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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
228 Seiten
Deutsch
epublierschienen am16.06.20232. Auflage
An der sonst so beschaulichen Nordseeküste herrscht Aufruhr... neun spannende Krimikurzgeschichten verwandeln Norden und Umgebung in blutige, schaurige und überraschende Tatorte. Zum 40-jährigen Jubiläum des Edelstahl Service-Centers Norder Band AG entstand dieses Projekt, so wurde das Thema Edelstahl auch in die Geschichten eingebaut. Unerwartete Wendungen und Spannung bis zum Schluss zeichnen diese Kriminalfälle aus.

Heike Gerdes wurde 1964 im Schwarzwald geboren, lebt nun in Ostfriesland. Nach einem Redaktionsvolontariat und jahrelangem Redakteursdasein bei verschiedenen Tageszeitungen in Niedersachsen arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei Zeitungen, Zeitschriften und einem Internetmagazin. Im Januar 2000 gründete Heike Gerdes den Leda-Verlag, in dem cirka 250 Titel erschienen, ehe er 2020 an den Gmeiner-Verlag überging. Von November 2011 bis Januar 2022 war sie Inhaberin der Krimibuchhandlung »Tatort Taraxacum« in Leer, mit der sie schon zweimal den Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen hat. Zudem ist die Autorin Mitglied im Syndikat e.V. - Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, dessen Geschäftsstelle sie auch leitet. Sie ist mit dem Krimiautor Peter Gerdes verheiratet.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR14,90

Produkt

KlappentextAn der sonst so beschaulichen Nordseeküste herrscht Aufruhr... neun spannende Krimikurzgeschichten verwandeln Norden und Umgebung in blutige, schaurige und überraschende Tatorte. Zum 40-jährigen Jubiläum des Edelstahl Service-Centers Norder Band AG entstand dieses Projekt, so wurde das Thema Edelstahl auch in die Geschichten eingebaut. Unerwartete Wendungen und Spannung bis zum Schluss zeichnen diese Kriminalfälle aus.

Heike Gerdes wurde 1964 im Schwarzwald geboren, lebt nun in Ostfriesland. Nach einem Redaktionsvolontariat und jahrelangem Redakteursdasein bei verschiedenen Tageszeitungen in Niedersachsen arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei Zeitungen, Zeitschriften und einem Internetmagazin. Im Januar 2000 gründete Heike Gerdes den Leda-Verlag, in dem cirka 250 Titel erschienen, ehe er 2020 an den Gmeiner-Verlag überging. Von November 2011 bis Januar 2022 war sie Inhaberin der Krimibuchhandlung »Tatort Taraxacum« in Leer, mit der sie schon zweimal den Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen hat. Zudem ist die Autorin Mitglied im Syndikat e.V. - Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, dessen Geschäftsstelle sie auch leitet. Sie ist mit dem Krimiautor Peter Gerdes verheiratet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757558574
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum16.06.2023
Auflage2. Auflage
Seiten228 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2658 Kbytes
Artikel-Nr.12047306
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


DER CHINESE MIT DEM KONTRABASS

Peter Gerdes

»Was denn nun?«, fragt Onno Kniep ungeduldig. »Klauen wir den Laptop von dem Typen? Oder seinen alten PC?«

»Beides zu unsicher«, antwortet Menno Knieper. »Am besten, wir holen uns gleich den Chinesen.«

»Den Chinesen?« Kniep macht runde Augen. »Wie sollen wir denn an den rankommen?«

»Ganz einfach«, behauptet Knieper. »Heute Abend in seinem Übungskeller. Da spielt er Kontrabass.«

»Der Chinese spielt Kontrabass?« Kniep ist sich nicht sicher, ob er verarscht wird, und guckt vorsichtshalber böse. So guckt er meistens.

