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Die Französische Revolution

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
124 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am13.07.20236. Auflage
Als epochales Ereignis hat die Französische Revolution weit über den nationalen Rahmen hinaus tiefe Spuren in der politischen und sozialen Entwicklung anderer Länder hinterlassen. Sie wurde zum Motor des Verfassungswandels und der Entstehung liberaler politischer Kulturen. Hans-Ulrich Thamer lässt in diesem Band noch einmal Ursachen, Verlauf und Folgen Revue passieren, stellt die Hauptakteure und ihre Motive vor und erklärt wichtige Strukturmerkmale der Französischen Revolution wie beispielweise die besondere Rolle der Metropole Paris, das Ringen der Revolutionäre um eine Verfassung sowie die blutige Terrorherrschaft.

Hans-Ulrich Thamer ist Professor em. für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. Die Erforschung der Ideen- und Sozialgeschichte Frankreichs im 18. und 19. Jahrhundert bildet einen seiner Arbeitsschwerpunkte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAls epochales Ereignis hat die Französische Revolution weit über den nationalen Rahmen hinaus tiefe Spuren in der politischen und sozialen Entwicklung anderer Länder hinterlassen. Sie wurde zum Motor des Verfassungswandels und der Entstehung liberaler politischer Kulturen. Hans-Ulrich Thamer lässt in diesem Band noch einmal Ursachen, Verlauf und Folgen Revue passieren, stellt die Hauptakteure und ihre Motive vor und erklärt wichtige Strukturmerkmale der Französischen Revolution wie beispielweise die besondere Rolle der Metropole Paris, das Ringen der Revolutionäre um eine Verfassung sowie die blutige Terrorherrschaft.

Hans-Ulrich Thamer ist Professor em. für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. Die Erforschung der Ideen- und Sozialgeschichte Frankreichs im 18. und 19. Jahrhundert bildet einen seiner Arbeitsschwerpunkte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406801914
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.07.2023
Auflage6. Auflage
Reihen-Nr.2347
Seiten124 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1819 Kbytes
Illustrationenmit 7 Abbildungen
Artikel-Nr.11900185
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Die Französische Revolution - ein Gründungsereignis


Kaum ein Ereignis hat die Geschichte der Moderne so tief geprägt wie die Französische Revolution von 1789 bis 1799. Sie eröffnete eine Phase grundstürzender Veränderungen der politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse in Frankreich. Als ein epochales Ereignis hat die Französische Revolution weit über den nationalen französischen Rahmen hinaus tiefe Spuren in der politischen und sozialen Entwicklung anderer Länder hinterlassen. Sie wurde zum Motor des Verfassungswandels und der Entstehung liberaler politischer Kulturen. Sie wurde zum Laboratorium der Moderne, indem sie in der kurzen Spanne eines Jahrzehnts die unterschiedlichsten Verfassungsformen entwickelte, die für das 19. und 20. Jahrhundert wirkungsmächtig werden sollten, von der konstitutionellen Monarchie über die Republik bis zur bonapartistischen Diktatur; indem sie die Grundlagen einer bürgerlich-individualistischen Eigentums- und Gesellschaftsverfassung schuf; indem sie zum ersten Mal eine demokratische politische Kultur entfaltete und damit den Durchbruch zur politischen Freiheit erkämpfte; indem sie einen fundamentalen Prozess der Politisierung der Gesellschaft und der Ideologisierung der politischen Sprache auslöste und dabei zugleich die Selbstgefährdung demokratischer Ordnung demonstrierte. Ihre historisch-politische Bedeutung reicht darum bis in die Gegenwart.

In historischer Perspektive lässt sich die Französische Revolution zugleich als ein herausragendes Ereignis in einer langen Phase des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels vom alteuropäischen Ancien Régime in die Moderne deuten, in dem die allgemeinen strukturellen Veränderungen anderen Zeitrhythmen folgen als dramatische politische Ereignisse. Kurzfristige Revolutionsereignisse werden dabei in langfristig ablaufende Prozesse sozialen Wandels eingebettet und die politischen Prozesse des Revolutionsjahrzehnts zum strukturellen Wandel in Beziehung gesetzt. Dadurch werden neben den Phänomenen der historischen Zäsur und des Neubeginns auch Elemente der Kontinuität stärker in den Blick genommen, die bereits im 18. Jahrhundert entwickelt waren und sich in der Revolution fortgesetzt oder vollendet haben und die in den Diskursen und in der Gesetzgebung zwar vorbereitet, aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts umgesetzt wurden. Dies gilt vor allem für den Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft, der den Gesetzen der langen Dauer und damit anderen Handlungsbedingungen unterliegt als die Politik. Dies gilt beispielsweise für die Fortsetzung politisch-administrativer Zentralisierung, die mit dem Ausbau absolutistischer Staatlichkeit begann und mit der Jakobinerherrschaft und ihren Kommissaren einen weiteren, nun freilich mit dem Prinzip der Volkssouveränität legitimierten Kulminationspunkt erreichte. Die Revolution bedeutet darum auch Rhetorik und Ankündigung, hinter der die Wirklichkeit zurückblieb. So vollzog sich 1789 nicht die «Geburt der bürgerlichen Gesellschaft», sondern die Organisation eines neuen Frankreich bedeutete allenfalls einen wichtigen, vor allem rechtlichen Schritt in diesem Prozess, der in seiner ökonomischen und sozialen Dynamik bereits vor 1789 begonnen und sich weit in das 19. Jahrhundert erstreckt hat. Beim Aufstieg der industriellen Welt spielte die Französische Revolution allenfalls eine Nebenrolle, manche Historiker halten die Revolution für die industrielle Modernisierung sogar für abträglich; sie habe England bei der Durchsetzung der industriellen Revolution einen entscheidenden Vorsprung verschafft, den es vor 1789 nicht gegeben habe.

