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Der Hühnerdieb

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Dörlemann eBookerschienen am20.04.2023
Als Lisi Badichi nach der Beerdigung ihres Bekannten, Awner Rosen, nach Hause kommt, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass er quicklebendig auf ihrem Sofa sitzt. Der Polizeiinspektor ist einer internationalen Verbrecherbande auf der Spur und will ihr nun inkognito das Handwerk legen. Es geht um Schmuggel, Mord und Kunstraub - Lisi wittert einen grandiosen Knüller für ihre Lokalzeitung. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Und muss bald feststellen, dass sie ihre Nase zu tief in tödliche Angelegenheiten gesteckt hat ...

SHULAMIT LAPID, geboren 1934 in Tel Aviv, studierte Orientalistik und war Vorsitzende des israelischen Schriftstellerverbandes. Sie ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Israels und schreibt neben Kriminalromanen auch historische und sozialkritische Romane sowie Kurzgeschichten, Theaterstücke und Kinderbücher. Der erste Band ihrer Krimireihe um die Journalistin Lisi Badichi, Lokalausgabe, wurde 1996 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. MIRJAM PRESSLER, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt. Sie verfasste zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und übersetzte aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen, darunter Werke von Amos Oz. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für ihre Verdienste um die deutsche Sprache. Mirjam Pressler verstarb am 16. Januar 2019 in Landshut.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextAls Lisi Badichi nach der Beerdigung ihres Bekannten, Awner Rosen, nach Hause kommt, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass er quicklebendig auf ihrem Sofa sitzt. Der Polizeiinspektor ist einer internationalen Verbrecherbande auf der Spur und will ihr nun inkognito das Handwerk legen. Es geht um Schmuggel, Mord und Kunstraub - Lisi wittert einen grandiosen Knüller für ihre Lokalzeitung. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Und muss bald feststellen, dass sie ihre Nase zu tief in tödliche Angelegenheiten gesteckt hat ...

SHULAMIT LAPID, geboren 1934 in Tel Aviv, studierte Orientalistik und war Vorsitzende des israelischen Schriftstellerverbandes. Sie ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Israels und schreibt neben Kriminalromanen auch historische und sozialkritische Romane sowie Kurzgeschichten, Theaterstücke und Kinderbücher. Der erste Band ihrer Krimireihe um die Journalistin Lisi Badichi, Lokalausgabe, wurde 1996 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. MIRJAM PRESSLER, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt. Sie verfasste zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und übersetzte aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen, darunter Werke von Amos Oz. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für ihre Verdienste um die deutsche Sprache. Mirjam Pressler verstarb am 16. Januar 2019 in Landshut.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038209034
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.04.2023
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1141 Kbytes
Artikel-Nr.12144564
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
Der Hühnerdieb

Als Lisi Badichi loszog, um über die Beerdigung von Polizeiinspektor Awner »Rosi« Rosen und seiner Freundin Tami Simon zu berichten, wäre ihr im Traum nicht eingefallen, dass der Tote bei ihrer Rückkehr in ihrer Wohnung sitzen würde.

Der Doppelmord an Rosen und Simon war zweifellos das aufregendste Ereignis in Be er Schewa, seit Birnzweig in das Loch gefallen war, das sich plötzlich auf dem neuen Markt gegenüber dem Lottokiosk aufgetan hatte, und nach drei Tagen leblos herausgezogen wurde. Zum ersten Mal, seit Lisi bei der Zeit im Süden angefangen hatte, bestand eine vollkommene Übereinstimmung zwischen Gedalja Arieli, ihrem Redakteur, und Polizeiinspektor Ben-Zion Koresch, ihrem Schwager: Beide waren interessiert an einer ausführlichen Berichterstattung über die Beerdigung.

»Ausgerechnet am Dienstag«, hatte Arieli geschimpft, als sei Lisi diejenige, die die Termine der Morde und der Beerdigungen in Be er Schewa bestimmte. »Schicken Sie achthundert Wörter, ich reserviere Ihnen vier Spalten. Ich möchte eine Weitwinkelaufnahme vom Tatort und Porträtfotos der Ermordeten oder das Foto einer Familienfeier, auf dem sie gemeinsam zu sehen sind. Außerdem alles über den Polizisten und seine Geliebte. Sprechen Sie mit der Polizei, den Verwandten, den Nachbarn.« Arieli hatte den Hörer aufgeknallt, und auch Lisi hatte, wie meistens nach einem Telefongespräch mit Arieli, den Hörer mit einem Karateschlag auf seinen Platz befördert. Zehn Jahre war sie nun schon »unsere Reporterin« der Zeit im Süden, und jeder einzelne Bericht, den sie im Lauf dieser Jahre geschickt hatte, war kontrolliert worden. Und obwohl es nie einen Vorwurf wegen übler Nachrede oder eine Beschwerde gegen sie gegeben hatte und sie einige echte Knüller sowohl für die überregionale als auch für die lokale Ausgabe gelandet hatte, reichte das alles nicht, um die Tatsache in Arielis Kopf zu hämmern, dass Lisi Badichi eine professionelle Reporterin war.

»Du sprichst mit dir selbst«, hatte Dorit gesagt, die Fotografin.

»Arieli«, hatte Lisi geantwortet und einen unterdrückten Seufzer ausgestoßen.

»Irgendwann wirst du das Telefon kaputtmachen.«

»Er will Weitwinkelaufnahmen vom Tatort und Porträtfotos von den Ermordeten.«

»Und wo liegt das Problem?«

»Es gibt keins.«

Meinte er denn, dass sie ohne seinen Anruf etwa nicht mit den Nachbarn, den Verwandten und der Polizei gesprochen hätte? Und wie wäre es gewesen, wenn er Auf Wiedersehen gesagt hätte? Wann sagte er ihr jemals Auf Wiedersehen? Wenn er sie entlassen würde, dann würde er Auf Wiedersehen sagen. Sie musste froh sein, dass er sie nicht beschimpft hatte.

Es hatte den Anschein, als würden alle Einwohner Be er Schewas an der Beerdigung teilnehmen. Seit der Einweihung des Negev-Einkaufszentrums hatte man nicht mehr so viele Leute auf einem Haufen gesehen. Die Trauerreden wurden vom Polizeipräsidenten gehalten, vom Bürgermeister und vom Rabbiner von Be er Schewa, der vom »feigen Stolz der Söhne des Bösen« sprach. Lisi beschloss, dass dies die Überschrift ihres Artikels in der Lokalausgabe werden sollte, doch dann fiel ihr ein, dass der Rabbiner genau dieselbe Formulierung bereits beim Gebet für die Soldaten benutzt hatte, die gegen Saddam Hussein und seine Armee kämpften. Der Polizeipräsident versprach, dass der lange Arm der Polizei die niederträchtigen Mörder fassen würde. Angesichts der großen Menschenmenge wurde der Bürgermeister von einem poetischen Geist ergriffen und sagte, die Ehre eines Menschen werde nicht von seiner Stellung bestimmt, sondern der Mensch sei es, der seiner Stellung Ehre verleihe. Und Gott möge die Familien Rosen und Simon trösten.

Alle bei der Beerdigung Anwesenden wussten, dass die teuren Verschiedenen nicht miteinander verheiratet gewesen waren, und alle spürten, dass die Trauerreden so formuliert waren, dass man sich an die beiden als Paar und zugleich als einzelne Personen erinnerte. Umso mehr, als die geschiedene Ehefrau des Polizeiinspektors Awner Rosen, schwarz gekleidet, unter den Trauergästen stand und es schaffte, genau in dem Moment ohnmächtig in die Arme ihrer Freundinnen zu sinken, als ein paar Kameras auf sie gerichtet waren.

Erregtes Murmeln begleitete die Trauerreden, Neugier, die befriedigt werden wollte - das gleiche Gemurmel, das man bei Premieren hörte, bei Festkonzerten oder unter den Schaulustigen eines Bankraubs. Nur unter Einsatz ihrer Ellbogen gelang es Dorit und Lisi, bis zum Grab vorzudringen.

Dorit Dahan war die Tochter des Leiters der Zeit im Süden und arbeitete seit einem Jahr für die Zeitung, seit ihrer Entlassung aus dem Militärdienst. Damals, bei ihrem Eintritt, hatte Lisi sie für ein gelangweiltes Mädchen gehalten, das sich nach Nervenkitzel und Rampenlicht sehnte, doch schon nach kurzer Zeit musste sie feststellen, dass sie den gleichen Vorurteilen zum Opfer gefallen war, die andere ihr gegenüber hegten.

Ihre Zeit bei der Armeezeitung hatte Dorit auf ihre neue Arbeit vorbereitet. Sie stand der Zeitung zu jeder Tages- und Nachtstunde zur Verfügung, schleppte die schwere Fotoausrüstung und zögerte auch nicht, nach Gaza oder Refiach zu fahren, wenn ihr Auftrag das verlangte, oder fremde Fotografen und Fernsehfilmer zur Seite zu stoßen, wenn diese ihr im Weg standen. Dorit vergeudete keine Energie mit unnützem Reden und ließ sich nicht von öffentlichen Größen beeindrucken. Mitleid, Ängste und Ehrfurcht waren ihr fremd. Die Welt zeigte sich ihr nur durch die Linse ihres Fotoapparats.

Lisi kannte Dorit seit deren zwölftem Lebensjahr. Anfangs war es ihr schwergefallen, in diesem schönen Mädchen mit den großen stahlblauen Augen und den kurzgeschorenen blonden Haaren eine Kollegin zu sehen. Bis zu ihrem Eintritt hatte die Zeitung freie Fotografen beschäftigt. Dann hatte sich Dahan an Arieli gewandt und ihn gebeten, seine Tochter für ein Probejahr einzustellen; falls sich erweise, dass sie professionell arbeite, bitte er darum, sie fest anzustellen. Arieli war einverstanden, und Lisi fragte sich verwundert, wie Dahan denn nun in Zukunft seine gelegentlichen kleinen Romanzen handhaben wollte, ohne dass Dorit etwas mitbekam. Ihre Verwunderung hielt aber nur zwei Monate an. Als Dahan hörte, dass Dorit nach Gaza fahren wollte, um dort zwei Repräsentanten der Krisenkommission zu fotografieren, die sich zu einem Interview mit Lisi bereit erklärt hatten, protestierte er lautstark. Als Dorit ihm auch noch mitteilte, dass sie vorhabe, sich eine Wohnung in der Nähe der Redaktion zu mieten, brüllte Dahan: »Nur über meine Leiche!« Doch da erinnerte Dorit ihn an ein gewisses russisches Model und an eine Kosmetikerin. Dahan gab nach und übernahm auch noch die Miete für die Wohnung.

»Du bist dafür verantwortlich, dass ihr nichts passiert«, sagte er drohend zu Lisi.

»Habe ich sie etwa eingestellt? Das warst doch du. Du hast doch gewusst, was mit der Arbeit einer Pressefotografin verbunden ist.«

»Du hast ihr von Tatjana und von Jeannette erzählt.«

»Ich habe ihr gar nichts erzählt. Sie hat doch Augen und Ohren im Kopf.«

Auch Dahan wusste, dass seine Vorwürfe lächerlich waren. In den zehn Jahren, die er mit Lisi arbeitete, hatte sie nie mit irgendjemandem über die Frauen gesprochen, die er gelegentlich in das eine oder andere Hotel der Stadt abschleppte, im Austausch gegen eine verbilligte Anzeige oder eine Reportage, die redaktionell nicht zu rechtfertigen war.

Dorit wurde zu Lisis Bundesgenossin. Lisi wusste, dass Dorit zu jeder Tageszeit zu jedem Auftrag bereit war. Sie würde mit ihrem Motorrad kommen, die Fotoausrüstung in Lisis Auto werfen, »Wohin?« fragen und einen nicht mit überflüssigen Fragen bestürmen. Gemeinsam kamen sie dann auch zur Lokalredaktion zurück. Lisi setzte sich hin und schrieb ihre soundso vielen Wörter, und Dorit ging in die Dunkelkammer und entwickelte ihre Fotos. Manchmal arbeiteten sie bis Mitternacht, und wenn es erforderlich war, standen sie nach zwei, drei Stunden Schlaf wieder auf, um den nächsten Auftrag zu erledigen. Nachdem das einige Male passiert war, begann Dorit, Lisi nachzuahmen - zum Beispiel den Kopf unter kaltes Wasser zu halten, um wach zu werden -, doch im Gegensatz zu Lisi, die sich danach immer die Lippen mit einem fetten roten Stift anmalte und sich riesige Plastikohrringe an die Ohren hängte, kam Dorit mit nassen Haaren an, und auf ihrem kleinen, blassen Gesicht waren noch immer die Abdrücke ihres Kopfkissens zu erkennen. Sie hatte einen knabenhaften Körper, war fast so groß wie Lisi, und ihren Nacken schmückte ein dünner Zopf, der wie ein vergessener Rest aus ihrem fast kahl geschorenen Kopf wuchs. Zum Kummer ihrer Eltern trug sie sommers wie winters T-Shirts, und auch die jungen Männer, die von Zeit zu Zeit bei ihr wohnten, trugen zu diesem Kummer bei. Lisi hingegen fragte sich nur, wer sie waren, wie sie sich wohl vergnügten und wann Dorit dafür Zeit hatte. Dorit war zehn Jahre jünger als sie und litt nicht unter den Hemmungen dem anderen Geschlecht gegenüber, unter denen Lisi gelitten hatte. Ihre Verwunderung darüber behielt Lisi für sich. Von Anfang an war ihre Beziehung auf die Arbeit beschränkt.

»Fotografiere das Publikum«, sagte Lisi zu Dorit, als sie auf dem Friedhof ankamen, »nicht nur die Familienmitglieder.«

»Ein Panorama der ganzen Beerdigung?«

»So viele Leute wie möglich. Vom Parkplatz bis zum Grab. Kannst du alle Trauergäste fotografieren?«

»Schwierig. Sie stehen in einem Kreis. Irgendwas Spezielles?«

»Nein.«

»Ich kann eine Runde drehen und sie von...

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Autor

SHULAMIT LAPID, geboren 1934 in Tel Aviv, studierte Orientalistik und war Vorsitzende des israelischen Schriftstellerverbandes. Sie ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Israels und schreibt neben Kriminalromanen auch historische und sozialkritische Romane sowie Kurzgeschichten, Theaterstücke und Kinderbücher. Der erste Band ihrer Krimireihe um die Journalistin Lisi Badichi, Lokalausgabe, wurde 1996 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.

MIRJAM PRESSLER, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt. Sie verfasste zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und übersetzte aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen, darunter Werke von Amos Oz. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für ihre Verdienste um die deutsche Sprache. Mirjam Pressler verstarb am 16. Januar 2019 in Landshut.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt