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Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Südverlagerschienen am31.05.20231. Auflage
- Die erste umfassende Biografie über die brillante Denkerin. - Das beeindruckende Leben der wohl bedeutendsten Mathematikerin überhaupt, die sich mit großer innerer Stärke in einer Männerdomäne behauptete. - Ein berührendes Frauenschicksal im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Auflehnung. - Ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte um das Geschlechterverhältnis in Beruf und Bildung. Sie hat einen messerscharfen Verstand, ringt zeitlebens um Anerkennung und lässt sich nicht beirren: Emmy Noether (1882-1935), die wohl bedeutendste Mathematikerin überhaupt, ist stark genug, nie zu tun, was die Gesellschaft von einer Frau erwartet. So manchem Widerstand zum Trotz gelingt es ihr, sich mit bahnbrechenden Arbeiten an die Spitze ihrer Disziplin zu kämpfen. In Erlangen wächst Emmy in einer liberal-jüdischen Familie auf. Nach ihrem Examen zur Sprachenlehrerin nimmt sie mit Sondererlaubnis ein Mathematikstudium auf, promoviert und tritt dank glänzender Leistungen aus dem Schatten ihres Vaters, eines bekannten Mathematikers. 1915 folgt Emmy Noether einem Ruf nach Göttingen, wirkt hier neben den Koryphäen ihres Fachs, doch ohne Gehalt und akademische Position - weil sie eine Frau ist. Mit dem bis heute gültigen Noether-Theorem revolutioniert sie das mathematische Denken in der Physik, wird dann zur Pionierin der modernen Algebra. Hochbegabte Studenten aus aller Welt scharen sich um die außerordentliche Professorin, die inzwischen internationales Ansehen genießt. 1933 wird sie, da Jüdin, der Universität verwiesen. Sie emigriert in die USA, lehrt in Pennsylvania, in der Nähe Albert Einsteins, der die brillante Denkerin überaus schätzt. Das Schicksal schlägt zu, als sie sich einer Krebsoperation unterziehen muss ...

Lars Jaeger, Dr. rer. nat., Jg. 1969, hat Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte in Bonn und Paris studiert und mehrere Jahre in der theoretischen Physik im Bereich der Quantenfeldtheorien und Chaostheorie geforscht. Er lebt mit seiner Familie im Schweizer Kanton Zug und ist tätig als Autor, Referent und Unternehmer. In seinen Publikationen widmet er sich aktuellen Themen aus den Naturwissenschaften, der Technologie und Philosophie.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

Klappentext- Die erste umfassende Biografie über die brillante Denkerin. - Das beeindruckende Leben der wohl bedeutendsten Mathematikerin überhaupt, die sich mit großer innerer Stärke in einer Männerdomäne behauptete. - Ein berührendes Frauenschicksal im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Auflehnung. - Ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte um das Geschlechterverhältnis in Beruf und Bildung. Sie hat einen messerscharfen Verstand, ringt zeitlebens um Anerkennung und lässt sich nicht beirren: Emmy Noether (1882-1935), die wohl bedeutendste Mathematikerin überhaupt, ist stark genug, nie zu tun, was die Gesellschaft von einer Frau erwartet. So manchem Widerstand zum Trotz gelingt es ihr, sich mit bahnbrechenden Arbeiten an die Spitze ihrer Disziplin zu kämpfen. In Erlangen wächst Emmy in einer liberal-jüdischen Familie auf. Nach ihrem Examen zur Sprachenlehrerin nimmt sie mit Sondererlaubnis ein Mathematikstudium auf, promoviert und tritt dank glänzender Leistungen aus dem Schatten ihres Vaters, eines bekannten Mathematikers. 1915 folgt Emmy Noether einem Ruf nach Göttingen, wirkt hier neben den Koryphäen ihres Fachs, doch ohne Gehalt und akademische Position - weil sie eine Frau ist. Mit dem bis heute gültigen Noether-Theorem revolutioniert sie das mathematische Denken in der Physik, wird dann zur Pionierin der modernen Algebra. Hochbegabte Studenten aus aller Welt scharen sich um die außerordentliche Professorin, die inzwischen internationales Ansehen genießt. 1933 wird sie, da Jüdin, der Universität verwiesen. Sie emigriert in die USA, lehrt in Pennsylvania, in der Nähe Albert Einsteins, der die brillante Denkerin überaus schätzt. Das Schicksal schlägt zu, als sie sich einer Krebsoperation unterziehen muss ...

