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Der letzte Zug nach Schottland

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
OKTOPUS by Kampaerschienen am27.07.2023
Inspector Alan Grant von Scotland Yard reist mit dem Zug nach Schottland. Gemeinsam mit einem alten Schulkameraden will er in den High­lands eine Auszeit nehmen, die herrliche Land­schaft genießen und sich von der, im Wortlaut seines Arztes, »Überarbeitung« erholen. Kurz vor der Ankunft beobachtet Grant, wie es dem Schaffner im Abteil nebenan nicht gelingen will, einen Mitreisenden zu wecken - der Mann ist tot! Fast freut sich Grant ein bisschen, einmal nicht zuständig zu sein. Doch beim ersten Frühstück im Hotel fällt ihm eine Zeitung in die Hände, die er im Zug eingesteckt haben muss und die offenbar dem Toten gehörte. Ein rätselhaf­tes Gedicht, zwischen die Meldungen gekritzelt, weckt Grants detektivisches Interesse. Ob sich anhand der Handschrift und der merkwürdigen Verse etwas über die Identität des Mannes herausfinden lässt? Was als munterer Zeitvertreib beginnt, wird allmählich zu einer umfassenden Ermittlung, bei der Grant nicht nur das Gedicht entschlüsselt, sondern schließlich auch die Wahrheit über den Mord aufdeckt.

Josephine Tey ist das Pseudonym der schottischen Autorin Elizabeth MacKintosh (1896-1952), die vor allem für ihre Kriminalromane bekannt geworden ist. Mit dem Schreiben begann sie, nachdem sie ihre Arbeit als Sportlehrerin aufgeben musste, um ihre Mutter zu pflegen, die an Krebs erkrankt war. Nach deren Tod kümmerte sich Tey um den Vater und blieb auch danach in ihrem Elternhaus wohnen. Tey lebte sehr zurückgezogen, mied Interviews und öffentliche Auftritte. Sie starb im Alter von 55 Jahren während einer Reise nach London. Ihr Roman Alibi für einen König wurde von der englischen Autorenvereinigung Crime Writers' Association zum besten Kriminalroman aller Zeiten gewählt und 1969 mit dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextInspector Alan Grant von Scotland Yard reist mit dem Zug nach Schottland. Gemeinsam mit einem alten Schulkameraden will er in den High­lands eine Auszeit nehmen, die herrliche Land­schaft genießen und sich von der, im Wortlaut seines Arztes, »Überarbeitung« erholen. Kurz vor der Ankunft beobachtet Grant, wie es dem Schaffner im Abteil nebenan nicht gelingen will, einen Mitreisenden zu wecken - der Mann ist tot! Fast freut sich Grant ein bisschen, einmal nicht zuständig zu sein. Doch beim ersten Frühstück im Hotel fällt ihm eine Zeitung in die Hände, die er im Zug eingesteckt haben muss und die offenbar dem Toten gehörte. Ein rätselhaf­tes Gedicht, zwischen die Meldungen gekritzelt, weckt Grants detektivisches Interesse. Ob sich anhand der Handschrift und der merkwürdigen Verse etwas über die Identität des Mannes herausfinden lässt? Was als munterer Zeitvertreib beginnt, wird allmählich zu einer umfassenden Ermittlung, bei der Grant nicht nur das Gedicht entschlüsselt, sondern schließlich auch die Wahrheit über den Mord aufdeckt.

