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Fatal Love

tolino mediaerschienen am01.07.2023
'Ich bereue nichts. Nicht einmal das Törichte, dessen ich mich schuldig gemacht habe. Bedauern ist eine völlig sinnlose Emotion. Damit befasse ich mich erst gar nicht!' (Tom) Nach dem Tod seiner Mutter spürt der verheiratete Tom eine Leere in sich, die er durch einen Lehrauftrag an der Universität zu füllen versucht. Dabei lernt er die Studentin Amal kennen. Gegen seinen Willen verfällt Tom der seltsamen jungen Frau mehr und mehr und gibt zum ersten Mal die Zügel aus der Hand. Tom kann sich ihrem erotischen Sog nicht mehr entziehen und verstrickt sich immer mehr in die außereheliche Affäre - einer Fatal Love, bis sein Doppelleben zu einer Katastrophe führt ... Los Angeles 2019 Finale des Int. Write Movie Contest Los Angeles 2019. »Honorable Mention« Los Angeles 2019 Neuauflage: Der Band ist bereits unter dem Titel 'Seelen unter dem Eis' im Piper-Verlag erschienen.

Das Spezialgebiet der Bestseller Autorin, Astrid Korten, sind Thriller, Psychothriller und Romane. Sie schreibt außerdem Drehbücher. Ihre Thriller erreichten alle die Top-Ten Bestsellerlisten diverser Plattformen. Die Autorin wurde in der USA mehrfach ausgezeichnet. Drei Romane wurden verfilmt.
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Klappentext'Ich bereue nichts. Nicht einmal das Törichte, dessen ich mich schuldig gemacht habe. Bedauern ist eine völlig sinnlose Emotion. Damit befasse ich mich erst gar nicht!' (Tom) Nach dem Tod seiner Mutter spürt der verheiratete Tom eine Leere in sich, die er durch einen Lehrauftrag an der Universität zu füllen versucht. Dabei lernt er die Studentin Amal kennen. Gegen seinen Willen verfällt Tom der seltsamen jungen Frau mehr und mehr und gibt zum ersten Mal die Zügel aus der Hand. Tom kann sich ihrem erotischen Sog nicht mehr entziehen und verstrickt sich immer mehr in die außereheliche Affäre - einer Fatal Love, bis sein Doppelleben zu einer Katastrophe führt ... Los Angeles 2019 Finale des Int. Write Movie Contest Los Angeles 2019. »Honorable Mention« Los Angeles 2019 Neuauflage: Der Band ist bereits unter dem Titel 'Seelen unter dem Eis' im Piper-Verlag erschienen.

Das Spezialgebiet der Bestseller Autorin, Astrid Korten, sind Thriller, Psychothriller und Romane. Sie schreibt außerdem Drehbücher. Ihre Thriller erreichten alle die Top-Ten Bestsellerlisten diverser Plattformen. Die Autorin wurde in der USA mehrfach ausgezeichnet. Drei Romane wurden verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757933715
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse338
Artikel-Nr.11942618
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eine neue Herausforderung

Mein Vater fing sich kurz nach dem Tod meiner Mutter wieder. Er brauchte dafür nur zwei Wochen. Seine stille Trauer wich lautstarken Aktionen; er und sein Bruder rissen die Wand zwischen dem Wohnzimmer und der Küche nieder, mauerten eine Art Theke und tapezierten das Wohnzimmer zusammen mit zwei Neffen.

Eines Nachmittags, als ich meinen Vater besuchte, fand ich ihn im Wohnzimmer mit einer etwa vierzig Jahre alten Frau.

»Das ist Emilia.« Er sah mich ein wenig befangen an und murmelte: »Emilia, darf ich dir meinen Sohn vorstellen. Emilia ist Innenarchitektin.«

»Innenarchitektin?«, frage ich und schüttelte ihre Hand.

»Ihr Vater möchte alles nach seinem Geschmack verändern. Richtig, Leo?« Sie sprach sehr artikuliert.

Mein Vater nickte zustimmend, seine Wangen glühten rot auf. Als ich die beiden drei Minuten später verließ, begleitete er mich zu meinem Wagen und klopfte mir jovial auf die Schulter. »Es ist Zeit für etwas Neues, Tom.«

Ich antwortete nicht, stieg ein und fuhr ohne Gruß davon. Im Innenspiegel sah ich, wie er mir zaghaft hinterherwinkte.

Erst zwei Wochen später ging ich wieder zu ihm. Nichts deutete darauf hin, dass mein Vater seine Frau erst vor kurzer Zeit zu Grabe getragen hatte. Jegliche Trauer war von der Innenarchitektin überpflastert worden. Die Wände wurden farbenfroh getüncht, Skulpturen, Bilder und andere wertvollen Dinge fanden einen anderen Platz und gaben dem gesamten Innenraum eine neue Dimension. Die Bibel, die immer an einer hervorgehobenen Stelle auf dem Sideboard gelegen hatte, fand ich in einer Schublade, zusammen mit den Fotos meiner Mutter. Ich wusste nicht, ob ich mich dafür schämen sollte.

