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Mittsommerbriefe

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Was macht eine junge Frau, wenn sie ihren geliebten Großvater an einen Herzinfarkt verliert, von ihm eine verstaubte Buchhandlung in Stockholms Innenstadt vererbt bekommt und feststellt, dass der Laden kurz vor der Pleite steht? Genau, sie wird kreativ. Und so beginnt Alva, Speeddatings der besonderen Art zu veranstalten: Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wen du liebst. Mit einem Teilnehmer scheint es allerdings wie verhext zu sein. Trotz vielversprechender Kandidatinnen wird Alva ihn einfach nicht mehr los. Hartnäckig sucht er ihre Nähe, obwohl er gleichzeitig den Eindruck vermittelt, viel lieber woanders zu sein. Das Problem dabei: Ihr Herz beginnt bald unwissend über die Zeilen zu hüpfen, die der eigentlich doch nicht so unbekannte Siljan über Alva schreiben wird. Als wäre das nicht genug, findet Alva nach dem Tod ihres Großvaters ein Dutzend Briefe, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Der Beginn eines unerwarteten Mittsommers.

Geboren wurde Madita Tietgen 1995 als Jüngste von sechs Geschwistern in München. Nach dem Abitur studierte sie Kulturjournalistik und arbeitete einige Jahre als Redakteurin in einer Kommunikationsagentur. Den Schritt zur Autorin wagte sie im Sommer 2021, indem sie ihren ersten Roman zunächst via Selfpublishing veröffentlichte. Bald darauf folgte im Zeilenfluss Verlag die Bestseller-Reihe »Irland - Von Cider bis Liebe«. Mit »Schweden im Herzen« startet nun ein neues Kapitel ihrer Autorenreise.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99

Produkt

KlappentextWas macht eine junge Frau, wenn sie ihren geliebten Großvater an einen Herzinfarkt verliert, von ihm eine verstaubte Buchhandlung in Stockholms Innenstadt vererbt bekommt und feststellt, dass der Laden kurz vor der Pleite steht? Genau, sie wird kreativ. Und so beginnt Alva, Speeddatings der besonderen Art zu veranstalten: Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wen du liebst. Mit einem Teilnehmer scheint es allerdings wie verhext zu sein. Trotz vielversprechender Kandidatinnen wird Alva ihn einfach nicht mehr los. Hartnäckig sucht er ihre Nähe, obwohl er gleichzeitig den Eindruck vermittelt, viel lieber woanders zu sein. Das Problem dabei: Ihr Herz beginnt bald unwissend über die Zeilen zu hüpfen, die der eigentlich doch nicht so unbekannte Siljan über Alva schreiben wird. Als wäre das nicht genug, findet Alva nach dem Tod ihres Großvaters ein Dutzend Briefe, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Der Beginn eines unerwarteten Mittsommers.

Geboren wurde Madita Tietgen 1995 als Jüngste von sechs Geschwistern in München. Nach dem Abitur studierte sie Kulturjournalistik und arbeitete einige Jahre als Redakteurin in einer Kommunikationsagentur. Den Schritt zur Autorin wagte sie im Sommer 2021, indem sie ihren ersten Roman zunächst via Selfpublishing veröffentlichte. Bald darauf folgte im Zeilenfluss Verlag die Bestseller-Reihe »Irland - Von Cider bis Liebe«. Mit »Schweden im Herzen« startet nun ein neues Kapitel ihrer Autorenreise.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757932985
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten408 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3855
Artikel-Nr.12060321
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

Ein Buch ist kein Gegenstand. Es ist ein Zuhause. Ein Zuhause für all diejenigen, die vor der echten Welt fliehen, eine Pause brauchen oder einfach nur träumen wollen. Ein Buch ist der Schlüssel zu einem Ort, der nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen verwurzelt ist. Davon war Alva überzeugt.

Die junge Frau schüttelte ihre schulterlangen blonden Locken, atmete tief durch und zog die Stirn kritisch in Falten. »Das sieht doch bescheuert aus.« Missmutig betrachtete sie das große rote Schild, auf dem immerzu kleine LEDs aufleuchteten, die die aktuellen Angebote von Ekströms Bokhandel hervorheben sollten.

»Vielleicht ... müssen wir uns nur daran gewöhnen«, schlug Malin vor und bemühte sich um einen optimistischen Tonfall.

Alva starrte weiter auf die Miniglühbirnen, die in grellen Neonfarben geradezu aus dem Plakat sprangen, das sie und Malin soeben im Schaufenster aufgehängt hatten. Sie mochte es nicht. Es sah einfach nur billig aus und passte nicht zu der altehrwürdigen Buchhandlung, die seit Generationen in Familienhand war. Und es passte nicht zu dem Laden, der in den süßen schmalen Straßen der Stockholmer Altstadt zu Hause war. Nein. Dieses rote blinkende Etwas würde nicht bleiben. Ganz sicher nicht.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Dieses Ding zu bestellen zeugte mal wieder davon, wie verzweifelt Alvas Lage war. In einem normalen Gemütszustand hätte sie niemals den Kaufen-Button auf ihrem Laptop angeklickt.

