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Training sozialer Kompetenzen in der Gruppe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
284 Seiten
Deutsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGerschienen am20.03.20231. Auflage 2023
Das Training sozialer Kompetenzen zielt darauf ab, mit verschiedenen Interventionen der Verhaltenstherapie soziale Kompetenzen bei Patientinnen und Patienten aufzubauen bzw. zu verbessern. Es findet unter anderem Anwendung bei der Behandlung depressiver Störungen, sozialer Phobien, bei Suchterkrankungen, bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, in der Familientherapie psychotischer Störungen sowie bei der Behandlung von Paaren. Das Buch beschreibt Theorie und Praxis des Trainings sozialer Kompetenzen (TSK) in der Gruppe. Der Band vermittelt zunächst Hintergrundwissen zum TSK und stellt anschließend verschiedene Interventionen zum Aufbau und zur Förderung sozialer Kompetenzen anhand von Übungen, Informations- und Arbeitsblättern anschaulich vor. Hierbei werden auch Fertigkeiten im Umgang mit sozialen Medien und Methoden der dritten Welle der Verhaltenstherapie, z.B. Achtsamkeit oder Strategien der Akzeptanz, berücksichtigt. Angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse in der Gruppe und die zeitlichen Möglichkeiten, können einzelne Module, z.B. Kennenlernen, Kommunikation, Bitten äußern und Neinsagen, fokussiert oder verschiedene Module miteinander kombiniert werden. Der Praxisleitfaden kann sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Psychotherapie Anwendung finden. Eingegangen wird auch auf die Möglichkeiten der Umsetzung des TSK im Rahmen der Richtlinientherapie sowie auf den Umgang mit schwierigen Gruppensituationen. Die zahlreichen im Buch enthaltenen Arbeitsmaterialien können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden. Gruppentherapeutinnen und Gruppentherapeuten erhalten mit diesem Band eine praxisorientierte Hilfe für die Durchführung von Selbstsicherheitsinterventionen in der Gruppe.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR36,95
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR32,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR32,99

Produkt

KlappentextDas Training sozialer Kompetenzen zielt darauf ab, mit verschiedenen Interventionen der Verhaltenstherapie soziale Kompetenzen bei Patientinnen und Patienten aufzubauen bzw. zu verbessern. Es findet unter anderem Anwendung bei der Behandlung depressiver Störungen, sozialer Phobien, bei Suchterkrankungen, bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, in der Familientherapie psychotischer Störungen sowie bei der Behandlung von Paaren. Das Buch beschreibt Theorie und Praxis des Trainings sozialer Kompetenzen (TSK) in der Gruppe. Der Band vermittelt zunächst Hintergrundwissen zum TSK und stellt anschließend verschiedene Interventionen zum Aufbau und zur Förderung sozialer Kompetenzen anhand von Übungen, Informations- und Arbeitsblättern anschaulich vor. Hierbei werden auch Fertigkeiten im Umgang mit sozialen Medien und Methoden der dritten Welle der Verhaltenstherapie, z.B. Achtsamkeit oder Strategien der Akzeptanz, berücksichtigt. Angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse in der Gruppe und die zeitlichen Möglichkeiten, können einzelne Module, z.B. Kennenlernen, Kommunikation, Bitten äußern und Neinsagen, fokussiert oder verschiedene Module miteinander kombiniert werden. Der Praxisleitfaden kann sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Psychotherapie Anwendung finden. Eingegangen wird auch auf die Möglichkeiten der Umsetzung des TSK im Rahmen der Richtlinientherapie sowie auf den Umgang mit schwierigen Gruppensituationen. Die zahlreichen im Buch enthaltenen Arbeitsmaterialien können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden. Gruppentherapeutinnen und Gruppentherapeuten erhalten mit diesem Band eine praxisorientierte Hilfe für die Durchführung von Selbstsicherheitsinterventionen in der Gruppe.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783844430073
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.03.2023
Auflage1. Auflage 2023
Seiten284 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10512 Kbytes
Artikel-Nr.11585990
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


