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Das Fest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Schöffling & Co.erschienen am22.06.2023
Sommer 1947. Das an den Klippen Cornwalls malerisch gelegene Hotel Pendizack wird durch einen Felssturz verschüttet, und alle, die sich im Haus befanden, liegen unter den Trümmern begraben. Nur diejenigen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks zu einem Fest am Strand versammelt haben, sind verschont geblieben. Kann das Zufall sein? Eine Woche zuvor ist das heruntergekommene Herrenhaus, das die verarmten Pendizacks zum Hotel umfunktioniert haben, um die Ausbildung ihrer Söhne zu finanzieren, noch fast ohne Gäste. Nach und nach treffen Urlauber ein, unterschiedlichste Menschen, die sich ein einziges Badezimmer teilen müssen: die fünfköpfige Familie Gifford mit ihren besonderen Ansprüchen, die kapriziöse Schriftstellerin Anne Lechene und ihr Chauffeur, der furchteinflößende Geistliche Mr Wraxton mit seiner Tochter Evangeline. Ein jeder von ihnen, wie auch die Pendizacks, das lebenskluge Dienstmädchen Nancibel und die anderen Bediensteten, schlägt sich mit geheimen Sorgen herum und hat etwas zu verbergen. Vor der herrlichen Kulisse des offenen Meers bahnen sich Freundschaften, Romanzen, Fehden, Feindschaften an. Alles gipfelt in der Feier am Strand - und in der Frage, wer daran teilgenommen hat, um wie durch ein Wunder der Tragödie zu entgehen.

Margaret Kennedy, geboren 1896 in London, gestorben 1967 in Adderbury, stammte aus einer großbu?rgerlichen Londoner Familie und studierte am Somerville College in Oxford. Schon ihr zweiter Roman The Constant Nymph wurde 1924 zu einem weltweiten Bestseller, der bereits drei Mal verfilmt wurde. Fu?nfzehn weitere, ebenso erfolgreiche Romane folgten, die Kennedy teils selbst fu?rs Theater adaptierte. Außerdem schrieb sie Sachbu?cher, unter anderem eine Jane-Austen-Biografie. Kennedy hatte drei Kinder, eine ihrer Töchter und eine Enkelin wurden ebenfalls Schriftstellerinnen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextSommer 1947. Das an den Klippen Cornwalls malerisch gelegene Hotel Pendizack wird durch einen Felssturz verschüttet, und alle, die sich im Haus befanden, liegen unter den Trümmern begraben. Nur diejenigen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks zu einem Fest am Strand versammelt haben, sind verschont geblieben. Kann das Zufall sein? Eine Woche zuvor ist das heruntergekommene Herrenhaus, das die verarmten Pendizacks zum Hotel umfunktioniert haben, um die Ausbildung ihrer Söhne zu finanzieren, noch fast ohne Gäste. Nach und nach treffen Urlauber ein, unterschiedlichste Menschen, die sich ein einziges Badezimmer teilen müssen: die fünfköpfige Familie Gifford mit ihren besonderen Ansprüchen, die kapriziöse Schriftstellerin Anne Lechene und ihr Chauffeur, der furchteinflößende Geistliche Mr Wraxton mit seiner Tochter Evangeline. Ein jeder von ihnen, wie auch die Pendizacks, das lebenskluge Dienstmädchen Nancibel und die anderen Bediensteten, schlägt sich mit geheimen Sorgen herum und hat etwas zu verbergen. Vor der herrlichen Kulisse des offenen Meers bahnen sich Freundschaften, Romanzen, Fehden, Feindschaften an. Alles gipfelt in der Feier am Strand - und in der Frage, wer daran teilgenommen hat, um wie durch ein Wunder der Tragödie zu entgehen.

Margaret Kennedy, geboren 1896 in London, gestorben 1967 in Adderbury, stammte aus einer großbu?rgerlichen Londoner Familie und studierte am Somerville College in Oxford. Schon ihr zweiter Roman The Constant Nymph wurde 1924 zu einem weltweiten Bestseller, der bereits drei Mal verfilmt wurde. Fu?nfzehn weitere, ebenso erfolgreiche Romane folgten, die Kennedy teils selbst fu?rs Theater adaptierte. Außerdem schrieb sie Sachbu?cher, unter anderem eine Jane-Austen-Biografie. Kennedy hatte drei Kinder, eine ihrer Töchter und eine Enkelin wurden ebenfalls Schriftstellerinnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783731762447
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.06.2023
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1227 Kbytes
Artikel-Nr.12095818
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



4

Ein Paar Hände

Nancibel Thomas war ein wenig verspätet; trotzdem ging sie, wie Mr Paley bemerkt hatte, sehr langsam über den Strand. Jeden Morgen war es dasselbe. Sie konnte auf diesem letzten Stück ihres Weges einfach nicht schneller gehen. Sobald sie das Haus erblickte, schwand ihre Fröhlichkeit dahin; mit jedem Schritt trübte sie sich ein, als ginge sie in einen Nebel von Elend und Niedergeschlagenheit hinein. Jeden Tag wurde dieses Gefühl stärker.

Sie konnte sich nicht erklären, weshalb. Die Arbeit im Hotel Pendizack war nicht schwer oder unangenehm, und alle behandelten sie gut. Sie mochte Miss Ellis nicht, aber in der Zeit beim Frauenhilfsdienst im Heer hatte sie gelernt, mit allen möglichen Menschen umzugehen, auch mit solchen, die sie nicht mochte. Miss Ellis konnte kaum für das Unbehagen verantwortlich gemacht werden, das sie überkam, wenn sie sich dem Haus näherte, dieses Gefühl, dass dort etwas unbeschreiblich Trauriges geschah.

Manchmal dachte sie, dass es nur ihre eigene Traurigkeit war beim Anblick des Hauses, wo sie einen Teil ihrer fröhlichen Kindheit verbracht und Botengänge zwischen Pendizack und der Hütte ihres Vaters auf der Klippe erledigt hatte. Sie war mit Liebeskummer nach Hause zurückgekehrt, der vergangene Winter war für sie schwer gewesen. Aber wenn das niederdrückende Gefühl mit mir zusammenhängt, dachte sie, als ihre Schritte immer langsamer wurden, dann müsste es besser werden. Denn ich glaube, nach und nach komme ich darüber hinweg. Ich denke nicht öfter als zwei- oder dreimal in der Woche daran. Aber mein Gefühl diesem Haus gegenüber wird immer stärker.

Und doch bot das Hotel an diesem Morgen einen unschuldigen und hilflosen Anblick. Die Vorhänge waren noch überall zugezogen. Es hingen keine Badeanzüge zum Fenster hinaus, denn nun, da die Bergmans abgereist waren, badete niemand mehr im Meer. Nancibel erinnerte sich, wie sie Mr Bergman eines Morgens, als sie über den Strand kam, bei den Felsen begegnet war. Er war auf dem Weg zum Meer gewesen, um zu baden. Er hatte sie angestarrt und gezögert, als wollte er sie ansprechen. Aber er tat es nicht. Er sagte nur höflich guten Morgen und stieg weiter durch die Felsen hinab. Nun machte niemand mehr den Versuch, sie anzusprechen. Durch ihren Kummer und die Kraft, mit der sie ihn ertragen hatte, war sie ein Jemand geworden. Sogar der plumpe Mr Bergman hatte bemerkt, dass sie nicht irgendein gewöhnliches hübsches, schwarzhaariges Mädchen war. Auch ihre Mutter schien das zu sehen, denn sie hatte aufgehört, ihr gute Ratschläge zu geben, und fragte nun oft ihre Tochter um Rat.

Nicht alle Vorhänge waren zugezogen. Nancibel sah es, als sie vor dem Haus ankam. Der arme Mr Paley saß wie immer an dem großen Fenster im ersten Stock, das auf die Bucht hinausging. Wie eine Statue saß er da und starrte aufs Meer hinaus.

Und oben bewegte sich der Vorhang eines Dachkammerfensters. Miss Ellis hatte wohl Ausschau nach ihr gehalten.

