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Tiefe Schreie

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
175 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am10.02.2016
Fünfzigjährige Josefina träumt vom Feuer. Immer wieder. Sie sieht die Flammen, hört es knistern und spürt den Brandgeruch in ihrer Nase. Ende April veranstalten Josefina und ihre Klassenfreunde eine Party im Sommerhaus von Freddie. Sie feiern, tanzen und trinken. Die ganze Klasse. Josefina hat viel zu viel getrunken und muss sich übergeben. Sie begibt sich in das Bad im oberen Stockwerk. Plötzlich steht das Holzhaus in Flammen. Angst macht sich breit, jeder versucht den Brand aufzuhalten, aber schließlich müssen alle nach draußen begeben. Alle können sich retten außer Johan, der noch einmal hineinstürzt, um das Manuskript seines Theaterstücks zu holen. AUTORENPORTRÄT Inger Frimansson, 1944 in Stockholm geboren, studierte Journalistik und Sprachen. Sie arbeitete als Journalistin für Zeitschriften und Magazine, und sie veröffentlichte Roman, Lyrik Kinder- und Jugendbücher. Frimansson ist eine der bekanntesten Autorinnen Schwedens. 1998 wurde sie mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnet. Sie hat mehr als 30 Bücher für Erwachsene, Jugendliche und Kinder geschrieben. REZENSION 'Sie ist die Einzige in Schweden, die es mit Minette Walters aufnehmen kann.' - LÄNSTIDNINGEN SÖDERTÄLJE 'Inger Frimansson versetzt sich mit viel Verständnis in die seelische Not einer Fünfzehnjährigen. Wie Josefina ihr Gleichgewicht wiederfindet, ist spannend erzählt. Dabei ist der ländlich-einsame Hintergrund - das Meer, die Pferde - ebenso heilsam wie die aufkeimende Liebe zu dem Nachbarn, dem sich Josefina anvertrauen kann. Der reißerische Titel täuscht: Inger Frimansson hat ein empfindsames Buch geschrieben. Ein tröstliches dazu, weil es zeigt, wie eine Verstörung geheilt wird. Überwundene Krisen geben immer auch den Weg frei für eine positive Weiterentwicklung.' - m.f., Frankfurter Allgemeine, 23.11.2002.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextFünfzigjährige Josefina träumt vom Feuer. Immer wieder. Sie sieht die Flammen, hört es knistern und spürt den Brandgeruch in ihrer Nase. Ende April veranstalten Josefina und ihre Klassenfreunde eine Party im Sommerhaus von Freddie. Sie feiern, tanzen und trinken. Die ganze Klasse. Josefina hat viel zu viel getrunken und muss sich übergeben. Sie begibt sich in das Bad im oberen Stockwerk. Plötzlich steht das Holzhaus in Flammen. Angst macht sich breit, jeder versucht den Brand aufzuhalten, aber schließlich müssen alle nach draußen begeben. Alle können sich retten außer Johan, der noch einmal hineinstürzt, um das Manuskript seines Theaterstücks zu holen. AUTORENPORTRÄT Inger Frimansson, 1944 in Stockholm geboren, studierte Journalistik und Sprachen. Sie arbeitete als Journalistin für Zeitschriften und Magazine, und sie veröffentlichte Roman, Lyrik Kinder- und Jugendbücher. Frimansson ist eine der bekanntesten Autorinnen Schwedens. 1998 wurde sie mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnet. Sie hat mehr als 30 Bücher für Erwachsene, Jugendliche und Kinder geschrieben. REZENSION 'Sie ist die Einzige in Schweden, die es mit Minette Walters aufnehmen kann.' - LÄNSTIDNINGEN SÖDERTÄLJE 'Inger Frimansson versetzt sich mit viel Verständnis in die seelische Not einer Fünfzehnjährigen. Wie Josefina ihr Gleichgewicht wiederfindet, ist spannend erzählt. Dabei ist der ländlich-einsame Hintergrund - das Meer, die Pferde - ebenso heilsam wie die aufkeimende Liebe zu dem Nachbarn, dem sich Josefina anvertrauen kann. Der reißerische Titel täuscht: Inger Frimansson hat ein empfindsames Buch geschrieben. Ein tröstliches dazu, weil es zeigt, wie eine Verstörung geheilt wird. Überwundene Krisen geben immer auch den Weg frei für eine positive Weiterentwicklung.' - m.f., Frankfurter Allgemeine, 23.11.2002.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788711441350
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum10.02.2016
Seiten175 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11965065
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
- 11 -