Josephine Tey ist das Pseudonym der schottischen Autorin Elizabeth MacKintosh (1896-1952), die vor allem für ihre Kriminalromane bekannt geworden ist. Mit dem Schreiben begann sie, nachdem sie ihre Arbeit als Sportlehrerin aufgeben musste, um ihre Mutter zu pflegen, die an Krebs erkrankt war. Nach deren Tod kümmerte sich Tey um den Vater und blieb auch danach in ihrem Elternhaus wohnen. Tey lebte sehr zurückgezogen, mied Interviews und öffentliche Auftritte. Sie starb im Alter von 55 Jahren während einer Reise nach London. Ihr Roman Alibi für einen König wurde von der englischen Autorenvereinigung Crime Writers' Association zum besten Kriminalroman aller Zeiten gewählt und 1969 mit dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704546
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.07.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1343 Kbytes
Artikel-Nr.12182796
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war ein Märzmorgen, sechs Uhr früh, und es war noch dunkel. Behäbig rollte der lange Zug in den spärlich beleuchteten Bahnhof, glitt schlängelnd mit einem sanften Klicken über die Weichen. In den Lichtkegel des Stellwerks und wieder ins Dunkel. Vorbei an den Signalmasten, an dem einsamen Smaragd unter funkelnden Rubinen. Weiter zur leeren grauen Öde des Bahnsteigs, der im Licht der Bogenlampen harrte.

Der Postzug aus London am Ziel seiner Reise.

Fünfhundert Schienenmeilen lagen im Dunkel zwischen ihm und Euston und dem vorigen Abend. Fünfhundert Meilen, das hieß mondbeglänzte Felder und schlummernde Dörfer; rußgeschwärzte Städte und rastlose Hochöfen; Regen, Nebel und Frost; Sturzbäche und Schneegestöber; Tunnel und Viadukt. Nun waren rechts und links die Umrisse der Berge aufgetaucht, es war sechs Uhr früh an einem trostlosen Märzmorgen, und nach all der Eile begab sich der Zug schweigsam, so, als sei nichts gewesen, zur Ruhe. Und nur einer unter all den Menschen, die sich in ihm drängten, seufzte nicht vor Erleichterung.

Von denen, die aufseufzten, seufzten zumindest zwei mit einer Erleichterung, die etwas geradezu Inbrünstiges hatte. Der eine war ein Reisender, der andere ein Bahnbediensteter. Der Reisende war Alan Grant, der Bahnbedienstete Murdo Gallacher.

Murdo Gallacher war Schlafwagenschaffner, und unter allen lebenden Wesen zwischen Thurso und Torquay war er das meistgehasste. Zwanzig Jahre lang hatte Murdo sich mit seiner tyrannischen Art das reisende Volk gefügig gemacht und ihm Tribut abgepresst. Das heißt, finanziellen Tribut. Der verbale kam unaufgefordert. Den Reisenden der ersten Klasse war er landauf, landab unter dem Namen Joghurt bekannt. (»Gütiger Gott, der alte Joghurt!«, pflegten sie zu sagen, wenn sie im düsteren, verqualmten Euston sein saures Gesicht erblickten.) Die Reisenden der dritten Klasse hatten eine ganze Reihe von Namen für ihn parat, bildhaft und nicht gerade zimperlich. Wie seine Kollegen ihn nannten, geht niemanden etwas an. Nur drei Leute hatten bei Murdo jemals das letzte Wort behalten: ein Viehtreiber aus Texas, ein Obergefreiter der Queen s Own Cameron Highlanders und eine stämmige Cockney-Frau - der Name ist nicht überliefert -, die ihm angedroht hatte, sie werde ihm mit ihrer Limonadenflasche eins über den kahlen Schädel geben. Weder Rang noch Fähigkeiten konnten Murdo beeindrucken: Er hasste das eine und verachtete das andere; vor körperlichem Schmerz allerdings hatte er eine panische Angst.