Sie streckte sich genervt. Dann stemmte sie die Hände in die Taille und schaute hinüber zu Malin, die nur einen halben Meter entfernt stand. Sie war beinahe eineinhalb Köpfe kleiner als Alva, besaß lange kupferrote Haare, die sie zu einem dezenten Dutt hochgebunden hatte, und war Alvas heimlicher Rettungsanker. Anders als sie selbst hatte Malin nämlich eine abgeschlossene Ausbildung zur Buchhändlerin und kümmerte sich seit Jahren gewissenhaft um die Bestände des Ladens.

Die kleine, etwas schüchterne Frau war mit ihren fünfunddreißig Jahren nur drei Jahre älter als Alva, wirkte allerdings wesentlich jünger. Möglicherweise lag das aber auch an ihrer zurückhaltenden Art. Dennoch hatte Alva ihre Freundin von Herzen gern. Ohne sie wäre Ekströms Bokhandel vermutlich längst vor die Hunde gegangen. Ihr Großvater war ein liebenswerter, intelligenter und belesener Mann gewesen. Doch mit der Führung eines wirtschaftlichen Betriebs - nichts anderes war die Buchhandlung am Ende des Tages - hatte er sich heillos überfordert. Er hatte eindeutig den Sprung ins 21. Jahrhundert verpasst. Und jetzt zahlte sie den Preis dafür. Alva wollte nicht daran denken, es war zu bedrückend. Also schmetterte sie den Erinnerungen in ihrem Kopf die mentale Tür vor der Nase zu. »Hilfst du mir, das Schild wieder abzumontieren?«

Malin wandte ihr den Kopf zu und nickte. »Ein Versuch war es wert.«

Alva lächelte milde. Sie wussten beide, dass das nicht stimmte. Trotzdem schätzte sie Malins Worte.

Noch einmal blinzelte Alva zu dem Schaufenster vor sich. Sie liebte die große, alte Scheibe mit dem dünnen weißen Holzrahmen, die sowohl in der Breite als auch in der Höhe gut zwei Meter maß. Gleich rechts daneben befand sich die schmale Eingangstür zum Laden. Ebenfalls aus Glas und weiß umrahmt. Die Klinke war verrostet und die Farbe blätterte längst ab, doch schon als Kind war diese Tür Alva wie der Zugang zu einer anderen Welt vorgekommen. Sie war irgendwie magisch. Einmal eingetreten erwartete die Besucher der leicht muffige Geruch des alten Geschäfts. Wenn Alva hineinging, nahm sie allerdings nur den Duft der vielen Bücher wahr, die sich in den unzähligen Holzregalen tummelten.

Von klein auf hatte sie die meiste Zeit ihres Lebens in der Buchhandlung ihres Großvaters verbracht. Alva war ein Kind, das vom Pech verfolgt schien. Ihre Mutter verstarb bei ihrer Geburt. Ihr Vater kam bei einem Skiunfall ums Leben, als sie erst fünf Jahre alt war. Und so wuchs sie schließlich bei ihrem verwitweten Großvater auf. Sie vermisste ihre Eltern, doch sie hatte sich mit ihrem Tod schon lange abgefunden.

Alva und Johan Ekström waren ein fantastisches Team und so war der alte Mann vermutlich das Beste, was Alva nach dem schrecklichen Verlust passieren konnte. Er umsorgte das kleine Mädchen mit liebevoller Strenge und half ihm sich im Leben zurecht zu finden. Er besaß eine gehörige Portion Humor und wusste er die Antwort auf eine ihrer Fragen nicht, so fand er mindestens ein Buch in seiner persönlichen Sammlung - oder im Laden -, das Alva eine Erklärung geben konnte. Manchmal auch nur im weitesten Sinne, aber das zählte trotzdem.

Lächelnd dachte sie daran, wie oft sie die Augen verdrehte hatte, wenn ihr Großvater mal wieder loslief und in der hintersten Ecke seiner Buchhandlung nach einem Werk kramte, um ihr die Antwort zu verschaffen, die sie suchte.

Man sollte vielleicht erwähnen, dass Alva ein ungemein wissbegieriges Kind gewesen war. Sie hatte alles und jeden hinterfragt. Immerzu.

Und während heute jeder sein Smartphone zückte, um Google, Siri oder Alexa zu bemühen, hatte Alva die Eigenheit von Johan übernommen und suchte das Wissen in Büchern. Natürlich - wenn es um Öffnungszeiten eines Restaurants oder den aktuellen Wechselkurs von Schwedischen Kronen in Euro ging, dann wandte auch Alva sich an das Internet. Aber bei allem, was sie in ihren Büchern entdecken könnte, suchte sie zunächst gewissenhaft dort. Es gehörte zu ihrem Wesen. Sie konnte gar nicht anders.

»Ich wünschte, ich könnte die Antwort hierauf in deinen Büchern finden, Farfar«, murmelte Alva und dachte an ihren Großvater, den sie häufig mit dem schwedischen Kosenamen angeredet hatte. »Farfar« bedeutete so viel wie Vaters Vater.

Vor gut sechs Wochen hatte er ihr das Geschäft überschrieben. Es sollte in Familienhand bleiben, wenn er sterben würde. Schmerzhaft zog sich Alvas Herz zusammen.

Innerhalb des letzten halben Jahres hatte Johan insgesamt drei Herzinfarkte erlitten. Jeder einzelne verschlechterte seinen Zustand, sodass er schließlich zu einem physischen Pflegefall wurde. Nach dem letzten Infarkt gaben die Ärzte ihm nicht mehr viel Zeit. Das Herz war schwach, der Tod unausweichlich.

Aber beschwerte sich ihr Großvater je? Nein. Bei Weitem nicht. Er nahm es mit Humor: »Odin braucht einen neuen Bibliothekar. Es wird Zeit, dass in Walhalla mal jemand die alten Schriften sortiert. Und der Gute weiß eben, wie sorgfältig ich bin.« Dann lachte er, nahm Alvas Hand in seine faltigen Finger und drückte sanft zu.

Ihr Großvater mochte die alten nordischen Mythen. Schon immer. Er wusste alles darüber. Und statt mit Disney-Prinzessinnen wuchs Alva umgeben von Geschichten über die Götter Odin, Thor, Loki, Freya und all die tapferen Walküren und Wikinger auf, die sich ihren Weg nach Walhalla verdient hatten. Die große Halle, in der Odin zum gemeinsamen Tafeln einlud, war in ihren Gedanken so imposant wie eindrucksvoll. Und wann immer Alva sich im Leben verloren fühlte, stellte sie sich vor, wie Odin aus Walhalla auf sie hinabblickte und ihr Mut zusprach. Zugegeben, irgendwie hatte Odin das Gesicht ihres Großvaters. Aber egal. Es half ihr. Und darum ging es schließlich, oder?

Während Johan also zufrieden auf sein Leben zurückblickte, Alva die Buchhandlung überschrieb und sich auf seine Reise nach Walhalla vorbereitete, hatte seine Enkelin im Hier und Jetzt mit der Realität zu kämpfen. Ohne Götter. Ohne Walküren. Denn diese Welt sah alles andere als göttlich, mystisch und mutig aus. Nein, sie war eine Katastrophe.

Zu Beginn versuchte Alva noch, es sich schönzureden. Aber nach wenigen Tagen musste sie erkennen, dass sie besser dran war, wenn sie der Wahrheit ins Auge blickte. Und die war nun mal, dass Ekströms Bokhandel den Anschluss verpasst hatte.

Abgesehen von alteingesessenen Kunden, die ebenso betagt waren wie Johan, blieben potenzielle Buchkäufer aus. Damit verbunden natürlich auch die Einnahmen. Und das, obwohl sich das Geschäft inmitten der wunderschönen Stockholmer Altstadt, der Gamla Stan, befand. Die urigen Gassen mit den gelb-orangen Hausmauern lockten nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische an. Trotzdem zogen sie an der Buchhandlung vorbei, statt hineinzugehen, zu stöbern und spontan einen Roman oder einen Bildband mitzunehmen.

Alvas Großvater hatte sich zudem zu sehr auf seinen eigenen Geschmack verlassen, was die Auswahl der Titel betraf. Sicher, er bewies einen fabelhaften Sinn für Dramatik, Biografien und Thriller, aber die Buchwelt bestand aus mehr als diesen drei Genres.

Nach einer gemeinsamen Inventur mit Malin wurde klar: Sie mussten die Bandbreite der angebotenen Bücher unbedingt erweitern. Doch damit allein würde es der Laden immer noch nicht schaffen. Die Frage, auf die Alva so verzweifelt eine Antwort suchte, lautete also: Wie machte sie Ekströms Bokhandel endlich wieder rentabel?

Nach vielen Tassen schwarzen Kaffees, nächtlichen Versuchen, einen Businessplan für den Laden zu erstellen, und einem verzweifelten und frustrierten Aufschrei in dem kleinen Büro des Geschäfts hatte Alva es sich zum obersten Ziel gemacht, Kunden in die Buchhandlung zu locken. Und dabei war es schließlich zu ihrer Kurzschlussreaktion gekommen.

Das Ergebnis hing nun groß, rot und blinkend in dem gemütlichen Schaufenster von Ekströms Bokhandel. Es war grauenhaft.

Alva steuerte auf die Eingangstür zu und nickte Malin entgegen. »Na, los. Holen wir dieses verdammte Ding da wieder runter.«

Zehn Minuten später starrte Alva noch immer auf das vermaledeite Schild, inzwischen lehnte es...
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