Als nichts passierte, hob sie langsam den Kopf.

Es war ein Mann, der da saß, aber sie konnte nicht erkennen, wie er aussah, er hatte das Gesicht dem Wasser zugewandt, trug eine Schirmmütze und an den Füßen derbe Stiefel. Ein einsamer Mann am Strand mitten in der Nacht. Es war ihr, als friere sie, ihre Zähne klapperten.

Vorsichtig ging sie auf die Knie, bürstete sich den Sand ab. Es tat über der Nase weh, aber es kam kein Blut.

Sie stand schließlich auf, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Da stand er auch auf. Sie machte ein paar Schritte, als wollte sie losrennen, aber er blieb einfach stehen, und da hielt sie auch an.

Der Mann sprach. Dem Dialekt nach stammte er von der Insel, er sagte:

»Hier trifft man nachts nicht besonders oft Leute.«

»Nein, nein«, murmelte sie.

Er machte ein paar Schritte auf sie zu, er war jünger, als sie gedacht hatte, aber viel älter als sie. Er nahm seine Mütze ab.

»Ich habe direkt ein bisschen Angst gekriegt«, sagte er.

»Und ich erst! Sie haben mich zu Tode erschreckt.«

»Entschuldige. Aber wenn man nachts so draußen ist, muss man damit rechnen, ein bisschen zu Tode erschreckt zu werden.«

Er bürstete sich den Sand von den Jeans.

»Ich muss jetzt nach Hause«, sagte sie angespannt, darauf gefasst, dass er versuchen würde sie daran zu hindern.

»Ich auch«, sagte er. »Zeit, ins Bett zu gehen.«

Und dann drehte er ihr den Rücken zu und ging am Ufer entlang. Josefina blieb stehen und sah, wie er immer kleiner wurde. Sie fühlte sich sonderbar enttäuscht.

Der Briefträger streckte die Hand durchs Autofenster raus, gab ihr die Briefe und ein paar Umschläge für Onkel Bosse. »Josefina Silversten«, sagte er. »Bist du das?«

Josefina nickte.

»Ein hübscher Name für ein hübsches Mädchen. Noch einen schönen Tag.«

Sie antwortete nicht. Sie ging in die Küche und legte die Briefe auf den Tisch. Der eine war von Kristina, in schöner, verschnörkelter Schrift, altmodisch mit Tinte geschrieben. Kristina schrieb gerne Briefe, sie hatte Brieffreunde in der ganzen Welt und auch genügend Geduld, um sich hinzusetzen und die kleinen Ereignisse des Alltags auf einen Briefbogen zu kritzeln.

Der andere war von Jakob. Wie die meisten Jungs schrieb er gespreizt und hässlich, eine eckige, unbeholfene Handschrift. Sie goss sich ein Glas Wasser ein und öffnete Kristinas Post zuerst.

Allerliebste Schwester und Freundin,

wie lebt es sich denn so auf der grünen Insel? Ich vermisse dich, ich sehne mich nach dir, kannst du nicht zurückkommen und die Schule zu Ende machen? Das ist schließlich unser letztes gemeinsames Schuljahr, wer weiß, was im Herbst wird.

Ich muss dir erzählen, dass ich mit Martin Schluss gemacht habe. Es stimmte einfach nicht mehr zwischen uns. Wir passen nicht zusammen. Er hat es »wie ein Mann« genommen, wir sind nicht zerstritten oder so. Aber wir haben uns einfach nichts mehr zu sagen. Ich habe das schon längere Zeit gespürt, aber jetzt ist der Entschluss endgültig in mir gereift.

Am Sonntag ist ein Dressurwettbewerb in Backabro, ich werde hinfahren und mit Zaphir antreten. Du weißt, der Fuchs, von dem ich dir erzählt habe, den ich zuerst nicht mochte. Aber jetzt mag ich ihn, er ist tüchtig und lernt schnell. Im Gegensatz zu mir. Ich denke da an Mathe, das ist die Hölle. André sagt, dass meine Mathe auf Krücken geht. Was immer das bedeuten soll. Heute hatte er weiße Jeans an und diesen erdfarbenen Pullover, du weißt schon, er sah einfach süß aus, er muss auch auf der Sonnenbank gewesen sein, denn er ist richtig knackig braun. Kalle hat ihn ja mal im Fitnessstudio gesehen und da haben sie auch ein Solarium.

Jakob fragt die ganze Zeit, ob ich was von dir gehört habe, als ob du schon seit mehreren Jahren fort wärest. (Das Gefühl habe ich übrigens auch.)

Ich habe mir einen neuen Lippenstift gekauft, Helena Rubinstein Nr. 19. Ich male hier ein bisschen aufs Blatt, damit du dir vorstellen kannst, wie er aussieht.

Auf Papier ist das natürlich nicht das Gleiche wie auf den Lippen. Aber du kannst es dir ungefähr denken.

Hast du was gekauft? Sind deine Tante und dein Onkel nett zu dir? Haben die jeder ein Pferd? Kannst du sie nicht bitten, dir das Reiten beizubringen? Dann können wir später zusammen reiten. Oder sie bitten, ob ich dich nicht besuchen kann. Das wäre einfach toll. Wir könnten dann den Strand entlangreiten, ich würde es dir beibringen.

Ach, Josefina, wie ich mich nach dir sehne!

Ich bin gestern Abend noch schnell zum Kiosk gegangen, um für meinen Vater die Expressen zu kaufen, und da kam ein Porsche mit zwei megasüßen Jungs vorbei, die hupten und winkten. Es ist schön, wieder frei zu sein, Josefina, vorher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn andere Jungs Interesse an mir gezeigt haben. Jetzt nicht mehr. Herrlich! Ich hoffe, Martin findet bald eine Neue, ich selbst möchte aber eine Weile ungebunden sein und die Winde der Freiheit spüren.

Fühle dich umarmt und gedrückt von deiner großen Schwester, die solche Sehnsucht nach dir hat.

Kristina.

Es war wie ein Schmerz im Zwerchfell, ein ätzender, pochender Schmerz. Sie trank ein weiteres Glas Wasser. Draußen auf dem Hof bellte Nicke, sie sah einen Radfahrer vorbeifahren. Sie dachte an die Ereignisse der letzten Nacht, wie eilig sie nach Hause zurückgelaufen war, wie sie Angst gehabt hatte, dass der Hund anfangen könnte zu bellen, als sie die Tür öffnete, und dann das ganze Haus geweckt hätte.

Aber das tat er nicht. Sein Instinkt muss ihm gesagt haben, dass sie, Josefina, es war, die da kam. Hunde schienen irgendwie spüren zu können, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelte.

Sie saß mit Jakobs Brief in der Hand da, schob ihn auf dem Tisch hin und her. Sie wurde von einer plötzlichen Wut gepackt, und bevor sie es selbst recht wusste, hatte sie ihn zerknüllt.

Lass mich zufrieden, dachte sie. Lass mich in Ruhe! Ich habe doch gesagt, dass Schluss ist. Verstehst du denn kein ganz normales Schwedisch?

Nach einer Weile fiel ihr ein, dass er ja vielleicht etwas über Johan geschrieben haben könnte. Widerstrebend riss sie den Umschlag auf, zog den Brief heraus, den er auf seinem Computer geschrieben hatte. Er hatte mit den Schrifttypen gespielt, begann die Absätze mit einem großen roten Buchstaben, auch das J in ihrem Namen war rot.

