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Flammende Scherben

tolino mediaerschienen am01.07.2021
Zoe und Clyde sind der Sicherheitszone entkommen. Ein Leben ohne die Legion bringt ihnen jedoch nicht die gewünschte Freiheit, sondern birgt viele ungeahnte Gefahren. Sie sind gezwungen, in der roten Wüste um ihr Überleben zu kämpfen. Dabei sehen sie sich mit einem Feind konfrontiert, der nicht nur für die Rebellen, sondern auch für die Zentrallegion eine Bedrohung darstellen könnte. Die größte Herausforderung trägt Zoe jedoch unter ihrem Herzen, denn sie erwartet ein Kind der Legion. Ein Kind, das sie nicht will und das sie für seine Existenz verachtet. Sie ahnt nicht, dass dieses Kind den Lauf des Schicksals ändern wird.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.
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Produkt

KlappentextZoe und Clyde sind der Sicherheitszone entkommen. Ein Leben ohne die Legion bringt ihnen jedoch nicht die gewünschte Freiheit, sondern birgt viele ungeahnte Gefahren. Sie sind gezwungen, in der roten Wüste um ihr Überleben zu kämpfen. Dabei sehen sie sich mit einem Feind konfrontiert, der nicht nur für die Rebellen, sondern auch für die Zentrallegion eine Bedrohung darstellen könnte. Die größte Herausforderung trägt Zoe jedoch unter ihrem Herzen, denn sie erwartet ein Kind der Legion. Ein Kind, das sie nicht will und das sie für seine Existenz verachtet. Sie ahnt nicht, dass dieses Kind den Lauf des Schicksals ändern wird.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783752149135
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7335
Artikel-Nr.11805166
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Das Chaos verschluckt uns. Ganz gleich, wohin ich mich auch drehe, mir schlagen aus jeder Richtung Panik, Verzweiflung und Angst entgegen. Die Luft ist erfüllt von Schreien, gebrüllten Befehlen, zischenden Lasern und, ganz leise, kaum wahrnehmbar, dem hoffnungslosen Wimmern der Menschen, die aus der Legion in diese ihnen unbekannte Welt stolpern. Jeder Atemzug könnte ihr letzter sein. Sie glauben, zu wissen, dass der Tod unsichtbar ist: die Radioaktivität.

Sie ist überall - unmöglich, ihr zu entkommen.

Diese armen, hilflosen Menschen wissen nicht, dass sie ihr Leben lang belogen wurden. Sie verstehen nicht, warum jene, die sie beschützen sollten, ohne sie gegangen sind. Sie sind verloren.

Der Wüstensand wirbelt auf und legt sich auf unsere Kleidung, färbt alles rostrot. Winzige Körnchen brennen in unseren Augen. Vielleicht sind es auch ungeweinte Tränen, die von der Furcht in Schach gehalten werden. Noch werde ich unser Ende nicht akzeptieren. Noch bin ich bereit, zu kämpfen. Noch habe ich Hoffnung.

Meine Hoffnung trägt einen Namen - Zoe.

Ich kann sie nicht verlieren. Nicht jetzt, wo wir gerade erst zueinandergefunden haben. Es ist uns gelungen, einen Weg aus der Sicherheitszone zu finden. Dann müssen wir es auch schaffen, zu überleben.

Sie drückt meine Hand und in ihrem Blick flackert der Wunsch nach Leben. Nach allem, was die Legion ihr angetan hat, ist es ihnen nicht gelungen, sie zu brechen. Die Kämpferin in ihr ist immer noch da, wenn auch in ihrem Innersten verborgen. Für den Augenblick gelingt es ihr, all den Schmerz in den hintersten Winkel ihres Selbst zu verschieben.

»Da ist Finn«, ruft sie mir über den Lärm entgegen und deutet in das Getümmel.

Ich kann ihren Bruder unter den vielen Menschen nicht erkennen. Die Bewohner der Legion sehen mit ihren kahlen Köpfen und der identischen Körpergröße alle gleich aus. Sie sehen aus wie ich. Ich sehe aus wie sie.

Es wimmelt vor braunen Anzügen, dazwischen leuchten ein paar blaue, rote, gelbe und einzelne grüne auf. Das Weiß der Legionsführer ist verschwunden. Sie haben sich in Sicherheit gebracht und uns im Stich gelassen - ihr Leben über unseres gestellt.

