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Das Märchen von Friedmut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
152 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am19.06.20233. Auflage
Märchen sind wie Träume. Wer meint, er könne eins deuten, sollte zunächst sagen, wer es geträumt hat. Märchen sind gleichzeitig Unterhaltung und Genuss, beliebter Gesprächspartner und weiser Ratgeber. Sie sind Teil der Welt, eines der Wunder des Lebens. Die Menschen begannen hinter den Märchen einen verborgenen Sinn zu suchen. Entsprechend der eigenen Vorstellung gab und gibt es verschiedene Deutungen. Niemand soll sagen, er wüsste die Richtige.

Wolfgang Büttner, 1953 geboren, ist studierter Kybernetiker, Kunstturner, Maler, Buchillustrator und Schriftsteller. Seine persönliche Sicht auf die Welt und die vielen Erlebnisse seines Lebens regten ihn eines Tages dazu an, seine Ideen niederzuschreiben. Herausgekommen sind literarische Ausflüge in fast alle Richtungen: Kurzgeschichten, Essays, Kunstmärchen, Sachbücher sowie ein Tribut an die klassische, wissenschaftliche Science Fiction.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR21,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextMärchen sind wie Träume. Wer meint, er könne eins deuten, sollte zunächst sagen, wer es geträumt hat. Märchen sind gleichzeitig Unterhaltung und Genuss, beliebter Gesprächspartner und weiser Ratgeber. Sie sind Teil der Welt, eines der Wunder des Lebens. Die Menschen begannen hinter den Märchen einen verborgenen Sinn zu suchen. Entsprechend der eigenen Vorstellung gab und gibt es verschiedene Deutungen. Niemand soll sagen, er wüsste die Richtige.

Wolfgang Büttner, 1953 geboren, ist studierter Kybernetiker, Kunstturner, Maler, Buchillustrator und Schriftsteller. Seine persönliche Sicht auf die Welt und die vielen Erlebnisse seines Lebens regten ihn eines Tages dazu an, seine Ideen niederzuschreiben. Herausgekommen sind literarische Ausflüge in fast alle Richtungen: Kurzgeschichten, Essays, Kunstmärchen, Sachbücher sowie ein Tribut an die klassische, wissenschaftliche Science Fiction.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757842079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.06.2023
Auflage3. Auflage
Seiten152 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12046267
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


DIE VÖGEL DER FÜRSTIN
oder

Wie Irrglaube der Liebe weicht


Vor Zeiten lebte eine junge Fürstin, deren Mann früh verstorben war. Das Schloss, in dem sie wohnte, lag in einem Zauberwald, worin verwunschene Tiere hausten.

Die Fürstin träumte, eines der Vögel im Walde müsse ein verzauberter Prinz sein. Also holte sie mit ihrem Diener aus der Waldung Vögel zu sich. Sogar einen Waldrapp mit bronzenem Schnabel fingen sie ein.

Wäre eines von ihnen der verzauberte Prinz, würde er mit ihr zu seinem Schlosse reiten und sie bestimmt zum Weibe nehmen, nachdem er sich zurückverwandelt hätte, dachte die Fürstin. Nichts konnte sie von dieser Idee abbringen.

Da die Fürstin meinte, genug Waldtiere beisammen zu haben, erkundigte sie sich bei jedem, ob er der verwunschene Prinz sei.

Sodann stellte die Fürstin sich vor ihren goldenen Käfig, in dem sie die Vögel gefangen hielt. Darin waren neben dem Waldrapp eine Eule, die wie ein Drache Feuer spie; ein bunter Prachtfink; ein Rebhuhn mit silbern Krallen und einer goldenen Schwanzfeder; eine Taube mit Perlen im Gefieder, deren Schatten wie ein Hase aussah. Zudem besaß sie zwei Elstern mit weiß und smaragdgrün schillerndem Federkleid nebst einigen Geschöpfen mehr.

Zuerst befragte die Fürstin das Rebhuhn. Das konnte brummen wie ein Bär.

Oh, du hast Silberkrallen Rebhuhn, du hast eine Goldfeder, du warst bestimmt ein Prinz?

Brumm, brumm, ich? Nein! Brumm, die Krallen sind von meinen Ahnen. Sie hatten auch alle silberne ; beteuerte es, was ich heut nicht bin, werd ich nie sein. Lass mich endlich hier raus!

Dem Rebhuhn schenkte die Fürstin Glauben und entließ es in Freiheit.

Dann kam die graue Eule an die Reihe, die wie ein Drache Feuer spie: Sage mir an Eule, bist du ein Königssohn, der verzaubert wurde?

