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Die Unwürdigen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
331 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am24.08.2023
Roy Jacobsens neues Buch folgt einer Gruppe junger Menschen aus ärmlichen Verhältnissen im von den Deutschen besetzten Oslo im Zweiten Weltkrieg. Die Jungen und Mädchen haben nichts zu verlieren und müssen sich durchschlagen, zwischen Freund und Feind, Durchhalten und Widerstand. Ein großartig geschriebener, spannender Roman aus einer Welt, die nicht oft geschilder wird. In Roy Jacobsens neuem Roman «Die Unwürdigen» folgen wir einer Gruppe von Jungen und Mädchen aus einem Wohnhaus am östlichen Rand von Oslo während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Die Jugendlichen leben in Armut und schlagen sich durch, indem sie schwindeln, stehlen wie die Raben, Dokumente fälschen und umfangreiche Einbrüche begehen. Sie schrecken auch nicht davor zurück, die Besatzer zu beklauen und auszunutzen. Mit dieser Gruppe von Kindern zeichnet der preisgekrönte Autor ein schonungslos ehrliches und warmherziges Porträt einer Gesellschaftsschicht und eines harten Alltags, wie sie bisher kaum vorkamen. Dies ist ein Roman über das Überleben in Kriegszeiten, über eine Unterschicht, die ohnehin immer zu kämpfen hat und im Krieg nur ihr eigenes Leben, aber keine Besitztümer, keine Rechte, kein eigenes Land zu verteidigen hat. Über die verschiedenen Motive, aus denen Widerstand entsteht, und darüber, dass auch die Befreiung nicht alle befreit, über das Überleben unter Extrembedingungen und eine verschworene Gemeinschaft. Ein spannender, dichter, hoch aufgeladener Roman, aktuell, klug aufgebaut und mit faszinierenden Figuren.

Roy Jacobsen schreibt Romane, Erzählungen und Kinderbücher und gilt als einer der wichtigsten Autoren Norwegens. Bei C.H.Beck erschienen die ersten drei Romane seiner Barrøy-Saga unter dem Titel "Die Unsichtbaren" (2019), der vierte "Die Kinder von Barrøy" 2021. Mit dem ersten dieser Romane war Jacobsen auf der Shortlist des Man Booker International und des Dublin Awards. Der Autor lebt in Olso.


Gabriele Haefs, Autorin, Herausgeberin und Übersetzerin, erhielt u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (zusammen mit Jostein Gaarder) und den Königlich Norwegischen Verdienstorden, Ritter 1. Klasse. Sie übersetzte u.a. Karin Fossum, Jostein Gaarder, Elin Brodin, Åsa Larsson, Lena Andersson und die Werke ihres Mannes Ingvar Ambjørnsen.

Andreas Brunstermann übersetzt Belletristik und Sachbücher aus dem Norwegischen, Schwedischen und Englischen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextRoy Jacobsens neues Buch folgt einer Gruppe junger Menschen aus ärmlichen Verhältnissen im von den Deutschen besetzten Oslo im Zweiten Weltkrieg. Die Jungen und Mädchen haben nichts zu verlieren und müssen sich durchschlagen, zwischen Freund und Feind, Durchhalten und Widerstand. Ein großartig geschriebener, spannender Roman aus einer Welt, die nicht oft geschilder wird. In Roy Jacobsens neuem Roman «Die Unwürdigen» folgen wir einer Gruppe von Jungen und Mädchen aus einem Wohnhaus am östlichen Rand von Oslo während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Die Jugendlichen leben in Armut und schlagen sich durch, indem sie schwindeln, stehlen wie die Raben, Dokumente fälschen und umfangreiche Einbrüche begehen. Sie schrecken auch nicht davor zurück, die Besatzer zu beklauen und auszunutzen. Mit dieser Gruppe von Kindern zeichnet der preisgekrönte Autor ein schonungslos ehrliches und warmherziges Porträt einer Gesellschaftsschicht und eines harten Alltags, wie sie bisher kaum vorkamen. Dies ist ein Roman über das Überleben in Kriegszeiten, über eine Unterschicht, die ohnehin immer zu kämpfen hat und im Krieg nur ihr eigenes Leben, aber keine Besitztümer, keine Rechte, kein eigenes Land zu verteidigen hat. Über die verschiedenen Motive, aus denen Widerstand entsteht, und darüber, dass auch die Befreiung nicht alle befreit, über das Überleben unter Extrembedingungen und eine verschworene Gemeinschaft. Ein spannender, dichter, hoch aufgeladener Roman, aktuell, klug aufgebaut und mit faszinierenden Figuren.

