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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
223 Seiten
Deutsch
epublierschienen am04.05.20231. Auflage
Heiß hatte die Sonne des langen Sommertags über dem Hochtal gebrütet. Nun krochen die ersten Bergschatten über die grüne Rasenfläche, und die bunten Blumenköpfchen schlossen ihre Blüten. Es war schwül. Denn die Luft lag feucht über den quelldurchrieselten Matten. Dort weilte Aspira, die Wolke, ganz aufgelöst in die unsichtbaren Teilchen ihres Elements. So ruhte sie am liebsten, noch ungestaltet, regungslos, in Luft zerflossen. So schlummern die Wolken und träumen. Aspira träumte.

Kurd Laßwitz (* 20. April 1848 in Breslau; ? 17. Oktober 1910 in Gotha; eigentlich Carl Theodor Victor Kurd Laßwitz) war ein deutscher Schriftsteller. Er publizierte zudem unter dem Pseudonym L. Velatus und gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction. Sein Roman Auf zwei Planeten aus dem Jahr 1897 gehört zu den wichtigen deutschen Science-Fiction-Romanen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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KlappentextHeiß hatte die Sonne des langen Sommertags über dem Hochtal gebrütet. Nun krochen die ersten Bergschatten über die grüne Rasenfläche, und die bunten Blumenköpfchen schlossen ihre Blüten. Es war schwül. Denn die Luft lag feucht über den quelldurchrieselten Matten. Dort weilte Aspira, die Wolke, ganz aufgelöst in die unsichtbaren Teilchen ihres Elements. So ruhte sie am liebsten, noch ungestaltet, regungslos, in Luft zerflossen. So schlummern die Wolken und träumen. Aspira träumte.

Kurd Laßwitz (* 20. April 1848 in Breslau; ? 17. Oktober 1910 in Gotha; eigentlich Carl Theodor Victor Kurd Laßwitz) war ein deutscher Schriftsteller. Er publizierte zudem unter dem Pseudonym L. Velatus und gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction. Sein Roman Auf zwei Planeten aus dem Jahr 1897 gehört zu den wichtigen deutschen Science-Fiction-Romanen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757545116
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum04.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten223 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse839 Kbytes
Artikel-Nr.11672506
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Wolken

 

 

Heiß hatte die Sonne des langen Sommertags über dem Hochtal gebrütet. Nun krochen die ersten Bergschatten über die grüne Rasenfläche, und die bunten Blumenköpfchen schlossen ihre Blüten.

Es war schwül. Denn die Luft lag feucht über den quelldurchrieselten Matten. Dort weilte Aspira, die Wolke, ganz aufgelöst in die unsichtbaren Teilchen ihres Elements. So ruhte sie am liebsten, noch ungestaltet, regungslos, in Luft zerflossen. So schlummern die Wolken und träumen.

Aspira träumte.

Vom Firnfeld am Blankhorn zog eine wache Wolke herüber. Weiß leuchtend streckte sie ihr kugeliges Haupt in den Sonnenschein, dunkel und grau schwebte ihr breiter Fuß in dem Tal.

»Komm herauf, Aspira« rief sie hinunter. »Schon lange genug verbirgst du dich dort auf dem Wiesengrund und am Waldhang. Komm herauf und lass uns spielen. Die feurigen Bälle werfen wir hinab und lachen dazu, dass Onkel Blankhorn dröhnend den Ton uns zurückgibt.«

»Lass die Torheiten, Turgula«, antwortete es aus dem Tale. »Ich habe keine Lust zum Spiel. Soll ich mich sammeln und aufsteigen, nur um wieder herabzuregnen?«

»Du bist langweilig. Was ist es denn mit dir? Aber wenn du nicht magst -sieh, wie ich wachse, wie ich mich dehne. Bald kann ich allein blitzen. Sieh dort die frechen Menschen. Sie ärgern mich schon lange mit ihrem Hämmern am Felsen. Ich will nach ihnen zielen.«

»Das wirst du nicht. Ich will weiter sehen, was sie tun«, rief Aspira.

»Haha. Was geht es uns an? Warte nur, bald will ich sie vertreiben.«

Da stieg es von Wald und Wiese wie leichte Nebel und zog sich empor und wurde dichter. Aspira erhob sich in raschem Schweben und breitete ihren Wolkenschleier schützend über das Tal. Schwärzer aber ballte Turgula sich darüber und warf den feurigen Ball lachend hinab. Und ihr Lachen rollte zurück von der Felswand am Langberg und hinüber bis zum Blankhorn.

Doch Aspira fing den Blitz auf, der sich in ihrem feuchten Wolkenleib unschädlich verteilte.