»Ja«, bestätigt Knieper. »Er hat eine Hobbyband, zusammen mit zwei anderen Chinesen. Jazz oder so. Er spielt Bass.«

»Na dann.« Kniep tut so, als ob er überlegt, aber überlegen ist nicht seine Stärke. Also stimmt er zu. »Holen wir uns den Chinesen.«

 

Angefangen hat alles ein paar Nummern kleiner. Nämlich so:

»Holz«, sagt Knieper am Morgen, als er den alten Ofen anheizt. Es ist kalt, Knieper kann seinen Atem sehen. »Mit Holz kann man Geschäfte machen in diesen Zeiten. Brennholz wird immer teurer. Verkauft sich wie geschnitten Brot! Die Leute verheizen alles, was kein Russengas ist. Überleg mal, wo kriegen wir Holz her? In großen Mengen?«

Kniep umklammert seinen Teebecher mit beiden Händen; er möchte sich wärmen, aber sein Tee steht schon eine Weile, daher weiß er nicht, wer hier gerade wen wärmt, der Tee seine Hände oder umgekehrt. Im Wald ist die erste Antwort, die ihm einfällt, aber die behält er für sich. Alle Welt fährt gerade in die Wälder, Brennholz klauen, und die Förster haben Flinten. Wo sonst, im Baumarkt? Die führen Brennholz, schön abgepackt und schön teuer. Aber Baumärkte sind tagsüber zu belebt und nachts zu gut gesichert. Kniep und Knieper kennen sich nicht aus mit Schlössern und Alarmanlagen. Offene Türen wären besser. Aber wer lagert große Mengen Holz bei offenen Türen? Ach ja, richtig!

»Bei Bakker«, sagt Kniep.

»Bei Bakker?« Knieper guckt völlig verständnislos, was gewöhnlich Knieps Rolle ist. »Wie meinst du das, bei Bakker?«

»Na ja, Bakker eben. Norder Form AG. Da hab ich mal gejobbt.«

»Norder Form? Mensch, Junge, ich habe Holz gesagt!«

Kniep grinst überlegen; das Gefühl eines Wissensvorsprungs hat er nicht oft, also kostet er es aus. »Klar haben die Stahl bei Norder Form«, sagt er schließlich. »Jede Menge sogar. Kriegen sie in Coils geliefert, die wiegen etliche Tonnen pro Stück! Dann werden die da verarbeitet.«

»Du meinst eingeschmolzen und gegossen?« Knieper stellt sich Hochöfen vor und Männer mit dicken Schürzen, riesigen feuerfesten Handschuhen und Visierhelmen, die mit langen Stangen in weißglühenden Metallströmen rühren. Wieder falsch.

»Bei Bakker wird nicht geschmolzen, da wird geschnitten«, stellt Kniep richtig. »So, dass man da Küchengeräte oder sonstwas draus machen kann. Wie es die Kunden eben gerade wollen. Dann wird das Zeug zur Weiterverarbeitung verschickt. Rate mal, wie.«

»Mit der Post?« Knieper hat keinen Schimmer, worauf Kniep hinauswill.

»Auf Paletten!«, ruft Kniep triumphierend. »Paletten aus Holz! Und nicht irgendwelche Paletten, nicht so ein spilleriges Zeugs, wie wenn du vom Baumarkt was geliefert kriegst. Nee, richtig dicke, stabile Dinger. Die müssen das Gewicht von Stahl aushalten. Von der Sorte lagern bei Bakker riesige Stapel. Und weißt du, was das Tollste ist?«

»Wetten, das sagst du mir gleich?«, knurrt Knieper.

»Dass die Tore meistens offenstehen!« Kniep strahlt über sein hageres Gesicht. Er ist überhaupt sehr dünn, sein Gesicht besteht fast nur aus Haut und Ohren, sein Mund ist überbreit, und wenn er grinst, liegt alles drum herum in Falten. Die Leute lachen dann immer. Sie lachen auch sonst meistens, wenn Kniep etwas sagt, aber wenn er grinst, lachen sie lauter.

