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Erwartungsangst überwinden

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
168 Seiten
Deutsch
Junfermann Verlagerschienen am08.02.2024
Frei und flexibel im Hier und Jetzt leben Gehen Sie automatisch immer vom Schlimmsten aus? Stressen Sie Situationen, die noch nicht eingetreten sind, oder lauert für Sie hinter jeder Ecke eine Katastrophe? Fühlen Sie sich bei Entscheidungen überfordert und wie gelähmt? Von subtilem Vermeidungsverhalten bis hin zu alptraumhaften Ängsten: Immer ist Erwartungsangst der Motor, der all das antreibt. Erwartungsangst ist laut Sally Winston und Martin Seif die dritte Schicht der Angst bzw. die Angst vor der Angst vor der Angst: Man fürchtet, dass einen etwas, vor dem man Angst hat, tatsächlich ängstigen könnte. Das Ergebnis: Man tut überhaupt nichts mehr. Betroffene lernen in diesem Buch, wie und warum sie derart ausgebremst werden und wie sie den Weg in ein flexibleres und glücklicheres Leben finden.

Sally M. Winston, Gründerin des Anxiety and Stress Disorders Institute of Maryland. Sie war Vorsitzende des Clinical Advisory Board of the Anxiety and Depression Association of America (ADAA). Langjährige Erfahrung als Klinikerin und in der Weiterbildung von Therapeuten.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextFrei und flexibel im Hier und Jetzt leben Gehen Sie automatisch immer vom Schlimmsten aus? Stressen Sie Situationen, die noch nicht eingetreten sind, oder lauert für Sie hinter jeder Ecke eine Katastrophe? Fühlen Sie sich bei Entscheidungen überfordert und wie gelähmt? Von subtilem Vermeidungsverhalten bis hin zu alptraumhaften Ängsten: Immer ist Erwartungsangst der Motor, der all das antreibt. Erwartungsangst ist laut Sally Winston und Martin Seif die dritte Schicht der Angst bzw. die Angst vor der Angst vor der Angst: Man fürchtet, dass einen etwas, vor dem man Angst hat, tatsächlich ängstigen könnte. Das Ergebnis: Man tut überhaupt nichts mehr. Betroffene lernen in diesem Buch, wie und warum sie derart ausgebremst werden und wie sie den Weg in ein flexibleres und glücklicheres Leben finden.

Sally M. Winston, Gründerin des Anxiety and Stress Disorders Institute of Maryland. Sie war Vorsitzende des Clinical Advisory Board of the Anxiety and Depression Association of America (ADAA). Langjährige Erfahrung als Klinikerin und in der Weiterbildung von Therapeuten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749504961
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum08.02.2024
Seiten168 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11587385
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Erwartungsangst: Wenn man schon vor dem Schnitt blutet

Angst gestaltet sich vielfältig. Sie zeigt sich in Form einer Phobie, Sozialangst oder Panik, als Zwanghaftigkeit oder als quälende Intrusion. Sie tritt als körperliches Symptom auf oder als endlose, hartnäckige und nie zur Ruhe kommen lassende Sorgenparade. Und fast immer ist Erwartung mit im Spiel. In der Regel wird sie von unguten Zukunftsahnungen und Zweifeln an der eigenen Leistung, Sicherheit oder Gesundheit begleitet und hat Einfluss auf Lebensentscheidungen. Und natürlich schränkt sie die Freiheit ein, so zu leben, wie man will.

Falls Sie unter einer dieser Ängste leiden, dann kennen Sie also auch Erwartungsangst. Mit einfachen Worten: Erwartete Angst ist erwartetes Leid, das schon vor seinem Eintreffen in die Vermeidung treibt.
1.1 Was ist Erwartungsangst?

Antizipatorische Angst, also vorwegnehmende, verfrühte Angst beziehungsweise Erwartungsangst - gewissermaßen Vorangst - ist Besorgnis um die Zukunft, die Befürchtung einer Katastrophe oder Niederlage. Sie stehen vor einer schwierigen Entscheidung, Situation oder Handlung und es graut Ihnen davor. Es ist das mulmige Gefühl, das Sie beschleicht, wenn Sie Ihrer einfallsreichen Vorahnung auf den Leim gehen und sich von ihr all das Böse aufschwatzen lassen, das Ihnen zustoßen könnte. Sie scheint überall Gefahren zu wittern und klingt wie eine Warnung, stehenzubleiben oder zumindest nur ganz vorsichtig weiterzugehen.

Stellen Sie sich Angst zwiebelartig aus drei Schichten bestehend vor:
Zuerst fürchtet man sich vor etwas, zum Beispiel: Ich fürchte mich vor Wespen.
Dann hat man davor Angst, dass man sich fürchtet. Diese Angst vor der Angst kennen wir auch als Panik. Beispiel: Beim Anblick einer Wespe habe ich panische Angst, dass ich die Beherrschung verlieren oder einen Herzinfarkt bekommen könnte.
Und schließlich gelangen wir zur Angst vor der Angst vor der Angst. Das ist weniger kompliziert, als es klingt. Greifen wir noch einmal das Beispiel mit der Wespe auf: Nächste Woche will ich zelten gehen, aber schon beim Gedanken daran geht es mir schlecht, weil ich eine Wespe sehen, in Panik geraten, die Beherrschung verlieren und durchdrehen könnte. Am besten lasse ich den Ausflug bleiben und sage ab.

Diese dritte Schicht ist die Erwartungsangst. Sie ist ein starker Motor der Vermeidung, weil sie die Aufmerksamkeit auf die negativen Dinge richtet, die eintreten könnten. Fallen diese Vorhersagen nur leicht negativ aus - etwa, dass Sie bei Ihrer Projektpräsentation in Schweiß ausbrechen -, dann glauben Sie, dass Sie es vielleicht trotzdem schaffen und ziehen es durch. Katastrophenvorhersagen jedoch - etwa die, dass Sie eine Panikattacke bekommen, sich total blamieren und es sich bei allen in der Firma für immer gründlich verscherzen - lösen eine Angst aus, die so lähmend ist, dass Sie Ihr Vorhaben nicht ausführen. Erwartungsangst sieht nur einen einzigen Ausweg: die Vermeidung.


Fakt ist: Erwartungsangst ist die dritte Schicht der Angst und der hauptsächliche Motor der Vermeidung.


Befürchtete Niederlagen, Verluste oder Katastrophen erzeugen jedoch nicht nur die Erwartung von Angst und Panik, sondern auch die anderer unangenehmer Gefühle wie beispielsweise Ekel, Wut, Scham, Reue, Demütigung oder Überforderung, die genauso um jeden Preis abgewehrt werden müssen.


Fakt ist: Erwartungsangst umfasst alle möglichen Arten unerwünschter Gefühle oder Erfahrungen.

1.2 Erkennen Sie Erwartungsangst als Teil Ihrer Angststörung

Die meisten Menschen mit Angststörungen erkennen nicht sofort, dass Erwartungsangst aus zwei separaten Komponenten besteht: Da ist zum einen die Angst selbst (eine Phobie, Sozialangst, Panik, Sorge, zwanghafte Gedanken oder Verhaltensweisen) und zum anderen die Beklemmung schon im Vorfeld der erwarteten Begegnung mit dem Befürchteten. Erwartungsangst ist, wenn Sie eine Panikattacke erwarten und bereits Stunden, Tage oder sogar Wochen vorher Angst bekommen. Erwartungsangst ist, wenn Sie möglicherweise gefährliche Situationen gedanklich durchspielen (wie beispielsweise jemand Neues kennenzulernen, eine öffentliche Toilette zu benutzen oder eine spontane Idee oder Empfindung nicht wichtig zu nehmen), Ihnen dabei lauter Schreckensbilder durch den Kopf gehen, was dann alles schiefgehen könnte, und Sie sich selbst Angst einjagen.

Wie können Sie aber klar auseinanderhalten, was die befürchtete Situation, Entscheidung oder Konfrontation ist und was die Vorangst? Bedenken Sie, dass Letztere in diversen Verkleidungen auftritt, je nachdem etwa als Unvermögen, allein zu sein, als phobische Vermeidung, Lampenfieber oder Schlaflosigkeit. Sie kann aber auch als ausgetüftelter Plan zum Schutz vor Ansteckung daherkommen oder als qualvolles hypochondrisches Warten auf den ärztlichen Befund, als bedrohliche Wiederkehr eines unerwünschten aufdringlichen Gedankens oder als chronisches Hyperventilieren. All diese typischen zwanghaften Verhaltensweisen, Gedanken und Rituale beruhen auf Erwartungsangst. Sie ist es, die dazu antreibt, das von der Zwangsstörung verursachte Unbehagen ( Ich halte es nicht aus, wenn ⦠) unmittelbar zu lindern.

Erwartungsangst kann der Horror vor Partys, Restaurantbesuchen oder Reisen sein, vor allem, wo etwas Unvorhergesehenes geschehen könnte, mit dem man nicht fertig wird. Die Nacht auf keinen Fall allein verbringen zu wollen, weil man plötzlich krank werden oder sich fürchten könnte, ist möglicherweise Erwartungsangst. Vielleicht lassen Sie ihretwegen die Finger von Liebesbeziehungen oder Ihnen wird jeden Morgen vor dem Weg zur Arbeit plötzlich übel , weil Sie Ihre Kündigung befürchten.

