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Neckar, Nil, und Waldorfschule

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am10.05.20232. Auflage
Die Biografie spiegelt nahezu hundert Jahre des enormen technischen Fortschritts, der jedoch mit gravierenden Problemen einhergeht. Wirtschaftliche Globalisierung neben stetig zunehmender sozialer und politischer Polarisierung, Gefährdung von Klima und Umwelt, zunehmende Abhängigkeiten durch eine Digitalisierung, welche das verantwortliche Handeln der Menschen immer mehr verdrängt. Der Autor erlebt aber auch die Abkehr von einer rein materialistischen Weltsicht, zukunftsträchtige Initiativen hin zu einem Paradigmenwandel im sozialen Gefüge, im Bildungswesen, in der biologischen Landwirtschaft und in einer "Wirtschaft der Liebe".

Bruno Sandkühler ist in Stuttgart am 8. März 1931 geboren. Von Vatersseite in Bayern verwurzelt, mütterlicherseits verbunden mit Stuttgart seit dem Urgroßvater, Stadtbaumeister Christian von Leins, Erbauer von Königsbau, Villa Berg, Feuerseekirche u.a. Durch die politische Entwicklung kam die Familie 1939 nach Dresden, erlebte dort 1945 die Zerstörung der Stadt. Wieder in Stuttgart. Besuch der Waldorfschule, Abitur am Johannes Kepler Gymnasium. Studium der Romanistik, Orientalistik, und Anglistik in Italien, Frankreich, Spanien, München und Freiburg im Breisgau. Dissertation über die frühen Kommentare zu Dantes Divina Commedia. Seit 1953 regelmässig mit Studenten und Reisegruppen nach Ägypten. Als Lehrer unterrichtete er über 40 Jahre an Waldorfschulen und Hochschulen, als Reiseunternehmer reiste er durch die Welt und stand Pate bei der Gründung der "Marco Polo Reisen", als Fotograf wirkte er maßgeblich beim Aufbau des UNI DIA Fotoarchivs mit. Er ist freundschaftlich verbunden mit der ägyptischen SEKEM-Initiative und der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung in Kairo . Sandkühler ist verwitwet, hat fünf Kinder und sieben Enkel und lebt heute mit der Jugendfarm Elsental in Stuttgart.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR41,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,49

Produkt

KlappentextDie Biografie spiegelt nahezu hundert Jahre des enormen technischen Fortschritts, der jedoch mit gravierenden Problemen einhergeht. Wirtschaftliche Globalisierung neben stetig zunehmender sozialer und politischer Polarisierung, Gefährdung von Klima und Umwelt, zunehmende Abhängigkeiten durch eine Digitalisierung, welche das verantwortliche Handeln der Menschen immer mehr verdrängt. Der Autor erlebt aber auch die Abkehr von einer rein materialistischen Weltsicht, zukunftsträchtige Initiativen hin zu einem Paradigmenwandel im sozialen Gefüge, im Bildungswesen, in der biologischen Landwirtschaft und in einer "Wirtschaft der Liebe".

Bruno Sandkühler ist in Stuttgart am 8. März 1931 geboren. Von Vatersseite in Bayern verwurzelt, mütterlicherseits verbunden mit Stuttgart seit dem Urgroßvater, Stadtbaumeister Christian von Leins, Erbauer von Königsbau, Villa Berg, Feuerseekirche u.a. Durch die politische Entwicklung kam die Familie 1939 nach Dresden, erlebte dort 1945 die Zerstörung der Stadt. Wieder in Stuttgart. Besuch der Waldorfschule, Abitur am Johannes Kepler Gymnasium. Studium der Romanistik, Orientalistik, und Anglistik in Italien, Frankreich, Spanien, München und Freiburg im Breisgau. Dissertation über die frühen Kommentare zu Dantes Divina Commedia. Seit 1953 regelmässig mit Studenten und Reisegruppen nach Ägypten. Als Lehrer unterrichtete er über 40 Jahre an Waldorfschulen und Hochschulen, als Reiseunternehmer reiste er durch die Welt und stand Pate bei der Gründung der "Marco Polo Reisen", als Fotograf wirkte er maßgeblich beim Aufbau des UNI DIA Fotoarchivs mit. Er ist freundschaftlich verbunden mit der ägyptischen SEKEM-Initiative und der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung in Kairo . Sandkühler ist verwitwet, hat fünf Kinder und sieben Enkel und lebt heute mit der Jugendfarm Elsental in Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757870652
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.05.2023
Auflage2. Auflage
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11682177
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1840 - 1931
Familiäre Ursprünge

Was ist Europa? Für mich ist es ein Familienquerschnitt, angereichert mit Freunden aus nahezu allen europäischen Ländern. Die Sandkühler-Familie wurde aus verschiedenen Ecken Europas zusammengeweht, dazu wieder in andere Gegenden auseinander bis in ferne Weltgegenden, so dass sie schließlich ein lockeres Gespinst bildet, das die Geschichte und Geographie dieses Europa wie auch der verschiedenen deutschen Regionen überspannt und in die weite Welt hinausreicht.

