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Richter fährt zur Hölle

Der zweite Richter-Roman
Hybrid Verlagerschienen am01.07.2023
Kommissarin Richter steht vor dem schwersten Fall ihrer Karriere: sie übernimmt Babysitter-Dienste für den Säugling ihres Assistenten. Doch der Abend endet mit einer Katastrophe ... Gleichzeitig findet man im nahegelegenen Angerbach eine Leiche. Wie kommt es, dass Menschen inmitten sie umgebenden Wohlstands verdursten? Und warum putzt sich ein vermeintlicher Selbstmörder vor dem Sprung in die Tiefe die Zähne? Richter stößt auf eine Spur. Doch sie bekommt es diesmal mit einem allmächtigen, über Leben und Tod gebietenden Gegner zu tun: mit der Katholischen Kirche ...

Rudolf Strohmeyer hängte pünktlich mit Pensionsantritt seinen bisherigen Beruf als Angestellter einer Steuerberaterkanzlei an den Nagel und betätigt sich fortan als Schriftsteller. Von diesem Tag hatte der nunmehrige Autor lange geträumt und fragt sich seither, ob er ein »Tagträumer« ist? Daneben widmet sich der 1954 geborene, in Graz lebende »Ruheständler« mit großem Engagement der umfassenden Unterstützung integrationswilliger muslimischer Migranten/Innen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,90

Produkt

KlappentextKommissarin Richter steht vor dem schwersten Fall ihrer Karriere: sie übernimmt Babysitter-Dienste für den Säugling ihres Assistenten. Doch der Abend endet mit einer Katastrophe ... Gleichzeitig findet man im nahegelegenen Angerbach eine Leiche. Wie kommt es, dass Menschen inmitten sie umgebenden Wohlstands verdursten? Und warum putzt sich ein vermeintlicher Selbstmörder vor dem Sprung in die Tiefe die Zähne? Richter stößt auf eine Spur. Doch sie bekommt es diesmal mit einem allmächtigen, über Leben und Tod gebietenden Gegner zu tun: mit der Katholischen Kirche ...

Rudolf Strohmeyer hängte pünktlich mit Pensionsantritt seinen bisherigen Beruf als Angestellter einer Steuerberaterkanzlei an den Nagel und betätigt sich fortan als Schriftsteller. Von diesem Tag hatte der nunmehrige Autor lange geträumt und fragt sich seither, ob er ein »Tagträumer« ist? Daneben widmet sich der 1954 geborene, in Graz lebende »Ruheständler« mit großem Engagement der umfassenden Unterstützung integrationswilliger muslimischer Migranten/Innen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783967412208
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten376 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1644
Artikel-Nr.12098821
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

 

 

»Hallo? Sie erreichen mich, zu Ihrem mir unverständlichen Bedauern, nicht. Bitte hinterlassen Sie nichts nach dem Signalton. Ich rufe so zeitverzögert, wie nur möglich, nicht zurück. Denken Sie daran, Ihr Handy auszuschalten, und vergessen Sie, es wieder einzuschalten. Vielen Undank.«

Piep-Töne verkündeten das Ende des nicht stattgefundenen Gesprächs. Dr. Noel Kirchner kochte vor Wut. Auch dieses gefühlt zwanzigste Mal eines Kontaktversuchs verebbte also ergebnislos. Das allein hätte schon genügt, den geduldigsten Stoiker auf die Palme zu bringen. Aber dann auch noch diese Sprachbox-Botschaft! Die Ausgeburt eines infantilen Vollidioten? Bedauerlicherweise nein. Es war das leider, leider vollkommen ernst gemeinte Produkt einer lebensüberdrüssigen Spottdrossel. Und als ob das alles nicht schon mehr als genug wäre: diese Spottdrossel war noch dazu seine erklärte Vorzeigekommissarin und unangefochtene Paradeaufklärerin in Mordfällen!

Dr. Kirchner sprang auf und schnellte den echtlederbezogenen Bürodrehsessel mit den Kniekehlen in die dunklen Velourvorhänge, die das hinter seinem Schreibtisch befindliche bodentiefe Fenster zur Hälfte verdeckten. Energischen Schrittes eilte er zur gepolsterten Bürotür, durchquerte das Sekretariat und wandte sich dann nach links, wo sich der aus Vorkriegszeiten stammende Paternoster befand. Da sich die Mehrheit aller hier tätigen Beamtinnen und Beamten des modernen Aufzugs am entgegengesetzten Ende des Gangs bediente, schwebte Dr. Kirchner ungehindert schon wenig später Richtung Erdgeschoss.