Roy Jacobsen schreibt Romane, Erzählungen und Kinderbücher und gilt als einer der wichtigsten Autoren Norwegens. Bei C.H.Beck erschienen die ersten drei Romane seiner Barrøy-Saga unter dem Titel "Die Unsichtbaren" (2019), der vierte "Die Kinder von Barrøy" 2021. Mit dem ersten dieser Romane war Jacobsen auf der Shortlist des Man Booker International und des Dublin Awards. Der Autor lebt in Olso.


Gabriele Haefs, Autorin, Herausgeberin und Übersetzerin, erhielt u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (zusammen mit Jostein Gaarder) und den Königlich Norwegischen Verdienstorden, Ritter 1. Klasse. Sie übersetzte u.a. Karin Fossum, Jostein Gaarder, Elin Brodin, Åsa Larsson, Lena Andersson und die Werke ihres Mannes Ingvar Ambjørnsen.

Andreas Brunstermann übersetzt Belletristik und Sachbücher aus dem Norwegischen, Schwedischen und Englischen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406806926
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.08.2023
Seiten331 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1001 Kbytes
Illustrationenmit 1 Karte
Artikel-Nr.12166528
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Abermals eine Faust. Carl starrte durch seinen Pony hinunter auf einen gebratenen Hering mit schräg eingeschnittener Haut, auf verbrannten Schnittlauch und eine halbe Kartoffel, auf das, was der Tag zu bieten hatte. Er registrierte die feine Maserung des Steinzeugs, die ihm wie Spinnweben vorgekommen war, solange er zurückdenken konnte, und konzentrierte sich auf die Zeit, die vergehen musste, ehe er den Blick wieder auf den Vater richten konnte, seinen formidablen Gegenpart auf der anderen Seite des Tisches, der seine Faust neben zwei Heringen und zwei Kartoffeln abgelegt hatte, zwischen den Fingerknöcheln ragte die Gabel hervor wie ein gepflanzter Baum - die kläglichen Atemzüge der Mutter, die kaum hörbaren der älteren Schwester Mona und Klein Agnes, die ihr Bestes gab, um mit geschlossenem Mund zu kauen, der verdrehte Tanz, der nötig war, um diese fünfköpfige Familie um einen Tisch zu versammeln.

Carl sagte es noch einmal:

Du Scheißkerl.

Brüllte nicht, brachte nur unmissverständlich die Ansicht eines Sohns über einen Vater zum Ausdruck.

Die Gabel zuckte, blieb aber stehen. Der Herr des Hauses lehnte sich zurück, sodass das Holz knarrte und die anderen von ihren festen Posten um den Ort des Geschehens den pumpenden Adamsapfel und die behaarte Halsgrube bewundern konnten, wo ein neuer Sturm aufzuziehen drohte.

Doch nichts geschah.

Der Vater ließ den Kopf nach vorn fallen, Kinn zur Brust, stieß ein Schnaufen aus, dessen Bedeutung niemand begriff, und blickte auf die Mahlzeit, nahm auch das Messer und begann zu essen und fragte mit vollem Mund - ohne die geringste Gemütsregung -, ob Agnes den Unterscheid zwischen Schwarz und Weiß kenne. Das war ihr Spiel, das eines Vaters und seiner jüngeren Tochter.

