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Bowie Odyssee 72

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Hannibal Verlagerschienen am21.09.20231. Auflage
1972 - David Bowies künstlerischer Höhepunkt: Extrem, wegweisend, grenzüberschreitend 1972 verbreitete sich der Glamrock wie ein Lauffeuer und strahlte bis in die letzten Winkel der Musikwelt. Die Rolle des Macho-Frontmanns gehörte der Vergangenheit an, war einem androgynen Image gewichen - und wie kein anderer stand David Bowie mit seinem damals aktuellen Kunstwerk The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars für diesen Jugendkult. Hier vereinten sich Themen wie Science Fiction, Religion, kultische Verehrung und eine frei ausgelebte, ausschweifende Sexualität, die bei der 72er-Tournee durch eine Bühnenshow mit dramatischen Theaterelementen noch intensiviert wurden. Dank Simon Goddards fesselndem Schreibstil, bei dem er exzellent recherchierte Fakten durch überzeugende fiktionale Ausflüge belebt, entsteht ein plastisches Bild, das Bowie und sein Werk fassbar macht. Im Gegensatz zu bisherigen Publikationen stellt er eine unvergleichliche Nähe zum Künstler und seinen kreativen Experimenten her, die den Leser zum Zeitzeugen des stilprägenden Jahres macht.

Der 1971 geborene britische Musikjournalist Simon Goddard ist einer der angesehensten Bowie-Experten. Seine Bücher zu Themen wie The Smiths, Rolling Stones und Elvis Presley sind regelmäßig in den Bestenlisten zu finden. Die von ihm mit viel Leidenschaft geschriebene Odyssee-Serie wird als eine der besten Musikpublikationen der letzten Jahre gefeiert.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext1972 - David Bowies künstlerischer Höhepunkt: Extrem, wegweisend, grenzüberschreitend 1972 verbreitete sich der Glamrock wie ein Lauffeuer und strahlte bis in die letzten Winkel der Musikwelt. Die Rolle des Macho-Frontmanns gehörte der Vergangenheit an, war einem androgynen Image gewichen - und wie kein anderer stand David Bowie mit seinem damals aktuellen Kunstwerk The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars für diesen Jugendkult. Hier vereinten sich Themen wie Science Fiction, Religion, kultische Verehrung und eine frei ausgelebte, ausschweifende Sexualität, die bei der 72er-Tournee durch eine Bühnenshow mit dramatischen Theaterelementen noch intensiviert wurden. Dank Simon Goddards fesselndem Schreibstil, bei dem er exzellent recherchierte Fakten durch überzeugende fiktionale Ausflüge belebt, entsteht ein plastisches Bild, das Bowie und sein Werk fassbar macht. Im Gegensatz zu bisherigen Publikationen stellt er eine unvergleichliche Nähe zum Künstler und seinen kreativen Experimenten her, die den Leser zum Zeitzeugen des stilprägenden Jahres macht.

Der 1971 geborene britische Musikjournalist Simon Goddard ist einer der angesehensten Bowie-Experten. Seine Bücher zu Themen wie The Smiths, Rolling Stones und Elvis Presley sind regelmäßig in den Bestenlisten zu finden. Die von ihm mit viel Leidenschaft geschriebene Odyssee-Serie wird als eine der besten Musikpublikationen der letzten Jahre gefeiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783854457657
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse19955 Kbytes
Illustrationenmit 8 Seiten Bilderstrecke
Artikel-Nr.11621611
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



EINS

Hallo, wir sind hier, um David Bowie zu sehen.

Die Rezeptionistin schaut, mit den Wimpern klimpernd, auf das verwegene Duo, das gerade aus dem Aufzug gestiegen und an ihren Tisch getreten ist. Schulterlange Haare, lässig schicke Klamotten, der Geruch von Gauloises und Crosby, Stills & Nash. Es könnten Musiker sein.

Wir sind vom Melody Maker.

Sie lächelt und senkt ihr Kinn, ein unsagbar sanftes Nicken. Aber sicher doch.

Den mit dem Schnurrbart, der dem von Jason King leicht ähnelt, kennt man weithin als Mick , obwohl er viel lieber Michael genannt werden würde wie in seiner Autorenzeile. Er ist seit fast zwei Jahren fester Redakteur beim meistverkauften Musik-Wochenmagazin, wahnsinnig dankbar, dem Lokalblatt aus Mittelengland entkommen zu sein, wo seine eigene Entertainment-Kolumne allwöchentlich als Erholung von dem Rumtreiberproblem und den Forderungen nach einer Wiedereinführung der Prügelstrafe für randalierende Skinheads diente. Statt die ehemalige Crossroads-Darstellerin Sue Nicholls über ihre Wurzeln in Walsall zu interviewen, verdient er nun seinen Lebensunterhalt, indem er mit John Lennon über Goebbels streitet.

Michaels zerzauster Handlanger mit dem fröhlichen Blick, der breit wie ein Kleiderbügel grinst, ohne zu erklären, was so witzig ist, heißt Barrie. Er umklammert eine braune Arzttasche, die mit einem schmuddeligen Mosaik aus Tour-Pässen von Bands beklebt ist. Dass kein Stethoskop drinsteckt, würde niemanden wundern, auch nicht Jan, die Rezeptionistin. Stattdessen sind es eher schamanische Heilmittel: Regenschirm, Blitzgerät und eine Pentax Spotmatic, die schon die Seele der Beatles, von The Who, Jimi Hendrix, Led Zeppelin und allen anderen Melody Maker-Titelhelden eingefangen hat, die mit unsagbar verschlafener Durham-Näselstimme vor seinem Objektiv in Position gebracht wurden.

Michael Watts Worte und Barrie Wentzells Fotos helfen dem Blatt gemeinsam, 174.000 Exemplare wöchentlich zu verkaufen - mehr als seine poppigere Schwester Disc and Music Echo, sein tödlichster Rivale New Musical Express, das immer noch zu ernste Sounds und der zu launige Record Mirror - der Grund dafür, dass sich der Maker traut, sich die Bibel des Rock zu nennen, obwohl sein Herausgeber ein 34-jähriger ehemaliger Schachmeister ist, der mit Eulenaugenbrille, bunter wie breiter Krawatte und überkämmter Halbglatze seine wahre Berufung als BBC-Wetterfrosch verfehlt zu haben scheint. Nicht dass es Ray Coleman bekümmern würde. An den Kiosken sticht seine Zeitschrift die Konkurrenz nach wie vor aus. Er setzt großmeisterliches Vertrauen in seine ausnahmslos männliche Belegschaft, die ihn behutsam überredet, die Seiten ihren eigenen Geschmäckern entsprechend zu füllen, wenn sie nicht gerade mit Klebeband umwickelte Exemplare des Hefts von letzter Woche durchs Büro kicken oder sich nach einem feuchtfröhlichen Lunch im Red Lion wieder nüchtern tippen. Aus diesem Grund sind Michael und Barrie trotz Rays partieller Bedenken an diesem tristen Januarmorgen hier in der Regent Street.

Um David Bowie zu sehen.

Hunky Dory hat die Sache geschaukelt - das Album, das David kurz vor Weihnachten herausbrachte, als Michael sein Exemplar zusammen mit einem Presseschreiben bekam, das ihn anhielt: Sperr die Lauscher auf, und du verstehst es. Also sperrte er die Lauscher wieder und wieder auf, bevor er in seiner aktuellen Maker-Kritik das Fazit zog: Es ist nicht nur das beste Album, das Bowie je gemacht hat, sondern auch das einfallsreichste Stück Songwriting, das in der letzten Zeit auf einer Platte erschienen ist. Er schwärmte noch gestern bei der Redaktionssitzung davon, als er sich erfolgreich um ein Interview-Feature mit dem Schöpfer von Hunky Dory bemühte, das seiner begeisterten Kritik folgen sollte. Es bedurfte nur eines Anrufs bei der Plattenfirma, um das Treffen an diesem Morgen in den Büros von Davids Management Gem Music anzuberaumen.

Nehmen Sie Platz , sagt Jan lächelnd und greift nach einem Telefon, während Michael und Barrie ihre knochigen Hintern in die Polster des Rezeptionssofas sinken und ihre Blicke vom Teppich über Chrom und eine Topfpflanze zu einem Beistelltisch mit Hochglanzzeitschriften huschen lassen, die keiner von ihnen anrührt.

Das letzte Maker-Interview mit David fand im April statt, als der für heitere Artikel zuständige Redakteur Chris Welch ihn auf ein Pint ins Red Lion mitnahm, um herauszufinden, warum er auf dem Cover des neuen Albums ein Kleid trägt. Die Überschrift lautete: WARUM ZIEHT DAVID BOWIE GERN FRAUENKLEIDER AN?

Und immer noch denselben Sänger erwartet Michael heute noch zu treffen, den er schon Schwarz auf Weiß einen Priester des high camp genannt hat, wobei seine neugierige Nase den frischen Duft witterte, der dem gewöhnlichen Schweißgeruch des Rock eine zunehmend blumige Note verleiht. In den letzten zwei Monaten saß Michael vor Marc Bolan, der sich die Locken aus den Augen strich, während er über sein bisexuelles Auftreten sprach, und beobachtete, wie Rod Stewart aus einem weißen Lamborghini stieg, der nach Blondinen und Blue-Nun-Wein roch, um den queeren Aspekt seiner Bühnenpräsenz zu erläutern. Unterdessen hörte man Michaels Maker-Kollegen und Print-Mitbewerber über Aschenbechern und Bierdeckeln raunen, welche neuen Genrebezeichnungen infrage kämen: Queer-Rock , Schwulen-Rock und Camp-Rock . Wie ihm Rod allerdings erst letzte Woche sagte, als er eine Fluse von seinem scharlachroten Samtanzug schnippte: Alles Glamouröse ist ein bisschen camp. Die weibische Pose hat Saison, und Michael kommt heute in die Gem-Büros in der Erwartung, eine weitere farbenprächtige Blüte zu sehen. Genauso wie Barrie, der tief im prächtigen Gomorrha von Soho logiert, wo man ihn gelegentlich beim Scrabble-Spielen mit Quentin Crisp antrifft. Wenn die Männer vom Maker eines sind, dann durch nichts aus der Fassung zu bringen.

Wenn Sie mir bitte einfach folgen mögen.

Jan begleitet sie durch einen Flur an halboffenen Türen vorbei, hinter denen gedämpfte Unterhaltungen, leise Musik und schrillende Telefone locken. Dann bleibt sie stehen, klopft kaum wahrnehmbar an einer und öffnet sie im selben Moment weit genug, um ihren Kopf durch den Spalt zu schieben. Sie hören sie sagen: David? Melody Maker ist hier. Dann tritt sie höflich lächelnd zur Seite, gleichzeitig schwingt die Tür auf, sodass sie ungehindert in den Raum schauen können â¦

Irgendwo in nicht allzu weiter Entfernung der Gem-Büros befindet sich eine Schule. Und wo eine Schule ist, da sind auch Schulmädchen. Wenn die Schulglocke läutet, ist Pausenzeit. Und wenn sie Pause haben, stehen Schulmädchen zusammen in den Ecken von Umkleiden, Spielplätzen, Gängen und Toiletten, um in der Mirabelle dieser Woche zu blättern. Und in der Mirabelle dieser Woche steht zwischen dem Dolly-Pops-Comicstrip und einem Gewinnspiel mit dem fantastischsten Mr-Freedom-Zwirn im Wert von 50 Mäusen als Preis, auf Seite 8 die unheimlichste aller Prophezeiungen.

Schon wieder liegt ein neues Jahr vor uns, und mit ihm kommt ein brandneuer Mann - der Super Guy von 1972. Er wird ganz anders sein als sein Vorgänger. Genaugenommen ähnelt er Ende des Jahres vermutlich einem Astronauten.

Der begleitende Comic von Super Guy 72 zeigt einen recht jungen Mann in einem Weltraumanzug und kniehohen Stiefeln mit Plateausohlen, der strähnig gefärbte Haare hat und geschminkt ist.

Der trendigste aller Männer wird Wimperntusche auftragen und vielleicht auch ein wenig Lidschatten an seine Augen lassen.

Die Glocke läutet. Die Pause ist um. Die Mirabelle wird wieder zusammengerollt und in einen Ranzen gesteckt. Doch der Geist von Super Guy 72 wurde aus der Flasche gelassen â¦

Michael und Barrie blinzeln. Aus einem Sessel vor ihnen erhebt sich eine Gestalt in einem merkwürdigen, zweiteiligen, gesteppten, futuristischen Overall, der wie eine elektrische Leiterplatte gemustert ist. Das kragenlose Oberteil wird am Reißverschluss aufgezogen und entblößt eine knochige, alabasterweiße Brust. Der Schritt ist gepolstert, die Hosenbeine haben zu den Knien hin Hochwasser und klotzen mit einem glänzenden Paar feuerwehrroter Ringkampfstiefel mit dicken Plateausohlen. Die Haare sind ganz anders als bei der eindrucksvollen Greta Garbo auf dem Cover von Hunky Dory, kurz und gescheitelt, stachelig auf dem Kopf und elfenhaft fransig an den Seiten, wo die Ohren abstehen. Am seltsamsten sind die Augen unter dem flaumigen Pony, weil sie farblich nicht zusammenzupassen scheinen; das eine, das irrsinnig starrt, ist blau, das andere braun und geweitet wie unter Drogeneinfluss. Die bereifte Hand, die keine qualmende Zigarette hält, streckt sich unvermittelt aus. Michael nimmt und schüttelt sie, ordnet seine Gedanken neu. Hinter ihm wird das Grinsen, das Barrie im Gesicht...

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Autor

Der 1971 geborene britische Musikjournalist Simon Goddard ist einer der angesehensten Bowie-Experten. Seine Bücher zu Themen wie The Smiths, Rolling Stones und Elvis Presley sind regelmäßig in den Bestenlisten zu finden. Die von ihm mit viel Leidenschaft geschriebene Odyssee-Serie wird als eine der besten Musikpublikationen der letzten Jahre gefeiert.
Bowie Odyssee 72