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Didaktik des Kunstunterrichts

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am31.05.20231. Auflage
Kunstunterricht steht vor der komplexen Aufgabe, jungen Menschen Bildungserfahrungen im Feld von Kunst und visueller Gestaltung zu eröffnen. Einen besonderen Stellenwert haben neben zeitgenössischen Formen wie Filmen und Grafik-Design historisch begründete Kulturtechniken wie Zeichnen, Malen, plastisches Gestalten und viele mehr. Ausgehend von den Bildungszielen und ihren Begründungen in allgemeinpädagogischen Diskursen spannen die Autoren den Bogen über die konkrete Didaktik der einzelnen Gestaltungsbereiche bis hin zu Unterrichtsplanung und Methodik. Beginnend beim Vorschulalter bis hin zur Jugendzeit wird eine Kunstdidaktik in ihrer gesamten Breite für alle Schulformen entwickelt. Anhand zahlreicher Beispiele bietet dieses Buch somit eine grundlegende und praxisorientierte Einführung in die Möglichkeiten der kunstdidaktischen Anwendung.

Dr. Alexander Glas ist em. Professor für Kunstpädagogik an der Universität Passau. Prof. Dr. Jochen Krautz lehrt an der Fakultät für Design und Kunst der Universität Wuppertal. Prof. Dr. Hubert Sowa lehrte bis 2020 am Institut für Kunst, Musik und Sport der PH Ludwigsburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR39,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR34,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR34,99

Produkt

KlappentextKunstunterricht steht vor der komplexen Aufgabe, jungen Menschen Bildungserfahrungen im Feld von Kunst und visueller Gestaltung zu eröffnen. Einen besonderen Stellenwert haben neben zeitgenössischen Formen wie Filmen und Grafik-Design historisch begründete Kulturtechniken wie Zeichnen, Malen, plastisches Gestalten und viele mehr. Ausgehend von den Bildungszielen und ihren Begründungen in allgemeinpädagogischen Diskursen spannen die Autoren den Bogen über die konkrete Didaktik der einzelnen Gestaltungsbereiche bis hin zu Unterrichtsplanung und Methodik. Beginnend beim Vorschulalter bis hin zur Jugendzeit wird eine Kunstdidaktik in ihrer gesamten Breite für alle Schulformen entwickelt. Anhand zahlreicher Beispiele bietet dieses Buch somit eine grundlegende und praxisorientierte Einführung in die Möglichkeiten der kunstdidaktischen Anwendung.

Dr. Alexander Glas ist em. Professor für Kunstpädagogik an der Universität Passau. Prof. Dr. Jochen Krautz lehrt an der Fakultät für Design und Kunst der Universität Wuppertal. Prof. Dr. Hubert Sowa lehrte bis 2020 am Institut für Kunst, Musik und Sport der PH Ludwigsburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170375970
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum31.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse77833 Kbytes
Artikel-Nr.11816623
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2âDas Bildungsverständnis der Kunstpädagogik

Schon Aristoteles dachte den Zeichenunterricht als Teil der allgemeinen staatsbürgerlichen Erziehung und Bildung (Politik, 1337b23âff.), also nicht nur als die bloße Lehre der Fähigkeit zum Zeichnen. Seit den Anfängen des modernen Schulfaches »Kunsterziehung« hat sich dieses Verständnis verstärkt: Wie in anderen Schulfächern auch wird die künstlerische Lehre nicht vorrangig als Unterricht in einer Kulturtechnik verstanden, sondern als Bildungsprojekt von größerer Tragweite. In dieser Hinsicht ist »künstlerische Bildung« mehr als die Vermittlung von Können und Wissen, was auch an das Projekt »Kunstdidaktik« mehr als nur technische Anforderungen der Wissensübertragung stellt. Die Klärung dieses fachlichen Bildungsverständnisses steht daher am Anfang der systematischen Darstellung der fachlichen Didaktik.
2.1âKunstdidaktik und Bildung

Kunstdidaktik als Lehre der Kunst (⸠Kap. I.2) fragt nach dem Wie des Lehrens: Wie lehrt man den breiten Bereich von Kunst, Bild und Gestaltung (⸠Kap. I.1)? Diese Frage ist jedoch nur sinnvoll zu beantworten, wenn geklärt ist, warum man diese Gegenstände lehren sollte. Erst wenn die Begründungen und Ziele des Kunstunterrichts klar sind, kann man begründet sagen, wie die einzelnen Bereiche zu unterrichten sind (Krautz 2020).

