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Es muss was Wunderbares sein ...

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Amalthea Signum Verlagerschienen am20.07.20231. Auflage
Im Reich der Musen Das Land zwischen Ischl und Hallstatt, zwischen Gmunden und Aussee breitet seit jeher seine unermesslichen Schätze vor der Welt aus: Wie keine andere Region vereint das Salzkammergut ländliches Ambiente und urbanes Lebensgefühl. Dietmar Grieser ist jenen Spuren gefolgt, die Größen wie Gustav Mahler, Adalbert Stifter oder Thomas Bernhard hinterlassen haben. Sein Resümee: In anderen Teilen Österreichs hat man Urlaub, hier wurde Geschichte gemacht. Unter den Händen begnadeter Maler, Dichter, Musiker, Architekten und Gelehrter entstand eine Seelenlandschaft, die Klimt zu seinem »Kuss«, Ralph Benatzky zum »Weißen Rössl« oder Felix Salten zu seinem Welterfolg »Bambi« inspirierte. Auch Maria Jeritza, Theodor Billroth, Mathilde Wesendonck, Viktor Kaplan, Maria Cebotari und Carl Zuckmayer kann man hier begegnen - auf diesem für Jakob Wassermann »anderen Planeten«, der bis heute nichts von seinem Zauber verloren hat. Mit zahlreichen Abbildungen

Dietmar Grieser lebt seit 1957 in Wien und ist seit 1973 als Buchautor erfolgreich. Seine Bestseller wurden mehrfach übersetzt, etliche fürs Fernsehen verfilmt. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Eichendorff-Literaturpreis, Donauland-Sachbuchpreis, Buchpreis der Wiener Wirtschaft, Kulturpreis »Artis Bohemiae Amicis« (CZ), Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur, Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextIm Reich der Musen Das Land zwischen Ischl und Hallstatt, zwischen Gmunden und Aussee breitet seit jeher seine unermesslichen Schätze vor der Welt aus: Wie keine andere Region vereint das Salzkammergut ländliches Ambiente und urbanes Lebensgefühl. Dietmar Grieser ist jenen Spuren gefolgt, die Größen wie Gustav Mahler, Adalbert Stifter oder Thomas Bernhard hinterlassen haben. Sein Resümee: In anderen Teilen Österreichs hat man Urlaub, hier wurde Geschichte gemacht. Unter den Händen begnadeter Maler, Dichter, Musiker, Architekten und Gelehrter entstand eine Seelenlandschaft, die Klimt zu seinem »Kuss«, Ralph Benatzky zum »Weißen Rössl« oder Felix Salten zu seinem Welterfolg »Bambi« inspirierte. Auch Maria Jeritza, Theodor Billroth, Mathilde Wesendonck, Viktor Kaplan, Maria Cebotari und Carl Zuckmayer kann man hier begegnen - auf diesem für Jakob Wassermann »anderen Planeten«, der bis heute nichts von seinem Zauber verloren hat. Mit zahlreichen Abbildungen

Dietmar Grieser lebt seit 1957 in Wien und ist seit 1973 als Buchautor erfolgreich. Seine Bestseller wurden mehrfach übersetzt, etliche fürs Fernsehen verfilmt. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Eichendorff-Literaturpreis, Donauland-Sachbuchpreis, Buchpreis der Wiener Wirtschaft, Kulturpreis »Artis Bohemiae Amicis« (CZ), Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur, Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783903441170
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10221 Kbytes
Artikel-Nr.12164782
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Stören bei Todesstrafe verboten
Gustav Mahler in Steinbach

Berchtesgaden, wo man im Vorjahr die Sommerferien verbracht hat, war schön, aber mit zu viel Ablenkung verbunden. Wie soll man da zum Komponieren kommen? In Hamburg, wo Gustav Mahler als erster Kapellmeister des Stadttheaters unter Vertrag steht, ist es sowieso unmöglich: Die Hektik des Bühnenbetriebs lässt keinerlei Beschäftigung mit größeren Werken zu; da kann er schon froh sein, wenn es ihm wenigstens gelingt, sich ab und zu ein Lied abzuringen; Des Knaben Wunderhorn ist im Entstehen.

Jetzt, im Sommer 1893, will der Dreiunddreißigjährige endlich die Zweite Symphonie vollenden und sogleich die Dritte in Angriff nehmen. Wenn also Justine, seine Schwester, abermals Quartiermacherin spielt und nach einem geeigneten Ferienretiro Ausschau hält, soll es vor allem ein ruhiger Platz sein, an dem man ungestört arbeiten kann. Weitere Bedingungen: Landschaftlich reizvoll muss es sein und preiswert - seit dem Tod der Eltern vor fünf Jahren kommt Gustav Mahler für seine jüngeren Geschwister auf.

