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TÖDLICHE EPIPHANIE - DETEKTIVE WIDER WILLEN

Ein Krimi aus Oberbayern
Signum-Verlagerschienen am01.07.2023
Der Schauplatz: Anfang Januar 1965 am Kreuzeck oberhalb von Garmisch-Partenkirchen. In einem verlassenen, tief verschneiten Haus, hoch oben im Gebirge, entdecken der Maler Gedeon Sckell und seine Frau Elisabeth die Leiche eines ihnen unbekannten Mannes - aufgebahrt in der Kapelle des Hauses. Von diesem Moment an sind Gedeon und Elisabeth in höchster Lebensgefahr... TÖDLICHE EPIPHANIE von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien JACK KANDLBINDER ERMITTELT, EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT, DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE und FRIESLAND, ist der zweite Band der Roman-Serie DETEKTIVE WIDER WILLEN und ein ebenso spannender wie wendungsreicher und nostalgischer Krimi aus Oberbayern.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Bildender Künstler, Theater-Schauspieler und -Regisseur.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR10,99

Produkt

KlappentextDer Schauplatz: Anfang Januar 1965 am Kreuzeck oberhalb von Garmisch-Partenkirchen. In einem verlassenen, tief verschneiten Haus, hoch oben im Gebirge, entdecken der Maler Gedeon Sckell und seine Frau Elisabeth die Leiche eines ihnen unbekannten Mannes - aufgebahrt in der Kapelle des Hauses. Von diesem Moment an sind Gedeon und Elisabeth in höchster Lebensgefahr... TÖDLICHE EPIPHANIE von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien JACK KANDLBINDER ERMITTELT, EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT, DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE und FRIESLAND, ist der zweite Band der Roman-Serie DETEKTIVE WIDER WILLEN und ein ebenso spannender wie wendungsreicher und nostalgischer Krimi aus Oberbayern.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Bildender Künstler, Theater-Schauspieler und -Regisseur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757932374
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten155 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1240
Artikel-Nr.11765392
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  Erstes Kapitel

 

 

Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass sowohl meine Frau als auch ich geradezu wie ein Magnet Verbrechen anziehen; das ist leider so, auch wenn es dafür keine rationale Erklärung gibt. Elisabeth ist eine Frau mit bronzefarbenem Haar und grünlichen Augen, die alle weiblichen Tricks und darüber hinaus noch ein paar ganz private kennt, während ich selbst ein mäßig erfolgreicher Maler mit geselliger Veranlagung, schlichtem Gemüt und vielleicht ein paar liebenswerten Eigenheiten bin. Man sollte daher glauben, wir wären zwei vollkommen harmlose Menschen. Aber sobald in zehn Kilometer Umkreis irgendeine Untat oder Teufelei vor sich geht oder auch nur geplant wird, so werden wir schon irgendwie in die Sache mit hineingezogen. Durch diese seltsame Eigenschaft wurden wir bereits in mehrere unliebsame (gleichwohl unterhaltsame) Eskapaden verwickelt. Inzwischen bin ich ganz sicher, dass wir früher oder später wirklich in ernsten Schwierigkeiten stecken werden, sofern wir nicht bald die tiefere Ursache für diesen Magnetismus herausfinden.

Wir taten keinem Menschen etwas zuleide, sondern saßen einfach nur friedlich bei der abendlichen Party im Posthotel in  Garmisch-Partenkirchen, unterhalb des Kreuzecks, eines 1.651 m hohen Skiparadieses mit majestätischer Bergkulisse, das vom Idiotenhügel bis zu steilen Abfahrten alles zu bieten hat und das in seiner internationalen Fröhlichkeit kaum von einem anderen Wintersport-Paradies  übertroffen wird.

Diese internationale Fröhlichkeit im Posthotel steuerte gerade auf einen besonderen Höhepunkt zu. Es war ein Wunder, dass der Krach nicht irgendwo eine Lawine auslöste. Bierkrüge krachten auf die Tische, der blankgeschrubbte Holzboden erbebte unter stampfenden Schritten, und ein dicker Mann in Lederhosen klatschte sich jodelnd auf die blanken Oberschenkel, während ihn ein junges Mädchen in bayerischer Tracht auf einem aus Kuhglocken bestehenden Instrument begleitete. Man sah Cocktail-Kleider und Pullover, ein paar aufregende Après-Ski-Anzüge und sogar einen schottischen Kilt.

Wir saßen da und überlegten uns, warum zwei der Gäste uns mehr oder weniger unverhohlen musterten.

»Die wollen sicher mit uns bekannt werden«, sagte ich. »Wenn du in einem solchen Aufzug herumläufst, darfst du dich nicht wundern.«

Elisabeth warf mir einen ihrer berühmten Seitenblicke zu. »Der eine dort neben der Tür heißt Armand de Groot. Vermutlich Holländer. Er hat s schon probiert. Zunächst mit ein paar Verbeugungen.«

De Groots gutsitzender Skidress war teuer und stammte sicher aus einem erstklassigen Laden. Dem Äußeren nach war er ein harter Bursche: dunkles Haar, eckiges Gesicht, gerade Augenbrauen, schmaler Mund. Alter etwa vierzig, dazu gefährlich intelligent, offenbar mehr daran gewöhnt Befehle zu erteilen als Bitten zu äußern. Als Freund sicherlich sehr nützlich und vermutlich sogar ein guter Gesellschafter, wenn er sich in einem geselligen Kreis bewegte, aber zweifellos auch ein Mann, mit dem nicht gut Kirschen essen war, sofern er etwas gegen jemanden im Schilde führte.

»Seltsam ist nur, dass er sich offenbar mehr für dich interessiert.«

»Das ist nicht nur seltsam«, antwortete ich, »sondern insbesondere unhöflich.«

»Ganz und gar nicht.« Sie warf mir wieder einen Seitenblick zu. »Er macht das ganz richtig. Ich habe den Eindruck, dass er geschäftlich hier ist, und dasselbe nimmt er wohl von dir an.«

Ich beobachtete drei kleine Französinnen, die sich drüben an der Bar um einen Skilehrer in rotem Pullover bemühten. Er wirkte leicht eingeschüchtert, aber offenbar entschlossen, sein Bestes zu tun. Max Wieser, einer der besten Bergführer aus Garmisch, beobachtete ihn mit ironischem Lächeln.

»Vermutlich Holländer und allem Anschein nach ein harter Bursche«, stellte ich fest. »Vielleicht ein Diamantenhändler? Oder Goldkaufmann? Oder Tulpenzüchter? Es gibt eine Sorte, die nennt sich Sauromatum guttatum, angeblich soll sie blassgrün mit purpurroten Flecken...«

»Der andere«, unterbrach mich Elisabeth gelassen, »ist der ehrenwerte Alfie Day-Armstrong.«

»Man muss schon hart sein, wenn man diese Dinge züchten will. Stell dir nur einmal vor, eins davon jagt dich in einer Mondnacht quer durch den Garten.«

»Ich habe allerdings so meine Zweifel, dass er ehrenwert ist«, murmelte Elisabeth.

»Ich meine in einer hellen Mondnacht, wenn die Knospen sprießen...«

»Was macht dieser Herr Day-Armstrong eigentlich?«

»Er ist eine Art Reise-Agent der exklusiveren Sorte. Aber nach außen hin gibt er den Playboy. Bist du jetzt fertig mit deinem Gerede über Tulpen? Er ist der Reisebegleiter für die englische Gesellschaft oben im Hotel. Und es ist eine sehr eigenartige Gesellschaft. Sie tun alle so, als hüteten sie ein düsteres Geheimnis.«

»In Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum vierundzwanzig Stunden hier sind, hast du aber schon sehr gründlich herumgeschnüffelt. Du hast eine sehr hübsche Nase, aber wenn du so weitermachst, wirst du bald wie ein Bluthund aussehen.«

»Ich kenne zwei aus dieser Gesellschaft«, erklärte sie. »Sir Walther und Lady Richardson. Das heißt, Sir Walther kennt meinen Vater. Recht amüsante Leute, allerdings hier offenbar in den falschen Gewässern. Normalerweise besuchen sie die Bahamas.«

»Wird unsere Unterhaltung nicht allmählich etwas zu surreal?«, fragte ich.

»Zum surrealistischen Teil kommen wir erst noch«, sagte sie. »Lady Richardson und Sir Walther machen sich allmählich Sorgen: Bei der Gesellschaft befindet sich nämlich noch eine gewisses Fräulein Bailey, anscheinend erweckt sie den Eindruck, als könnte sie jeden Augenblick einen Mord begehen.«

Die Darbietung war zu Ende und es wurde plötzlich sehr ruhig. Day-Armstrong unterhielt sich jetzt mit Max Wieser. Dabei beobachtete er uns jedoch aus den Augenwinkeln. Er hatte glattes, helles Haar und eine sehr sportliche Figur, dazu ein etwas derbes, aber liebenswürdiges Gesicht. Er gehörte zu den Leuten, aus denen man nicht gleich schlau wird.

Elisabeth fuhr fort: »Lady Richardson gefällt das alles nicht.«

»Wann ist dir denn diese hübsche Information über den Weg gelaufen?«, wollte ich wissen. »Und wer ist das mutmaßliche Opfer?«

»Beim Kaffee heute Nachmittag. Und der Grund, warum man sich derartige Sorgen macht, ist: keiner weiß Genaueres. Lady Richardson sagt, man könne schließlich nicht hingehen und die arme Frau fragen. Über solche Dinge redet man nicht. Das macht sie ja gerade so beunruhigend!«

»Eine geradezu klassische Untertreibung«, sagte ich. »Du übertriffst dich.«

Sie fuhr unbekümmert fort: »Außerdem erzählt man sich von einem unsichtbaren Skifahrer, der hier überall über die Pisten flitzt.«

Das erneute Getöse des Orchesters übertönte meine Bemerkung, dass ihr Kaffeekranz wohl sehr kurzweilig gewesen sein müsse. Doch bevor ich sie wiederholen konnte, entfernte sich Day-Armstrong von der Bar und schob sich auf uns zu. Er wich geschickt einem Tanzpaar aus, das lebensgefährlich mit schweren Skistiefeln herumstampfte, duckte sich unter dem hochgehaltenen Tablett der Kellnerin Anna hindurch, legte für eine Sekunde seinen Arm um ihre Taille und sah dabei gleichzeitig hinüber zu de Groot. Ich hätte schwören mögen, dass die beiden sich verständigten, bevor er unseren Tisch erreichte und uns aus ein paar ungewöhnlich kühlen, schlauen Augen in einem ansonsten ausdruckslosen Gesicht anfeixte. Ich dachte: Wenn dieser Herr Day-Armstrong wirklich ein Playboy ist, dann weiß er genau, wie er seine Rolle spielt.

»Gefällt s Ihnen?«, fragte er.

»Ja«, antwortete Elisabeth, »der Krach und die Leute.«

Ich sah sie misstrauisch an und fragte mich, ob vielleicht Day-Armstrong der Grund war, warum sie gerade heute Abend unbedingt hierher gewollt hatte. Elisabeth konnte bei all ihrem Charme ausgesprochen berechnend sein.

»Sie haben meinen Mann noch nicht kennengelernt«, lächelte sie.

»Verdammt unhöflich von mir, wenn ich sage, wie leid es mir tut, dass ich ihn ausgerechnet jetzt kennenlerne«, polterte er. »Kriegen Sie's nicht in den falschen Hals. Ich bin nur ein harmloser Narr. Aber ich habe mir heute Nachmittag im Hotel Königsspitze mit Frau Sckell alle Mühe gegeben.«

Leicht verärgert stellte ich mir vor, welchen Empfang man Elisabeth bereitet haben musste, während ich in der Stadt gewesen war. Aber ich antwortete: »Damit ist alles erklärt.«

Er lachte leise. »Sie sind der Maler Gedeon Sckell? Ich habe schon von Ihnen gehört.« Während ich mir flüchtig überlegte, was er gehört haben mochte, fuhr er fort: »Sind Sie zum Arbeiten hier oder zum Skifahren?«

»Nur zum Skifahren«, antwortete ich sofort. »Ich will Skifahren und sonst gar nichts.« Das war auch für Elisabeths Ohren gemeint.

»Zu lauter Protest ist immer verdächtig«, grinste Day-Armstrong.

Elisabeth warf ein: »Erzählen Sie uns doch von Ihren Reisegesellschaften.« Ich sah sie wieder an und machte mir allmählich Sorgen. Sie spielte das charmante junge Fräulein, zwar nicht so ausgeprägt, wie sie es schon bei anderen Gelegenheiten getan hatte, aber immerhin sie spielte gefährlich genug. »Ich habe mich beim Kaffee mit Sir Walther und Lady Richardson unterhalten.« Sie klimperte mit den Wimpern. »Wobei Walther und Lucy selbstverständlich Tee getrunken  haben.«

Für einen kurzen Augenblick glitt ein Schatten der Besorgnis über Day-Armstrongs Gesicht, aber dann lächelte er wieder. »Ich will Ihnen sagen, woran es liegt«, antwortete er. »Ich bin ein...
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