eine Pumpe bereitgestellt, die dafür sorgte, dass das Eisloch nicht zufror. Er musste sich also bloß umziehen und ins Wasser steigen.

Mit einer gewissen Irritation stellte er fest, dass in der Damenumkleide Licht brannte. Wie bitte? Gab es da wirklich irgendein altes Weib im Verein, das noch früher wach war als er? Das hatte er ja noch nie erlebt - und das ausgerechnet am Morgen nach dem Nationalfeiertag! Alle Frauen, die Roland kannte, dürften am Vorabend vor dem Fernseher gesessen, sich den Empfang des Präsidenten angesehen und sich über die Kleider und Schnittchen ereifert haben. Sie alle würden heute bestimmt ausschlafen.

In der Vereinshütte war es still. Roland stampfte absichtlich fest auf, als er über den Flur zwischen Damen- und Herrenumkleide ging. Wenn dort drüben jemand wäre, würde die Person sich doch wohl zu erkennen geben und den Kopf durch die Tür stecken und grüßen, wenn sie nicht gerade splitterfasernackt wäre. Zumindest könnte sie »Guten Morgen« rufen. Sofern sie ihre Sinne beisammenhätte. Das war ja nicht mehr bei allen alten Frauen der Fall.

Er spitzte die Ohren. Es war mucksmäuschenstill.

Ah ja, anscheinend hatte da jemand geschludert, war abends noch eisbaden gewesen und hatte vergessen, das Licht auszuschalten. Darüber musste Roland nun wirklich nicht länger nachdenken.

Behände zog er sich aus, stieg in seine Badehose, in die Badeschuhe und streifte sich die dicken Handschuhe und die Wollmütze über. Dann warf er sich das Handtuch über die Schulter und marschierte nach draußen. Nur nicht den Schlüssel zum Umkleideraum vergessen - nicht dass man hinterher nur in Badehose in der Kälte ausgesperrt war. So etwas passierte immer wieder mal, hatte Roland gehört.

Es war wirklich ein majestätischer Wintermorgen, fast wie auf einer Weihnachtskarte. Es schneite leicht, graublau und knisternd erstreckte sich vor ihm die Bucht, und alles war still und leise. Nur die Pumpe unten im Wasser brummte vor sich hin, doch auch die verstummte, als Roland die Zeitschaltuhr an der Wand einstellte. Wenn die Pumpe lief, war das Eisbaden kein Vergnügen. Nach zehn Minuten würde sie von allein wieder anspringen. Bis dahin hätte Roland ausreichend Zeit im Wasser gehabt und wäre fertig. Obwohl er ein erfahrener Eisbader war, blieb er zu dieser Jahreszeit nie länger als eine gute halbe Minute im Wasser.

Draußen rund um den Windschutz und den Leiterabstieg war es stockdunkel, bis hierher reichte die Lampe an der Außenwand der Hütte nicht, doch Roland legte wie immer sein Handtuch auf die schmale Holzbank und den Schlüssel zur Umkleide ordentlich obenauf.

Dann holte er ein paarmal tief Luft, packte das Geländer mit beiden Händen und stieg die Sprossen ins eiskalte Wasser hinab.

Teufel auch, war das kalt! Aber es war die Überwindung wert - das hier war das echte Leben.

Noch während er die ersten verkrampften Schwimmzüge machte, stieß er im Wasser gegen etwas.

Komisch. Hier war es mindestens drei Meter tief. Hatte sich irgendein Bauteil der Pumpe gelockert? Das war schon mal passiert, fiel Roland wieder ein, und er streckte die Hand aus.

Nein, das dort war etwas Größeres. Irgendwie weich und hart gleichermaßen ... Fühlte sich nicht nach einem Maschinenteil an.

Erst als Roland in im Wasser treibende Haare griff, dämmerte ihm, was dort im Eisloch lag.