Ich durchlief die Trauerphase auf eine ganz andere Weise. Es erschien mir unwirklich, dass ich keine Mutter mehr hatte, es ließ mich unruhig werden. Ich konnte jederzeit in Tränen ausbrechen: beim Binden der Schnürsenkel, beim Ein- oder Ausräumen der Spülmaschine, an der Kasse im Supermarkt oder wenn Helen ihren Tee auf eine bestimmte Weise trank. Zum ersten Mal in meinem Leben erkannte ich, dass die Anwesenheit meiner Mutter für mich so selbstverständlich gewesen war wie die Sonne am Himmel; sie war immer da gewesen, auch wenn ich sie nicht sah.

Ich nahm mir ein paar Wochen frei und übergab meine Führungsaufgaben bei TOM an die Account-Manager; ich brauchte Zeit. Während dieser trüben Wintertage irrte ich oft durch unser Haus und suchte nach einem Ort, der mir Stabilität und Ruhe geben könnte. Ich wechselte ständig zwischen Arbeitszimmer und Wohnzimmer hin und her. Setzte mich auf das Ledersofa, stand auf, ging zurück ins Büro. Begleitet von tiefen Seufzern, fuhr ich den Computer hoch und sofort wieder runter. Zurück im Wohnzimmer schaute ich fern. Ich weinte bei den Nachrichten und schaltete den Fernseher wieder aus. In der Küche, auf einem Barhocker sitzend, schaute ich zu, wie der Kaffee aus der Kaffeemaschine in die Glaskanne lief. Ich weinte über die letzten Tropfen, die durch den Filter tröpfelten. Ich ging wieder ins Wohnzimmer, setzte mich hin, weinte.

Nach zwei Wochen schritt Helen ein. »Warum gehst du nicht für eine Weile nach draußen?«, fragte sie, als sie mich eines Nachmittags von ihrer Arbeitsstelle aus zu Hause anrief. Ihre Stimme klang leicht verärgert. »Du wirst dich nicht besser fühlen, wenn du dich nur noch im Haus aufhältst. Dir fällt doch die Decke auf den Kopf. Geh spazieren oder fahr einfach mal hinaus in die Natur!«

»Nein, das gefällt mir nicht«, antwortete ich schroff, »es ist ungemütlich da draußen, und es stürmt!« Aber nachdem ich aufgelegt hatte, schnappte ich mir doch die Autoschlüssel und fuhr wenig später durch die Schneelandschaft.

Die Heftigkeit des langsam abziehenden Sturms ließ ein zitterndes Schimmern in der Luft zurück. Nebel kroch über den Boden, dampfende Finger, die die Landschaft in geheimnisvolle Schemen verwandelten. Der unentwegt auf das Dach tropfende Schneeregen klang wie Musik. Ich legte eine CD ein. Mozarts Kleine Nachtmusik hatte mir an trägen Tagen mehr als einmal geholfen, in die Gänge zu kommen. Die verspielten Klänge des Adagios machten mich glücklich. Eine Viertelstunde später schien die Sonne, und überall glitzerte der Schnee. Die Welt war nicht mehr trist und öde.

Helen hatte recht. Das Leben reicherte sich nicht an, wie ich es mir einmal vorgestellt hatte. Das Fahren durch den Sears Bellows und Hubbard Country Park ließ mich ruhiger werden. Ich genoss die Wintersonne, die dank des geöffneten Schiebedachs auf meinen Kopf schien, und eine Autostunde von unserem Haus entfernt, parkte ich den Wagen am gefrorenen Schilf des Penny Pond, um die Enten in dem großen See schwimmen zu sehen. Die schnatternden Geschöpfe erinnerten mich an die tröstenden Worte, die mir mein Vater nach dem Tod meiner Großmutter gesagt hatte. »Wenn jemand stirbt, kommt ein Vogel, um den Geist des Verstorbenen zu holen. Sterben ist nicht Sterben, sondern Befreit-Werden, mein Junge. Jeder Vogel, den du siehst, könnte deine Großmutter sein.«

Ich war damals sechzehn und zu alt, um der Mär meines Vaters Glauben zu schenken. Aber sein Versuch, mich zu beruhigen, war rührend. An diesem Nachmittag am See fand ich wahren Trost in dem Gedanken, dass Sterben nicht unbedingt bedeuten musste, dass man für immer fortging.