Nancibel beschleunigte ihre Schritte und lief die in die Felsen gehauenen Stufen hinauf. Oben angelangt, ging sie durch die Gartenpforte und folgte dem Pfad ums Haus zum hinteren Eingang. Vor der Küche hing ihre weiße Ärmelschürze, auf dem Boden standen ihre Arbeitsschuhe. Rasch kleidete sie sich an und betrat die Küche. Ein Kessel summte schon auf dem Herd. Das, wusste sie, hatte sie Gerry Siddal zu verdanken, und nicht Fred, dem Kellner. Die Arbeit war immer leichter, wenn Mr Gerry in den Ferien zu Hause war. Er arbeitete nicht nur selbst viel, sondern achtete auch darauf, dass Fred, der ebenfalls über den Stallungen schlief, am Morgen rechtzeitig aufstand.

Sobald Nancibel den Tee und die Krüge mit heißem Wasser hinaufgetragen hätte, würde sie den Salon in Ordnung bringen, während Fred Halle und Treppen reinigte und Mrs Siddal das Frühstück bereitete. Dann wären Geschirrwaschen und das Reinigen von Schlafzimmern und Badezimmer an der Reihe. Irgendwie schafften Fred und Nancibel es immer alles vor dem Mittagessen.

Aber nicht, dachte Nancibel, als sie den Tee für die Paleys hinauftrug, wenn heute wirklich zehn neue Gäste ankommen. Ich kann nicht noch alle diese Schlafzimmer vorbereiten. Einen Teil muss Miss Ellis erledigen.

Vor einem Jahr, als sie noch ein Niemand gewesen war, hätte sie das nicht so ruhig denken können. Sie hätte sich bei Mrs Siddal hitzig über zu viel Arbeit beklagt und wäre vor Aufregung rot geworden. Mittlerweile wusste sie, wie sie für sich selbst sorgen konnte, ohne unangenehm aufzufallen.

Sie klopfte an die Tür der Paleys und wurde hereingerufen. Das Morgenlicht strömte durch das offene Fenster, an dem Mr Paley saß und in ein Heft schrieb. Mrs Paley lag im Bett, das ordentliche graue Haar in ein rosa Netz gehüllt.

Im Zimmer herrschte eine Atmosphäre von Versteinerung. Als wäre etwas Gewaltiges darin vorgefallen und die Bewohner wären mit Nancibels Klopfen erstarrt. Die Paleys strahlten eine nur für den Moment unterbrochene Gewalttätigkeit aus. Sie aßen ihr Frühstück jeden Morgen in düsterem Schweigen, als müssten sie sich für eine ungeheure Anstrengung stählen, die tagsüber zu ertragen war. Wenig später sah man sie über den Strand gehen, beladen mit Büchern, Kissen und einem Picknickkorb. Mr Paley immer vorneweg. So stiegen sie den Weg zu den Klippen hinauf und entschwanden oben den Blicken. Um vier Uhr, nachdem sie, wie Duff Siddal spöttisch sagte, die Leiche losgeworden waren, kehrten sie in der gleichen Reihenfolge zurück, um auf der Terrasse ihren Tee zu trinken. Man konnte wirklich schwer glauben, dass sie den ganzen Tag nur Bücher lasen und Sandwiches aßen und sonst nichts.

Nancibel stellte den Heißwasser-Krug auf den Waschtisch und trug das Tablett ans Bett. Mrs Paley schlief nicht. Sie lag mit geschlossenen Augen steif und reglos da. Auch Mr Paley sprach kein Wort, und sobald Nancibel die Tür geschlossen hatte, brach alles Heftige bestimmt von Neuem los.

Nun kam Miss Ellis an die Reihe. Sie sagte nie »Herein«, wenn geklopft wurde, sondern rief zuerst: »Wer ist da?«

Eines Tages, schwor Nancibel, antworte ich: Der Herzog von Windsor.

»Ihr Tee, Miss Ellis.«

»Oh! Kommen Sie herein.«

Das Zimmer roch muffig, und überall standen Kartonschachteln herum. Es war ein hübsches kleines Zimmer gewesen, bevor Miss Ellis es bezogen hatte, mit fröhlichen Chintzvorhängen und hellen Möbeln. Aber ihr war es gelungen, ihm etwas Ärmliches zu geben. Sie räumte nichts weg; ihre Sachen lagen verstreut umher, damit jeder sehen konnte, wie schäbig, schmutzig und zerbrochen sie waren. Auf dem Toilettentisch grinste schamlos ihr Gebiss neben einer verfilzten Bürste und einem von Staub ergrauten Kamm.