Nie und nimmer , versicherte diese. Dabei stieß sie eine hellrote Flamme aus, dass die Luft von dichtem, beißendem Rauch erfüllet war. Nie und nimmer, ich bin und bleibe ein Tier.

Hernach war der Schwarzstorch mit Augen wie Smaragde dran. Des Nachts leuchteten seine Augen wie Feuer und wenn er nachts mit seinen Flügeln schlug, hörte es sich wie Glockenschlag an.

Klapp, klapp , versetzte der Nämliche, was denkst du von mir. So wie itzo werde ich immerdar bleiben.

Nächsthin befragte die Fürstin den pechschwarzen Raben; der trug einen violetten Saphir in den Krallen. Wo er ihn fallen ließ, entstand ein Brunnen: Krah, krah! Ei was , antwortete der, darob hab ich keine Kunde; lass mich wieder zu den Meinen.

Darauf den Specht, der wie ein Luchs fauchen konnte: Specht, sprich, bist du ein verwunschener Prinz?

Sprach der bunte, zitternde Vogel: Potztausend, Prinz! Hat man sowas schon gehört? Mir war es noch nie vergönnt, etwas anderes zu sein , schlug mit den Flügeln, pickte kreischend nach ihrem Finger und hämmerte gegen den Balken auf dem er saß.

* * *

Da geschah es, dass ein Königssohn auf seinem Schimmel durch das Land ritt. Bevor er in den Zauberwald geriet, traf er am Feldrand auf Ackerbauern bei der Ernte, die ihn warnten: Es heißt, allda sei es nicht geheuer. Geh er nicht in den Wald hinein; in ihm hausen verzauberte Kreaturen und fauchende Lindwürmer mit funkelnden grünen Augen, die feurig durch die finstere Nacht brausen. Sogar zottige Geister gibt es, die den Wanderer in Moorgründe und die Waldeinsamkeit führen, von wo er in die Irre geleitet, nimmer heimkehrt. Keiner von uns waget sich da hinein.

Dazu erklärten sie ihm, dass darin ein verwunschenes Schloss stünde, in dem eine edle, schöne Frau wohne.

Nun, wohlan! Das werden wir ja sehen, wer sich vor wem ängstiget , sprach er, gab seinem Pferd die Sporen und ritt, der Gefahr spottend, wacker fürbass dem Walde zu.

Kühl und schattig war es im Walde. Ihn empfing Summen am Waldesrand. Ein knorriger, hoher Lindenbaum, dessen falber Stamm oben im Abendrot aufleuchtete, wiegte sich in den Lüften. Der Königssohn schaute zum Baum hinauf. Bienen hatten ihn als Festung ausgebaut. In dessen Krone saugten Zauberruten aus den Zweigen Saft.

Am Boden pickte ein Taubenpärchen, das, als er sich mit seinem Rosse näherte, aufflog. Er hörte Brummen und Fauchen, wiewohl sich nirgends ein Bär oder ein Luchs zwischen den Sträuchern zeigte. Dann kam er an einem Brunnen vorbei. Über ihm zog - von den Lüften gen Himmel getragen - ein Adler seine Kreise. Möglich, dass die höchste Baumkrone den Host des Adlers beherbergt, dachte der Prinz.

Bäume - nur wenige darunter, um die seine Arme gereicht hätten - beschatteten das Zauberreich. Wenige Sonnenstrahlen vermochten noch durch das dichte Blätterdach der Bäume den morastigen Boden zu wärmen, so als hingen Gardinen zwischen einzelnen Baumstämmen. Unten an den mächtigen Stämmen war die Borke mit Moos überzogen. Gleichfalls auf deren starken Ästen hatte sich das Moos angesiedelt. Allesamt befanden die Baumriesen sich umschlungen vom Efeu, der seine armdicken Triebe wie erstarrte Schlangenleiber um sie wand. Bis in die Baumkronen schob sich der Efeu empor. Manche der Bäume waren von der Umschlingung abgestorben.

Lautlos schwang sich vor dem Prinz ein Uhu von einem Baum zum nächsten. Es wurde dunkeler; der Saum schmaler, verlor sich im tiefen Dickicht. Eine Eidechse, auf der etliche Glühwürmer ritten, huschte vorbei. Das Krah, Krah von Krähen und Brummen von Bären drang zu ihm; sogar Glockenläuten war zu hören.

Er stieg vom Pferd und führte es am Halfter durchs Unterholz, allwo Kaninchen durchs Gebüsch huschten; kaum, dass er sie erblickt, waren die Langohren erst unter Wurzelwerk, dann in einer Baumhöhle verschwunden.

Seine Schritte führten ihn über Steine und durch Buschwerk tiefer in diese dunkle Wildnis. Rufe von Sperlingen sowie das Krächzen von Elstern drangen jetzt aus dem dichtbelaubten Geäst. Wind frischte auf; Blätter rauschten; Zweige bewegten sich. Hin und wieder züngelten Flammen im Geäst. Doch er fürchtete sich nicht. Geruch von Fäulnis drang ihm in die Nase. Ein überwucherter, bemooster Baumstamm, von dessen morschem Holz Baumpilze zehrten, versperrte ihm den Pfad. Ihm deuchte, hier habe ewig keine Axt eines Holzfällers ihr Werk verrichtet. Mühsam war sein Weg durch den tiefen Wald, durch Auen und Sumpf, der voll Schilf, allerlei Buschwerk, Riedgras sowie abgestorbenen Bäumen durchsetzt war. Nun musste er durch ein schwarzes Moor, aus dem verkrüppelte Zwergerlen wie düstere Schatten hervorstarrten. Nur das Holz von toten Weiden ohne Rinde strahlte am Ufer geheimnisvoll in stillem Glanze.

Später stolperte er über Steine, fiel über Wurzeln und zerriss sich die Kleider. Wohin er blickte: nur Moos, Steine, Spinnweben und feuchtes Gestrüpp unter den rauschenden Bäumen, zwischen denen er umherirrte. Wer weiß, was die Kletterpflanzen in dieser Wildnis alles unter sich begraben, darob sie ihr Leichentuch geworfen haben, damit sie das Darunterliegende ersticken, sagte sich der Prinz. Ab und an knackte es hinter ihm, neben ihm.

* * *

Nach dem Passieren eines Wasserfalls ließ er sein Pferd am Teich, in den sich das Wasser ergoss, saufen.

Gar wundersam und merkwürdig war, was er erblickte: Als er in den Weiher schaute, trug es sich zu, dass er statt seines Spiegelbildes ein Männchen mit spitzem Barte darin sah.

Endlich trat er aus der Schattenwelt des geheimnisvollen Zauberwaldes und fand sich im Garten wieder, in dem das gesuchte Fürstenschloss stand.

Die Scharniere des umwucherten Eingangstores quietschten beim Öffnen. Sein Pferd band er neben dem Tore fest. Im Garten war es hell, so hell wie sonst zur Mittagsstunde.

Verloren hallten seine Schritte auf den mit Unkraut bewachsenen Steinplatten. Ihm fiel ein gemauerter Brunnen ins Auge. Indem er sich über dessen Rand beugte, schaute ihn das Männchen aus dem Teiche an.

Eine morsche Holzbank unter Zierbäumen säumte seinen Pfad. Ringsumher beherrschten fremdartige Gewächse, riesige exotische Bäume mit herzförmigen, dunkelroten Blättern - die höchsten im weiten Umkreise - die Szene. Bedeuten all die unbekannten Pflanzen Sehnsucht? Aber Sehnsucht wonach? Nach der Fremde oder noch etwas weiterem?

Süßlicher Duft lag in der Luft. Stille, allerwärts Stille; kein Windhauch wehte, kein Zweiglein regte sich. Alles ohne Leben, bewegungslos, einsam, beklemmend.

An einem Tempel, der auf einer Anhöhe stand, kam der Prinz vorbei. Zwei Etagen aus bläulich schimmerndem Basalt hatte der Tempel; er war von einer Laterne gekrönt und überzogen mit Moos und türkisfarbenen Flechten. Auf seinem Dach saßen reglos Tauben. Ihre Köpfchen hatten sie unter die Flügel gesteckt. Zum Tempel verliefen Stufen zu einem zweiten Eingang hinunter. Vom Sockel bis zur Spitze war der Rundbau in schwarze Marmorsäulen eingefasst. Dahinter empfing ihn...
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Wolfgang Büttner, 1953 geboren, ist studierter Kybernetiker, Kunstturner, Maler, Buchillustrator und Schriftsteller.
Seine persönliche Sicht auf die Welt und die vielen Erlebnisse seines Lebens regten ihn eines Tages dazu an, seine Ideen niederzuschreiben. Herausgekommen sind literarische Ausflüge in fast alle Richtungen: Kurzgeschichten, Essays, Kunstmärchen, Sachbücher sowie ein Tribut an die klassische, wissenschaftliche Science Fiction.