Diese Gründe gewinnt man einerseits aus den gesellschaftlichen Kontexten (⸠Kap. I.1), aus der Sache der Kunst selbst (⸠Kap. I.2) und aus der Entwicklungspsychologie des bildnerischen Gestaltens. Doch reicht dies nicht aus: Um ein Fach in der öffentlichen Schule zu rechtfertigen, muss geklärt werden, was es zur allgemeinen Bildung des Menschen beiträgt. Es genügt nicht, bestimmten gesellschaftlich-ökonomische Forderungen nachzukommen oder zu zeigen, wie schön und wichtig die Kunst selbst ist. Auch Kunstunterricht muss vielmehr in Hinsicht auf die Bildung des Menschen begründet sein. Erst daraus lassen sich didaktische Schlüsse ziehen.

Bildung meint dabei einen Vorgang, in dem wir uns Gegenstände der Kultur, also etwa Kunst und Gestaltung, nicht nur äußerlich als Wissen und Können aneignen, sondern in dem diese für uns bedeutsam werden, uns angehen und uns womöglich verändern (Dörpinghaus/Poenitsch/Wigger 2013). Erst unter dieser Bildungsperspektive erhalten Bilder, Kunst, Gestaltung einen Sinn für die Schülerinnen und Schüler. Sie sollen diese Dinge nicht deswegen lernen, weil sie im Lehrplan stehen oder um eine gute Note zu erhalten. Vielmehr muss Kunstunterricht ihnen eine Sinnperspektive eröffnen: Kunst, Bilder, Gestaltung sind etwas, dem man einen persönlichen und überindividuellen Sinn abgewinnen kann. (Eben darum haben die meisten Kunstpädagoginnen und -pädagogen selbst Kunst studiert.) Das Kulturgut Kunst und Gestaltung wird so in der sich bildenden Person verlebendigt und individuell neu gedeutet. So können Bilder, so kann Gestaltung lebensbedeutsam werden, weil sie nicht äußerlich bleiben, sondern uns angehen.

Das kann Unterricht nicht erzwingen - aber durch eine sinnorientierte Didaktik ermöglichen oder etwa als »kompetenzorientierte« auch verhindern. Denn Fähigkeiten und Fertigkeiten, die heute als »Kompetenz« beschrieben werden, zielen nicht notwendig auf Bildung. Doch sind anderseits fachliches Können und Wissen sehr wohl Voraussetzung von Bildungsprozessen: Wer nicht gestalten kann und Bilder nicht versteht, kann auch keine qualifizierten Bildungserfahrungen machen.

Daher ist es zentrale Aufgabe einer Kunstdidaktik, die auf Bildung zielt, mit dem vermittelten kunstfachlichen Können und Wissen in Gestaltung und Betrachtung den Schülerinnen und Schülern zugleich Wege zu eröffnen, diesem einen persönlichen und kulturellen Sinn abzugewinnen, der sie mit anderen und anderem in Bezug setzt, auf diese Weise potenziell neue Sichten auf sich selbst, die anderen und die Welt eröffnet und so ihr Leben bereichern kann.
2.2âMenschenbild und Kunstauffassung

Dazu ist es gerade im Feld der Kunst wesentlich zu klären, von welchem Menschenbild und welcher Kunstauffassung man ausgeht. Oft gilt gerade die Kunst vor allem als innerer Ausdruck eines autonomen Subjekts, das sich im ästhetischen Erleben und bildnerischen Tun selbst verwirklicht. Dem entspricht die romantische Auffassung vom »Künstlerkind«, das sich am besten in Freiheit und ohne Anleitung selbst entfalte. Auffassungen wie diese prägen den Kunstunterricht bis heute stark.

Im Anschluss an umfangreiche Forschung (Krautz 2017) wird hier davon ausgegangen, dass der Mensch immer schon in Beziehungen zu anderen Menschen und in Bezügen zur Welt existiert, die ihn nicht in seiner Freiheit einschränken, sondern diese erst ermöglichen. In Beziehung zu anderen und im Bezug zur Welt findet der Mensch erst ein Verhältnis zu sich selbst - nicht in direkter »Selbstverwirklichung«.