Lars Jaeger, Dr. rer. nat., Jg. 1969, hat Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte in Bonn und Paris studiert und mehrere Jahre in der theoretischen Physik im Bereich der Quantenfeldtheorien und Chaostheorie geforscht. Er lebt mit seiner Familie im Schweizer Kanton Zug und ist tätig als Autor, Referent und Unternehmer. In seinen Publikationen widmet er sich aktuellen Themen aus den Naturwissenschaften, der Technologie und Philosophie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783878009993
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum31.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1640 Kbytes
Artikel-Nr.11805793
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2 - Auf Umwegen zur Universität

Herkunft, Familie und Jugend Emmy Noethers

»Ich bin in Lehre und Forschung immer meinen eigenen Weg gegangen«4

Emmy Noether, Januar 1935

Emmy Noether wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Ihr Urgroßvater väterlicherseits hieß Elias Samuel. Die Mitglieder dieser Generation hatten anfangs noch keinen amtlich bestätigten Nachnamen. Das änderte sich, als 1809 im Großherzogtum Baden, wo die Familie ansässig war, Gesetze zur Assimilation der Juden erlassen wurden. Unter anderem mussten Familien, die bisher noch keinen amtlich erfassten und damit erblichen Nachnamen hatten, einen solchen annehmen. Die Wahl fiel auf den nichtjüdischen Namen »Nöther«; später setzte sich die Schreibweise »Noether« durch. Wie viele Juden ihrer Zeit entfernte sich auch die Familie Noether weitgehend von jüdischen Traditionen, das lässt sich an dem Namen von Elias Samuels Sohn ablesen: Ursprünglich hieß er mit Vornamen »Hertz«, wurde dann aber von seinem Vater in »Hermann« umbenannt.

1837 gründete Hermann Nöther, Großvater von Emmy, in der badischen Stadt Mannheim mit Joseph, einem seiner älteren Brüder, einen Eisengroßhandel. Das Geschäft florierte offenbar, denn später kamen Niederlassungen in Düsseldorf und Berlin dazu. Darüber, dass die finanziellen Verhältnisse der Familie unter der ab 1873 herrschenden Weltwirtschaftskrise gelitten hätten, ist nichts bekannt. Ausgelöst wurde diese durch einen Börsencrash in Wien und die darauf folgenden Handelsbeschränkungen, mit denen verschiedene Regierungen die Wirtschaft ihrer Länder zu schützen versuchten. In Deutschland fiel die sogenannte »Gründerkrise« vergleichsweise moderat aus. Befeuert durch den gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71, wuchs die deutsche Wirtschaft weiter stark an, sodass das 1871 gegründete Deutsche Reich kurz nach 1900 England als mächtigste Wirtschaftsnation in Europa ablöste (weltweit waren zu dieser Zeit die USA bereits zur größten Volkswirtschaft aufgestiegen).5

Die Menschen in Europa profitierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der ungewöhnlich friedlichen Zeit; seit Hunderten von Jahren hatte es nicht mehr so wenige Kriege gegeben.

Emmy Noethers Eltern und Geschwister

Der 1844 in Mannheim geborene Max Noether, Emmys Vater, erlitt mit vierzehn Jahren eine Polio-Erkrankung, die zu einer bleibenden Gehbehinderung führte. Trotzdem gelangen ihm die Gründung einer Familie und eine Karriere als renommierter Mathematiker.