Was macht dann das Umstürzende, das Innovative und die Wirkungsmacht der Revolution auch in der Perspektive der longue durée aus, wenn ein solcher Bruch, wie ihn die Rhetorik der Revolution beanspruchte, für den Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft nur bedingt zu erkennen ist? Die moderne Forschung der vergangenen zwanzig Jahre findet die Antwort darauf im Politischen, in der Entwicklung von Verfassungen und neuen Formen der Legitimation von Herrschaft, in der Proklamation von Menschen- und Bürgerrechten und in der Funktion der Revolution als Gründungsereignis für eine demokratische politische Kultur, in der Entfaltung neuer Formen der politischen Repräsentation und Integration. Dazu gehört auch die Entwicklung von neuen Formen der politischen Rituale und Kommunikation, mit denen das Prinzip der Volkssouveränität von seiner abstrakten Ebene in die politische Praxis übersetzt und sichtbar gemacht werden sollte, mit denen die politischen Fraktionskämpfe ausgeformt und ausgetragen wurden. Diese Perspektiven und Ergebnisse einer neuen Politik- und Kulturgeschichte, die Varianten ihrer Deutungs- und Erinnerungsgeschichte entlang einer Erzählung der Ereigniskette Französische Revolution vorzustellen, sind Leitfaden und Thema der vorliegenden Darstellung.

Die Erfindung neuer politischer Ausdrucksformen und einer modernen politischen Begriffswelt gehört zu den schöpferischen Leistungen der Revolution und zu ihrem Erbe an unsere Gegenwart. Mit der Französischen Revolution entsteht ein neuer Begriff von Revolution. Revolution war nicht mehr das, was das 18. Jahrhundert darunter verstanden hatte: eine allgemeine staatliche Veränderung, ein geistiger Fortschritt, eine Veränderung im Denken. Nun verband sich mit dem Begriff «Revolution» die Erfahrung eines dramatischen, von Gewalt begleiteten umfassenden Wandels in Politik und Gesellschaft mit dem Anspruch, eine neue gerechte Ordnung zu schaffen und damit den geschichtlichen Fortschritt zu gestalten.

Die Dynamik des Umbruchs war schon den Zeitgenossen bewusst. «Wir haben in drei Tagen den Raum von drei Jahrhunderten durchquert», hieß es bald nach dem 14. Juli 1789. Zugleich verdichtete sich das historische Ereignis des Sturmes auf die Bastille zum politischen Symbol eines historischen Umbruchs. Dass dieser gedrängte politische Wandel mit Gewaltakten des Volkes verbunden war, führte zu einer tiefen Polarisierung in Wahrnehmung und Deutung der Revolution. Bei den Verteidigern der alten monarchischen Ordnung rief die gewalttätige Revolution Angst und Empörung hervor. Für die Patrioten, die Anhänger der Revolution, waren die Gewaltakte zunächst unerwünschte Begleiterscheinungen, die nichts mit der erhofften Erneuerung Frankreichs zu tun hätten und durch diese in naher Zukunft überflüssig würden. Bald sollten jedoch zum Begriff der Revolution nicht nur die Erfahrung extremer Beschleunigung, sondern auch Radikalisierung und der Einsatz von Gewalt als Instrument der Veränderung gehören. Die Revolution zeigte ihre Janusgestalt und ihre polarisierende Wirkung.

Die Ursachen und die Funktion von Gewalt in der Revolution gehören zu den Fragen, die noch immer heftig diskutiert werden und aus einem Ereignis der Vergangenheit einen kontroversen Bezugspunkt für die politische Orientierung und Traditionsbildungen der Gegenwart machen. An der revolutionären Diktatur und Gewalt schieden und scheiden sich die Geister, wie die Debatten aus Anlass der Zweihundertjahrfeier der Revolution bis hin zum versöhnenden «Sowohl-als-auch» des französischen Staatspräsidenten Mitterrand 1989 deutlich gemacht haben. Historische Deutungen und Kontroversen über die Revolution gehörten seit den ersten Versuchen, die Revolution zu beenden und die Erinnerung an sie zu begründen, zur Selbstdeutung der politischen Kultur Frankreichs und teilweise auch Europas. Die politische Orientierung oder Lagerzugehörigkeit eines geschichtsbewussten politischen Bürgers konnte man auch daran erkennen, auf welche Phase der konfliktreichen Geschichte der Revolution er sich in seiner Erinnerungspraxis oder Selbstidentifizierung bezog oder ob er die Revolution völlig ablehnte. Das hat sicherlich die Erinnerung an die Revolution wachgehalten, nach Meinung mancher Kritiker aber auch zu einer Selbstblockade der Revolutionshistoriographie geführt, die zwar unendlich viel an Quellenforschung und Quellenedition geleistet, an scharfsinnigen Analysen und großen Deutungen hervorgebracht hat, die Revolution aber nicht konsequent genug aus ihren historischen Bedingungen und selbstreferentiellen Entwicklungsabläufen interpretiert, sondern sie vor allem zum Objekt einer geschichtspolitischen Selbstdeutung und Legitimation für die jeweilige Gegenwart gemacht hat.

So war und ist die Geschichte der Französischen Revolution auch immer ein Lehrbeispiel für die Verschränkung von Geschichtsschreibung und Politik, bei der jede Generation ihre Gegenwartsdeutung in die Vergangenheit der Revolution gelegt hat, die dadurch selbst ein Stück der jeweiligen Gegenwart wurde. Es spricht vieles dafür, dass sich dieser Mechanismus von Gegenwartsverständnis und Geschichtsdeutung abgeschwächt hat, dass...
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