Mit kräftiger Gebärde öffnete der untersetzte, ein wenig behäbig wirkende Polizeidirektor die Tür zur Einsatzzentrale und blieb stehen. Etwa ein Dutzend Polizeikräfte verrichtete hier ihren Dienst, tätigte Telefonate, arbeitete sich durch Dateien, überprüfte und vervollständigte Akten, oder widmete sich der ersten Zwischenmahlzeit an diesem stinknormalen Arbeitsvormittag.

»Wo zum Teufel ist Richter?«, brüllte Kirchner und weidete sich insgeheim an den erschrockenen Blicken.

Wenig verwunderlich meldete sich Margaretha Kirchner, seine Nichte, Tochter seines Bruders. Die wusste genau, wie sie ihn zu nehmen hatte und wagte es auch, von Zeit zu Zeit anderer Meinung zu sein als ihr Onkel. Zwar unternahm es dieser stets wieder aufs Neue, ihr deutlich zu machen, dass sie damit die Moral der Truppe untergrabe. Aber letztlich scheiterte er an dem notorisch vorgebrachten Totschlagargument, dass man sich im 21. Jahrhundert befände und die Zeit autoritärer Herrscherallüren ein für alle Mal der Vergangenheit angehöre. »Keine Ahnung, Onkel. Ist die denn nicht im Büro?«

Er beherrschte sich. Logisches Denken war nun einmal eine Gottesgabe und daher nur gnadenhalber und willkürlich verliehen. Und darüber hinaus fast ausschließlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten.

»Leider nein. Wenn sie einem von euch über den Weg läuft: sie möge sich unverzüglich bei mir melden! Oder ...«

»Oder was?«

»Oder das Kommissariat muss sich nach jemand Neuem umsehen!«

»Wieso? Gehst du denn schon in Rente, Onkel?«

 

*

Die fühlten sich ja wirklich fantastisch an, diese neuen Schuhe. Dr. Bachmann sprintete in leichtem Laufschritt durch die weitläufigen Gänge des Kommissariats. Das im späthistoristischen Baustil um die Wende des vorigen Jahrhunderts errichtete viergeschossige Bauwerk hatte beide Weltkriege unbeschadet überdauert. Es schien auch die unorthodoxe Amtsausübung einer Kommissarin Richter bis jetzt heil überstanden zu haben.

Nach dem großen Krieg beherbergte das Gebäude das Heeresamt, bevor dieses in die Metropole verlagert wurde. Folge der großzügigen architektonischen Gestaltung war ein verschwenderisches Raumangebot. Aber leider: wie in allen Behörden herrschte auch hier ein notorischer Mangel an verfügbaren Budgetmitteln. Und dieser Mangel wiederum trug Schuld an einer veralteten bürotechnischen Ausstattung. Wodurch andererseits zusätzlicher Personalbedarf entstand. Und der fraß die Budgetmittel auf, die man für eine Modernisierung gebraucht hätte ...

In den handgefertigten Sneakers verspürte der sportliche Untersuchungsrichter jugendlichen Elan. Ledergefütterte Einlegesohlen. Bordeauxrot. Irgendeinen Grund musste es ja schließlich für den völlig überhöhten Preis geben. Und wenn man diesen Luxustretern das geopferte Geld förmlich ansah, dann beruhigte das ein wenig das eigene schlechte Gewissen. Der Grund hierfür lag in folgender ausgefuchster Überlegung: In der Liste der Todsünden rangiert Neid, den andere beim Anblick seiner Schuhe empfinden mochten, an erster Stelle. Somit deutlich vor der Sünde Habgier, die Platz drei einnimmt. Sollte jemand also ihm selbst ein gesteigertes Streben nach materiellem Besitz unterstellen wollen: dann möge er bitte den anklagenden Finger zuerst gegen die Neider erheben!

Vor der für Kapitalverbrechen zuständigen Abteilung blieb er stehen, keuchte sich kurz aus und öffnete mit gemessenem Schwung die Tür. Zwei Beamte hinter Computerbildschirmen blickten fragend auf.

»Wo ist Richter?«

Die Beamten sahen einander an, verständigten sich stumm über die Rollenverteilung. Der näher zur Tür Sitzende übernahm die Wortführung: »Guten Morgen, Herr Dr. Bachmann. Keine Ahnung.«

»Wieso? Meldet die sich denn nicht bei euch ab?«

»Wer? Die Richterin ?« Die beiden Polizeibeamten lachten schäkernd.

