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Chaoscode

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
383 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am29.02.20241. Aufl. 2024
Kein Code der Welt ist mehr sicher!

Als eines Tages das Internet von scheinbar sinnlosen Zahlenreihen geflutet wird, ist die Verwirrung groß. Journalistin Line Berg wendet sich an den Nobelpreisträger Josef Weisman, der vermutet, jemand habe eines der größten Rätsel der Mathematik gelöst. Die Konsequenzen wären brandgefährlich: Diese Person könnte jeden Code der Welt knacken, jedes Sicherheitssystem umgehen und wäre fast allmächtig.

Aber wer könnte der Unbekannte sein? Berg und Weismann erfahren von einem Wahrsager aus Nigeria, der sehr präzise Wetterprognosen abgab, bis er und seine Familie ermordet wurden. Nur Tochter Hope überlebte. Hat der alte Mann das Rätsel gelöst? Berg und Weismann eilen nach Lagos. Doch sie sind nicht die einzigen, die hinter der Lösung her sind, und ihre Gegner sind bereit, über Leichen zu gehen.


Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKein Code der Welt ist mehr sicher!

Als eines Tages das Internet von scheinbar sinnlosen Zahlenreihen geflutet wird, ist die Verwirrung groß. Journalistin Line Berg wendet sich an den Nobelpreisträger Josef Weisman, der vermutet, jemand habe eines der größten Rätsel der Mathematik gelöst. Die Konsequenzen wären brandgefährlich: Diese Person könnte jeden Code der Welt knacken, jedes Sicherheitssystem umgehen und wäre fast allmächtig.

Aber wer könnte der Unbekannte sein? Berg und Weismann erfahren von einem Wahrsager aus Nigeria, der sehr präzise Wetterprognosen abgab, bis er und seine Familie ermordet wurden. Nur Tochter Hope überlebte. Hat der alte Mann das Rätsel gelöst? Berg und Weismann eilen nach Lagos. Doch sie sind nicht die einzigen, die hinter der Lösung her sind, und ihre Gegner sind bereit, über Leichen zu gehen.


Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751747714
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
Auflage1. Aufl. 2024
Seiten383 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1058 Kbytes
Artikel-Nr.11549842
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


23. MÄRZ

Der erste Notruf ging um 18 Uhr ein, als sich gerade die Dämmerung über die Londoner Innenstadt senkte. Autos hatten ihre Scheinwerfer eingeschaltet, der Abendverkehr verstopfte die Straßen. Der Mann in der Notrufzentrale der Polizei, der den Anruf entgegennahm, stand kurz vor dem Ende seiner Schicht und glaubte zuerst an einen Irrtum, doch er leitete die Information pflichtschuldig weiter. Erst als wenige Minuten später zwei weitere Anrufer dasselbe berichteten, kam er zum Schluss, dass es sich nicht um eine Falschmeldung handelte.

Auf dem höchsten Wolkenkratzer der Stadt stand jemand über dem Abgrund und drohte zu springen. Die anderen Angaben variierten, manche sprachen von einem jungen Mann, manche von einem älteren, manche glaubten, er habe eine helle Hautfarbe, manche sprachen von dunkler.

Die Information gelangte über informelle Kanäle an die Nachrichtenredaktionen der Stadt. Erste Kameras wurden auf die Hochhausspitze gerichtet, wo sich in der einsetzenden Dunkelheit nicht viel erkennen ließ. Journalisten versuchten, sich Zugang zum Gebäude zu verschaffen, wurden aber von den Sicherheitsleuten abgewiesen, die angaben, von nichts zu wissen, während im Haus längst Aufruhr herrschte, man den Zugang zum Dach abgesperrt hatte und diskutierte, wie zum Teufel der Kerl die Sicherheitssysteme hatte umgehen können und was man jetzt tun sollte, bis die Polizei eintraf.

Es war schließlich ein junger Blogger, der seine Drohne entlang der Glasfassade aufsteigen ließ und die ersten Bilder des Lebensmüden einfing. Das Video wurde mangels anderer Aufnahmen von allen Medien geteilt und ging schnell viral. Es zeigte neben der Tatsache, dass es sich wirklich um einen jungen, dunkelhäutigen Mann handelte, noch ein weiteres Detail, das bald rund um den Globus für Gesprächsstoff sorgen sollte. Der Mann schrie etwas über die Stadt hinaus. Das Sonderbare war, dass sich nicht sofort feststellen ließ, um welche Sprache es sich handelte. Schnell aufgestellte Richtmikrofone von Fernseh- und Radiostationen sollten Klarheit bringen, machten die Sache aber nur noch komplizierter. In den sozialen Medien lieferten sich die Teilnehmer heiße Diskussionen, und nur langsam kristallisierte sich heraus, dass eine der Sprachen Klingonisch gewesen war, während andere Behauptungen, dass es sich um Sanskrit, Esperanto oder Latein handelte, nicht bestätigt werden konnten.