Damit erhalten auch Kunst und Gestaltung einen anderen Stellenwert: Sie sind gerade nicht vorrangig innerster Ausdruck isolierter Subjektivität, sondern die bildgewordene Form menschlicher Selbst-â, Mit- und Weltverhältnisse. Im bildhaften Gestalten deutet der Mensch diese Bezüge aus. Die Bilder der Kunst und visuellen Kultur waren immer schon und sind auch heute Versuche des Menschen, seiner Existenz einen Sinn zu geben - das gilt von der Höhlenmalerei bis zum Instagram-Post.

Bildung in der Kunstpädagogik meint demnach ein Sich-bilden an den Gegenständen von Kunst und visueller Kultur im Horizont der aus der gemeinsam geteilten Existenz erwachsenden Beziehungen und Bezogenheiten und der daraus resultierenden Verantwortung (Krautz 2020).
2.3âRelationalität und Verkörperung

Diese Verhältnishaftigkeit unseres Lebens und der Kunst beschreibt der Begriff der Relationalität (Krautz 2017). Das damit angesprochene dialogische Verhältnis zeigt sich gerade in Kunst und Gestaltung: Im eigenen Gestalten wie im Betrachten von Bildern erschließen wir uns die Welt nicht nur, sondern wir werden von ihr auch erschlossen. Das gestalterische Tun resultiert nicht allein aus unserem Impuls, sondern antwortet immer schon auf Sicht- und Wahrnehmbares, auf Vorgestelltes und Gedachtes. Etwas, das nicht wir selbst sind, spricht uns an und bringt uns auf eine Idee, veranlasst uns, zu Stift, Pinsel, Kamera oder Holzblock zu greifen und zu gestalten. Gestalten und Bildverstehen stehen insofern in einem Antwortverhältnis: Was wir sinnlich wahrnehmen, spricht uns an, mit unserer Gestaltung und unserem Verstehen antworten wir darauf - und wir stehen mit dieser Antwort auch in einer Verantwortung. Es ist eben nicht rein subjektiv und beliebig, was wir wie gestalten und wie wir ein Bild verstehen. Denn unsere gestaltete oder verstehende Antwort stellen wir ja wieder in die gemeinsame Welt, weshalb wir sie verantworten müssen.

Kreativität resultiert in einem solchen relationalen Verständnis daher nicht allein aus unserem subjektiven Inneren, sondern aus diesem Antwortverhältnis: Kreativ sind wir im Finden gestalterischer und verstehender Antworten (Krautz 2020, Fröhlich/Krautz 2021).

Dabei ist dieser gestaltend-verstehend antwortende Weltbezug keineswegs rein kognitiv-intellektuell: Wir nehmen sinnlich mit dem ganzen Leib wahr und gestalten und verstehen ebenso gesamthaft leiblich. Wir verkörpern also diese Selbst-â, Mit- und Weltverhältnisse (Etzelmüller/Fuchs/Tewes 2017). Das ist beim Plastizieren mit Ton, beim Werken oder bei einer Performance (⸠Kap. III.2.2) unmittelbar einsichtig: Wir stehen mit unserem Körper gestaltend in direkter Resonanz zum »Weltstoff«. Doch ist das beim Malen, Zeichnen, Fotografieren und Filmen nicht anders: Farbdarstellung resultiert aus der Resonanz auf Farbempfindungen und übersetzt diese in eine eigene malerische Logik. Jede Zeichnung ist ein verkörperter Akt kreativer Übersetzung eines kontinuierlichen Wahrnehmungseindrucks oder einer Vorstellung in diskontinuierliche Linien: Hier ist Linie, dort nicht; so umreißen wir eine Form. Das geübte Setzen von Schraffuren resultiert aus Darstellungsformeln, die in der Hand und im ganzen Körper verankert sind: Wir überlegen nicht jeden Strich einzeln, sondern folgen dem motorisch verankerten Ausführungswissen der Hand. Und noch die Regler im Bildbearbeitungsprogramm übersetzen solche leiblichen Wahrnehmungsverhältnisse in die virtuelle Darstellung. Kunst, Gestaltung und Bildverstehen sind insofern verkörperte Selbst-â, Mit- und Weltbezüge (Krautz 2020).
2.4âKunstdidaktische...
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Autor

Dr. Alexander Glas ist em. Professor für Kunstpädagogik an der Universität Passau. Prof. Dr. Jochen Krautz lehrt an der Fakultät für Design und Kunst der Universität Wuppertal. Prof. Dr. Hubert Sowa lehrte bis 2020 am Institut für Kunst, Musik und Sport der PH Ludwigsburg.