In seiner Jugend wurde Max Noether von Privatlehrern unterrichtet, den ersten Teil seines Mathematik-Studiums bewältigte er von zu Hause aus. Nach einem Zwischenspiel an der Mannheimer Sternwarte ging er nach Heidelberg, wo er sich bei ­Gustav Kirchhoff, nach dem die Kirchhoff schen Gesetze der Elektrizität benannt sind, mit theoretischer Physik beschäftigte. Über die Auseinandersetzung mit den damals aktuellen und umstrittenen Theorien von Bernhard Riemann kam Max ­Noether zur algebraischen Geometrie, der er sein Leben als Mathematiker widmete. Er wechselte nach Gießen und im gleichen Jahr weiter nach Göttingen, wo er einige Jahre zu Riemanns Funktionentheorie und dem Abel schen Theorem auf die Theorie der algebraischen Kurven forschte. 1870 wurde Max Noether in Heidelberg habilitiert; nun nahm seine Entwicklung zu einem berühmten und international erfolgreichen Mathematiker Fahrt auf.

1873 bewies er den Fundamentalsatz der Theorie der algebraischen Funktionen6, der bis heute nach ihm benannt ist. Nach seiner Habilitation lehrte Max Noether zunächst als Privat­dozent. 1875 wurde er zum Nachfolger des außerordentlichen Mathematik-Professors Paul Gordan in Erlangen ernannt, nachdem dieser auf den ordentlichen Professorensitz derselben Universität berufen worden war. 1882 gelang Max Noether die Klassifikation algebraischer Raumkurven, die er in der Publikation Zur Grundlegung der Theorie der algebraischen Raumkurven veröffentlichte. Für diesen Durchbruch erhielt er gemeinsam mit dem Franzosen Georges Halphen, der gleichzeitig, aber unabhängig von Max Noether an demselben Thema gearbeitet hatte, den Steiner-Preis der Berliner Akademie. 1888, im Alter von vierundvierzig Jahren, wurde Max Noether zum ordentlichen Professor berufen. Er blieb bis zu seinem Tode in Erlangen und arbeitete auf den Gebieten der algebraischen Geometrie und der algebraischen Funktionen. Neben der Mathematik interessierte sich Max Noether auch für Geschichte. In Kombination beider Themenbereiche verfasste er 1894 eine Übersicht über die Geschichte der Theorie der algebraischen Funktionen.7

Im Alter konnte Max Noether auf ein erfülltes, der Mathematik gewidmetes Leben zurückblicken, in dem seine Leistungen ihm die Achtung seiner Kollegen und viele Ehrungen eingebracht hatten. Er war Mitglied der Akademien in Göttingen, Berlin, München, Budapest, Turin, Kopenhagen und in vielen ­weiteren Institutionen. 1899 war seine Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Mathematiker-Vereinigung einer der Höhepunkte seiner wissenschaftlichen Karriere. Auch im Ausland war er hoch angesehen. Zum Beispiel war er Mitglied des Circolo ­mathematico di Palermo und 1913 wurde er zum Ehrenmitglied der London Mathematical Society gewählt. Am 13. Dezember 1921 starb Max Noether in Erlangen. Im Jahr zuvor war er noch zum Protestantismus konvertiert. Für seine Tochter Emmy, die so wie ihr Vater (und auch ihr Bruder Fritz) die Mathematik zu ihrem Beruf machte, muss diese Übermacht des berühmten Vaters ein nicht ganz leichtes Erbe gewesen sein.

1880 hatte Max Noether die aus Köln stammende Ida Amalia Kaufmann (1852-1915) geheiratet. So wie er stammte auch sie aus einer begüterten jüdischen Familie. Das Paar bekam vier Kinder: Amalie, später »Emmy« genannt, wurde am 23. März 1882 als ältestes Kind und einzige Tochter im fränkischen Erlangen geboren. Ein Jahr darauf erblickte Alfred das Licht der Welt. Er wurde Chemiker und Privatdozent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Vermutlich hätte auch er von sich reden gemacht, doch die Zeit, die ihm für eine wissenschaftliche Karriere blieb, war sehr kurz. Der Erste Weltkrieg begann, als Alfred einunddreißig Jahre alt war. Er wurde zum Kriegsdienst herangezogen und starb im Dezember 1918 mit nur fünfunddreißig Jahren. 1884 folgte die Geburt von Fritz, der in die Fußstapfen seines Vaters trat und Mathematik-Professor in Breslau wurde. Spätestens seit dem Ende des Ersten Weltkrieges stand er dem Kommunismus nahe, war aber politisch kaum aktiv. 1933 emigrierte Fritz in die Sowjetunion, wo er 1938 aufgrund gefälschter Beweise inhaftiert und 1941 hingerichtet wurde. Der 1889 geborene Gustav Robert schließlich war geistig behindert und lebte in einer Therapieeinrichtung. Nach dem Tod des Vaters war Emmy Noether als sein Vormund für ihren jüngsten Bruder verantwortlich. Gustav Robert starb 1928.