Knieper lacht nicht. »Die Tore stehen offen?«, fragt er. »Du meinst die großen Rolltore von Norder Form, von den vielen Hallen, die die haben?« Kniep nickt eifrig. »Genau die.«

»Die ganze Zeit über? Tag und Nacht?« Kniep überlegt. Bei ihm dauert das immer etwas. »Nee, nicht die ganze Zeit«, sagt er dann. »Aber immer, wenn was geliefert wird, per Lkw. Oder abgeholt. Oder wenn die Fahrer mit ihren Staplern und ihren Anhängern Material zwischen den Hallen transportieren. Also ziemlich oft.«

»Und nachts?«

»Nee, nachts nicht«, muss Kniep zugeben. »Norder Form arbeitet in zwei Schichten, früh und spät. Nachts ist da zu.«

»Na toll. Und wie stellst du dir das vor? Das wir da am hellichten Tag reinspaziert kommen und zwischen Lkw, Staplern und Belegschaft ein paar Paletten rauswuchten? Oder vielleicht auf einen Handkarren packen? Mann, Kniep, du bist vielleicht ein geistiger Flachwurzler!« Jetzt lacht Knieper, dass seine drei Kinne wabbeln. Knieper hat ein Mondgesicht, seine Nase ist winzig und sein Mund schmal. Seinen Körperbau bezeichnet er selbst als stämmig. Andere Leute nennen ihn fett.

»Nee, das geht wohl nicht«, muss Kniep zugeben. »Obwohl, so sehr viele Leute sieht man in den Hallen auch tagsüber nicht. Bei Norder Form läuft vieles vollautomatisch ab. Die Coils werden an Ort und Stelle gebracht, den Rest besorgen diese Schneidemaschinen ganz von allein. Was hinten rauskommt, muss man nur noch verpacken und verladen. Dabei hab ich geholfen, als ich mal da gearbeitet habe.«

Allerdings nicht lange, weil er sich nie merken konnte, welcher Zettel an welche Palette gehörte, weswegen einige Kunden ziemlich sauer waren. Kniep flog noch vor Ende der Probezeit. Das behält er aber für sich. Knieper fragt auch nicht nach, er wird mal wieder grundsätzlich. »Eine Maschine, die ganz alleine Stahl schneidet? Kniep, du spinnst doch! Erzähl mir keine Märchen. Wie soll die denn aussehen, wie so ein Roboter mit Kneifzangen?« Er fuchtelt mit seinen dicken Händen in der Luft herum. »Die haben dich doch auf die Schippe genommen, du Intelligenzabstinenzler! Eine Maschine, die alleine Stahl schneidet, ha! Wenn es sowas gäbe, könnte man gleich ein Patent darauf anmelden.«

»Das stimmt«, sagt Kniep. »Das haben die Bakkers auch gemacht.«

Knieper hat ein lautes Hohngelächter angestimmt und reagiert mit Verspätung. »Was sollen die gemacht haben?«

»Ein Patent angemeldet«, sagt Kniep. »Auf diese Schneidemaschine. Portalroboter heißt die übrigens. Und darauf, wie die funktioniert. Jetzt verkaufen sie das Ding in alle Welt und verdienen einen Haufen Geld damit.«

»Einen Haufen Geld?« Auf einmal ist Knieper ganz Ohr. »Mit einer automatischen Schneidemaschine für Stahl?«

»Ganz genau«, sagt Kniep. »Weil fast niemand sowas anbietet. Und weil sie ein Patent darauf haben.«

»Die Norder Form AG kann etwas, was sonst fast keiner kann? Auf der ganzen Welt?« Knieper staunt. »Und wie sieht das aus, dieses Zauberding, dieser Portalroboter? Wirklich wie so ein Roboter? Mit Kneifzangen statt Händen?«

Kniep schüttelt den Kopf. »Nee, eher wie ein Container! Oder wie diese großen Wartehäuschen auf Bahnhöfen. Drinnen flitzt so ein Mechanismus hin und her, da mussten wir fein von wegbleiben, haben sie uns eingeschärft. Dieser Mechanismus schneidet den Stahl, und zwar so, wie es einer vorher eingetippt hat. Wie haben die Kollegen das noch genannt?« Kniep überlegt, ganz in Ruhe, ohne dass Knieper drängelt. Trotzdem will es ihm nicht einfallen. »Irgendwas mit Softdrink«, murmelt Kniep schließlich. »Und mit harter Ware. Keine Ahnung, was das sein soll.«

»Software und Hardware«, übersetzt Knieper für seinen Kumpel und Mitbewohner. »Hat Bakker ein Patent auf beides?«

»Glaube schon«, sagt Kniep.

»Und verkaufen tun die auch beides? Hardware und Software?« Knieper runzelt die Stirn. »Aber wenn die Maschinen so groß sind, wie transportieren die die dann?«

»Gar nicht«, sagt Kniep. »Die werden direkt vor Ort aufgebaut, beim Käufer! Genau nach Maß, so, wie der Kunde sie braucht. Haben die Kollegen gesagt. Aber ohne den Saft wäre das alles wertlos. Im Saft liegt die Macht! Oder in der Software, von mir aus.«

Knieper nickt, als hätte er sich das gleich gedacht. »Da liegt der Hase im Grünkohl«, sagt er. »In der Software! Wenn die wirklich so besonders ist und so viel Geld bringt, dann wird die bestimmt demnächst gehackt. Ist doch immer so! Und weißt du, von wem? Von den Chinesen! Chinesen kopieren doch alles. Darin sind die Weltmeister. Da werden sich die Bakkers noch umgucken.«

»Haben die schon gemacht«, sagt Kniep und angelt nach der Teekanne, denn sein Becher ist nicht nur kalt, sondern auch leer.

»Was haben die Bakkers gemacht?«, fragt Knieper ungeduldig.

»Sich umgeguckt«, sagt Kniep. »Nach einem, der das verhindert, dass die Chinesen alles kopieren. Und sie haben so einen gefunden.«

»Was für einen?«, fragt Knieper.

»Einen eigenen Chinesen«, sagt Kniep.

*

Herr Wu ist klein, selbst für einen Asiaten. Seine Mitschüler haben ihn früher deswegen gehänselt, das hat ihn geärgert, aber natürlich hat er sich das nicht anmerken lassen. Herr Wu ist groß darin, Missliebiges wegzulächeln. Tief in seinem Inneren jedoch hat sich schon früh der Wunsch entwickelt, groß zu werden. Und wenn das schon körperlich nicht möglich war, so wollte er wenigstens geistig Großes vollbringen. Dazu hat Herr Wu schon früh seine Heimat verlassen, um in den Westen zu gehen, in die Welt der Großen. Um sich dort mit den ganz Großen zu messen.

Dazu muss man wissen, dass Herr Wu nicht vom chinesischen Festland stammt, sondern von der...
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Autor

Heike Gerdes wurde 1964 im Schwarzwald geboren, lebt nun in Ostfriesland. Nach einem Redaktionsvolontariat und jahrelangem Redakteursdasein bei verschiedenen Tageszeitungen in Niedersachsen arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei Zeitungen, Zeitschriften und einem Internetmagazin. Im Januar 2000 gründete Heike Gerdes den Leda-Verlag, in dem cirka 250 Titel erschienen, ehe er 2020 an den Gmeiner-Verlag überging. Von November 2011 bis Januar 2022 war sie Inhaberin der Krimibuchhandlung »Tatort Taraxacum« in Leer, mit der sie schon zweimal den Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen hat. Zudem ist die Autorin Mitglied im Syndikat e.V. - Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, dessen Geschäftsstelle sie auch leitet. Sie ist mit dem Krimiautor Peter Gerdes verheiratet.