Elende Sesselfurzer, dachte Dr. Bachmann. Laut aber sagte er: »Wenn Richter wieder auftaucht, soll sie sich umgehend bei mir melden. Sonst schick ich sie auf Streifendienst, klar?«

Das Sprachrohr des Bürokratenduos grinste. »Wirklich? Dafür würde die Ihnen glatt die Hand küssen!«

 

*

 

»Dadidu! Du kleiner Dadidu! Brav auf Mami aufpassen, du Dadidu! Bella, bist du es wieder?«

Noch vernahm er undeutliches Gebrabbel, aber dann meldete sich schon seine Freundin: »Du hättest ihn sehen sollen! Donald erkennt schon deine Stimme!«

»Oh ja? Wirklich? Das ist ja großartig. Aber du, Bella, ich muss Schluss machen. Ich melde mich am Nachmittag wieder.«

Eine Zeitlang saß Kriminalassistent Maier noch an seinem Schreibtisch, betrachtete leeren Blicks sein ausgeschaltetes Handy und ließ noch einmal das Babyplappern vor seinem geistigen Ohr Revue passieren. Dann tastete seine Hand nach dem zur Hälfte mit Automatenkaffee gefüllten Becher und er trank einen Schluck. Auch wenn es bereits der dritte Kaffee dieses Vormittags war, stellte sich der erwünschte Effekt noch immer nicht ein. Baby Donald hatte wieder einmal unerschütterlich an seinen Wach- und Schlafintervallen fest- und seine Eltern unliebsam auf Trab gehalten.

Maier sah aus wie durch die Mangel gedreht. Das braune Kopfhaar ungewaschen und verwirbelt, die müde blickenden Augen von dunklen Schattierungen unterlegt und die fahle Haut von Bartstoppeln bedeckt. Und dennoch fühlte er sich so glücklich wie noch nie zuvor.

Daran änderte auch das folgende Telefonat nichts. Genauer gesagt, der folgende Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme, der so wie ein halbes Dutzend vorhergehender erfolglos blieb.

Seufzend knüllte er sich aus dem Sessel, dehnte und streckte sich und verließ das Büro. Ihm war eine Idee gekommen. Er bewegte sich mit Puddingknien in Richtung Stiegenhaus und stolperte in den ersten Stock. Dort befand er sich sozusagen schon auf dem Zieleinlauf. Der gesuchte Raum bildete den Abschluss des vor ihm liegenden langen Ganges. Unterwegs nickte er Vorbeikommenden freundliche Grüße zu. Ausgenommen einem stadtbekannten Zuhälter. Der bedankte sich mit einer schlecht gezielten Spuckfontäne und rasselte mit den Handschellen.

Arbogast Maier hielt vor der Tür zur Asservatenkammer an. Mechanisch griff er an seinen Krawattenknoten und stellte verwundert fest, dass Knoten und Krawatte heute seiner Unausgeschlafenheit zum Opfer gefallen waren.

Er klopfte und öffnete die Tür. Vor ihm lag der riesige, mit Regalreihen vollgestellte, als Asservatenkammer bezeichnete Raum. Gleich neben der Tür saßen an einem schlichten Tisch zwei Beamtinnen und schlugen sich die Zeit mit der Aktualisierung ihrer Inventarverzeichnisse tot.

Die eine, ohne Pferdeschwanz, hatte rote Lippen und unlackierte Fingernägel. Die andere hingegen, die mit Pferdeschwanz, hatte ungeschminkte Lippen und rot lackierte Fingernägel.

»Verzeihung, Ladies«, schnurrte Maier in ungewollter Heiserkeit. »Wo ist Richter?«

»Richter? Du meinst doch nicht etwa die Richterin «?, wunderte sich Pferdeschwanz.

»Kommissarin Richter, genau«, schöpfte Maier Hoffnung.

Die Beamtinnen wechselten einen Blick des Einverständnisses. »Moment«, säuselte Pferdeschwanz. Dann beugten beide ihre Köpfe über die vor ihnen liegenden Verzeichnisse, fuhren mit ihren Zeigefingern die nummerierten Linien entlang, murmelten Worte wie »Spitzhacke«, »Massagegerät« oder »Rattengift«. Sie endeten beinahe gleichzeitig und falteten ihre Listen zusammen.

»Ist nicht hier«, stellte Pferdeschwanz fest und legte eine Lache an den Tag, die nur noch von der ihrer Kollegin übertroffen wurde.

Maier wurde rot. »Sehr witzig, Ladies. Gebt mir Bescheid, falls sie hier auftaucht.«

»Machen wir«, prustete Pferdeschwanz. »Wie hättest du es denn lieber? Tot oder lebendig?«

 

*

 

Die Frau auf der Bank bohrte eine Forke aus Mahagoniholz durch ihr grau gesprenkeltes dünnes Haar. Dann lehnte sie sich zurück und genoss die Strahlen...
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