Das Schmutzigste im ganzen Raum war jedoch Miss Ellis selbst in ihrem schlammfarbenen Schlafrock und mit den fettigen Haaren, die ihr in die Augen hingen.

»Haben Sie den Salon schon in Ordnung gebracht?«

»Nein, Miss Ellis.«

(Das würde einen schönen Krach geben, wenn ich ihr den Tee erst nach dem Aufräumen des Salons brächte!)

»Dann erledigen Sie das am besten jetzt sofort, Nancibel.«

»Ja, Miss Ellis.«

»Ist Fred auf?«

»Ja, Miss Ellis.«

»Hat er den Speisesaal sauber gemacht?«

»Er ist dabei.«

»Gut. Wenn Sie den Salon aufgeräumt haben, können Sie in der Küche helfen. Ich komme auch bald hinunter.«

Wie beleidigend war dieses allmorgendliche Gespräch! Es setzte voraus, dass Nancibel sich weder die täglichen Abläufe merken noch sie ohne tägliche Erinnerung erledigen konnte. Man nannte das »dem Mädchen auf die Finger sehen«. Nach Miss Ellis´ Ansicht machte es den größten Teil ihrer Pflichten aus: eine Aufgabe, die mit mindestens vier Pfund entlohnt werden musste.

Fred schob noch den Staubsauger hin und her, als Nancibel herunterkam. Sie nahm ihn dem Jungen aus der Hand und forderte ihn auf, die Treppe zu wischen. Er antwortete schwer atmend:

»Du bist hier unerwünscht, Nancibel.«

Auch das wiederholte sich täglich. Es war der einzige Witz, den Fred zustande brachte, und er war sehr stolz darauf. Aber er war ein gutmütiger Junge und tat alles, was Nancibel ihm auftrug.

Nachdem Nancibel den Salon aufgeräumt hatte, unterbrach sie ihre Arbeit für einige Minuten und ging eine Tasse Tee trinken. In der Küche roch es nach Kaffee, Toast und brutzelndem Speck. Mrs Siddal sagte, man müsse in der großen Dachkammer noch ein viertes Bett aufstellen.

»Mrs Cove, die heute Nachmittag ankommt, will mit all ihren Kindern im Zimmer schlafen. Sie müssen noch ganz klein sein, denn sie schrieb, dass sie kein Abendbrot essen.«

»Das wird schwierig, da noch ein viertes Bett hineinzuzwängen«, meinte Nancibel und nippte an ihrem Tee.

»Ja, und dann müssen wir noch drei andere Zimmer fertig machen. Das Zimmer mit der Aussicht aufs Meer für Lady Gifford und ihren Mann, und die zwei Zimmer darüber für ihre Kinder. Miss Ellis soll Ihnen die Betttücher herauslegen. Und dann ...«

Ihre Worte wurden vom Gong übertönt, auf den Fred in der Halle einschlug. Mrs Siddal hob sofort die Porridgepfanne vom Herd auf den Tisch und tat den Paleys auf, die jeden Morgen erschienen, bevor der Gong auch nur verhallt war. Die Pfanne war schwer, und Nancibel dachte bei sich, wie seltsam es war, dass eine Dame sich mit so schwerer Küchenarbeit abgeben musste. Mrs Siddal war keine schlechte Köchin, aber sie hatte sich zu spät der Hausarbeit zugewandt. Ihr fehlten sowohl die Muskeln als auch das Geschick. Sie war unbeholfen und ohne...

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Autor

Margaret Kennedy, geboren 1896 in London, gestorben 1967 in Adderbury, stammte aus einer großbürgerlichen Londoner Familie und studierte am Somerville College in Oxford. Schon ihr zweiter Roman The Constant Nymph wurde 1924 zu einem weltweiten Bestseller, der bereits drei Mal verfilmt wurde. Fünfzehn weitere, ebenso erfolgreiche Romane folgten, die Kennedy teils selbst fürs Theater adaptierte. Außerdem schrieb sie Sachbücher, unter anderem eine Jane-Austen-Biografie. Kennedy hatte drei Kinder, eine ihrer Töchter und eine Enkelin wurden ebenfalls Schriftstellerinnen.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt