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Der zweite Urknall

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am02.05.20232. Auflage
Das Buch vertieft und beschreibt auf breiter Front mögliche Wege in die Zukunft. Vieles wird anders sein, im Guten und im Bösen. Die menschliche, biologische Intelligenz kann nicht unendlich wachsen. Folgt ihr die rasend steigende künstliche Intelligenz? Was ist diese überhaupt? Wohin steuert die Verflechtung Menschheit + KI? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Der Blick in die Zukunft muss so viel wie möglich erfassen von dem, was der Inhalt unseres Lebens und Denkens ist: Bewusstsein, Wahrnehmung und Realität, die quälenden Entitäten-Probleme der modernen Physik, Krieg und Frieden, Freiheit und freier Wille, Recht und Unrecht, Leben und Tod, künstliche Evolution und vieles mehr. Entlang solcher Fragen bewegen sich auch vorher veröffentlichte Bücher desselben Autors: Analiza si sinteza modulara (rumänisch); Wohin Musik? (deutsch).

Harald Müller, geboren in Rumänien, Hochschullehrer in Bukarest und Düsseldorf, Buchautor und Journalist, verfolgt kontinuierlich das Werden in Natur und Gesellschaft, mit seinen erreichten Höhen in Wissenschaft und Kunst. Ziel seines Strebens sind unvoreingenommene Ist-Darstellungen und Zukunftsprojektionen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDas Buch vertieft und beschreibt auf breiter Front mögliche Wege in die Zukunft. Vieles wird anders sein, im Guten und im Bösen. Die menschliche, biologische Intelligenz kann nicht unendlich wachsen. Folgt ihr die rasend steigende künstliche Intelligenz? Was ist diese überhaupt? Wohin steuert die Verflechtung Menschheit + KI? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Der Blick in die Zukunft muss so viel wie möglich erfassen von dem, was der Inhalt unseres Lebens und Denkens ist: Bewusstsein, Wahrnehmung und Realität, die quälenden Entitäten-Probleme der modernen Physik, Krieg und Frieden, Freiheit und freier Wille, Recht und Unrecht, Leben und Tod, künstliche Evolution und vieles mehr. Entlang solcher Fragen bewegen sich auch vorher veröffentlichte Bücher desselben Autors: Analiza si sinteza modulara (rumänisch); Wohin Musik? (deutsch).

Harald Müller, geboren in Rumänien, Hochschullehrer in Bukarest und Düsseldorf, Buchautor und Journalist, verfolgt kontinuierlich das Werden in Natur und Gesellschaft, mit seinen erreichten Höhen in Wissenschaft und Kunst. Ziel seines Strebens sind unvoreingenommene Ist-Darstellungen und Zukunftsprojektionen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757848538
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.05.2023
Auflage2. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11611990
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

B. GLAUBEN UND WISSEN

Das Wort Glaube wird eher mit Bekenntnissen zu Mystischem, Übernatürlichem sowie zu religiösen Dogmen in Verbindung gebracht. Objektiv betrachtet steht der Begriff jedoch nur für eine subjektive Einstellung, für Überzeugungen, deren Wahrheitsgehalt nicht oder nicht gründlich hinterfragt wurden, oder auch wenn der Gläubige etwas anderes nicht wahrhaben will.

In diesem Sinne muss unterschieden werden zwischen mystischem Glauben, der widerspruchslos angenommen wird, und wissenschaftlichen Überzeugungen. Diese können auch falsch sein. Doch sie können und werden hinterfragt, unter Umständen auch fallen gelassen - das unterscheidet sie von der Mystik.

Der Sinn des Zweifelns wurde uns schon in der Schule im Mathematikunterricht geliefert. Ein Axiom ist eine Aussage, die nicht bewiesen werden kann, die dennoch als wahr angenommen wird und zusammen mit anderen Axiomen als Ausgangspunkt für Herleitungen dient. Dadurch wird das Beobachtete verstanden und neue Erkenntnisse werden erworben. Axiome sind unerlässlich. Man muss eben von irgendetwas ausgehen, woran man glaubt. An diesem Glauben hält man fest, solange sich kein Widerspruch zeigt.

Schon immer haben sich Wissenschaftler die Frage gestellt, wieso ein Axiom als wahr und richtig deklariert werden darf, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Die Antwort ist einfach: weil wir dazu keine Alternativen haben. Axiome sind streng genommen reine Glaubensbekenntnisse. Hier einige Definitionen von Axiomen:

Axiom ist ein als absolut richtig erkannter Grundsatz;

gültige Wahrheit, die keines Beweises bedarf

Axiome gelten als unmittelbar einsichtig

Ein Axiom ist eine als wahr angenommene primäre Aussage

Wir stützen uns auf Erfahrungen, die bestätigt haben, dass anerkannte Axiome die wahrgenommene Realität abbilden. Nur die Annahmen, die unwidersprochen zur Realität passen, dürfen Axiome genannt werden. Unbeantwortet bleibt, ob und in welchem Maße ein Axiom oder auch irgendeine andere Aussage absolut zweifelsfrei zur Realität passt oder nicht. Es ist eine Frage der Modellierung der Realität, die wir später erörtern werden.1

Wenden wir uns zunächst den Axiomen der Mathematik zu. 1899 hat David Hilbert (1862-1943) auf den Glauben an die unmittelbare Evidenz verzichtet: Wie Alexander der Große durchtrennt er den gordischen Knoten und postuliert die Forderung auf Widerspruchsfreiheit und Konsistenz des Axiome-Systems als Ankerplatz der Mathematik. Dadurch hat er die schwammigen Überzeugungen durch ein formal unangreifbares Konstrukt ersetzt:


Widerspruchsfreiheit besteht dann, wenn nur logische Folgerungen abgeleitet und damit nur logische Wahrheiten bewiesen werden.

Konsistenz eines Systems besteht dann, wenn seine Aussagen sich nicht widersprechen.


Einerseits befreit eine solche Sichtweise die Definition der Axiome von der Erwähnung des Glaubensbekenntnisses. Andererseits stiehlt sie sich irgendwie aus der Verantwortung, weil die Frage der Fragen nicht einmal erwähnt wird, wo sie denn sei, die absolute, fundamentale Wahrheit, in der wir alle unsere Gedanken, Überzeugungen und Sehnsüchte verankern könnten.
Hilberts Auffassung ermöglicht die Anwendung der Axiomatik auf alle Wissenschaften. Es geht nicht mehr um fundamentale Wahrheiten ganz unten, wo das Wissen beginnt, sondern um Systeme, deren axiomatische Ausgangspunkte (Prämissen oder Annahmen) innerhalb einer bestimmten Wissenschaft oder einer definierten Wissensklasse nicht bewiesen werden müssen oder können. Sie werden aufgestellt und bleiben gültig, solange sie sich als konsistent erweisen. Hilbert muss sich bewusst gewesen sein, dass er mit seiner Definition die Frage des Ursprungs der tiefst möglichen axiomatischen Ebene umgangen hat: 1900 stellte er an einem Mathematikkongress seine Liste von 23 ungelösten mathematischen Problemen vor, darunter die Forderung nach dem Beweis für die Widerspruchsfreiheit der Axiome der Arithmetik.
1930 bewies Kurt Gödel (1906-1978), dass die Widerspruchsfreiheit der Axiome der Arithmetik nicht bewiesen werden kann. Einige Zeit danach glaubten noch manche Wissenschaftler, Gödels Demonstration sei nur eine formale Spielerei. Heute werden ihr Wahrheitsgehalt und ihre ungeheure Reichweite akzeptiert. Für unsere Sehnsucht nach dem absoluten Ankerplatz des Wissens heißt das:


Es gibt keine tiefste axiomatische Ebene, in der alle unsere Erkenntnisse und Überzeugungen an absolut sicherer Stelle verankert werden können.


Der Traum, irgendwann den Weg zur absoluten Wahrheit gefunden zu haben, bleibt ebenso gegenstandslos, wie Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts die Hoffnung vieler Physiker, eine Weltformel zu finden, die grundsätzlich alle Tore zum Verständnis des Universums öffnen soll. Jahre mussten noch verstreichen, bis die meisten Wissenschaftler akzeptiert hatten, dass es eine solche Formel nicht geben kann. Der Traum von einer Weltformel war wohl einer der letzten Ausläufer der vor 1900 weit verbreiteten Meinung, dass die Grundprinzipien der Physik schon entdeckt wären, und dass nur noch Fleißarbeit nötig ist, um die Realität zu entziffern.

Hilberts radikale Abtrennung der Axiome vom unbeweisbaren Wurzelwerk des allgemeinen Daseins stellt für uns das Verhältnis zwischen Glaube und Wissen in ein schonungsloses Licht: Alles was wir wissen und denken, begründet sich auf Wahrnehmungsergebnisse und Aussagen, an die wir glauben. Axiome sind zwar widerspruchsfrei, doch aus anderen Aussagen hergeleitet werden können sie nicht: Erst dadurch dürfen sie so genannt werden. Gültig sind sie nur für ein begrenztes Aussagensystem. Ihr tiefster Ursprung ist ein Erfahrungs- und Glaubensakt, irgendwo im Teufelskreis der Erkenntnis. Mit irgendeiner Form von dualem Glauben an Geist und Materie hat das nichts zu tun.

Die Widerspruchsfreiheit von Axiomen ist nicht beweisbar, oder konnte nicht bewiesen werden (siehe Gödel). Wir müssen an sie glauben, sonst ist Denken nicht denkbar. Und wir sollten sie überprüfen, wann immer es möglich und sinnvoll ist.

Für Immanuel Kant (1724-1804) ⦠bleibt es immer ein Skandal der Philosophie und allgemeinen Menschenvernunft, das Dasein der Dinge außer uns bloß auf Glauben annehmen zu müssen, und, wenn es jemand einfällt, es zu bezweifeln, ihm keine genugtuenden Beweise entgegenstellen zu können .

Worauf Martin Heidegger (1889-1976) entgegenhält: Der Skandal der Philosophie besteht nicht darin, dass dieser Beweis noch aussteht, sondern darin, dass solche Beweise immer wieder erwartet und versucht werden. Nicht die Beweise sind unzureichend, sondern die Seinsart des beweisenden und beweisheischenden Seienden ist unterbestimmt .

Heideggers Einwurf ist nicht überzeugend. Dass die Seinsart des Seienden irgendwann abschließend bestimmt werden könnte, ist auch nur ein nicht überprüfbarer Glaubensakt. Die Beweise sind und bleiben unzureichend. Die Anstrengungen der Philosophie, das Verhältnis zwischen Vernunft und Glauben zu klären, sind sehr alt. Wenn die Vernunft keinen absoluten Ankerplatz haben kann, bleibt nur noch die Möglichkeit zu postulieren, dass die Vernunft überprüfter Glaube ist - so weit wie für unsere Fähigkeiten irgend möglich. Das beharrliche Überprüfen unterscheidet die Vernunft von Religionen.

Weniger rigorose Axiome werden in den Naturwissenschaften Postulate genannt. Der Begriff Postulat wird oft für Aussagen eingesetzt, die bis auf weiteres wie Axiome behandelt werden. Hier zwei Beispiele von geschichtlich vergänglichen Postulaten der Naturwissenschaften:

Die Erde ist das Zentrum des Universums. Die Gestirne kreisen um die Erde (Ptolemäus, um 150 n. Chr.). Der unbeugsame Pantheist Giordano Bruno (1548-1600) hat widersprochen und wurde auch dafür auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Das Universum wird von Newtons Gesetzen regiert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wähnten sich viele Wissenschaftler auf der Zielgeraden in Richtung endgültiger Erkennung der Naturgesetze angekommen zu sein. Um 1900 verkündete der Physiker William Thomson (Lord Kelvin), das Ende der Physik an. Die Naturgesetze müssten nur noch nach und nach entschlüsselt werden.

Es sollte aber ganz anders kommen. Mindestens zwei Experimente störten diese idyllische Auffassung: die verwirrenden Ergebnisse des Doppelspalt-Experiments und die verstörenden Messungen der Lichtgeschwindigkeit.
B.1 WURZELN DER MODERNEN PHYSIK: DAS DOPPELSPALT-EXPERIMENT
Nach Isaac Newton (1642-1726) beschäftigte eine Frage die Wissenschaftler: Besteht das Licht aus Partikeln oder aus Wellen? 1802 hat Thomas Young (1773-1829) ein Experiment ersonnen, das die klärende Antwort geben sollte: Die Versuchsanordnung besteht aus einer Lichtquelle, deren Strahl auf eine Blende fällt, die durch zwei eng beieinander liegenden parallelen Spalten durchbrochen...
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