Josefina,

das ist das erste Mal, dass ich dir schreibe, aber hoffentlich nicht das letzte Mal. Auch wenn ich wünschte, dass wir uns so nahe wären, dass wir uns keine Briefe schreiben müssten. Wie soll ich mich in diesem Brief ausdrücken, man wird leicht so feierlich, wenn man an die schreibt, die man liebt.

Josefina! Hier ist es unbeschreiblich leer ohne dich, die Tage kriechen nur so dahin. Ich lese viel, habe aber das Gefühl, dass nichts hängen bleibt, mein Leben ist plötzlich vollkommen verändert, zwei der Menschen, die mir am allermeisten bedeuten, sind nicht mehr in meiner Nähe.

Nein, jetzt wird es wohl doch zu feierlich. Aber du sollst wissen, dass ich die Tage zähle, bis du wieder zurückkommst. Du bleibst doch nicht so lange? Oder? Wir sind dabei, die Reise nach Warschau und Auschwitz zu planen. Wir werden fahren, sobald die Schule zu Ende ist. Papa ist ganz eifrig, er ist erfüllt von einer Art Drang, uns alles zu zeigen, gleichzeitig ist er nervös. Das ist ihm anzusehen. Er ist diesem Thema ja sehr lange ausgewichen. Hat versucht seine Vergangenheit zu verdrängen. Mama lässt dich übrigens ganz herzlich grüßen, sie nennt dich »deine kleine Verlobte«, also meine. Du. (Um das Wort »du« hatte er mit Tinte drei große Herzen gezeichnet, die er dann rot angemalt hatte.)

Wir haben uns in unserer Krisengruppe mehrere Male getroffen, diejenigen, die wollen, jedenfalls und die meisten wollen, wir können da über das, was passiert ist, reden. Du erinnerst dich doch noch an diesen Pfarrer, Ulf Ledin, er ist in Ordnung, quatscht nicht die ganze Zeit über Gott, Religion und so. Du solltest eigentlich dabei sein, Josefina, ganz besonders DU solltest dabei sein, und je länger ich darüber nachdenke, umso blöder finde ich es, dass du weggefahren bist. Dass deine Eltern damit einverstanden waren, ist mir unbegreiflich, da bin ich wirklich anderer Meinung als sie. Es ist nicht gut, nach so einem schrecklichen Unglück allein zu sein. Aber ich nehme schon an, dass deine Tante und dein Onkel sich gut um dich kümmern.

Alle fragen sich natürlich, wie der Brand überhaupt entstehen konnte, aber die technischen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie haben gemeint, es könnte vielleicht jemand eine Kippe weggeworfen haben, aber so ein feuchtes altes Haus fängt ja nicht so schnell Feuer. Bald werden wir mehr wissen.

Zu Johan: Er ist gestern noch einmal operiert worden, aber wir wissen noch nicht, wie es gelaufen ist, es ist noch zu früh, dazu etwas sagen zu können. Ich habe mit seinem Vater geredet, die Eltern sitzen abwechselnd bei ihm. Ich habe ihn gebeten, Johan von uns zu grüßen. Wir wollten eigentlich von der Klasse Blumen schicken, aber Blumen sind im Krankenhaus nicht mehr erlaubt, wusstest du das? Dann kriegt er eben eine große Flasche Whisky, wenn er wieder draußen ist. Wir werden jedenfalls kräftig feiern!

Meine geliebte Josi, ich bin ganz krank vor Sehnsucht nach dir, du liegst nachts in meinen Armen, wir schlafen dicht beieinander und wir machen auch noch andere Dinge. In meinen Gedanken und Träumen fürchtest du dich nicht mehr davor, mich zu lieben, wie eine Frau einen Mann liebt. Nein, du brauchst keine Angst zu haben, ich habe dir ja...
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