|16|2  Training sozialer Kompetenz: Eine theoretische Verortung

Als Training sozialer Kompetenzen (TSK) werden verschiedene Verfahren der Verhaltenstherapie bezeichnet, die es ermöglichen sollen, durch mehr oder weniger standardisierte Trainingsmethoden soziale Kompetenzen zu etablieren oder, falls vorhanden, diese zu verbessern. Andere Bezeichnungen sind zum Beispiel: Selbstsicherheitstraining, Assertiveness-Training, Gruppentherapie sozialer Kompetenzen. In den 1970er und 1980er Jahren wurde durchsetzungsfähiges Verhalten (assertive behavior) definiert als ein Verhalten, mit dem eine Person seine eigenen Interessen vertreten kann, ohne Angst zu haben und ohne die Rechte anderer zu verletzen (Alberti & Emmons, 1970). Nach Speed et al. (2018) ist das Ausmaß durchsetzungsfähigen Verhaltens dabei auf einem Kontinuum zu sehen, wo es letztlich zwischen submissivem Verhalten einerseits und aggressivem Verhalten andererseits einzuordnen ist. Speed et al. sehen das Assertiveness-Training deshalb als eine Komponente eines Trainings sozialer Kompetenz, das Individuen hilft, angstbedingte Hemmungen zu reduzieren und sich sozial kompetent zu verhalten.

Anwendung findet das TSK etwa in der Behandlung von depressiven Erkrankungen (z.âB. Hautzinger, 2000; Williams, 1986), sozialen Phobien (Pfingsten, 2000; Trower, 1986), Suchterkrankungen (Petry, 2015; Monti, Abrams, Binkoff & Zwick, 1986), Schizophrenien (Kraemer & Möller, 2000; Liberman & Wallace, 1990; Roder, Brenner & Müller, 2019; Shepherd, 1986), in der Familientherapie psychotischer Störungen (Berger & Gunia, 2019), in der Behandlung selbstunsicherer Persönlichkeitsstörungen (Gunia, 2010), in der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen (Bohus & Wolf-Arehult, 2013), in der Behandlung von Delinquenten (Henderson & Hollin, 1986), in der psychiatrischen Behandlung (Aschen, 1997), in der Behandlung von Paaren (Gordon & Waldo, 1984) und außerdem bei allen Erkrankungen, in denen die soziale Kompetenz beeinträchtigt ist (Liberman et al., 1975; Goldstein, 1973).

Das Training sozialer Kompetenz gilt folglich als verhaltenstherapeutisches Breitbandverfahren, da es in der Behandlung sehr unterschiedlicher psychischer Störungen und auch bei Strafgefangenen eingesetzt wird (einen Überblick geben etwa Speed et al., 2018; Grawe, Donati & Bernauer, 1995). In Einzel- oder Gruppensettings soll mit speziellen Übungen, Rollenspielen, Modelllernen und differenzier|17|ten Rückmeldungen sozial kompetentes Verhalten aufgebaut bzw. verbessert werden. Studien finden einen Zusammenhang zwischen niedrigem Selbstwert und sozialer Angst, Angst im Allgemeinen, depressiven Störungen und ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörungen (Speed et al., 2018). In praktisch allen Überblicks- und Handbüchern der Verhaltenstherapie finden sich Kapitel über Trainings sozialer Kompetenz (Wiedemann & Arissen, 2009; Fliegel, Groeger, Künzel, Schulze & Sorgatz, 1998; Pfingsten, 2000; Ullrich & de Muynck, 2015; Pfingsten, 2018; Wolpe, 1972).

Grawe et al. (1995) analysierten 74 Studien, in denen das TSK entweder allein oder mit kognitiven Techniken kombiniert angeboten wurde. Insgesamt waren 3.400 Patienten in die Studien eingeschlossen. Behandelt wurden in der Mehrheit der Fälle Selbstunsicherheit und soziale Phobien, die aber auch in Kombination mit anderen psychischen Störungen, wie z.âB. Depressionen, Psychosen, Alkoholismus, Anpassungsstörungen, Anorexien, körperlichen Behinderungen, Migräne, anderen Phobien und sexuellen Störungen, vorkommen konnten. In Metaanalysen fanden Barth et al. (2013) positive Effekte des Trainings sozialer Kompetenzen bei depressiven Patienten, Benton und Schroeder (1990) bei schizophrenen Patienten und Taylor (1996) bei Patienten mit sozialen Phobien.

Grawe et al. (1995) konnten zeigen, dass das TSK besonders dann eine außerordentlich gute Effizienz hatte, wenn es bei selbstunsicheren Patienten angewendet wurde, oder auch dann, wenn Patienten eine andere Hauptdiagnose hatten, Selbstunsicherheit aber ein wichtiger Teil ihrer Problematik war. Grawe et al. (1995) fanden nicht nur eine Verbesserung sozialer Kompetenzen, sondern darüber hinaus auch eine Verbesserung vegetativer Symptome und eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens. Das Training sozialer Kompetenz zeigte auch bei Symptomen wie Migräne, Depressionen, sexuellen Störungen usw. in vielen Untersuchungen bedeutsame Verbesserungen. Grawe et al. entdeckten, dass eine Kombination von TSK mit kognitiven Strategien zu besserer Effizienz führte als TSK alleine (siehe hierzu auch Linehan, Goldfried & Goldfried, 1979). Stationäres TSK schien effizienter zu sein als ambulant angebotenes TSK. TSK schnitt im Vergleich zu anderen Therapieformen gut ab und zeigte sich auch im Vergleich mit anderen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Methoden in Bezug auf Verbesserungen im zwischenmenschlichen Bereich als zumindest leicht überlegen. Vergleiche mit kognitiver Therapie fielen meist zugunsten von TSK aus. TSK im Gruppensetting bewirkte bessere Ergebnisse als TSK im Einzelsetting. Hausaufgaben außerhalb der Therapie und im Lebensumfeld der Patienten schienen die Wirksamkeit noch zu steigern. Grawe et al. (1995) kommen insgesamt zu dem Ergebnis, dass mit dem TSK eine außerordentlich wirksame Methode vorliegt, die in einer großen Palette psychischer Störungen nicht nur bedeutsame Verbesserungen der Symptomatik zu erzielen vermag, sondern darüber hinaus mit deutlichen Verbesserungen des Befindens verbunden ist. TSK kann somit als sehr gut empirisch abgesichert und als transdiagnostisches Verfahren gelten.

|18|Das TSK oder Selbstsicherheitstraining geht auf Arbeiten von Andrew Salter (1949) zurück. Salter ging wie Wolpe (1958) davon aus, dass soziale Probleme das Resultat hemmender tieferliegender Persönlichkeitseigenschaften sind. Salter war der Überzeugung, dass soziale Ängste oder soziale Hemmungen gegenkonditioniert werden können, indem man den betroffenen Personen beibringt, Gefühle, Zuneigung, Ablehnung usw. auszudrücken. Er brachte den Betroffenen bei, anderen gegenüber schrittweise Gefühle auszudrücken (siehe auch Davison & Neale, 1979). Salter bezog dabei die mimische und gestische Darstellung von Emotionen genauso mit ein wie das Widersprechen gegenüber einem Gesprächspartner. Er empfahl den gezielten Gebrauch des Pronomens Ich, die Anerkennung eigener Leistungen und die Improvisation im Handeln und Kommunizieren. Die Haltung Wolpes (1972) war vor allem mit den Begriffen Durchsetzungsverhalten und Selbstbehauptung verbunden. Er ergänzte das Prinzip der Gegenkonditionierung um operante Strategien. Lazarus (1963) wiederum führte soziale Probleme auf fehlerhaft oder nicht gelerntes Sozialverhalten zurück. Bei Lazarus ging es also um den Abbau von unangemessenem und den Aufbau von angemessenem Verhalten.

Spätere Autoren wie Goldstein (1973), Ullrich de Muynck und Ullrich (1976) sowie Hinsch und Pfingsten (2015) ergänzten diese Ansätze um kognitive Strategien.

Neuere Ansätze (Bohus & Wolf-Arehult, 2013) versuchen das Erreichen von Zielen mit einer Orientierung auf die jeweilige Beziehung und der Selbstachtung auszubalancieren. Je nachdem, wie man diese Orientierungen gewichtet, ist ein differenzierteres Verhalten sinnvoll. Soziale Kompetenz orientiert sich in diesen Ansätzen also nicht nur an der Fähigkeit der Person, sondern auch an den situativen Erfordernissen und Grenzen und der Qualität der angestrebten Beziehung.
Entstehung von sozialer Unsicherheit

Wir gehen bei der Entstehung von sozialer Unsicherheit von einem biosozialen Modell aus. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen schon mit einer Vulnerabilität für soziale Hemmungen geboren werden bzw. soziale Hemmungen sehr früh erwerben (Fiedler & Marwitz, 2016). In der Familiengeschichte können fehlende Modelle und/oder fehlende Verstärker dazu führen, dass soziale Kompetenzen nicht erworben werden. Strafen oder das Ausbleiben von Verstärkern können dazu führen, dass erworbene soziale Kompetenzen nicht angewandt werden. Das Aufwachsen in einem restriktiven sozialen Milieu und/oder erneut fehlende Modelle können dazu führen, dass kein Gespür dafür entsteht, wann welche Fertigkeiten anzuwenden sind und wann nicht. Ein fehlendes Gespür kann bewirken, dass Menschen von ihrer Umgebung als wenig empathisch oder sogar als aggressiv wahrgenommen werden. Auch kognitive Grundannahmen und...

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