Trotz der schlechten Qualität der Aufnahmen gab es auch nicht wenige Leute, die glaubten, die Nachricht verstanden zu haben, die der junge Mann in den Wind schrie. Manche behaupteten, dass es immer dieselben Worte waren, allerdings in verschiedenen Sprachen:

»Es muss aufhören.«

*

Jeff McLeary, der Leiter der wahrscheinlich meistunterschätzten Abteilung des britischen GCHQ, war müde und gereizt, als er sein Haus in Cheltenham betrat. Er hatte in seinem Büro Bescheid gegeben, dass er in der folgenden Stunde keine Anrufe entgegennehmen würde.

McLeary hatte Ärger wegen eines Mitarbeiters, der seit ein paar Tagen nicht zur Arbeit erschienen war. Derartiges wäre schon in einem normalen Job problematisch gewesen, doch in der Profession, in der McLeary tätig war, war es untragbar.

Er war in einer Welt aufgewachsen, in der Agenten lernten, wann sie beim Beschatten einer Person die Straßenseite wechseln mussten. Heute bestand der Großteil der Belegschaft von Geheimdiensten aus Computerspezialisten, die nie im Feld gearbeitet hatten und das auch nie tun würden. Es musste früher oder später schiefgehen.

Dieser Fall tat ihm besonders weh, denn McLeary hatte den jungen Mann gefördert. Doch seit einiger Zeit hatte er sich zunehmend sonderbar verhalten, seine Arbeit vernachlässigt.

Die Sache schien sich herumzusprechen, denn zuvor hatte seine Chefin angerufen und nach ihm gefragt. McLeary hatte lügen müssen. Er hatte verschwiegen, dass er nicht mehr in der Lage war, den Mann zu erreichen. Müde und frustriert hatte er nach dem Gespräch alle anstehenden Termine abgesagt und war nach Hause gefahren.

»Hallo Schatz«, sagte er, als er eintrat. Er stellte seine Tasche auf einen Stuhl am Esstisch, der im Zentrum der großen Wohnküche stand. Dort lag bereits das tägliche Kreuzworträtsel aus der Zeitung bereit, mit dem er sich nach langen Arbeitstagen beruhigte.

Heute aber galt seine Aufmerksamkeit seiner Frau. Nancy war gerade dabei, ein Bild aufzuhängen. Es handelte sich um eine abstrahierte Darstellung eines Mannes, der auf einem Lehnstuhl saß. Etwas Befremdliches war daran. Er glaubte, dieses Bild schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Sie hatte es letzte Woche bei einer Vernissage erworben. Nancy hielt das Gemälde hoch, ohne ihn anzusehen.

»Wie findest du das?«

Sie hatte das Sofa von der Wand weggeschoben und stand dahinter an der Wand. McLeary sah, dass sie schon einen Nagel in die Wand geschlagen hatte.

»Soll ich dir helfen?«, fragte er.

»Lass nur, ich habe es schon.« Sie hob das Bild noch ein Stück und hakte den Rahmen an einem unsichtbaren Band oder Kabel an der Rückseite ein. Sie wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab. »Und?«

»Es wirkt gut hier«, sagte er und meinte es auch so. Das Bild ging ihm auf eine seltsame Art und Weise nahe, die er noch nicht einordnen konnte. Das gefiel ihm.

Er hatte von Kunst eigentlich keine Ahnung, es war Nancy, die sich dafür interessierte. Alles, was er wusste, hatte er von ihr gelernt. Anfangs hatten die Bilder, die sie ihm zeigte, sündteure moderne Werke von Künstlern mit Namen wie Bacon oder Richter, ihn verwirrt und befremdet. Er hatte sie abgelehnt, bis sie ihm klargemacht hatte, dass viele Bilder genau auf dieses Gefühl abzielten. Er machte nichts falsch. Als er dem entgegengehalten hatte, dass er diese Gefühle vielleicht gar nicht erleben wollte, und sie fragte, warum Menschen sich Bilder aufhängten, die sie befremdeten anstatt solcher, bei denen sie sich besser fühlten, hatte sie geschmunzelt und ihn gefragt, auf welche Weise er sich denn besser fühlen wollte.