Zoe zieht mich mit sich, dabei schaut sie sich suchend um. Wir betraten den Fahrstuhl, der unseren Weg in die Freiheit bedeuten sollte, gemeinsam mit ihrer Mutter Maggie. Doch sobald wir von der Masse aus der Kabine geschoben wurden, verloren wir sie aus den Augen. Sie muss hier irgendwo sein und ist dennoch unerreichbar für uns. Jeder ist auf sich selbst gestellt, denn jede Minute könnte unsere letzte sein. Die Selbstzerstörung der Legion wurde eingeleitet. Die komplette gläserne Kuppel wird explodieren und alle, die sich in ihrer Nähe befinden, mit in den Tod reißen.

Zielstrebig bahnt Zoe sich einen Weg durch die Menge, dabei hält sie meine Hand ganz fest. Wenn wir sterben, sterben wir zusammen. Ein letzter gemeinsamer Atemzug. Zwei Hände, die sich halten, bis zum letzten Herzschlag. Aber so weit ist es noch nicht.

Als wir näher kommen, kann ich Finn in seinem braunen Anzug in der Masse ausmachen. Rein äußerlich gleicht er zwar den Bewohnern der Sicherheitszone, aber er bewegt sich anders, gestikuliert wild und schreit den vielen Menschen etwas entgegen. Seine Stimme geht in dem Chaos jedoch verloren.

Auch der Grund für die Ansammlung wird mir nun ersichtlich: Etwa ein Dutzend Kämpfer bewachen unter Einsatz ihrer Laserwaffen den Zugang zu den Fahrzeugen der Legion. Sie sind nicht bereit, den Weg freizugeben, solange sie keinen Befehl dazu erhalten. So ist es immer gewesen. Wir tun, was die Legionsführer oder ein höher gestellter Einsatzleiter uns befehlen. Das Fällen eigener Entscheidungen gehört nicht zu unserem Aufgabengebiet. Aber nichts ist mehr, wie es einmal war.

Diese Fahrzeuge sind unsere einzige Überlebenschance - unser Mittel zur Flucht.

»Nehmt die Waffen runter«, fleht Finn die Kämpfer mit erhobenen Händen an. »Wenn wir nichts unternehmen, werden wir alle in wenigen Minuten sterben.«

Das Chaos verunsichert meine ehemaligen Klassifizierungskameraden, dennoch sind sie nicht bereit, dem Wort eines D-lers Glauben zu schenken. Die Helfergruppe steht unter uns.

»Er hat recht«, beteuert eine weibliche Stimme. Im Gegensatz zu Finn trägt sie den blauen Anzug der Kämpfer und sichert sich somit ihren Respekt. Sie ist eine von ihnen. Es ist Ruby, die langjährige Spionin der Rebellen. »Die Legionsführer sind alle geflüchtet. Sie haben uns hier zurückgelassen. Bald wird die gesamte Legion explodieren. Wir müssen fliehen.«

Die Kämpfer wirken nach wie vor unschlüssig, doch sie senken einer nach dem anderen ihre Waffen als Zeichen ihres Einverständnisses. Es mag wie ein winziger Schritt erscheinen, doch ich weiß, wie viel sie dieser kleine Ausbruch aus allem, was sie seit ihrer Kindheit gelernt haben, kostet. Alles, worauf sie sich bisher verlassen haben, bricht vor ihren Augen zusammen.

Finn klettert auf einen der Panzer und formt seine Hände zu einem Trichter. »Wir müssen uns auf die verfügbaren Transportfahrzeuge verteilen«, brüllt er, so laut er kann, aber niemand hört ihm zu. Ein Mann in einem braunen Anzug hat in der Welt der Legion nichts zu sagen. Die Menschen rennen von Panik getrieben an ihm vorbei. Sie bringen ihm nicht mehr als einen gehetzten Blick entgegen.

Zusammen mit Zoe schiebe ich mich bis zu dem Panzer vor und öffne eine der Seitenklappen, in der sich ein Megafon für den Außeneinsatz befindet. Dieses strecke ich Finn entgegen. »Damit geht es besser«, erkläre ich ihm, als er zu uns herabblickt.

Seine Augen leuchten beim Anblick seiner Schwester auf. Ihre bloße Anwesenheit verleiht ihm neuen Mut. Erst jetzt bemerke ich, dass Cleo nicht bei ihm ist. Ich kann sie nirgendwo entdecken. Haben sie sich in dem Tumult aus den Augen verloren oder ist sie gar tot?

Er schließt seine Hand fest um den Griff des Megafons, strafft seine Schultern und versucht es erneut. »Bitte verteilt euch auf die vorhandenen Transportfahrzeuge«, fordert er die Menschen auf.

Die erhöhte Lautstärke erregt zumindest Aufsehen, doch seine Worte reichen nicht aus, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Diesen Menschen wurde in den letzten Minuten alles entrissen, woran sie ihr Leben lang geglaubt haben. Sie haben den Boden unter ihren Füßen verloren und wissen nun nicht mehr, wo oben oder unten ist, geschweige denn, was sie glauben können. Oder wem. Die Panik lähmt nicht nur ihre Beine, sondern auch ihre Gedanken.

»Wir müssen hier weg, sonst werden wir alle sterben«, schreit Finn ihnen verzweifelt entgegen, wobei Zoes Handdruck noch etwas fester wird. Sie hat Angst. Finn und sie sind Rebellen und trotzdem versuchen sie, das Leben der ehemaligen Bewohner der Sicherheitszone zu retten, anstatt sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie könnten mit den übrigen Rebellen einfach in die Fahrzeuge steigen und fliehen, ungeachtet dessen, was aus den anderen wird. Aber sie tun es nicht und das ist der Unterschied zwischen ihnen und den Legionsführern.

Sosehr Finn sich auch bemüht, er versteht nicht, wie die Menschen der Sicherheitszone ticken. Er war nie einer von ihnen, auch wenn er nun einen Anzug trägt.

Ruby klettert neben ihm auf das Dach des Panzers und nimmt ihm das Megafon aus der Hand. »Alle herhören, das ist ein Befehl«, brüllt sie selbstbewusst und sogleich verharren sämtliche Personen in unserer Umgebung. Aufmerksam blicken sie in ihre Richtung. »Jeder Bewohner der Legion hat sich sofort in eines der Transportfahrzeuge zu begeben. Eine Weigerung wird nicht geduldet!«

Ihre Stimme ist kalt und autoritär. Sie gibt sich keine Mühe, etwas zu erklären oder zu bitten - sie befiehlt. Das ist die einzige Art von Sprache, welche die ehemaligen Bewohner der Sicherheitszone verstehen. Befehle verleihen ihnen ein Gefühl von Sicherheit.

Augenblicklich kommt Bewegung in die Menge. Alle, die sie hören können, begeben sich nun zu den Fahrzeugen. Die verbliebenen Kämpfer kümmern sich um die Verteilung auf die vorhandenen Gefährte. Sie folgen Ruby und erkennen sie als vorübergehende Einsatzleitung an.

Zoe und ich klettern an einer Leiter auf das Dach des Panzers und von dort in das Innere. Die vorhandenen Fahrzeuge werden keinesfalls für alle reichen. Nur wer schnell ist, kann sich einen Platz in einem davon sichern und hat somit eine Chance, zu überleben. Die Mehrheit wird sterben. Als Erstes die Schwachen, denen es nicht gelingt, sich vorwärts zu kämpfen. Kinder ...

Mein Herz fühlt sich bei dem Gedanken ganz schwer an, aber ich kann nichts daran ändern. Vielleicht kann ich nicht einmal mich selbst retten.

Zoe scheint es ähnlich zu gehen, denn im schwachen Licht des Panzers erkenne ich, dass Tränen in ihren Augen stehen und ihre Unterlippe leicht bebt.

Es dauert nicht lange, da steigen Ruby und Finn ebenfalls zu uns in das Innere, so wie vier Kämpfer der Legion. Ruby setzt sich hinter das Steuer und startet den Motor. Durch winzige Schlitze in den Außenwänden können wir hinausschauen. Bewohner, die keinen Platz in den Fahrzeugen bekommen haben, versuchen, auf die fahrenden Panzer aufzuspringen. Sie klammern sich an das Metall und werden von anderen, die ebenfalls aufsteigen wollen, wieder hinabgerissen. Ihre Körper landen unter den gewaltigen Rädern und werden zermalmt. Knochen brechen und Blut tränkt den Wüstensand.

Andere versuchen nicht einmal, zu fliehen. Sie starren apathisch vor sich hin und sind völlig verloren in dieser fremden Welt. So viele bleiben zurück. Es ist ein entsetzlicher Anblick, der etwas in mir...

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