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Borkumer Flaschenpost. Ostfrieslandkrimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
180 Seiten
Deutsch
Klaranterschienen am02.06.20231. Auflage
Die meisten Borkumer halten Bjarne Joken für einen Spinner! Alte Flaschen, die mit Muscheln und Sand bedeckt sind, verhökert er an Touristen für viel Geld als geheimnisvolle Flaschenpost, nachdem er einen Zettel hineingesteckt und den Deckel mit Wachs versiegelt hat. Als er wieder mal am Strand unterwegs ist, auf der Suche nach neuen angespülten Flaschen, hört er plötzlich einen Hilfeschrei aus dem Meer. Bjarne überlegt keine Sekunde und wirft sich in die Wellen. Wenig später taucht ein völlig aufgelöstes Urlauberpaar bei der Borkumer Polizei auf. »Ein Irrer hat meinen Mann angegriffen, er wollte ihn ertränken! Sie müssen den Kerl einsperren!« Hauptkommissar Hansen kann die Geschichte nicht glauben, denn Bjarne ist zwar ein Sonderling, jedoch völlig harmlos. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass sich der vermeintliche Angriff ganz anders zugetragen hat. Hansen will den Ball flach halten, doch die Geschichte verbreitet sich in Windeseile und die Borkumer Zeitschrift Zeitenwende gießt mit einem reißerischen Artikel weiteres Öl ins Feuer. Bald haben die beiden Inselpolizisten Hansen und Jepsen alle Hände voll zu tun, um Bjarne in der aufgeheizten Stimmung zu schützen. Als Anita Vogts, die den Zeitungsartikel geschrieben hat, auf Borkum tot aufgefunden wird, müssen sich die Polizisten fragen, ob sie die Situation nicht völlig falsch eingeschätzt haben und Bjarne doch ein Mörder ist...mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDie meisten Borkumer halten Bjarne Joken für einen Spinner! Alte Flaschen, die mit Muscheln und Sand bedeckt sind, verhökert er an Touristen für viel Geld als geheimnisvolle Flaschenpost, nachdem er einen Zettel hineingesteckt und den Deckel mit Wachs versiegelt hat. Als er wieder mal am Strand unterwegs ist, auf der Suche nach neuen angespülten Flaschen, hört er plötzlich einen Hilfeschrei aus dem Meer. Bjarne überlegt keine Sekunde und wirft sich in die Wellen. Wenig später taucht ein völlig aufgelöstes Urlauberpaar bei der Borkumer Polizei auf. »Ein Irrer hat meinen Mann angegriffen, er wollte ihn ertränken! Sie müssen den Kerl einsperren!« Hauptkommissar Hansen kann die Geschichte nicht glauben, denn Bjarne ist zwar ein Sonderling, jedoch völlig harmlos. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass sich der vermeintliche Angriff ganz anders zugetragen hat. Hansen will den Ball flach halten, doch die Geschichte verbreitet sich in Windeseile und die Borkumer Zeitschrift Zeitenwende gießt mit einem reißerischen Artikel weiteres Öl ins Feuer. Bald haben die beiden Inselpolizisten Hansen und Jepsen alle Hände voll zu tun, um Bjarne in der aufgeheizten Stimmung zu schützen. Als Anita Vogts, die den Zeitungsartikel geschrieben hat, auf Borkum tot aufgefunden wird, müssen sich die Polizisten fragen, ob sie die Situation nicht völlig falsch eingeschätzt haben und Bjarne doch ein Mörder ist...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783965867772
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.06.2023
Auflage1. Auflage
Seiten180 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse541 Kbytes
Artikel-Nr.11798925
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Schlagzeile

 

Borkum, Juli

 

»So ein Tünkram!« Ragnar Hansen warf die neue Ausgabe der Zeitschrift Zeitenwende, die an diesem Tag erschienen war, in den Mülleimer.

»Was ist denn los?« Sein Kollege Jan Jepsen, der ihm im Büro der Borkumer Polizeistation gegenübersaß, blickte von seiner Arbeit auf.

»Die Zeitungstussis haben den Spökenkieker in ihrer neuen Ausgabe an den Pranger gestellt. Zeitenwende, dass ich nicht lache. Dem Bericht nach möchten die beiden Schreiberlinge den armen Mann am liebsten auf dem Scheiterhaufen verbrennen.«

»Lass mich mal sehen.« Der junge Polizist stand auf, fischte die Zeitschrift aus dem Papierkorb und blätterte zu dem Bericht, über dem in großen Buchstaben Spökenkieker: Hellseher oder Wahnsinniger? zu lesen war.

Mit der aufgeschlagenen Zeitung in der Hand ging Jan zu seinem Arbeitsplatz zurück und las den Artikel, der weniger mit journalistischer Arbeit, sondern mehr mit der Befriedigung sensationslüsterner Leser zu tun hatte. Neben einem ausführlichen Interview mit einem jungen Pärchen, das den Spökenkieker einen gefährlichen Irren nannte, wurde auch ein Wortwechsel mit Bjarne Joken veröffentlicht, in dem er den beiden Journalistinnen einen baldigen Tod in der Nordsee vorausgesagt hatte.

»Handelt es sich dabei um das Pärchen, von dem du mir erzählt hast?«, fragte Jan nach der Lektüre und legte die Zeitung auf seinen Schreibtisch.

»Jo. Ich hatte gehofft, dass sie die Angelegenheit auf sich beruhen lassen würden, aber das haben sie leider nicht getan. In dem Zeitungsbericht ist keine Rede davon, dass die Vollpfosten den Spökenkieker vor seinem Ausraster provoziert hatten. In dem im Internet hochgeladenen Videoclip fehlt diese Sequenz ebenfalls. Der Kurzfilm beginnt an der Stelle, an der sich Bjarne auf den jungen Mann stürzt. Dem Betrachter wird damit suggeriert, dass er seinen Widersacher grundlos angegriffen hat.«

»Woher weißt du von der fehlenden Filmsequenz?«

»Weil ich mir das vollständige Video auf dem Smartphone der jungen Frau angesehen habe. Ich hätte auf Löschung bestehen müssen.« Hansen klippte die Daumen hinter die Hosenträger und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Ich kenne den Spökenkieker nur als friedlichen Zeitgenossen«, überlegte Jan laut.

»Über seine Friedfertigkeit habe ich mit Anita Vogts auch gesprochen. Bedauerlicherweise hat sie meine Einschätzung ignoriert und nur meine Bemerkung erwähnt, dass man den Spökenkieker am besten in Ruhe lassen sollte.«

»Der Artikel erweckt den Anschein, dass du die Leute damit vor dem alten Mann warnen wolltest.«

»Ich weiß.« Der Hauptkommissar ließ die Hosenträger flippen, lehnte sich vor und trank einen Schluck von dem inzwischen kalten Kaffee. Während er den Koffeinkick in sich hineinschüttete, flogen die Finger seines jüngeren Kollegen über die Tastatur.

»Schiet ok!«

Jan hielt inne, blies die Backen auf und ließ die Luft dann langsam wieder entweichen. »Der Videoclip hat mehr als siebentausend Likes und über achthundert Kommentare. Bis auf wenige User, die dafür plädieren, den armen Kerl einfach in Frieden leben zu lassen, verlangen die meisten - mit mehr oder weniger drastischen Bemerkungen - Bjarnes Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt. Hast du dir die neuen Aufnahmen schon angesehen?«

»Was für neue Aufnahmen?« Hansen stellte seinen Becher auf den Tisch zurück.

»Der Zeitungsartikel scheint einige Urlauber neugierig gemacht zu haben. Allein heute wurden schon neun neue Fotos und vier Videoclips hochgeladen, auf denen der Spökenkieker zu sehen ist. Dabei ist die Zeitschrift erst seit gestern im Handel erhältlich. Wenn das so weitergeht, dürfte Bjarne Joken bald ein Internetstar sein.«

»Das darf doch nicht wahr sein. Hoffentlich reagiert Bjarne auf die vielen Menschen nicht aggressiv. Wenn er sich wieder provozieren lässt, werde ich ihn noch wegen Körperverletzung einbuchten müssen. Wir sollten mit ihm reden.«

»Das ist eine gute Idee.«

Der Hauptkommissar schlüpfte in Clogs und Friesennerz und radelte gemeinsam mit seinem jüngeren Kollegen zu den Olde Dünen. Am Ende des gepflasterten Weges standen bereits sieben Fahrräder.

»Hoffentlich wollen die nicht alle zum Spökenkieker.«

Die Polizisten schlossen ihre Räder ab und folgten dem sandigen Dünenpfad bis zur Hütte. Dort hatten sich zwölf Menschen versammelt, die in einem Halbkreis um das Gebäude herumstanden.

»Komm raus, du Psycho«, blökte ein beleibter Urlauber, der einen armdicken Stock in seinen Händen hielt.

»So einer wie du gehört eingesperrt«, plärrte ein anderer und ballte die Hände zu Fäusten.

»Die Nordsee wird euch alle verschlingen!« Bjarne riss die Tür auf und trat hinaus. »Bald schon werdet ihr euer Grab in den eisigen Fluten finden.«

»Du hast doch einen an der Waffel«, ließ sich eine Frau in Laufkleidung vernehmen und wandte sich dann an die Polizisten, die inzwischen zu der Gruppe getreten waren. »Sind Sie hier, um den Verrückten festzunehmen?«

»Meinen Sie mit dem Verrückten etwa den verängstigen Mann dort?« Hansen trat vor die Sportlerin und deutete auf den Spökenkieker.

»Wen denn sonst?«, krakelte ein älterer Mann mit schlohweißen Haaren, der die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Zeitenwende in der rechten Hand hielt.

Der Hauptkommissar drehte sich zu dem Sprecher um. »Sie zum Beispiel.«

»Ich ... wieso?«, stammelte der Weißhaarige sichtlich verwirrt.

»Weil Sie grundlos einen hilflosen Menschen bedrohen.« Hansen richtete das Wort nun an alle. »Hat Bjarne Joken jemanden von euch tätlich angegriffen?«

»Nee, aber ...«, entgegnete die Sportlerin, bevor ihr ein junger Bursche mit langen Haaren ins Wort fiel, der ein T-Shirt mit dem Bandlogo von AC/DC trug. »... der wird uns noch alle umbringen. Wenn Sie den Kerl nicht sofort einsperren, werde ich ihm sämtliche Knochen brechen, damit er keinem mehr etwas antun kann.«

Drei der Anwesenden klatschten Beifall. Niemand widersprach.

»Wir sollten tatsächlich jemanden einsperren. Jan, was meinst du?«

Jepsen, der seinen Vorgesetzten inzwischen gut genug kannte, um zu wissen, worauf dieser hinauswollte, nickte.

»Dann werde ich Sie jetzt festnehmen.« Der Hauptkommissar deutete auf den Rockfan.

»Was soll der Scheiß? Ich habe doch nichts gemacht.«

»Das ist nicht richtig, denn sie haben eine Straftat angekündigt. Daher müssen wir das Opfer vor Ihnen schützen. Körperverletzung ist schließlich kein Kavaliersdelikt.« Jan klimperte mit den Handschellen.

»Ich wollte doch nur ...«

»... was?« Die Stimme des Hauptkommissars war so schneidend wie eine Rasierklinge.

»Nichts.« Der Langhaarige senkte den Blick.

»Das habe ich mir gedacht. Verschwindet, aber sofort.«

»Dazu haben Sie kein Recht. Wir können uns aufhalten, wo immer wir wollen, schließlich leben wir in einem freien Land. Oder ist Borkum etwa eine Polizeidiktatur?« Die Sportlerin verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust, ohne Hansen dabei aus den Augen zu lassen.

»Im Rahmen einer Gefahrenabwehr dürfen wir Platzverweise aussprechen. Bei Zuwiderhandlung können wir die entsprechende Person auch in Polizeigewahrsam nehmen.« Jan ließ seine Handschellen um den Zeigefinger kreisen.

»Das ist voll der Bullenterror«, ließ sich der beleibte Urlauber vernehmen.

»Das war Beamtenbeleidigung«, stellte Hansen fest. »Dafür werden Sie sich juristisch verantworten müssen. Kannst du die Personalien des Mannes aufnehmen?«

»Kein Problem.« Jepsen machte einen Schritt auf den Feriengast zu, der nun die Hände hob und winkte, als wollte er ein fahrendes Auto anhalten.

»So war das doch nicht so gemeint. Tut mir leid.«

»Dann wollen wir noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Abflug, aber zackig. Das gilt für alle.« Hansen deutete Richtung Strand.

Die Umstehenden musterten die Polizisten mit teilweise feindlichen Blicken. Dann zerstreuten sie sich murrend.

Der Spökenkieker, der die ganze Zeit vor der geöffneten Tür stehen geblieben war und kein Wort gesagt hatte, sah von Hansen zu Jepsen. »Die Nordsee wird sie alle holen. Sehr bald schon.« Seine Stimme zitterte vor Wut.

»Bjarne, lass gut sein.« Der Hauptkommissar legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kannst du in den nächsten Tagen im Haus bleiben? Ich gehe davon aus, dass weitere Leute kommen werden.«

»Nee, denn ich muss nach meinen Männern suchen.«

»Das ist keine gute Idee. Nach dem Zeitungsbericht werden weitere Leute kommen....

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