Polizeioberkommissarin Anna Glad war bereits wach, wenn auch kein bisschen ausgeruht, als das Telefon klingelte. Heutzutage bekam bei der Polizei am Unabhängigkeitstag wohl niemand mehr frei. Überall liefen sie Gefahr, dass irgendeine »vaterländische« Veranstaltung in einen fremdenfeindlichen Tumult ausartete. Hier in der Kleinstadt war es zwar ruhig geblieben, aber in Helsinki war es erwartungsgemäß zu Auseinandersetzungen in der Nähe des Präsidentenpalasts gekommen. Aus dem ganzen Land waren Kräfte einbestellt worden, die sich hatten bereithalten müssen, und auch Anna selbst war bis 23 Uhr im Dienst gewesen. Als sie endlich zu Hause gewesen war, hatte sie nicht einschlafen können. Bei all dem Thermoskannenkaffee ... Aber heute würde sie davon noch viel mehr brauchen, weil dieser Arbeitstag anscheinend einen Blitzstart erforderte.

Ein Frühaufsteher, der unten an der Timmerviken eisbaden wollte, hatte eine Leiche im Eisloch entdeckt. Mehr wusste Anna derzeit noch nicht.

An sich war es erstaunlich, dass solche Sachen nicht häufiger passierten. Immer mehr Leute gingen diesem hirnverbrannten Eisbaden nach, das angeblich so gesund und erfrischend sein sollte. Allein bei der Vorstellung klapperten Anna die Zähne, als sie in Richtung Timmerviken fuhr. Die Badestelle lag nur eine Handvoll Kilometer vom Stadtkern entfernt. Sich so etwas Grässlichem auszusetzen, wie mitten im Winter ins Meer zu hüpfen, war doch im Leben nicht gesund, sondern klang eher lebensgefährlich - und womöglich war diese arme Teufelin im Eisloch der nicht mehr lebende Beweis dafür. Falls sie denn eine Eisbaderin gewesen war. Genauso gut konnte sie verunglückt sein. Es gab schließlich Leute, die den Nationalfeiertag gern mit ordentlich Alkohol feierten. Dass sie an Mittsommer absoffen, war fast schon eher Regel denn Ausnahme. Am Unabhängigkeitstag war so etwas eher ungewöhnlich, aber man wusste ja nie.

Hinter der blauen Holzhütte, in der die Umkleiden untergebracht waren, parkte ein Rettungswagen, ein Stück dahinter ein schwarzer Transporter, und als Anna gerade aussteigen wollte, bremste Märta Hanssons Skoda neben ihr ab.

»Morgen! Schicke Frisur!«, rief Märta ihr munter zu.

Brummelnd warf Anna einen Blick auf ihr Spiegelbild im Autofenster. Sie sah aus wie eines dieser dänischen Trollfigürchen, die sie als Kind gesammelt hatte. Sie angelte ihre Mütze aus der Jackentasche, setzte sie auf und sah prompt einen Hauch professioneller aus. Sie musste sich endlich angewöhnen, zu Hause in den Spiegel zu gucken, bevor sie sich auf den Weg machte, selbst wenn Eile geboten war. Neidisch beäugte sie Märtas wippenden Pferdeschwanz, der hin und her schaukelte, als die Kollegin hangabwärts vor ihr her die Hütte umrundete und auf die Badestelle zuhielt.

»Verdammt schöner Morgen«, sagte Märta. »Ich war gerade mit den Skiern auf dem Weg nach draußen, als sich die Zentrale gemeldet hat. Dachte, ich könnte vor der Arbeit noch eine Runde drehen, aber dann probiere ich es eben heute Abend.«

»So ist es manchmal.« Anna versuchte nicht mal, mitfühlend zu klingen.

Es war immer noch dunkel, doch die Sicherheitskleidung des Bergungstrupps blitzte ihnen vom Steg...

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Autor

Eva Frantz, geboren 1980, wuchs in einem Vorort von Helsinki auf. Sie arbeitete als Radiomoderatorin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Finnland, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Esbo, Finnland. »Die Tote im Eis« ist ihr erster Roman im Aufbau Taschenbuch.
Mehr zur Autorin unter www.evafrantz.com