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Joseph Goebbels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am23.08.2023
Die große Goebbels-Biographie
Joseph Goebbels (1897-1945) war ein radikaler Antisemit und Gewaltfanatiker, der sich in der Rolle des Schöngeists gefiel und zugleich einen entscheidenden Part bei den beispiellosen Verbrechen des »Dritten Reichs« innehatte. Mit dieser Biographie erzählt Peter Longerich die politische wie die private Lebensgeschichte von Hitlers Chefpropagandisten und wirft zugleich ein neues Licht auf Öffentlichkeit und Herrschaft im Nationalsozialismus.

Peter Longerich, geboren 1955, lehrte als Professor für moderne Geschichte am Royal Holloway College der Universität London und war Gründer des dortigen Holocaust Research Centre. Von 2013 bis 2018 war er an der Universität der Bundeswehr in München tätig. Er war einer der beiden Sprecher des ersten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Deutschen Bundestags und Mitautor der Konzeption des Münchner NS-Dokumentationszentrums. Seine Bücher über die »Politik der Vernichtung« (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, »Davon haben wir nichts gewusst!« (2006), sind Standardwerke. Seine Biographien über »Heinrich Himmler« (2008), »Joseph Goebbels« (2010) und »Hitler« (2015) fanden weltweit Beachtung. Zuletzt erschienen »Wannseekonferenz« (2016), »Antisemitismus. Eine deutsche Geschichte« (2021) sowie »Die Sportpalast-Rede 1943. Goebbels und der totale Krieg« (2021)
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextDie große Goebbels-Biographie
Joseph Goebbels (1897-1945) war ein radikaler Antisemit und Gewaltfanatiker, der sich in der Rolle des Schöngeists gefiel und zugleich einen entscheidenden Part bei den beispiellosen Verbrechen des »Dritten Reichs« innehatte. Mit dieser Biographie erzählt Peter Longerich die politische wie die private Lebensgeschichte von Hitlers Chefpropagandisten und wirft zugleich ein neues Licht auf Öffentlichkeit und Herrschaft im Nationalsozialismus.

Peter Longerich, geboren 1955, lehrte als Professor für moderne Geschichte am Royal Holloway College der Universität London und war Gründer des dortigen Holocaust Research Centre. Von 2013 bis 2018 war er an der Universität der Bundeswehr in München tätig. Er war einer der beiden Sprecher des ersten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Deutschen Bundestags und Mitautor der Konzeption des Münchner NS-Dokumentationszentrums. Seine Bücher über die »Politik der Vernichtung« (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, »Davon haben wir nichts gewusst!« (2006), sind Standardwerke. Seine Biographien über »Heinrich Himmler« (2008), »Joseph Goebbels« (2010) und »Hitler« (2015) fanden weltweit Beachtung. Zuletzt erschienen »Wannseekonferenz« (2016), »Antisemitismus. Eine deutsche Geschichte« (2021) sowie »Die Sportpalast-Rede 1943. Goebbels und der totale Krieg« (2021)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641315382
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.08.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse7886 Kbytes
Artikel-Nr.12115835
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Am 30. April 1945 entschloß sich der amtierende Reichskanzler Dr. Joseph Goebbels, wenige Stunden nachdem ihm dieses Amt durch Hitlers Tod zugefallen war, einen Versuch zu unternehmen, seinen mehrfach angekündigten Suizid hinauszuzögern. Goebbels verfaßte ein Schreiben an den »Obersten Befehlshaber der Streitkräfte der Sowjetunion«, in dem er ihm den Selbstmord Hitlers und die in Kraft getretene Nachfolgeregelung mitteilte - der Diktator hatte gleichzeitig mit Goebbels´ Beförderung verfügt, daß Großadmiral Karl Dönitz das Amt des Reichspräsidenten übernehmen sollte. Darüber hinaus unterbreitete Goebbels in seinem Schreiben ein Angebot für einen Waffenstillstand und anschließende Friedensverhandlungen.

Generalstabschef Hans Krebs, der seit seiner Dienstzeit an der Militärmission in Moskau Russisch sprach, unternahm es, die Frontlinie, die nur noch wenige hundert Meter von der Reichskanzlei entfernt verlief, zu überqueren, und überbrachte den Brief am frühen Morgen Generaloberst Wassili Tschuikow, dem Befehlshaber der 8. Gardearmee, der sein Hauptquartier in Tempelhof aufgeschlagen hatte. Dieser setzte sich mit Marschall Georgi Schukow, dem Oberbefehlshaber der Sowjetarmee in der Schlacht um Berlin, in Verbindung, der wiederum den sowjetischen Diktator Josef Stalin informierte. Einige Stunden später traf die Antwort aus Moskau ein: Ein Waffenstillstand komme nicht in Frage, man erwarte die Kapitulation der deutschen Streitkräfte.1 Als Krebs dieses Ergebnis Goebbels am 1. Mai mitteilte, bezichtigte ihn dieser, am Nichtzustandekommen von Verhandlungen schuld zu sein. Dann entschied er, eine weitere Delegation zu Tschuikow zu entsenden. Aber auch diese erhielt keine andere Antwort.2