Justine Mahler, begleitet von Gustav Mahlers Seelenfreundin Natalie Bauer-Lechner, wird am Attersee fündig. In Steinbach, einem ruhigen Dorf am Ostufer, gibt es einen verschlafenen Landgasthof, in dem man eine komplette Etage mieten kann. Wenn man zu fünft anreist - Gustav, Justine, Emma, Otto und Natalie -, sind diese fünf Schlafkammern samt eigener Küche, Speisezimmer und großem Balkon genau das Richtige. Justine schließt für zweieinhalb Monate ab: von Mitte Juni bis Ende August.

Die spartanische Einrichtung im Gasthof Zum Höllengebirge wird mit einfachstem Mobiliar, das man aus rohem Holz zusammenzimmern und mit billigem Kreton verkleiden lässt, aufgebessert. Ein ledernes Sofa, das je nach Bedarf von einem ins andere Zimmer transportiert wird, bildet das Prunkstück. Aus Wien wird ein Stutzflügel herangeschafft.

Steinbach hat auch den Vorteil, dass in Momenten, in denen man der schöpferischen Ruhe überdrüssig und auf vertraute Geselligkeit aus ist, enge Freunde in der Nähe sind: In Nußdorf, am gegenüberliegenden Ufer des Sees, logieren der Sozialistenführer Victor Adler und der Publizist Engelbert Pernerstorfer mit ihren Familien.

Um den 20. Juni 1893 hält der Mahler-Tross in Steinbach Einzug. Am Vormittag bleibt der »Ferienkomponist« (wie man Gustav Mahler in Anspielung auf seine Zwangslage, wegen der starken Inanspruchnahme als Kapellmeister für jegliche schöpferische Arbeit auf die sommerliche Theaterpause angewiesen zu sein, nennen wird) auf seinem Zimmer und schreibt; nach Tisch und Mittagsschlaf unternimmt man gemeinsame Spaziergänge und Radpartien in die nähere Umgebung. Die Quartierwahl erweist sich als vortrefflich: Gustav Mahler kommt mit seinem Arbeitspensum gut voran, schafft innerhalb weniger Wochen das Andante und das Scherzo der Zweiten Symphonie, die Lieder Des Antonius von Padua Fischpredigt und Rheinlegendchen sowie einiges mehr.

Und doch - ganz ideal ist es nicht. Der Gasthof Zum Höllengebirge liegt dicht an der Uferstraße; andere Logiergäste gibt es zwar keine, wohl aber zu den Mahlzeiten einkehrende Ausflügler, und auch die ständige Nähe der eigenen Familienmitglieder führt zu Irritationen des auf totale Abgeschirmtheit erpichten Künstlers. Wenn Gustav Mahler ans Fenster seines Zimmers tritt, fällt sein Blick auf eine feldblumenübersäte Wiese, die sich, einer Landzunge gleich, von der Hinterfront des Gasthofs bis ans Seeufer erstreckt. Sich hierher zur Arbeit zurückzuziehen, den Seinen nahe und doch von ihnen abgesondert, schiene ihm ideal, und so reift in ihm ein wahrlich extravaganter Plan: Wie wär s, wenn er sich an den Ausläufern dieser Wiese, schon dicht gegen das Wasser zu, ein Häuschen errichten ließe, in dem er ganz für sich allein ist?

Schwester Justine und Freundin Natalie, für alles Organisatorische des praktischen Alltags zuständig, nehmen die Sache in die Hand. Mit den Besitzern wird man rasch einig: Sowohl die junge Anna Scheicher, der der Grund gehört, wie der Pächter, der die Gastwirtschaft betreibt, stimmen der Übereignung des zu dieser Zeit wertlosen Fleckchens Land zu, Baumeister Josef Lösch im nahen Schörfling erstellt einen detaillierten »Kosten-Überschlag«. 395 Gulden und 94 Kreuzer werden für die primitive Hütte veranschlagt, die aus nichts als einem einzigen quadratischen Raum besteht, mit Doppelfenstern nach drei Seiten und einer Glastür, die zum Gasthof weist. Ein roher, schindelgedeckter Dachstuhl schließt das Gehäuse nach oben hin ab. An Mobiliar braucht man nur einen Tisch, ein paar Sessel und - nicht zu vergessen! - ein Öfchen, das an kühlen Tagen mit Holzfeuer geheizt wird. Und natürlich muss der Stutzflügel darin Platz finden, den man bei einer Wiener Piano-Fabrik ausgeborgt hat.

Noch im Herbst 1893 - Gustav Mahler ist längst wieder in Hamburg, seine Geschwister sind nach Wien zurückgekehrt - liegen die Pläne vor. Baumeister Lösch kassiert 45 Gulden Anzahlung, die zweite Rate wird nach Fertigstellung des Häuschens, der Rest im Jahr darauf fällig.

Im Frühjahr 1894 inspiziert Natalie Bauer-Lechner die Baustelle und moniert sogleich den schleppenden Fortgang der Arbeiten. »Ich war enttäuscht«, schreibt sie in einem an »Wohlgeboren Bau- und Maurer-Meister Franz Lösch in Schörfling« adressierten Kartenbrief, »den Musikpavillon noch in so unfertigem Zustande anzutreffen, denn das Ziegelwerk muß doch längst trocken sein, um den Bau fertig machen zu können! Ich bitte Sie dringendst, nun aber wenigstens umgehend daran zu schreiten, denn die Familie Mahler trifft schon zu Pfingsten in Steinbach ein, und Director Mahler wäre unglücklich und wütend, wenn sein Pavillon nicht fix und fertig wäre.«

Das stimmt zwar nicht: Gustav Mahler wird nicht vor dem 10. Juni in Steinbach eintreffen, aber die besorgte Freundin will dem säumigen Baumeister Dampf machen. Auch dringt sie, was die Details der Ausführung betrifft, auf volle Erfüllung des Vertrages.

Am 30. Mai geht ein zweites Mahnschreiben nach Schörfling: »Wir sind bereits hier und mit dem Pavillon sehr zufrieden, nur eines müssen Sie unbedingt noch machen, da es sonst einfach in einem wichtigen Punkt nicht zu brauchen ist und der Vereinbarung nicht entspricht: Es sind die Fensterverschlüsse ⦫ Der peinlich genauen Auflistung sämtlicher festgestellten Mängel folgt die strenge Aufforderung zu deren unverzüglicher Behebung: »Das Geld (die diesjährige Rate) erhalten Sie sofort, wenn dies in Ordnung ist.«

Baumeister Lösch erledigt alles zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber, und so kann Gustav Mahler schon am fünften Tag seines zweiten Steinbach-Aufenthalts, am 15. Juni 1894, an seinen Freund und Englischlehrer, den Physiker Arnold Berliner, brieflich berichten: »Ich bin in der Arbeit! Das ist die Hauptsache! Mein Häuschen (auf der Wiese), neu gebaut, ein idealer Aufenthalt für mich! Kein Laut in der weiten Runde! Umgeben von Blumen und Vögeln (welche ich nicht höre, sondern nur sehe) ⦫

Ab Sommer 1894 »in Betrieb«: Gustav Mahlers Komponierhäuschen in Steinbach am Attersee

Und auch einen zärtlichen Namen hat er für sein »Arbeits-Sanctuarium« parat: »Schnützelputzhäusel« nennt er es in Anspielung auf eines der Gedichte aus Achim von Arnims und Clemens Brentanos Liedsammlung Des Knaben Wunderhorn, die er gerade vertont. »Im Schnützelputzhäusel, da tanzen die Mäusel!« Sollte dem wirklich so sein, werden es die beiden Kätzchen zu schätzen wissen, die Mahler, wenn er frühmorgens das Haus verlässt, in seine Rocktaschen steckt und ins Komponierhäuschen mitnimmt, auf dass sie ihm dort Gesellschaft leisten. Von anderem Getier wird später Kollege Bruno Walter zu berichten wissen, der Gustav Mahler in seinem Allerheiligsten besuchen darf: Inzwischen dicht von Efeu bewachsen, wimmele es auf dem Dach von »unzähligen Käfern«, die beim Öffnen der Tür auf den Eintretenden »herabgeschüttelt« werden â¦

Seine Begleitung hat sich Mahlers strenger Tageseinteilung sklavisch zu unterwerfen. Um anderntags frisch zu sein, geht er früh zu Bett, gegen halb sieben steht er auf und begibt sich aus dem Gasthof ins Komponierhäuschen, wo schon das Frühstück, das er stets allein einnimmt, für ihn bereitsteht. Die erste Zeit hält er sich an die vereinbarte Mittagsstunde und erscheint pünktlich um zwölf zum gemeinsamen Mahl, doch mit der Zeit und mit zunehmender Intensität seiner Arbeit wird es später und später, und nicht selten müssen die hungrigen Geschwister bis drei warten, ehe sich die Tür des Komponierhäuschens öffnet. Bleibt es geschlossen, so darf er »bei Todesstrafe« - wie Natalie Bauer-Lechner ihrem Tagebuch anvertraut...
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Dietmar Grieser lebt seit 1957 in Wien und ist seit 1973 als Buchautor erfolgreich. Seine Bestseller wurden mehrfach übersetzt, etliche fürs Fernsehen verfilmt. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Eichendorff-Literaturpreis, Donauland-Sachbuchpreis, Buchpreis der Wiener Wirtschaft, Kulturpreis »Artis Bohemiae Amicis« (CZ), Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur, Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt