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MORD IN KENSINGTON

Der Krimi-Klassiker!
Signum-Verlagerschienen am01.07.2023
Im Südwesten Londons, zwischen Hyde Park und Themse, liegt der Stadtteil Kensington, der sich bis zur großen Flussschleife von Hammersmith erstreckt: das Wohnviertel des guten Mittelstandes. Hier leben in stillen Straßen und kleinen Landhäusern die Menschen dieses Romans, der Grundstücksmakler Julian Gossip, der undurchsichtige Bürovorsteher Louis Howard und Julians Bruder Henry. Und hier geschieht der Mord: ein Mann, der den linken Fuß nachzieht, entfernt sich eiligst vom Orte des Verbrechens; Detektive Inspector Peter Shell, scharfsichtig und verbindlich zugleich, fährt unverzüglich hinaus nach Kensington... Wann wird er den Täter finden? MORD IN KENSINGTON von Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) erschien erstmals im Jahre 1953; der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) war ein deutscher Autor von Kriminalromanen und historischen Romanen.
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Verfügbare Formate
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR12,99

Produkt

KlappentextIm Südwesten Londons, zwischen Hyde Park und Themse, liegt der Stadtteil Kensington, der sich bis zur großen Flussschleife von Hammersmith erstreckt: das Wohnviertel des guten Mittelstandes. Hier leben in stillen Straßen und kleinen Landhäusern die Menschen dieses Romans, der Grundstücksmakler Julian Gossip, der undurchsichtige Bürovorsteher Louis Howard und Julians Bruder Henry. Und hier geschieht der Mord: ein Mann, der den linken Fuß nachzieht, entfernt sich eiligst vom Orte des Verbrechens; Detektive Inspector Peter Shell, scharfsichtig und verbindlich zugleich, fährt unverzüglich hinaus nach Kensington... Wann wird er den Täter finden? MORD IN KENSINGTON von Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) erschien erstmals im Jahre 1953; der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) war ein deutscher Autor von Kriminalromanen und historischen Romanen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757940201
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten190 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1278
Artikel-Nr.12052906
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  Drittes Kapitel

 

 

Es war einige Minuten vor elf, als Louis Howard, von der Allen Street kommend, in die kleine, schlecht erleuchtete Gasse einbog, in der Julian Gossips Haus lag. Ein eisiger Wind fuhr ihm entgegen und benahm ihm den Atem. Kleine Häuser und verwahrloste Vorgärten duckten sich unter dem winterlich bewölkten Nachthimmel.

Howard hatte ungefähr die Mitte der Straße erreicht, als ihm ein Polizist entgegenkam. Er blieb stehen, entnahm seiner Zigarrentasche eine Zigarre und suchte nach Streichhölzern. Aber er fand die Schachtel nicht, wahrscheinlich hatte er sie irgendwo liegenlassen.

»Verzeihung, Herr Wachtmeister, haben Sie vielleicht ein Zündholz?«

Der Polizeibeamte, ein großer Mann mit einem gutmütigen Gesicht, blieb grüßend stehen und zog umständlich seinen rechten Handschuh aus.

»Gewiss, Sir. Einen Augenblick, bitte.«

Der Polizist kramte in seiner Manteltasche herum, schließlich brachte er ein Feuerzeug zum Vorschein, knipste es an und musterte, während er seine Hand schützend vor die Flamme hielt, Howards Gesicht genau.

»Verdammt kalt heute. Sind Sie nicht der Herr, der in Nummer 9 wohnt?«

Howard machte einige Züge und hielt dem Beamten seine Zigarrentasche hin.   

»Nein. Ich wohne überhaupt nicht in dieser Straße. Ich will zu Mr. Gossip. Ich bin sein Bürovorsteher.«

»Ah, zu Mr. Gossip! Ich danke Ihnen, Sir.« Der Constable öffnete einige Knöpfe seines Mantels und steckte die Zigarre weg. »Na, guten Abend, Sir!«

Louis Howard setzte seinen Weg fort, und der Polizeibeamte, er hieß James Weller, ging zur Kensington Road hinauf.

Als Weller nach einer guten halben Stunde abermals durch die Gasse kam, blieb er vor dem letzten Haus auf der rechten Straßenseite, das, wie er wusste, Julian Gossip gehörte, einen Augenblick stehen. Die Straße war menschenleer, aus Gossips einstöckigem Haus drang nicht der geringste Lichtschimmer. Der Polizeibeamte wollte schon seinen Weg fortsetzen, als er bemerkte, dass die Vorgartentür nicht eingeklinkt war. Als Mann, der auf Ordnung zu sehen hat, griff er nach der Klinke, um die Tür heranzuziehen, aber... nun, das war seltsam: dort lag doch jemand! Der Polizist stieß die Gittertür vollends auf und ging schnellen Schrittes den zum Haus führenden Stein weg entlang. Er schaltete die Taschenlampe ein, und der Lichtkegel der Lampe fiel auf die regungslos am Boden liegende Gestalt eines Mannes. Weller bückte sich und griff nach der Hand des Mannes. Die Hand war kalt, aber der Puls schlug. Nun erst drehte der Polizeibeamte den Mann um, und obgleich das Gesicht des Bewusstlosen voller Blut war, erkannte er in ihm doch den Herrn wieder, der ihn vor einer Weile um Feuer gebeten hatte.

Weller nahm sofort an, dass Gossips Angestellter auf einer gefrorenen Stelle des Steinweges ausgerutscht sei und sich beim Fall schwer verletzt habe. Schnelle Hilfe tat not. Vielleicht hatte der Mann eine Gehirnerschütterung davongetragen. Sofort mittels Telefon die nächste Rettungsstelle benachrichtigen! Dieser Satz aus dem Instruktionsbuch schoss ihm durchs Hirn. Ein Telefon? Sicherlich hatte Mr. Gossip eins im Hause. Weller eilte daher die zur Haustür führenden vier Stufen empor und drückte auf den Klingelknopf. Um den im Hause weilenden Personen begreiflich zu machen, dass es sich um eine höchst dringliche Sache handle, hämmerte er außerdem mit der linken Faust gegen die Türfüllung. Aber nichts rührte sich im Hause. Der Beamte begann zu fluchen. Saßen denn die Leute auf den Ohren, oder war überhaupt niemand im Hause? Noch einmal trommelte er gegen die Tür und drückte auf die Klingel.

Plötzlich war ihm, als hörte er einen Schmerzenslaut. Er wandte sich um und sah, wie Louis Howard den Versuch machte sich aufzurichten.

»Hallo, Sir!«, rief er, die Stufen hinuntereilend. »Sie sind ausgerutscht, was? Können Sie Ihre Arme und Beine bewegen?«

»Mal sehen«, stöhnte Howard. »Helfen Sie ein bisschen.«

Der Polizist fasste Howard unter die Achseln und stellte ihn vorsichtig auf die Beine. »Schwindelgefühl, Brechreiz?« forschte er.

»Der Schädel brummt mir anständig. Au, was hab ich denn da?« Howard fasste sich an den Hinterkopf.

»Ein Loch«, sagte der Beamte und beleuchtete mit der Taschenlampe Howards Schädel. »Nasenbluten haben Sie auch gehabt. Das Beste ist, Sie setzen sich hier auf die Treppenstufen, und ich hole schnell ein Auto. Mr. Gossip ist wohl nicht zu Hause?«

»Weiß der Teufel!« Louis Howard lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. »Haben Sie denn den Kerl nicht die Straße entlanglaufen sehen?«

»Welchen Kerl? Sie sind doch nicht etwa überfallen worden, Sir?«

»Ich wünsche Ihnen den Schlag nicht, den mir der Lump versetzt hat.« Howard fasste sich abermals stöhnend an den Hinterkopf. »Wo ist denn überhaupt mein Hut?«

Der Hut lag zwischen zwei Lorbeersträuchern; der Polizeibeamte hob ihn auf.

»Ist Ihnen etwas geraubt worden, Sir?«

Howard zog seine Brieftasche heraus, öffnete sie und steckte sie wieder ein. »Nein. Aber wir müssen uns jetzt um Mr. Gossip kümmern. Haben Sie schon geklingelt?«

»Ich hab beinahe die Tür eingeschlagen, aber es meldet sich niemand.«

Howard schien sich jetzt ein wenig erholt zu haben. Er ging einige Schritte vom Haus weg und blickte zu den Fenstern empor. »Sie müssen die Tür öffnen, Herr Wachtmeister«, sagte er. »Mein Name ist Howard. Ich bin Mr. Gossips Bürovorsteher.«

»Ich weiß«, brummte Weller. »Ich habe Sie ja vorhin getroffen.«

»Ach so, Sie sind der Beamte, der mir vorhin Feuer gab. Also hören Sie mal zu: Mr. Gossip erteilte mir heute Vormittag den Auftrag, mich um elf Uhr hier einzufinden. Ich war einige Minuten vor elf hier und klingelte. Wie spät haben wir s denn jetzt?« Howard blickte auf seine Taschenuhr. »Hol s der Teufel, schon dreiviertel zwölf. Da habe ich ja... also, ich war einige Minuten vor elf hier und klingelte. Niemand machte auf. Ich klopfte an die Fensterläden, das hatte aber auch keinen Zweck. Als ich wieder vor der Haustür stand und abermals auf den Klingelknopf drücken wollte, wurde die Tür plötzlich aufgerissen, und ich erhielt einen Schlag ins Gesicht. Ich war sofort hin, kann ich Ihnen sagen. Ich flog direkt durch die Luft.«

James Weller schüttelte entrüstet den Kopf.

»Aber wer hat Sie denn geschlagen?«

»Das möchte ich auch gern wissen«, gab Howard grimmig zur Antwort und klappte den Mantelkragen hoch. »Ich weiß bloß, dass es ein Mann war. Mehr nicht.«

»Mr. Gossip vielleicht?«

»Ach, Sie sind ja nicht recht bei Trost.«

»Na, ich meine, Mr. Gossip hat Sie vielleicht für einen Einbrecher oder sonst was gehalten... Kommt doch alles vor.«

Louis Howard kam zu der Überzeugung, dass der vor ihm stehende Polizeibeamte zu nichts weiter tauglich sei, als Passanten Feuer zu geben. Julian Gossip sollte ihn, seinen Bürovorsteher, den er erwartete, niedergeschlagen haben? Vollkommen verrückt!

»Machen Sie, was Sie wollen!«, sagte er schließlich unwillig. »Wenn Mr. Gossip morgen früh nicht im Büro erscheint, werde ich Scotland Yard benachrichtigen.«

»Aber ich kann doch hier nicht so einfach Mr. Gossips Tür einschlagen, Sir!« verteidigte sich der Beamte. »Das Beste wird sein, Sie kommen jetzt mit zur Station. Der Inspektor kann dann entscheiden, was in diesem Falle zu tun ist. Sie müssen sich doch auch erst ein bisschen in Ordnung bringen, Sir, Ihr Gesicht ist ja voller Blut. Na, und das Loch im Hinterkopf muss doch auch verbunden werden.«

»Gehen wir!«, sagte Howard. »Wenn ich hier noch länger her umstehe, hole ich mir schließlich noch eine Lungenentzündung.«

Die beiden Männer gingen durch den Vorgarten. Als sie auf die Straße hinaustraten, fiel auf der andern Seite der Gasse eine Gittertür ins Schloss, und ein älterer Mann, der sich eine Pelzmütze über die Ohren gezogen hatte, kam trippelnden Schrittes über den Damm gelaufen.

»Herrgott, der Herr ist ja ganz voller Blut«, rief er aus und musterte mit angstvoll aufgerissenen Augen Howards Gesicht. »Ist etwas passiert? Ich hab nämlich vorhin einen Mann aus dem Haus kommen sehen. Er rannte.«

»Sie sind doch Mr. Sandford, nicht wahr?«, fragte der Constable Weller, stellte sich unter eine Laterne und zog sein Notizbuch aus der Tasche.

»Augustus Sandford, ganz recht«, nickte der alte Mann. »Der Mann, der weglief, hatte eine Mütze auf. Eigentlich waren es zwei Männer. Zuerst kam jemand mit einem steifen Hut und ging hinein. Und einige Minuten später kam der Mann mit der Mütze herausgerannt. Das heißt, er rannte auch nicht, er ging bloß verdammt schnell und blickte sich einige Male um.«

»Das wird der Kerl gewesen sein«, sagte Howard, ungeduldig von einem Bein aufs andere tretend. »Sie wissen nicht, wie er aussah?«

»Nein, Sir, nein! Dazu ist es zu dunkel. Aber mir kam es so vor, als wenn er das linke Bein etwas nachzog.«

»Wann haben Sie ihn denn gesehen, Mr. Sandford?«

»Um elf. Vielleicht eine oder zwei Minuten nach elf. Was ist denn passiert? Ein Einbruch?«

»Nichts, was Sie beunruhigen könnte, Mr. Sandford. Haben Sie sonst noch etwas gesehen oder gehört?«

»Gar nichts.«

»Haben Sie Mr. Gossip nicht gesehen?«

»Nur heute früh, als er aus dem Hause kam.«

»Gut.« Constable Weller steckte sein Notizbuch wieder ein. »Sie werden unter Umständen als Zeuge vernommen werden, Mr. Sandford. Doch jetzt wollen wir gehen. Ich danke Ihnen. Gute Nacht, Mr. Sandford.« Augustus Sandford bildete den sich schnell entfernenden Männern eine Weile...
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