Irgendwann gab es im Umkreis des westfälischen Warendorf eine Sandkuhle, aus deren Erträgen ein Vorfahr seinen Lebensunterhalt fand und seine Familie ernährte. Das war also der Ur-Sandkuhler.

Dann verließen diese Sandkuhler die Sandkuhle und siedelten ins Fränkische über, so dass Konrad Sandkühler, mein Vater Konrad, am 15. Februar 1886 zu Würzburg geboren wurde. In meiner Geburtsurkunde steht folglich: Staatsangehörigkeit deutsch, da Vater Bayer . Das würde bei einem Würzburger Stirnrunzeln hervorrufen, fühlt er sich doch als Franke, nicht eigentlich als Bayer. Westfalen wie auch Franken waren und sind gut katholisch; zwei Schwestern und ein Bruder Konrads wurden Ordensleute: Tante Agathe leitete unter ihrem Ordensnamen Mater Maria Luzia von 1921 bis 1939 in Aschaffenburg die Haustöchterschule der Englischen Fräulein, und hatte dann dort »in den wohl schwersten Jahren für das Institut«* bis 1949 das Amt der Oberin inne.

Maria Evalina lebte in Rom im Kloster der Santissima Annunziata im Schatten der Vatikanstadt. Onkel Beda, 1889 geboren, hatte Geologie studiert und besaß eine Ziegelei in Hebertsfelden.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts zog die Familie nach München, und Vater besuchte dort das Wilhelmsgymnasium. Der Violinunterricht, den es dort gab, wurde zur Grundlage seiner lebenslangen Liebe zu Geige und Bratsche. Einer seiner Schulkameraden war der drei Jahre ältere Fritz von Bothmer, den er ein Vierteljahrhundert später an der Stuttgarter Waldorfschule wiedertreffen sollte.

Aus anderer Richtung konstituierte sich Mutters Familie mit ihren zwei Zweigen Kronecker und Leins. Mit Mora Abraham Schlesinger* floss ein musikalischer Strom in die Familie ein. Sein Vater Aldolph Martin Schlesinger hatte in Paris einen Musikverlag, in dem er Werke der bedeutendsten Komponisten des neunzehnten Jahrhunderts verlegte* Der junge Mora, der sich nun Maurice nannte, besuchte 1819 Beethoven, der ihm ein Albumblatt und ein Bild mit Haarlocke widmete und mehrere Kompositionen zum Druck übergab*. Richard Wagner arbeitete 1840 eine Zeitlang als Notenschreiber bei ihm, Schlesinger konnte sich aber für dessen Musik nicht begeistern, und Wagner äusserte sich in seiner Biographie nicht gerade glücklich über diese Zeit.

Seiner Geliebten Caroline Augustine Elisa Judée, geb. Foucault-de-la-Motte zuliebe konvertierte Maurice zum Christentum, und heiratete Elisa nach dem Tod ihres Mannes. Schlesinger und Elisa hatten aber schon vor der Heirat regelmäßig gemeinsame Sommerferien in Trouville an der Küste verbracht, wo 1836 der damals 15-jährige Gustave Flaubert sich in die elf Jahre ältere Elisa verliebte; sie blieb lebenslang sein Idol*. Im selben Jahr wurde Elisas Tochter Marie geboren, die als Marie Leins meine Urgroßmutter wurde. Damit verknüpfte sich der französisch-jüdische Familienzufluss mit dem schwäbischen, und gleichzeitig wurden damals schon die Keime für meine Reiselust gelegt. Mein Urgroßvater Christian Friedrich von Leins*, Absolvent des renommierten Stuttgarter Friedrich Eugen Gymnasiums, reiste als junger Architekt mit dem württembergischen Kronprinzen Karl nach Italien, nicht zuletzt, um Anregungen für den geplanten Bau der Villa Berg zu suchen. Spätere Reisen führten ihn zusammen mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Hackländer nach Nordafrika, Palästina* und nach Spanien. Als württembergischer Hofbaumeister baute er dem historistischen Trend der Zeit entsprechend die Feuerseekirche in Stuttgart und weitere neugotische Kirchen in vielen Gemeinden des Landes, aber auch öffentliche Gebäude - zum Beispiel die Villa Berg, den klassizistischen Stuttgarter Königsbau und die alte Liederhalle - neben zahlreichen Wohnsiedlungen und Privathäusern, wie dem seines Freundes Hackländer in der Urbanstraße 13.

Ludwig, der jüngste und einzige Sohn*, betrieb in Berlin einen Kunsthandel, seine Einkaufsreisen führten ihn oft nach Italien. Dabei blieb er auf dem Gut einer reichen Engländerin in Scarperia bei Florenz hängen, was dann sehr viel später auch mich nach Italien führte.

Die Töchter Leins müssen ein munteres Gespann gewesen sein. In der Chronik ist zu lesen, wie sie auf ihrem Schulweg von der Uhlandstrasse ins Königin Katharinenstift zum Verdruss der Droschkenkutscher zu fünft eingehakt nebeneinander trabten, wo heute die vielbefahrene Konrad Adenauer Straße verläuft - immer wieder belustigt mich in meiner Vorstellung dieses Bild, wenn ich dort im heutigen Verkehr unterwegs bin. Meine Omi Emma war die jüngste dieser Schar. Mit ihrer Heirat kam eine weitere jüdische Farbe in die Reihe der Ahnen. Großvater Ernst Kronecker* war der Sohn des aus Schlesien stammenden Mathematikers Leopold Kronecker*, eines Gelehrten von umfassender Bildung, der sich nicht nur in der Mathematik einen Namen machte, sondern auch Astronomie und Philosophie studierte, nebenbei noch zeitweilig in der Bank seines Onkels mitarbeitete und nach der Heirat mit dessen Tochter deren Familiengüter verwaltete.

Der Sohn Ernst wuchs somit in Berlin in einem wohlhabenden und gebildeten Milieu auf, studierte Jura, war zum Christentum übergetreten, und brachte es zum Preußischen geheimen Kammergerichtsrat. Nach seiner Pensionierung siedelte die Familie nach dem Ersten Weltkrieg nach München über.

In Warngau, dem oberbayrischen Alterssitz der Großeltern, war es üblich, die Gehöfte nicht nach den amtlichen Namen der Bewohner zu nennen, sondern jedes hatte einen aus Tradition erwachsenen Eigennamen. Nachbar Johannes Bichler wohnte im Haus Schneiderkramer und wurde somit Schneiderkramer Hans gerufen, Balthasar Brenninger wohnte im Hof Rank und hieß deshalb der Rank Hausl . Beim Einzug meiner Großeltern wurde das frühere Bauernhaus Zum Silberkramer umbenannt in Beim Geheimrat , und Omi war im Dorf die Frau Geheimrat , auch der Name Taubenberghof , den der Vorbesitzer seinem Projekt gegeben hatte, wurde im Familienkreis weiter benutzt.


Vater Konrad Sandkühler


Mutter Jutta Sandkühler, geb. Kronecker

Damit sind wir bei meiner Mutter Jutta* angelangt, der Tochter von Emma und Ernst. Sie war in der weltoffen-liberalen Berliner Gesellschaft aufgewachsen und interessierte sich für Literatur und Kunst ebenso wie für Naturwissenschaften. Sie machte eine Fotografenlehre, was für Frauen aus gutem Hause damals sehr ungewöhnlich war. Als ihre Eltern nach München zogen, begegnete sie dort nach dem Krieg Konrad Sandkühler*. Er hatte Romanistik und Anglistik studiert, dann in Estland eine Stelle als Französischlehrer an der Ritter- und Domschule zu Reval angetreten. Da Russland das deutsche Zeugnis nicht anerkannte, musste er im Sommer 1914 einen Kurs bei der Alliance Française in Paris machen, und als der Krieg ausbrach, wurde er dort als wehrfähiger Deutscher interniert. So verbrachte er die Kriegsjahre bei Lanvéoc an der Rade de Brest. Zum Glück, denn dort war er fern vom Kriegsgeschehen. Er las viel, schrieb seine Gedanken über Nietzsche, Thomas Mann*, Hyppolite Taine und andere ins Tagebuch*, verfasste Gedichte und hatte reichlich Gelegenheit, sein Französisch zu perfektionieren. Über den CVJM* bekam er sogar eine Bratsche und Noten, so konnte er mit drei Lagergenossen ein Streichquartett bilden. Am 1. Oktober 1918 kehrte er nach München zurück und erlebte dort die Wirren der Revolution und die Räterepublik. In München traf er auch wieder seinen gleichaltrigen Musiklehrer und Freund Hans Neumeyer*, der ihm eine Stelle in Garmisch vermitteln wollte. Auf der Fahrt nach Garmisch brauchte der blinde Neumeyer eine Begleitung, und das war diesmal Fräulein Jutta Kronecker. Aus der Gymnasialstelle in Garmisch wurde nichts, aber Konrad und Jutta schlossen Freundschaft. Aus der Begegnung entsprang mein Bruder Stefan. Das Paar heiratete und Vater trat eine Gymnasialstelle als Französischlehrer in Nürnberg an. Dort wurde Stefan, und im Jahr darauf als zweites Kind meine Schwester Ida geboren.

Ein Kreis von Freunden und Kollegen interessierte sich für damals aufkommende Bestrebungen, Pädagogik zu reformieren. Als 1924 eine Gruppe von Stuttgarter Lehrern in Nürnberg Vorträge über Waldorfpädagogik hielt, erschloss sich für Vater eine neue Welt, was ihn zunächst nach Stuttgart zur pädagogischen Sommertagung, und dann 1925 zusammen mit seinem Nürnberger Freund Hans Rutz endgültig an die Waldorfschule brachte. Meine Mutter erzählte mir, das sich Vater nach der Tagung von Erich Schwebsch verabschieden wollte, dieser ihm aber sagte, es fände anderntags noch ein...
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