»Ich will es nicht«, rief sie. Und schneller dehnte sie sich und stieg, bis sie Turgula erreichte und umschlang. Die Wolken durchdrangen sich. Da entwich Turgula ihre Kraft.

»Warum hinderst du mich?« fragte sie.

Zürne mir nicht, Turgula. In deinem Spiel will ich dich nicht stören. Ziehe hinauf in die wilden Gründe oder wo es dir sonst gefällt. Aber sieh, die Menschen dort unten, gerade diese, habe ich schon im vorigen Jahre beobachtet, und nun wieder, und ich will sehen, was da wird.«

»Du willst sehen was wird? Das kommt ja von selbst, das wirst du doch sehen. Ob ich hier blitze oder nicht, es kommt irgendetwas. Und was, das ist doch gleich. Das ist eben da. Und dann kommt wieder etwas.«

»Du verstehst mich nicht. Es ist wohl so, wie du sagst; aber bei den Menschen ist es anders. Es kommt etwas, jedoch - wie soll ich es dir erklären? Es kommt etwas Bestimmtes.«

»Bestimmtes? Erklären? Ja, ich verstehe dich wirklich nicht, Aspira. Was soll das heißen?«

»Wenn ich es wüsste, so wäre ich froh. Dann zöge ich wieder umher in der weiten Welt und freute mich. Dann läge ich nicht hier und wartete des Kommenden. Ich weiß nur dies. Die Menschen sind nicht bloß die kurzlebigen, kriechenden Wesen, deren wir lachen. Es muss etwas anderes in ihnen sein. Sie tun etwas, und damit können sie bewirken, dass etwas anderes geschieht, was sie wollen.«

»Aber das können wir doch auch?«

»Nicht so. Sieh, wir steigen jetzt empor, und die Sonne erwärmt uns, und unsere Tröpfchen lösen sich auf. Klar ist die Luft und wir schweben darin unsichtbar weiter und wollen, was wir tun. Und was wir wollen, das tun wir. Aber können wir bewirken, dass außer in uns selbst etwas geschieht, was wir wollen? Dass der Felsen dort zerbricht? Dass er sich wieder aufbaut zur Gestalt eines Hauses? Und das kann der Mensch.«

»Aber du konntest doch machen, dass ich nicht mehr blitze, wie du es wolltest. Du kannst auch den Felsen zerbrechen, wenn ihn dein Blitz trifft, und kannst die Trümmer häufen, wenn du den Gießbach anschwellst.«

»Wenn ich ihn treffe. Wenn es so kommt. Wollen kann ich es schon und vielleicht treffen. Der Mensch jedoch kann es bestimmt, genau so, wie er will. Eben dies Bestimmen, dass es so sein muss, das kann ich nicht verstehen. Das ist eine Wunderkraft. Höre, was ich sah. Jene Menschen hatten ein Papier bei sich, darauf war die Gegend abgemalt. Sie maßen alles nach und steckten Stangen in den Boden. Und genau, wie sie es zeichneten, geht jetzt der Weg durch den Wald, wird der Fels durchbohrt, legt sich die Brücke über den Fluss. Woher wussten sie im voraus, dass dies so kommen musste, genau so? Das können wir nicht.«

»Haben es auch nicht nötig. Wir sind freie Wolken. Lass die Tierchen da unten. Quäle dich nicht, Aspira, mit solchem Zeug«

»Ich muss dahinter kommen. Denn es muss etwas Großes sein. Denke daran - vor tausend, tausend Jahren - nichts war hier als Schnee und Eis und drunter der Wald, den das Wasser brach im Frühjahr und den der Schutt vermurte, und immer wieder sprossen aus der Wildnis Gras und Blumen. Und jetzt sieh, wie sie uns die Berge eingeengt haben, wie sie immer näher herandrängen. Dort glänzen die hohen Häuser von Schmalbrück. Schon ist weit drüben der Mittelstein durchbohrt, und nun arbeiten sie hier am Langberg. Bald werden die schnellen Wagen bis dicht an das Blankhorn laufen. Wer sagt dir, was sie beginnen, ob sie nicht in das Blankhorn selbst hineinhacken? Und wir können nichts dagegen tun. Wir stürzen die Lawinen hinunter, aber sie errichten Mauern und Dächer, und vergebens rütteln unsre Stürme an ihren festen Bauten. Wer gibt ihnen diese Macht über die Elemente?«

»Wenn sie wirklich so etwas haben, dann wird's ihnen wohl der Hohe geben. Was geht es mich an?« sagte Turgula.

»Das denke ich wohl auch«, fuhr Aspira fort, »was geht's mich an? Aber es ist in mir wie ein Schmerz, eine Qual, die mit den Atem nimmt, dass es eine Welt gibt, die mir fremd ist, in die ich nicht schweben und dringen kann. Über das Blankhorn steige ich empor und bis in die Höhen des Äthers, zur Wohnung meines königlichen Vaters, dehn' ich mich in kleinster Kristalle unbegrenzter Feinheit. In die tiefsten Höhlen der Erde schleiche ich hinein und dampfe unzerstörbar in der Glut der Gesteine. Über Länder und Meere zieh' ich, ich löse mich auf und bin wieder da, ich zerteile und balle mich, unverletzlich in meiner Freiheit. Und hier gibt es ein Übermächtiges, Unerreichliches, das Vergangenheit und Zukunft zusammenbindet - - Was künftig geschieht, ist schon hier im Schoße der Gegenwart, und doch unbemerkbar für mich, die Lebendige. Die Menschen müssen das sehen können, was ich nicht sehe, die geheimen Fäden des Lichts, mit denen der Hohe die Sterne zusammenzieht, dass sie morgen gehen wie heute, dass sie dem folgen, was er sich aussinnt. Und wenn es so wäre, und wenn auch ich folgen müsste einer Bestimmung - -«

»Unsinn, ich folge nicht«, rief Turgula. »Sieh, wie ich glühe im Abendstrahl - - und nun verschwimme ich. Leb wohl, auf Wiedersehen am Morgen«

Zarter und zarter wurde Turgula, ein schmaler, rosafarbener Schleier umschlang sie die höchsten Spitzen, und dann war sie verschwunden.

 

* * *

 

Von der Spitze des Blankhorns zuletzt unter all den andern Eisgipfeln des höchsten Gebirgs war der letzte Dämmerstrahl verschwunden. Über den Höhen der Erde, in den Tiefen des Weltraums schritten leuchtende Sterne den gewohnten Weg.

Aspira blickte zu ihnen empor, wie sie es immer getan, in der heiligen Scheu einer unbewussten Ehrfurcht. Aber auch unter ihr glommen jetzt helle Sterne auf. Sie waren nicht so fern, nicht so alt. Aspira konnte sie erreichen, umhüllen, dass sie nur in die Nähe hineinleuchteten. Ja früher konnte sie sogar ihr Licht ausblasen, wenn sie einherstürmte in der Nebelnacht; jetzt ging das nicht mehr.

Waren diese Sterne mächtiger geworden? Sie wusste, dass es die Sterne der Menschen waren, die sie in Schmalbrück anzündeten und überall, wo sie sich niederließen. Durfte sie auf die Sterne verächtlich hinabblicken? Oder verdienten sie auch Ehrfurcht? Waren sie nicht vielleicht den hohen Himmelsleuchten näher verwandt als sie selbst, die bewegliche Tochter der Luft, des Höhenkönigs Migro frei wallendes, schwebendes Kind? Denn das war das Wunderbare, worüber sie nicht hinwegkam, seit ihr einmal Menschenwerk die holde Freiheit des Spiels gestört hatte: Es gab etwas, das sich ganz genau im voraus bestimmte, das dann gerade so kommen musste und nicht anders. Nur noch die Sterne waren so unbegreiflich bestimmt.

Der Fels und das Wasser stürzten und der Gletscher zerbarst, aber niemals wusste man genau, wann und wo und wie und in welcher Form. Jedes Frühjahr ergrünte das Tal und die bunten Blumenaugen schauten in die Sonne und badeten sich in den Tropfen des Taus. Aber nie konnte man wissen, wo und wie viele Augen sie im nächsten Jahre aufschlagen würden, und kein Blättchen und kein Tröpfchen war genau so groß und genau so gelagert wie vorher. Aber Menschenwerk das konnte bestimmt sein wie die Sterne.

Menschen sollten sie wirklich den Sternen verwandter sein als sie, die freie Wolke?

Und langsam zog Aspira dem mächtigen Bergriesen zu und schmiegte sich an das Massiv des Blankhorns. Mit weichen Armen umschmeichelte sie des Schlummernden eisige Schultern. Da träumte er von warmem Sonnenschein, und von seinem Schneehaupt löste sich eine weiße Locke, die rollte abwärts, und donnernd stürzte eine Lawine in die Schwarzschlucht.

Unwillig erwachte er aus seiner Ruhe und...
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Autor

Kurd Laßwitz (* 20. April 1848 in Breslau; + 17. Oktober 1910 in Gotha; eigentlich Carl Theodor Victor Kurd Laßwitz) war ein deutscher Schriftsteller. Er publizierte zudem unter dem Pseudonym L. Velatus und gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction. Sein Roman Auf zwei Planeten aus dem Jahr 1897 gehört zu den wichtigen deutschen Science-Fiction-Romanen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.