Goebbels entschloß sich nun, Dönitz den Tod Hitlers und die damit verbundene Nachfolgeregelung mitzuteilen; seine Vorstöße, einen Waffenstillstand zu erreichen, hatte er wohlweislich unternommen, bevor das neue Staatsoberhaupt sein Amt antreten konnte. Anschließend stellte Goebbels der Besatzung im Führerbunker in einer Lagebesprechung anheim, auf eigene Faust auszubrechen.3 Er hatte mehrfach öffentlich angekündigt, im Falle des Untergangs des »Dritten Reiches« seinem Leben und dem seiner engsten Angehörigen ein Ende zu setzen. In einer Rundfunkansprache Ende Februar hatte er bekannt, daß er dann sein Leben für »nicht mehr wert hielt, gelebt zu werden, weder für mich noch für meine Kinder«.4 In der Wochenzeitschrift Das Reich hatte er sich am 15. April unter der Überschrift »Der Einsatz des eigenen Lebens« von seinen Lesern verabschiedet, indem er die rhetorische Frage stellte, wer sich nach einem alliierten Sieg »ein persönliches Weiterleben in einem solchen Zustand überhaupt nur vorstellen wollte«.5 Gut zwei Wochen später war die letzte Stunde der Familie Goebbels gekommen.

Den lange beschlossenen Mord an den Kindern zu arrangieren überließ Goebbels seiner Frau. Die genauen Umstände des Mordes (und die Frage der persönlichen Verantwortung für den Kindermord) sind nicht vollkommen geklärt: Der Zahnarzt Helmut Kunz sagte nach dem Krieg mehrfach aus, er habe den Kindern zuerst eine Morphiumspritze verabreicht, anschließend habe Magda Goebbels ihnen die Zyankalikapseln im Mund zerdrückt. Später korrigierte er sich und schrieb diese Tat Hitlers Leibarzt Ludwig Stumpfegger zu.6

Magda und Joseph Goebbels hatten bereits am 28. April Abschiedsbriefe an Harald Quandt, Magdas Sohn aus erster Ehe, verfaßt, in denen sie ihren Selbstmord und den Mord an den Kindern ankündigten; sie hatten diese Briefe der Fliegerin Hannah Reitsch mitgegeben, der es noch am selben Tag gelang, per Flugzeug aus der Stadt herauszukommen. Goebbels schrieb, Deutschland werde »diesen furchtbaren Krieg überstehen, aber nur dann, wenn unser Volk Beispiele vor Augen hat, an denen es sich wieder aufrichten kann. Ein solches Beispiel wollen wir geben.«7 Magda behauptete in ihrem Brief an Harald, sowohl ihr Ehemann als auch Hitler hätten versucht, sie zur Flucht aus Berlin zu überreden. Sie habe dies abgelehnt. Sie verhehlte nicht, daß sie für den Entschluß zum Mord an Haralds Halbgeschwistern mitverantwortlich war: »Die Welt, die nach dem Führer und dem Nationalsozialismus kommt, ist nicht mehr wert, darin zu leben, und deshalb habe ich auch die Kinder mitgenommen, denn sie sind zu schade für das nach uns kommende Leben, und ein gnädiger Gott wird mich verstehen, wenn ich ihnen selbst die Erlösung geben werde. [...] Wir haben nur noch ein Ziel: Treue bis in den Tod dem Führer.«8

Hitlers Adjutant Günther Schwägermann sagte nach dem Krieg aus, am Abend des 1. Mai habe Goebbels ihn zu sich gerufen und darüber informiert, daß er und seine Frau sich umbringen würden; nach Schwägermanns Aussage bat Goebbels darum, »seinen Tod auf jeden Fall durch einen weiteren Schuß zu garantieren« und die Leichen zu verbrennen. Nachdem entsprechende Vorbereitungen getroffen worden waren, habe sich Goebbels von ihm verabschiedet und ihm das Führerbild von seinem Schreibtisch übergeben. Schwägermann vermittelte einen Eindruck davon, wie sehr es Goebbels darauf ankam, bis zur letzten Minute seines Lebens die äußere Form zu wahren: »Kurz darauf, etwa um 20.30 Uhr, kamen der Minister und seine Frau aus dem Zimmer. Er ging ruhig an den Garderobenständer, zog sich seinen Mantel an, setzte den Hut auf und streifte die Handschuhe über die Finger. Er reichte seiner Frau den Arm und verließ wortlos den Bunker durch den Ausgang zum Garten.« Wenig später fand Schwägermann die reglosen Körper der Goebbels - beide scheinen sich vergiftet zu haben9 - im Garten: »Wie verabredet, schoß mein Begleiter ein oder zweimal auf den Körper von Dr. Goebbels. Beide Leichen zeigten keinerlei Bewegung. Über beide wurde dann das mitgebrachte Benzin gegossen und entzündet. Die Leichen waren im Nu vom Feuer eingehüllt.«10

Fast alle führenden Funktionäre des NS-Regimes sind vor den sowjetischen Truppen aus der Hauptstadt geflohen, und selbst die Mitglieder der engsten NS-Führungsspitze trachteten danach, angesichts des Untergangs des »Dritten Reiches« wenigstens ihr Leben zu retten: Himmler versuchte, in der Millionenmasse der geschlagenen Wehrmachtssoldaten unterzutauchen, und wurde dabei gefangengenommen und erkannt, Bormann schloß sich nach Hitlers Tod einem bewaffneten Ausbruch aus dem Belagerungsring um die Reichskanzlei an und kam dabei um, Göring und Speer ergaben sich den Alliierten. Goebbels war der einzige aus dem engsten Führungskreis, der nach Hitlers Ableben im Führerbunker ausharrte und diesem schließlich in den Selbstmord folgte - und er war der einzige, der seine gesamte Familie mit in den Tod riß.

Dieser letzte Schritt war bereits eine für die Nachwelt arrangierte Inszenierung: Einfach gemeinsam mit seiner Frau aus dem Leben zu scheiden, das hätte so ausgesehen, als zöge er wie viele andere lediglich die letzte Konsequenz in einer ausweglosen Situation. Das würde, so seine Überlegung, als Eingeständnis des völligen Scheiterns seines Lebensentwurfs verstanden werden, als jämmerlicher Abgang in einem Moment, als seine politische Arbeit, die Arbeit der letzten zwanzig Jahre, in eine gigantische Katastrophe mündete. Goebbels aber wollte zusammen mit seiner Frau einen dramatischen Schlußpunkt setzen, mit der »Treue bis in den Tod«, die seine Ehefrau beschworen hatte, ein »Beispiel« für die Nachwelt geben. Konventionelle propagandistische Mittel standen ihm dafür nicht mehr zur Verfügung. Der radikale Akt, seine gesamte Familie auszurotten, schien für ihn eine Möglichkeit zu sein, vor aller Welt zu beweisen, daß er sich Hitler tatsächlich ganz und mit letzter Konsequenz verschrieben hatte, daß er als einziger aus der NS-Führungsclique bereit war, für diese unbedingte Loyalität fundamentale menschliche Verpflichtungen aufzugeben. In diesem letzten Schritt sah er eine Chance, seine vollkommen mißlungene Vita in ein Lebenswerk umzudeuten, das von äußerster Geradlinigkeit und bedingungsloser Hingabe geprägt zu sein schien. Diese letzte, auf seinen Nachruhm bedachte Propagandainszenierung des Ministers offenbarte zugleich die große psychische Abhängigkeit, die Goebbels gegenüber Hitler empfand: Mit dessen Selbstmord hatte auch sein Leben jeden Sinn verloren. Ja, für die Goebbels war tatsächlich die Weiterexistenz der eigenen Familie nach Hitlers Tod undenkbar, da sie ihre Familie auch als Hitlers Familie betrachteten. Diese absolute Gefügigkeit gegenüber Hitler sollte durch Selbstmord und Mord zur Tugend werden: Treue bis in den Tod.

Joseph Goebbels war ein Mensch, den zeitlebens ein außergewöhnlich starkes Bedürfnis nach Anerkennung durch andere antrieb, der regelrecht süchtig war nach der Bewunderung durch seine Mitmenschen. Diese Sucht war im Grunde genommen nicht wirklich zu befriedigen. Sie zeigte sich etwa darin, daß sich der Propagandaminister und Herr über die Öffentlichkeit des »Dritten Reiches« nach jahrelanger Tätigkeit immer noch enthusiastisch freute, wenn seine Reden in den von ihm kontrollierten Medien groß herausgestellt und anerkennend kommentiert wurden. Solche »Erfolge« vermerkte er regelmäßig in seinem Tagebuch.

Die Sucht nach Anerkennung und sein in jungen Jahren schon stark entwickelter Drang nach Größe und Einmaligkeit, seine megalomanen Phantasien über seine künftige Rolle in der Welt, seine Arroganz und sein Hochmut, sein Mangel an Empathie und sein Hang, persönliche Beziehungen eiskalt auszunutzen, einerseits und auf der anderen Seite die Bereitschaft, sich einer...
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Autor

Peter Longerich, geboren 1955, lehrte als Professor für moderne Geschichte am Royal Holloway College der Universität London und war Gründer des dortigen Holocaust Research Centre. Von 2013 bis 2018 war er an der Universität der Bundeswehr in München tätig. Er war einer der beiden Sprecher des ersten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Deutschen Bundestags und Mitautor der Konzeption des Münchner NS-Dokumentationszentrums. Seine Bücher über die »Politik der Vernichtung« (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, »Davon haben wir nichts gewusst!« (2006), sind Standardwerke. Seine Biographien über »Heinrich Himmler« (2008), »Joseph Goebbels« (2010) und »Hitler« (2015) fanden weltweit Beachtung. Zuletzt erschienen »Wannseekonferenz« (2016), »Antisemitismus. Eine deutsche Geschichte« (2021) sowie »Die Sportpalast-Rede 1943. Goebbels und der totale Krieg« (2021)