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»... und es wurde Licht!«

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Berenberg Verlag GmbHerschienen am12.05.2023
Gute Nachrichten sind selten eine Meldung wert - auch nicht, wenn sie in diesen Tagen aus Israel kommen. Dabei gibt es sie, und sie sind nachzulesen in diesem Buch, das rechtzeitig zum 75. Jahrestag der Staatsgründung erscheint. Der israelische Journalist und Autor Igal Avidan berichtet, entgegen der üblichen Fernsehbilder, aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass (von Politikern auf beiden Seiten gern geschürt) nicht entspricht. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan - davon erfährt man in diesen Reportagen aus dem Alltags­leben in Israel. Gewaltsame Übergriffe sind zwar an der Tagesordnung, gegenseitige Hilfe, Solidarität, Nachbar- und Freundschaft aber auch. Dieses Buch zeigt, dass die israelische Gesellschaft - allen Rückschlägen zum Trotz - dabei ist, zusammenzuwachsen. »1991, als die Israelis von irakischen Raketen ­bedroht wurden, reiste ich dorthin, um mich mit den Menschen zu solidarisieren. Igal ­Avidan sorgt sich heute um die innere Bedrohung ­Israels. In seinem Buch redet er nicht nur über Israel, er redet mit Israelis - Juden wie Arabern. So gibt er die Stimmen derer wieder, die in den Medien sonst selten Gehör finden. Sein Buch differenziert, jenseits bestehender Klischees und Vorurteile.« Günter Wallraff

Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, hat in Israel ­Englische Literatur und Informatik, in ­Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunk­sender. 2017 erschien sein Buch »Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete« (dtv).
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextGute Nachrichten sind selten eine Meldung wert - auch nicht, wenn sie in diesen Tagen aus Israel kommen. Dabei gibt es sie, und sie sind nachzulesen in diesem Buch, das rechtzeitig zum 75. Jahrestag der Staatsgründung erscheint. Der israelische Journalist und Autor Igal Avidan berichtet, entgegen der üblichen Fernsehbilder, aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass (von Politikern auf beiden Seiten gern geschürt) nicht entspricht. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan - davon erfährt man in diesen Reportagen aus dem Alltags­leben in Israel. Gewaltsame Übergriffe sind zwar an der Tagesordnung, gegenseitige Hilfe, Solidarität, Nachbar- und Freundschaft aber auch. Dieses Buch zeigt, dass die israelische Gesellschaft - allen Rückschlägen zum Trotz - dabei ist, zusammenzuwachsen. »1991, als die Israelis von irakischen Raketen ­bedroht wurden, reiste ich dorthin, um mich mit den Menschen zu solidarisieren. Igal ­Avidan sorgt sich heute um die innere Bedrohung ­Israels. In seinem Buch redet er nicht nur über Israel, er redet mit Israelis - Juden wie Arabern. So gibt er die Stimmen derer wieder, die in den Medien sonst selten Gehör finden. Sein Buch differenziert, jenseits bestehender Klischees und Vorurteile.« Günter Wallraff

Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, hat in Israel ­Englische Literatur und Informatik, in ­Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunk­sender. 2017 erschien sein Buch »Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete« (dtv).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783949203749
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.05.2023
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1978 Kbytes
Artikel-Nr.11686683
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Ein Buch beginnt mit einem Satz: »Wir sind nicht in Deutschland, wir sind in Israel«, sagte ein Beter in der Stadt Lod angesichts der abgebrannten Synagoge.

Ein Buch beginnt mit einem Bild: Zwei Männer tragen zwei Thorarollen aus diesem verkohlten Bethaus.

Ein Buch beginnt mit einem Video: Ein aufgebrachter Mob überfällt einen wehrlosen Menschen. Er liegt regungslos auf der Straße. Ein Teenager steht neben seinem Kopf, beugt sich hinunter und schlägt ihm mit der Faust mehrmals ins Gesicht.

Ein Buch beginnt mit dem Post des Israelis Eliran als Reaktion auf ein Video verwüsteter arabischer Geschäfte: »Das ist nicht der Weg des Judentums,« schrieb er. »In der Geschichte sind schon zu viele Läden zerstört worden, nur weil ihre Besitzer jüdisch waren.«1 Dann sammelte der religiöse und zionistische Jude im Internet einige Tausend Schekel Spenden. Er fuhr hundert Kilometer von Beersheba nach Bat Jam und verteilte die Spenden unter den betroffenen arabischen Ladenbesitzern.

Während der gewaltsamen Ausschreitungen vom Mai 2021 war ich schockiert von der arabischen Gewalt, schämte mich für die jüdische und fand Trost in Elirans menschlicher Geste. Ein Jahr später war ich nach einer langen Coronapause wieder in Israel. Weil mich die Bilder von geschändeten Synagogen, brennenden Autos, Geschäften und Kulturstätten nicht losließen, beschloss ich, eine Reise durch Israel zu unternehmen, um den »Menschen an der Front« zu begegnen und ihnen zuhören, vor allem denjenigen, die an ein Zusammenleben glauben - aller Gewalt und Zerstörung zum Trotz.

Die beiden Grundprinzipien Israels als jüdischer und demokratischer Staat begleiten diesen seit seiner Gründung im Jahr 1948. Eine der zentralen Herausforderungen ist das Verhältnis zu den arabischen Israelis, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, Tendenz leicht steigend. Ungeachtet der generell friedlichen Beziehungen kommt es immer wieder zu politischen Spannungen und auch Gewalt zwischen israelischen Juden und Arabern. Im Mai 2021 erlebte Israel die wohl schwersten Straßenschlachten seit 1948.

Wie haben arabische und jüdische Israelis diese Ausbrüche erlebt? Wie sehen sie die Zukunft? Diese Fragen sollen sich als roter Faden durch meine Begegnungen ziehen. Welche Auswirkungen haben die Unruhen bei meinen Gesprächspartnern hinterlassen? Haben sie ihre Einstellungen zum Zusammenleben geändert? Befragt habe ich bei meinen zwei Reisen fünfzig Juden und Araber in den fünf »gemischten Städten«, die ich besuchte: Akko, Haifa, Jaffa (ein Stadtteil von Tel Aviv), Lod und Ramle sowie Jerusalem und Kibbuz Lochamei haGetaot, wo ich im Haus der Ghettokämpfer etwas über den Umgang arabischer Israelis mit der Shoah lernen wollte.

Meine Gesprächspartner redeten gern, manche von ihnen führten mich sogar herum. Eine paritätische Zahl von jüdischen und arabischen Interviews war nicht möglich und nicht unbedingt sinnvoll, wichtiger war mir das, was dabei zur Sprache kam. Ich bemühte mich um verschiedene Perspektiven, versuchte, unterdrückten Stimmen zuzuhören, und bevorzugte Brückenbauer gegenüber Brandstiftern.

Der tagelange Gewaltausbruch vom Mai 2021 fand zu einem politisch ungewöhnlichen Zeitpunkt statt, ohne deshalb kurzfristig das politische Geschehen zu beeinflussen. Offensichtlich erkannten Politiker aus beiden Völkern, dass ihr Handeln trotz des Blutvergießens bei ihren Wählern immer noch genug Zustimmung genießt. Denn fast keiner wollte durch mutiges Vorpreschen seine politische Karriere beschädigen. Am 5. Mai 2021 wurde der liberale Zentrumspolitiker Yair Lapid vom Staatspräsidenten beauftragt, eine neue Regierung zu bilden. Mit am Verhandlungstisch saß auch die islamische Vereinigte Arabische Liste (Raam): ein Novum in Israels Geschichte. Nach dem Ausbruch der Gewalt brach deren Vorsitzender Mansour Abbas die Koalitionsverhandlungen ab, setzte sie jedoch nach dem Ende der Auseinandersetzungen fort. Man einigte sich rasch, und am 2. Juni 2021 entstand die erste Koalition in Israel unter Beteiligung einer arabischen Partei, die jedoch keinen Minister nominierte. Das wäre zu viel gewesen angesichts des andauernden Konflikts mit den Palästinensern.

Der israelisch-palästinensische Konflikt dominiert die Israel-Berichterstattung in Deutschland. Wichtiger und interessanter scheint mir zurzeit der Blick auf die etwa zwei Millionen arabischen Israelis (obwohl sich manche als Palästinenser bezeichnen, wäre diese Bezeichnung für die Leser verwirrend). Sie lassen sich nicht beispielsweise mit der türkischen Minderheit in Deutschland vergleichen, denn die arabische Minderheit in Israel besteht ja nicht aus einstigen Migranten: Einwanderung nach Israel ist zwar offizielle Politik, aber diese gilt nur für Juden und ihre Familienangehörigen. Das im März 2022 novellierte Staatsangehörigkeitsgesetz erschwert hingegen die Zusammenführung arabischer Israelis mit Palästinensern und Arabern aus feindlichen Staaten.

Zu Beginn der jüdischen Zuwanderung ins Land Israel Ende des 19. Jahrhunderts waren neunzig Prozent der Bewohner dort Araber. Als die UN-Vollversammlung 1947 beschloss, das Land zwischen Jordan und Mittelmeer in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen, stellten die Araber knapp zwei Drittel der Einwohner. 1948 wurden sie aufgrund von Flucht und Vertreibung im neuen Staat Israel zur Minderheit, denn nur wenige arabische Flüchtlinge (der Begriff Palästinenser war damals nicht geläufig) durften nach Kriegsende zurückkehren. Ein Fünftel der Araber, die 1948 in Israel blieben, wurden zu »inneren Flüchtlingen«. Sie fanden Zuflucht in arabischen Ortschaften unweit ihrer Heimatdörfer, in die sie bis heute nicht zurückkehren dürfen. Ihre Ortschaften wurden einem Militärregime unterstellt, nicht jedoch gemischte (jüdisch-arabische) Städte wie Haifa oder Jaffa. Viele Araber in Israel verloren ihr Land, auf dem jüdische Neueinwanderer angesiedelt wurden. Obwohl sie allmählich eingebürgert wurden, fühlen sie sich dennoch bis heute als Bürger zweiter Klasse. Schließlich sind arabische Israelis Teil des palästinensischen Volkes - manche heiraten Palästinenser aus dem Westjordanland oder dem Gazastreifen, andere haben Verwandte dort oder in Jordanien, im Libanon oder Syrien.

Ein Beispiel für diese Verbindung ist der Nakba-Tag am fünften Tag des hebräischen Monats Ijjar, an dem arabische Israelis der palästinensischen Katastrophe von 1948 gedenken. Familien oder Mitglieder eines Dorfes versammeln sich an diesem Tag, der auch der israelische Unabhängigkeitstag ist, in ihrem ehemaligen Dorf oder neben dessen Resten. Für Palästinenser in Ostjerusalem, im Westjordanland, Gaza und im Ausland hingegen fällt der Gedenktag auf den 15. Mai. In den frühen 1990er Jahren nahmen die jährlichen Gedenkfeiern arabischer Israelis an diesem Tag einen bedeutenden Platz im öffentlichen Diskurs der Gemeinschaft ein. Als Gegenmaßnahme verabschiedete Israel 2011 das »Nakba-Gesetz«, das die Kürzung staatlicher Förderung für solche Organisationen zulässt, die der Nakba anstelle von Israels Unabhängigkeitstag gedenken. Das Nationalstaatsgesetz von 2018 schreibt den jüdischen Charakter des Staates fest und stellt die Gleichberechtigung der arabischen Israelis in Frage. Zudem ist Arabisch nicht mehr Amtssprache. Laut Gesetz gelten nur die jüdische Besiedlung des Landes und die jüdische Einwanderung als Grundfeste. Die arabischen Israelis stecken in der Zwickmühle: Ihr Staat befindet sich in einem Konflikt mit ihrem Volk, der alle Palästinenser betrifft, auch die in den besetzten Gebieten und diejenigen, die geflüchtet sind. Und er flammt immer wieder auf, in den letzten Jahren im Gazastreifen oder in der Altstadt von Jerusalem. Über Friedensperspektiven redet in Israel zurzeit kaum jemand, und seit der palästinensische Terror zurückgegangen ist, ignoriert die israelische Öffentlichkeit die Palästinenser weitgehend. An den hohen jüdischen Feiertagen, am Pessach- und Purimfest, verhindert Israel seit Jahren die Einreise aus den Palästinensergebieten. Man wähnt sich in Sicherheit dank des (an manchen Stellen leicht überwindbaren) Grenzzauns, der Mauer und der amerikanischen Luftabwehrraketen.

Anders erleben das die arabischen Israelis, auch wenn sie selbst schon Opfer von Terroranschlägen oder Raketenangriffen waren. Nur ganz wenige von ihnen beteiligten sich an Terroranschlägen. Hunderte oder sogar Tausende nahmen jedoch an den Attacken auf Juden im Mai 2021 teil. Weil die meisten Täter und Opfer in derselben Stadt leben, manchmal sogar in derselben Straße, konnte keine Sperranlage diese Explosion der Gewalt verhindern. Viele meiner Gesprächspartner erwarten für die Zukunft noch schlimmere Unruhen. Deswegen ist dieser innerisraelische Konflikt für Israel existenzieller als die vorherigen, denn er betrifft seine Identität, vor allem als Demokratie.

Die Stimmung unter den...
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Autor

Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, hat in Israel ­Englische Literatur und Informatik, in ­Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunk­sender. 2017 erschien sein Buch »Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete« (dtv).
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Avidan, Igal