Einigermaßen heiter fuhr ich wieder nach Hause, aber die zaghaft aufkeimende Freude verschwand, als ich in einen Vogelschwarm geriet. Die Vögel stiegen gerade auf, ausgerechnet kurz nach einer scharfen Kurve, die ich viel zu schnell nahm. Sie wirbelten wie aufgescheuchte Fledermäuse vom Asphalt. Einer von ihnen schlug auf der Windschutzscheibe auf. Ich trat hart auf die Bremse und warf das Lenkrad nach rechts, als ob ich den Aufprall rückgängig machen könnte. Die Reifen quietschten über die Straße, es roch nach verbranntem Gummi. Im Rückspiegel sah ich die Krähe auf der Straße liegen, zappelnd wie ein Fisch am Ufer, nahezu rhythmisch zu den Klängen von Eine kleine Nachtmusik.

Ich stieg aus, aber ich ging nicht ganz zu dem verletzten Vogel hin. Der linke Flügel war gebrochen, und auch der Schnabel schien beschädigt zu sein. Tiefschwarze Federn lagen neben dem Körper, und dazwischen die Brotkrümel, die die Vögel aufgepickt hatten, als ich in sie hineinraste.

Meine Augen begannen zu brennen. Der taumelnde Vogelkörper zappelte unkontrolliert auf dem Asphalt umher und gab flehende Geräusche von sich. Wäre es nicht meine Pflicht, dass sich windende Tier von seinem Elend zu befreien? Aber wie? Mit den breiten Porschereifen über seinen Körper rollen? Ihm mit einem Werkzeug den Schädel einschlagen?

Ich stieg wieder ein, lehnte mich im Fahrzeug zurück, schaltete in den Rückwärtsgang und sah den Vogel im Rückspiegel an. Er kämpfte immer noch um sein Leben. Ich atmete tief durch, schaute nach links, nach rechts, nach vorn und zweifelte einen Moment lang. Dann wischte ich mir eine Träne von der Wange, legte den ersten Gang ein und fuhr weg.

In dieser Nacht fragte Helen vorsichtig: »Bist du sicher, dass es nicht um viel mehr geht?«

Ich wurde wütend wegen dieser Frage, aber ich schwieg und stand von der Couch auf. Schleppte mich in mein Büro. Meine Wut sagte mir unmissverständlich, was ich wissen musste: Da war augenscheinlich mehr in mir als die Trauer über den Tod meiner Mutter.

Erst nach einem Monat Tristesse keimte ein Verdacht in mir auf, und dieser Verdacht ließ mich nicht mehr los. Ich stand in der Küche und blätterte gedankenlos in dem Geburtstagskalender, der neben dem Kühlschrank hing. Unter dem 10. Juli stand Helens Name in goldenen Buchstaben. Da begriff ich mit einem Mal meine mich seit Wochen quälende Unruhe und erkannte den wahren Grund für meine Tränen. Es war die Angst, die mich umtrieb: Angst, ausgelöst durch die Worte meines Vaters am Rande des Grabes meiner Mutter: »Zufriedenheit ist ein Teufel.«

Helen wurde vierzig, wie ich schon drei Monate zuvor. Wir wollten an ihrem Geburtstag eine große Party veranstalten, um beide Jubiläen gemeinsam zu feiern. Mit vierzig hatte ich alles erreicht, was ich je begehrt und angestrebt hatte. Ich war zufrieden mit meinem Leben, meiner Firma, mit Helen, unserem Haus, unserem Ferienhaus in Hubbard Country Park, dem Porsche, meiner Kleidung, meinem Freundeskreis, dem Netzwerk von Geschäftsbeziehungen.

Die Worte meines Vaters hatten mich unbewusst erschreckt. Diese Errungenschaften schienen mir mit einem Mal nur noch Ballast zu sein. Hatte er nicht auch gesagt, dass Zufriedenheit der Beginn der Verdrießlichkeit sei? Vielleicht hatte mein Vater recht, und ich musste mir neue Ziele setzen, neue Grenzen ausloten. Um wachsam zu bleiben, um mich weiterzuentwickeln, um zu bewahren, was ich erreicht hatte.

In der nächsten Stunde traf ich eine Entscheidung. Ich rief Helen auf ihrem Handy an, sie shoppte gerade mit einer Freundin in der Stadt, und erzählte ihr von meinem Plan. Sie stimmte ohne Widerspruch und ohne mein Vorhaben kritisch zu hinterfragen zu und beendete das Gespräch. So als hätte ich sie mit etwas Belanglosem kurz gestört.

Es war mir egal. Freudig erregt rief ich einige Leute aus meinem Netzwerk an, und nach vier Telefonaten sprach ich mit dem Leiter der Fakultät für Kommunikation an der Fachhochschule. Ich wollte mein Wissen über Werbung und Marketing mit anderen teilen. Mein Anruf kam genau zur richtigen Zeit. Eine der Lehrkräfte sollte im April in den Mutterschaftsurlaub gehen, und für das Seminar hatte der Dekan noch keinen Ersatz gefunden. Mir blieben drei Wochen Zeit, um mich vorzubereiten.

Zufriedenheit ist ein Teufel.

Mein Vater behauptet heute, dass er diese Worte nie geäußert habe. Er erinnert sich, dass wir...

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