Die Geschwister Noether: Robert, Emmy, Fritz und Alfred, vor 1918.

Kindheit und Jugend Emmy Noethers

Emmy war die einzige Tochter im Hause Noether. Zu ihrem Glück legten ihre Eltern Wert darauf, dass nicht nur Emmys Brüder, sondern auch sie selbst in ihren Lernbestrebungen gefördert wurde. Wie für die meisten Mädchen aus dem gehobenen und akademisch gebildeten Bürgertum begann ihre schulische Ausbildung mit dem Besuch der Höheren Töchterschule in Erlangen, wo Emmy im Alter von sieben Jahren gleich in die zweite Klasse eingeschult wurde. Schwerpunkt dieser Schule waren die Fächer Französisch und Englisch. Geschichte und Literatur nahmen ebenfalls einen vergleichsweise großen Raum ein. Physik und Chemie lernte Emmy auf einem erstaunlich hohen Niveau. Der Mathematikunterricht kam dagegen nicht über den Stoff hinaus, der heute in der gymnasialen Unterstufe gelehrt wird. Emmy Noether ließ in dieser Zeit noch nichts von ihrem mathematischen Talent ahnen.

Man weiß leider nur sehr wenig über ihre Jugend. Eine Klassenkameradin berichtete später über sie:

»Emmy war als Kind keine Ausnahmeerscheinung. Wenn sie auf dem Schulhof in der Fahrstraße mit Gleichaltrigen spielte, fiel sie wahrscheinlich nicht sonderlich auf - ein kurzsichtiges, unscheinbares kleines Mädchen, aber nicht ohne Charme. Ihre Lehrer und Mitschüler kannten Emmy als kluges, freundliches und sympathisches Kind. Sie lispelte leicht und gehörte zu den wenigen, die den Unterricht in jüdischer Religion besuchten.«8

Es wird auch berichtet, dass Emmy Noether als Jugendliche eine begeisterte Tänzerin war und die Gesellschaften liebte, die die Universitätskollegen ihres Vaters untereinander gaben. Wie sie zu ihrem Klavierunterricht stand, der in den Kreisen der Familie fast schon obligatorisch war, ist nicht bekannt. Zumindest in späteren Jahren war sie eine leidenschaftliche Schwimmerin.

Als Emmy Noether 1897 mit fünfzehn Jahren die Höhere Töchterschule verließ, gab es für sie keine Aussicht auf eine wissenschaftliche oder mathematische Ausbildung an einer Universität. Die einzige Möglichkeit für sie, jemals einen Hörsaal betreten zu dürfen, führte über den Status als Gasthörerin ohne Rechte auf Prüfungen. Um auf diese Weise studieren zu können, musste jedoch jeder Professor einzeln um seine Zustimmung gebeten werden. Emmys fortschrittlich denkender Vater Max Noether war einer der wenigen Professoren in Deutschland, die diese Möglichkeit bereits unterstützten. 1896 hatte er die ersten drei Frauen als Gasthörerinnen an seiner Universität zugelassen....

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Autor

Lars Jaeger, Dr. rer. nat., Jg. 1969, hat Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte in Bonn und Paris studiert und mehrere Jahre in der theoretischen Physik im Bereich der Quantenfeldtheorien und Chaostheorie geforscht. Er lebt mit seiner Familie im Schweizer Kanton Zug und ist tätig als Autor, Referent und Unternehmer. In seinen Publikationen widmet er sich aktuellen Themen aus den Naturwissenschaften, der Technologie und Philosophie.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt