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Ein Schuss im Schnee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am19.09.20231. Auflage
Umgeben von mittelalterlichen Ruinen liegt in Yorkshire das atemberaubende Herrenhaus Belrive Priory. Weihnachten steht vor der Tür und der Schriftsteller Arthur Ferryman freut sich, zu dem verschneiten Familiensitz zurückzukehren. Jedoch muss er bei seiner Ankunft schockiert feststellen, dass seine Cousins und Cousinen einen neuen Zeitvertreib gefunden haben: das Pistolenschießen. Tatsächlich tut der exzentrischen Familie jede Ablenkung gut. Denn keiner ist dem anderen grün. Wenn nicht geschossen wird, vertreibt die Familie sich die Zeit mit dem Zitieren von Shakespeareversen oder mit kritischen Diskussionen über das neueste Werk von Arthurs Cousine Lucy Chigwidden, einer aufstrebenden Krimiautorin, die Arthur auf Schritt verfolgt. Als einer der Gäste erschossen im Arbeitszimmer aufgefunden wird, tritt Inspektor Appleby auf den Plan und hat inmitten der chaotischen Familie einige Mühen, herauszufinden, was sich auf Belrive Priory wirklich zugetragen hat.

MICHAEL INNES ist das Pseudonym von John Innes Mackintosh Stewart (1906-1994). Er war ein gefeierter schottischer Romanautor, Literaturwissenschaftler und Kritiker. Zu Lebzeiten veröffentlichte Innes fast fünfzig Kriminalromane und Kurzgeschichtensammlungen, von denen viele in DuMont's Kriminal-Bibliothek erschienen. >Ein Schuss im Schnee< liegt nun zum ersten Mal in deutscher Sprache vor.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextUmgeben von mittelalterlichen Ruinen liegt in Yorkshire das atemberaubende Herrenhaus Belrive Priory. Weihnachten steht vor der Tür und der Schriftsteller Arthur Ferryman freut sich, zu dem verschneiten Familiensitz zurückzukehren. Jedoch muss er bei seiner Ankunft schockiert feststellen, dass seine Cousins und Cousinen einen neuen Zeitvertreib gefunden haben: das Pistolenschießen. Tatsächlich tut der exzentrischen Familie jede Ablenkung gut. Denn keiner ist dem anderen grün. Wenn nicht geschossen wird, vertreibt die Familie sich die Zeit mit dem Zitieren von Shakespeareversen oder mit kritischen Diskussionen über das neueste Werk von Arthurs Cousine Lucy Chigwidden, einer aufstrebenden Krimiautorin, die Arthur auf Schritt verfolgt. Als einer der Gäste erschossen im Arbeitszimmer aufgefunden wird, tritt Inspektor Appleby auf den Plan und hat inmitten der chaotischen Familie einige Mühen, herauszufinden, was sich auf Belrive Priory wirklich zugetragen hat.

MICHAEL INNES ist das Pseudonym von John Innes Mackintosh Stewart (1906-1994). Er war ein gefeierter schottischer Romanautor, Literaturwissenschaftler und Kritiker. Zu Lebzeiten veröffentlichte Innes fast fünfzig Kriminalromane und Kurzgeschichtensammlungen, von denen viele in DuMont's Kriminal-Bibliothek erschienen. >Ein Schuss im Schnee< liegt nun zum ersten Mal in deutscher Sprache vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832160821
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11595807
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Ich war sehr erstaunt, Wilfred zu sehen; einen weiteren Schock erlitt ich, als er sich mir zuwandte und mit etwas winkte, was eindeutig ein Revolver war. Das Taxi hielt an, und obwohl es das nur tat, weil ich an die Glasscheibe geklopft hatte, war es beinahe, als würde ich Opfer eines Überfalls. Wilfred öffnete die Tür, stieg ein und warf sorglos die Waffe auf den Sitz. »Die ist«, sagte ich, »hoffentlich nicht geladen.«

Mein Cousin lachte und ließ sich gleichzeitig so schwer fallen, dass ich Richtung Wagendach katapultiert wurde. »Mein lieber Arthur«, sagte er, »du bist mit dem Phänomen der Veronesischen Träne vertraut?«

»Ganz gewiss nicht.«

»Die Veronesische Träne ist ein zerbrechlicher Glastropfen, der unter bestimmten Voraussetzungen dem heftigen Schlag eines Hammers widersteht. Der Sicherungshebel an einem Gewehr oder Revolver funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Ein Stoß oder ein Ruck« â Wilfred schleuderte den Revolver auf den Wagenboden â »erhöht nur die Sicherheit, mit welcher der Mechanismus gesperrt ist.«

Durch seine Worte ein wenig beruhigt, musste ich feststellen, dass Wilfred Foxcroft sich nicht verändert hatte. Jedenfalls in seinen kleinen Gewohnheiten. Ich erinnerte mich an den Schlag gegen die Wirbelsäule, der einen auf die harte Schulbank niedersinken ließ. Aus seiner Schulzeit stammte auch die irritierende Eigenart, jedes Gespräch mit irgendeinem Bruchstück unnützen Wissens anzureichern; sein Verstand funktionierte wie ein umtriebiges, aber im Grunde einfallsloses Eichhörnchen, und sein Kopf war eine Rumpelkammer voller Venezianischer Tränen und ähnlichem Krempel. Manchmal dachte ich mir, dass sein Zerwürfnis mit Basil â dieses lang anhaltende, alles überlagernde Zerwürfnis, dessentwegen ich so überrascht war, ihn überhaupt in Belrive anzutreffen â ebenfalls auf diese Geistesverfassung zurückzuführen war. In seinen Unterhaltungen glich Wilfred einem Automaten: Man warf eine Münze ein, und heraus fiel ein trockener Keks â immer der gleiche trockene Keks. Basil dagegen hatte mehr von einem Comptometer: Man drückte die Tasten und konnte darauf vertrauen, dass die relevanten Daten berechnet wurden. Diese beiden Veranlagungen kamen sich dabei auf eine gewisse Weise so nah, dass die beiden sich gegenseitig gleichermaßen auf die Nerven gingen. Die daraus resultierende Gereiztheit, verstärkt noch durch den Zwang, die Gesellschaft des jeweils anderen zu ertragen, war, wie ich schon immer mutmaßte, verantwortlich für Basils und Wilfreds Entzweiung. Aber nachdem Wilfred nun wieder in die Priorei gefunden hatte, war es wohl angebracht, meine Freude darüber zum Ausdruck zu bringen. Was ich tat, so schlicht wie möglich. »Wilfred«, sagte ich, »es ist schön, dich wieder hier zu sehen.«

Wilfred stupste mit der Fußspitze gegen den Revolvergriff, bis der Lauf, seinem Ordnungssinn genügend, parallel zum Fahrersitz lag. »Der Vorschlag«, sagte er, »sich mit dem Alten ab- und sich hier einzufinden, war gut. Ein Ortswechsel zu dieser Jahreszeit ist nicht zu verachten. In den drei Wintermonaten ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Erkältung zu erkranken, in der Provinz um fast sieben Prozent geringer als in London.«

Ich sah ihn neugierig an. Die Statistik interessierte mich nicht, meine Aufmerksamkeit galt der vorangegangenen Wendung. Der Vorschlag, sich mit dem Alten ab- und sich hier einzufinden, war gut. Wilfred war des gehobenen Englisch vollkommen mächtig, der unbeholfene Satz war daher absichtlich missverständlich formuliert. War der Streit auf sein oder auf Basils Betreiben begraben worden? Unmöglich zu sagen.

»Eine große Familienfeier«, fuhr Wilfred fort. »Hubert und Geoffrey, Lucy, Cecil, Anne. Man hat mir gesagt, es gebe in England nur acht ernsthafte Maler, die mehr als vierhundert im Jahr verdienen. Du kannst von Glück reden, dass die Leute noch Bücher kaufen!«

»Noch Bücher lesen«, korrigierte ich - unfreiwillig an dem Keks knabbernd, der aus der Maschine gefallen war. »Nach Bankiers, nehme ich an, herrscht ebenfalls rege Nachfrage?«

Wilfred, ein Bankier und ein wohlhabender dazu, lächelte selbstgefällig. »Hubert, natürlich, geht es ganz gut. Die Porträt-Aufträge reißen nicht ab. Aber Geoffrey, der so gar nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten will, verdient nicht einen Penny. Das macht Anne, diesem verhinderten kleinen Feger, gehörig zu schaffen. Weißt du, was eine nicht einmal große Leinwand samt Grundierung kostet?« Und Wilfred, der, wie ich wusste, den schönen Künsten nicht das geringste Interesse entgegenbrachte, fuhr mit der detaillierten Auflistung der Arbeitskosten eines Malers fort. Der Leser wird nicht erwarten, dass ich diesen Monolog wiedergebe, stattdessen werde ich versuchen, diejenigen Verwandten zu beschreiben, von denen ich jetzt wusste, dass ich ihnen in der Priorei begegnen würde.

Man muss mir verzeihen, wenn ich hier keinen Familienstammbaum zeichne; ein Autor hält sich zwangsläufig an die Prosa, und in schlichter Prosa glaube ich alles erklären zu können. Die Älteste aus Basils Generation der Ropers war seine Schwester Margaret. Sie heiratete in die reiche Bankiersfamilie der Foxcrofts ein und hatte zwei Söhne, Wilfred und Cecil. Wilfred ist im Bankgewerbe tätig; Cecil, der Pädagogik zuneigend, Leiter einer Internatsschule. Beide sind nicht verheiratet, und beide sind kaum zehn Jahre jünger als ihr Onkel Basil.

Nach Margaret Roper kam Basil, und ein Jahr später wurde Hubert geboren, der Maler. Huberts einziges Kind, Geoffrey, ebenfalls Maler, ist nun fünfundzwanzig.

Die Jüngste aus Basils Generation ist Lucy, mittlerweile Witwe eines gewissen Charles Chigwidden, eines erfolglosen Anwalts. Lucy Chigwidden ist Romanautorin: Ich darf den Leser vielleicht daran erinnern, dass dieser Begriff sehr dehnbar ist.

Ich selbst bin der einzige Sohn von Basils Tante Mary Roper; mein Verwandtschaftsgrad zu Basil, Hubert und Lucy ist daher der eines Cousins ersten Grades. Anne Grainger, Waisentochter und einziges Kind meiner Schwester Jean, ist jetzt einundzwanzig. Jeans Ehe war finanziell recht unbesonnen geraten; sie und ihr Mann starben bei einem Bootsunfall, als Anne noch klein war; das Kind wuchs unter der Vormundschaft von Wilfred Foxcroft auf, als dessen Protégée sie nun gesehen wurde.

Diese Absätze, sehe ich, lassen sich kaum als Prosa bezeichnen. Aber sie sind klar und entsprechen der Schlichtheit, die diese Erzählung verlangt; unsere genauen verwandtschaftlichen Beziehungen - obwohl sie für alles Folgende kaum relevant sind - können nun also von jedem, den es interessiert, leicht erschlossen werden.

Wir näherten uns dem Haus, und ich unterbrach Wilfred mit der Frage: »Hubert, Geoffrey, Lucy, Cecil und Anne. Verstehe ich recht, es handelt sich um eine große Familienfeier?«

»Genau. Ein nettes altmodisches Weihnachten. Ich werde mit Basil übers Bergsteigen reden; Hubert will mit einem Porträt von Cecil anfangen; Geoffrey und Anne werden miteinander schlafen; und Lucy wird dich überallhin verfolgen und dich um deine Ansichten zum inneren Monolog und zur Kapitelstrukturierung löchern.«

»Kapitelstrukturierung?«

»Ihr neues Lieblingswort. Warum man ein neues Kapitel da anfängt, wo man es eben tut.« Wilfred gluckste über den unwillkürlichen Seufzer, der mir herausgerutscht sein musste. »Aber wenn ich so darüber nachdenke, es gibt auch einen Außenstehenden. Mervyn Wale.«

»Sir Mervyn Wale?«, fragte ich überrascht. »Aber er gehört doch zu denen, die sich nie von der Stadt und seinen teuren Patienten loseisen können. Außerdem wusste ich gar nicht, dass er ein Freund der Familie ist.«

»Ist er auch nicht. Aber er und mein Bruder Cecil sind in letzter Zeit ganz dick miteinander, und Cecil hat Basil anscheinend überzeugen können, ihn einzuladen. Und was das Loseisen anbelangt, er sieht ausgesprochen malad aus und hält es möglicherweise für nötig, etwas kürzerzutreten.«

»Wenigstens einer«, sagte ich leichthin, »der von allen familiären Leidenschaften unbeleckt ist.«

Das war eine taktlose Bemerkung, die ich sofort bedauerte, kaum war sie ausgesprochen. Aber Wilfred ließ sich nicht beirren. »Wale, mein lieber Arthur, hat sowieso keine Leidenschaften. Nur echte wissenschaftliche Neugier. Unter dem modischen Nassauer steckt ein richtiger Wissenschaftler â irgendwas mit Kardiologie, glaube ich. Oder wenn er eine Leidenschaft hegt, dann für den armen Cecil â der sicherlich nie zuvor romantische Gefühle geweckt hat.«

Ich verspürte nicht den Wunsch, Wilfred dabei zuzuhören, wie er seinen Bruder verunglimpfte, ein Mangel in seiner Erziehung, den ich bereits bei früheren Gelegenheiten an ihm bemerkt hatte. Daher wechselte ich abrupt das Thema. »Die Waffe: Was hat sie zu bedeuten?«

Kurz starrte Wilfred mich verständnislos an. Dann ging sein Blick zum Revolver. »Ach, die«, sagte er. »Tatsächlich gibt es mehrere davon. Der ganze Spaß liegt darin, sie bei sich zu tragen.«

»Spaß?«

Wilfred rieb sich die Nase â eine Angewohnheit, wenn er kurz davor war, die Tür zur Rumpelkammer aufzureißen. »Weißt du«, sagte er, »dass die höchste Zahl an Pistolenduellen, die ein einzelner Mann je ausgetragen hat, bei neunundachtzig liegt, ein Rekord, der 1880 vom Comte de Marsan aufgestellt wurde â der damals, was für ein Zufall, gerade am Beginn seines neunundachtzigsten Lebensjahres stand?« Er hielt inne. »Während bei Degen ...«

Glücklicherweise kam unser Taxi rumpelnd zum Halt. Ich sprang aus dem Wagen und sah die Stufen hinauf, die zur Eingangstür führten. Basil stand ganz oben. Als ich den Fuß auf die Treppe setzte, winkte er mir zu, und bestürzt erkannte ich, dass auch er einen...
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MICHAEL INNES ist das Pseudonym von John Innes Mackintosh Stewart (1906-1994). Er war ein gefeierter schottischer Romanautor, Literaturwissenschaftler und Kritiker. Zu Lebzeiten veröffentlichte Innes fast fünfzig Kriminalromane und Kurzgeschichtensammlungen, von denen viele in DuMont's Kriminal-Bibliothek erschienen. >Ein Schuss im Schnee