Das hatte ihn sehr nachdenklich gemacht. Und er hatte festgestellt, dass in den widersprüchlichen Gefühlen, die ihre Bilder auslösten, etwas war, das ihm tatsächlich so etwas wie Genugtuung bereitete. Die Künstler, die diese Bilder geschaffen hatten, belogen ihn nicht. Sie zeigten ihm etwas Wahrhaftiges. Ihm wurde klar, wie selten er in seiner Lebenswelt mit Dingen konfrontiert war, für die sich das sagen ließ. Seither sah er Nancys Kunstvorlieben mit anderen Augen und beschwerte sich auch nicht mehr über die horrenden Preise, die sie dafür bezahlte - von ihrem Geld, verstand sich. Das Sammeln von Kunst hatte sich für sie von einer Leidenschaft zu einem Berufszweig gewandelt, den sie mit großem Geschick verfolgte. Er hütete sich deshalb auch, ein vorschnelles Urteil über das Bild abzugeben. Sie verlangte gar keine Zustimmung. Dafür war es viel zu früh, das wussten sie beide. Aber vorerst konnte das Bild hier hängen, er hatte nichts dagegen.

»Harter Tag?«, fragte sie ihn, nachdem sie gemeinsam die Couch zurück an ihren Platz geschoben hatten.

»Mhm«, stimmte er ihr zu.

Sie fragte nicht weiter nach, schon seit Jahren nicht mehr. Es genügte zu wissen, wie es ihm ging.

»Ich dachte es mir schon. So früh kommst du sonst nie. Möchtest du etwas essen?«

»Nein danke, nur eine Tasse Tee.«

»Ich mache uns welchen«, sagte sie und ging in die Küche.

Doch noch bevor das Teewasser kochte, hörte er ein dumpfes Dröhnen, das sich zum flatternden Fluggeräusch eines Hubschraubers verdichtete. Zugleich rief ihn jemand aus dem Chefbüro des GCHQ an. Wenn sein Wunsch nach Ruhe ignoriert wurde, musste es wichtig sein, deshalb hob er ab. Als er hörte, was die Person am anderen Ende zu sagen hatte, war er erst verwirrt.

»Sind Sie sicher, dass Sie bei mir an der richtigen Adresse sind?«

Doch als McLeary verstand, worum es ging, erkannte er den Ernst der Lage sofort. Er gab seiner Frau einen Kuss und ging hinunter auf die Straße, wo ihm ein Mann entgegenrannte, der ihn zu dem bereits gelandeten Eurocopter brachte, dessen Rotorblätter sich noch drehten.

McLeary hatte sich kaum angeschnallt, als der Pilot die Turbinen des Hubschraubers aufheulen ließ. Der Helikopter erhob sich in die Luft und flog nach Osten in Richtung London.

*

The Shard.

Man hatte ihm also die Wahrheit gesagt. McLeary reckte den Hals, um aus dem Fenster des Hubschraubers zu sehen. Neben ihm ragte der größte Wolkenkratzer Londons auf, eine spitz zulaufende Glaspyramide am Ufer der Themse, die sich, wie so viele Londoner Immobilien, im Besitz von Investoren aus Katar befand. Mehrere große Scheinwerfer waren nach oben gerichtet, doch ihr Licht verlor sich auf den dreihundert Metern bis zur Spitze. Die Joiner Street, eine Seitengasse der St. Thomas Street, hatte die Polizei bereits abgesperrt. Als die Beamten den Hubschrauber sahen, machten sie sofort Platz.

Nachdem McLeary ausgestiegen war, kam sofort Sandra Gardener, die Leiterin des GCHQ, auf ihn zu.

»Sie haben mich gerufen«, begann er.

Er wusste, dass Gardener sich nicht für Begrüßungen oder andere Höflichkeiten interessierte. Manchmal irritierte ihn ihre kühle Professionalität. Für ihn war sie eine Person ohne Privatleben. Niemand im Haus wusste, ob sie allein oder in einer Beziehung lebte oder was sie nach Feierabend machte. Manchmal ertappte er sich bei dem Gedanken, dass sie abends, wenn sie ihr streng geschnittenes Kostüm für den nächsten Tag zu zehn anderen identischen in den Schrank hängte, danach selbst hineinstieg und die...

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