Manche sprechen von frei flottierender oder diffuser Angst. Der Körper befindet sich in ständiger Anspannung, für alle Eventualitäten bereit, doch ohne zu wissen wofür genau. Körperverspannungen können zu Kopfweh, Brustschmerzen und Muskelkrämpfen führen und sind ungesund. Tatsächlich ist Erwartungsangst der verstärkende Hauptfaktor für chronisches Hyperventilieren (Fried & Grimaldi 1993; Tavel 2017), die Vorstufe der Panikattacke. Auch chronische Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen lassen sich auf Erwartungsangst zurückführen (Singh et al. 2016). Diese ist auch verantwortlich für Verhaltensweisen (z. B. was man sagt und tut, wohin man geht etc.), mit denen man sich die Symptome vom Leib zu halten sucht. In ihrer leichten Form kann sie sich wie normale Besorgnis anfühlen, sich aber auch so steigern, dass man geradezu von Erwartungspanik sprechen kann.

Antizipatorische Angst spielt eine Hauptrolle bei der Generalisierten Angststörung (GAS), und zwar in Form von unproduktiver, exzessiver Sorge, die im Wesentlichen aus zwei Gedankenkomponenten besteht: Die erste dreht sich um die Angst auslösende Frage Was ist, wenn (etwas Schlimmes) passiert? und die zweite um die Beseitigung dieser Angst. Komponente Nummer zwei tut, als wolle sie helfen, doch das ist reine Illusion. In Wirklichkeit hält sie den Angstkreislauf am Laufen. Ihre Vermeidungsstrategien nennen sich Planen , Analysieren , Sinnieren oder Probleme bewältigen . Wie das in allen Einzelheiten aussieht, können Sie in unserem Buch Ist das Bügeleisen auch wirklich aus? nachlesen (Seif & Winston 2021).


Fakt ist: Die fantasievollen Was-wenn -Gedanken, die zur quälenden Sorge der Generalisierten Angststörung (GAS) gehören, sind nichts anderes als Erwartungsangst.


Vorsicht: Erwartungsangst kann ein verdecktes Symptom bei Sozialangst sowie bei Substanzmissbrauch sein, etwa wenn man sich mit Alkohol oder Drogen schon vor der Party oder dem Kneipenabend in Stimmung bringt . Beide Störungen treten häufig Hand in Hand auf, mit der Erwartungsangst als verbindendem Hauptfaktor. Es ist extrem wichtig, das Augenmerk darauf zu richten, denn die Angst vor den Qualen des Entzugs kann die Sucht aufrechterhalten. Und: Bis zu einem bestimmten Grad kann Erwartungsangst auch ohne die Erfüllung der offiziellen medizinischen Störungskriterien eine Rolle spielen.

Erwartungsangst ist ein Produkt Ihrer Fantasie. Sie tut so, als sei sie ein Vorbote für das, was die Zukunft für Sie bereithält, das ist aber nur einer ihren vielen Tricks, mit denen sie Sie in die Irre führt. Und obwohl sie mit ihren Vorhersagen so oft völlig danebenliegt, ist sie erstaunlich veränderungsresistent. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt auf dem Weg in ein Leben frei von Erwartungsangst.

Auch die Erkenntnis, dass Angst aus zwei separaten Komponenten besteht - der eigentlichen sowie der erwarteten - bringt, wie wir von vielen Patient:innen gehört haben, die Wende. Lesen Sie also dieses Buch von Anfang bis Ende durch und Sie werden lernen, den Finger präzise auf diese zweite Komponente zu legen, die mit der Erwartung.

Sehen wir uns nun ein Beispiel für Erwartungsangst an - die Flugangst.

   Beispiel:

Molly war nie sehr gerne geflogen und weil sie sich vor den erwarteten Flugangstattacken so sehr fürchtete, hatte sie zwangsweise acht Jahre lang komplett darauf verzichtet. Doch sie wollte ihre Phobie unbedingt überwinden. Deshalb nahm sie allen Mut zusammen und bestieg ein Flugzeug. Und dann noch einmal. Und noch einmal. So lange, bis sie sich heute, drei Jahre und viele Flüge später, zu einer recht sattelfesten Flugpassagierin entwickelt hat - das heißt, sobald sie in der...
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Autor

Sally M. Winston, Gründerin des Anxiety and Stress Disorders Institute of Maryland. Sie war Vorsitzende des Clinical Advisory Board of the Anxiety and Depression Association of America (ADAA). Langjährige Erfahrung als Klinikerin und in der Weiterbildung von Therapeuten.