Agnes lächelte zögernd auf ihre Essensreste hinunter und sagte wie erwartet Nein, damit der Vater mit schiefem Grinsen die Anekdote über die beiden Nonnen und die beiden Elstern zum Besten geben konnte, die Gott verlassen hatte, weil er keinen Unterschied zwischen ihnen sah, die älteste Revuenummer des Haushalts, die damit endet, dass ein Turm umstürzt und das Ganze zum Vorteil der Elstern entscheidet. Die Mutter - die sowohl von Kindern als von Ehemann Mammen genannt wurde - ließ ein erleichtertes Stöhnen hören, dankbar und resigniert, erhob sich und verdrückte die Reste der Mahlzeit stehend, den Rücken der Familie zugewandt und den Teller auf fünf Fingern balancierend, die Gabel in der rechten Hand, jedes Bröckchen und jeden Krümel, um ihn schließlich mit einem Knall in das Steinbecken zu stellen und sich ein Glas Wasser aus dem Hahn zu zapfen, es in enormen Zügen zu leeren und allzu laut zu verkünden, dass Carl aufessen solle, er bekäme schließlich nicht jeden Tag Hering, und endlich mit den Hausaufgaben anfangen.

Carl wandte den Blick von der verkehrt geknoteten Schürzenschleife auf ihrem Rücken ab und richtete ihn auf die frisch rasierten Wangen des Vaters, vermied seinen Blick und sah nun zu seiner älteren Schwester Mona hinüber, die im Laufe des letzten Jahres eine Veränderung von Körper und Gemütsart erfahren hatte und anfing, einer wütenden und wohlgeformten Birne zu ähneln. Mit soliden Hüften und Schenkeln, runden und leicht hängenden Schultern. Eine Verwandlung, die, wie Carl wusste, sie sowohl verwirrte als auch ärgerte, die jedoch überzeugte Anhänger bei den Jungen auf der Straße fand, wenngleich keiner gewagt hätte, es offen auszusprechen. Mit der Folge, dass Mona sich mit säuerlicher, mürrischer Miene durch die Pubertät mühte, anstatt mit spöttischem und selbstsicherem Lächeln und in dem Bewusstsein, dass sie sich mühelos im Laufe von etwas mehr als einem Jahr von einem dürren Besen - mit dem sie ebenso wenig zufrieden gewesen war - in eine beeindruckende Schönheit verwandelt hatte.

War sie nicht ein wenig kräftig?

Nein, Mona hätte gut und gern noch draller sein können, es waren ihre Launen und ihre Keiferei, an denen es etwas auszusetzen gab, nicht die Formen und die quicklebendigen Augen, der große Mund, der wache Verstand und ein Paar Ohrläppchen, die unmöglich zu beschreiben waren. Carl betrachtete das alles mit dem Blick der Straße, seine eigene Schwester, es war sowohl beeindruckend als auch ekelhaft.

Jetzt starrte sie mit einer Mischung aus Verwunderung den Bruder an, ein gutes Zeichen, entschied Carl - nun gut, sie verstand ihn nicht, hatte jedoch immerhin nicht die Hoffnung aufgegeben, dass eines Tages auch aus ihm etwas werden könnte, das nie verstummende Urteil der Straße, auch das der Kinder: Aus dir wird nie was. Lehrer zu Schülern, Eltern zu Töchtern und Söhnen, halbwüchsige Kinder zu jüngeren Kindern, kleine Jungen und Mädchen zu noch kleineren Jungen und Mädchen.

Aus dir wird nie was.

Gab es eine Nachbarschaft, in der nicht einmal aus einer einzigen Seele etwas werden würde, dann war es diese.

Carl hatte seine schmutzigen Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch gelegt und starrte auf das weiße Gitter in der Haut, verglich es mit den Spinnweben im Steinzeug, blickte erneut auf Monas zweideutiges Lächeln, dann hinüber zum Vater und sagte:

Aus dir wird nie was.

Mammen jaulte auf, Mona schlug die Hände vor den Mund, und Agnes schnappte hustend nach Luft.

Doch der Vater verharrte wie festgeschraubt, krumm gebückt und den letzten Rest eines Mittagessens mampfend, das er erst vor einer halben Stunde in höchsten Tönen gelobt hatte, nicht, weil er es persönlich herangeschafft hatte oder weil es Hering war, sondern weil endlich einmal genug für alle da war, während er langsam im Takt zu den missbilligenden Worten seines Sohnes nickte, wie um sie zu bestätigen oder immerhin darüber nachzudenken, dass sein vorlauter Sohn eine derart deprimierende Meinung über seinen eigenen Vater hatte, ja, doch, darüber galt es nachzudenken.

Carl stand auf und lief mit all seinem dickköpfigen Hunger zur Tür hinaus und sprang die Treppe hinunter, zwei und drei Stufen auf einmal, die letzten fünf in einem einzigen Satz, und spürte es unter den Fußsohlen brennen, während er die Haustür aufstieß und sich vom Alltag verschlingen ließ, und setzte sich auf die unterste Steinstufe vor der Knud Graahs gate sieben in einer besetzten Hauptstadt in Europa, verschränkte die Hände vor den Knien und stieß mit der Stirn gegen die Fingerknochen.

Auf dem Gehsteig zwischen Straße und Haus hatten Olav und Roar das Wrack eines Damenfahrrads auf den Kopf gestellt. Olav mit Schraubenschlüssel in der rechten Hand, der linkshändige Roar mit Gabelschlüssel in der linken, Olav damit beschäftigt, eine Unwucht im Hinterrad zu richten, Roar mit dem Vorderrad. Ein Wrack, das sie angeblich draußen vor der Walzenmühle gefunden hatten, vermutlich von einem Getreidelaster malträtiert, und das sie den ganzen Tag über schon versucht hatten instand zu setzen, sie waren nicht einmal in der Schule gewesen.

Es sah nicht rosig aus, aber ein Fahrrad ist ein Fahrrad, auch wenn ihm Bremsen und Reifen fehlten, die sie von einem Fahrzeug gestohlen hatten, das unverschlossen vor Dagny Salangens Fleisch- und Fisch- und Kolonialwaren stand und anscheinend niemandem gehörte. Nun richteten sie sich auf und starrten Carl an, wechselten einen Blick, Olav rief, ob was sei?

Carl gab keine Antwort. Olav zuckte mit den Schultern und justierte den Schraubenschlüssel. Auf einem Fetzen Ölzeug vor ihm lag das Werkzeug hübsch aufgereiht wie Pinsel in einem Malerkasten, eine Ausrüstung, die sie im Großen und Ganzen aus Martinsens mildtätiger Werkstatt entliehen hatten. Die Strahlen der Nachmittagssonne schnitten gleißend hinunter in den Innenhof. Das Gurren der Tauben, das Tschirpen der Spatzen in Büschen und Dachrinnen, nicht ein Windhauch. Carl überlegte, ob er sich das Hemd herunterreißen sollte. Drei Etagen über ihm ging das Küchenfenster auf, und Monas schneidende Stimme ließ ihm die Haare zu Berge stehen, er sollte wieder hochkommen und seine Mahlzeit aufessen, verdammt.

Kallemann, Kallemann.

Dieses trillernde und infame Lachen. Carl registrierte, dass Olav und Roar aufblickten und sich eine Hand über die Augen hielten, um sie in Augenschein zu nehmen, Mona, die sich mit Sicherheit so weit wie möglich aus dem Fenster gelehnt hatte, das breite und tastende Grinsen der Jungen, aufmunternde Sarkasmen die Hauswand rauf und runter, ehe das Fenster wieder zuknallte und sie sich abermals auf das Fahrrad konzentrieren konnten, mit anhaltendem Grinsen und Worten, die niemand hören konnte.

Hinter Carl ging die Haustür auf. Der Vater kam heraus und ließ im Vorbeigehen etwas fallen, es klatschte auf die Steinstufe, ein...
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Autor

Roy Jacobsen schreibt Romane, Erzählungen und Kinderbücher und gilt als einer der wichtigsten Autoren Norwegens. Bei C.H.Beck erschienen die ersten drei Romane seiner Barrøy-Saga unter dem Titel "Die Unsichtbaren" (2019), der vierte "Die Kinder von Barrøy" 2021. Mit dem ersten dieser Romane war Jacobsen auf der Shortlist des Man Booker International und des Dublin Awards. Der Autor lebt in Olso.
Gabriele Haefs, Autorin, Herausgeberin und Übersetzerin, erhielt u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (zusammen mit Jostein Gaarder) und den Königlich Norwegischen Verdienstorden, Ritter 1. Klasse. Sie übersetzte u.a. Karin Fossum, Jostein Gaarder, Elin Brodin, Åsa Larsson, Lena Andersson und die Werke ihres Mannes Ingvar Ambjørnsen.
Andreas Brunstermann übersetzt Belletristik und Sachbücher aus dem Norwegischen, Schwedischen und Englischen.