Zwanzig Jahre lang hatte Murdo Gallacher nie mehr als das absolut Notwendige getan. Die Arbeit war ihm langweilig geworden, bevor er auch nur eine Woche im Dienst war, aber er hatte erkannt, dass sie eine Goldgrube war, und er war dabeigeblieben, um sie auszubeuten. Wenn man von Murdo den Morgentee serviert bekam, dann bekam man dünnen Tee, aufgeweichte Kekse, schmutzigen Zucker, ein verkleckertes Tablett und keinen Löffel; aber kam Murdo dann später das Geschirr holen, dann blieben einem die tadelnden Worte, die man schon einstudiert hatte, im Halse stecken. Hin und wieder mochte vielleicht ein Flottenadmiral oder jemand von vergleichbarem Kaliber die Bemerkung riskieren, es sei verflucht schlechter Tee, aber die Mehrheit der Fahrgäste lächelte und zahlte. Zwanzig Jahre lang hatten sie gezahlt, kleinlaute Opfer von Tyrannei und Erpressung. Und Murdo hatte kassiert. Mittlerweile gehörten ihm eine Villa in Dunoon und eine Fischbudenkette in Glasgow, und sein Bankkonto konnte sich ebenfalls sehen lassen. Er hätte sich schon vor Jahren zur Ruhe setzen können, aber er konnte sich nicht damit abfinden, dass er dann einen Teil seines Pensionsanspruches verlieren würde; also ertrug er die Langeweile noch ein kleines bisschen länger und hielt sich dafür schadlos, indem er sich um den Morgentee überhaupt nur kümmerte, wenn die Reisenden von sich aus mit einem solchen Ansinnen an ihn herantraten; und manchmal, wenn er sehr schläfrig war, vergaß er die Bestellungen auch dann. Das Ende einer jeden Fahrt begrüßte er mit der Erleichterung eines Mannes, der eine Strafe abzusitzen hat und seiner baldigen Entlassung entgegensieht.

Alan Grant betrachtete die Lichter des Bahngeländes, die an seinem beschlagenen Fenster vorbeizogen, und lauschte dem sanften Geräusch der Räder, die über die Weichen klickten. Er war erleichtert, denn das Ende der Reise bedeutete für ihn zugleich das Ende seiner nächtlichen Qualen. Grant hatte die Nacht damit zugebracht, die Tür zum Gang nicht zu öffnen. Hellwach hatte er auf seiner teuren Pritsche gelegen und Stunde um Stunde abgeschwitzt. Der Schweiß war ihm nicht etwa ausgebrochen, weil es zu heiß im Abteil gewesen wäre - die Belüftung vollbrachte wahre Wunder -, sondern (Welch Elend! Welche Schande! Welche Demütigung!), weil es sich bei dem Abteil um einen KLEINEN ABGESCHLOSSENEN RAUM handelte. Für das ungeübte Auge war es nichts weiter als ein schmuckes kleines Zimmer mit Bett, Waschbecken, Spiegel, verschiedenen Gepäckablagen, Regalbrettern, die man nach Belieben hervorholen oder wieder verschwinden lassen konnte, einer hübschen kleinen Schublade für die Wertsachen, sofern man welche hatte, und einem Haken für die Uhr, sofern sie nicht gerade beim Pfandleiher war. Der Eingeweihte hingegen, der beklagenswerte, gejagte Eingeweihte erkannte es als KLEINEN ABGESCHLOSSENEN RAUM.

Der Arzt hatte von Überarbeitung gesprochen.

»Legen Sie die Hände in den Schoß, und gehen Sie die Sache locker an«, hatte er in seiner Praxis in der Wimpole Street gesagt, ein elegant gekleidetes Bein über das andere geschlagen und sich an der Erlesenheit des Tuches ergötzt.

Grant konnte sich nicht vorstellen, dass er die Hände in den Schoß legen sollte; und »locker angehen« schien ihm als Formulierung abscheulich und als Lebensweise verachtenswert. Locker angehen. Fett ansetzen und dann zu Tisch. Eine geistlose Befriedigung niederer Instinkte. Locker angehen! Der Klang des Wortes selbst war ja schon eine Beleidigung. Hörte sich wie ein Schnarchen an.

»Haben Sie irgendwelche Hobbys?«, hatte der Doktor gefragt, während sein bewundernder Blick sich seinen Schuhen zuwandte.

»Nein«, hatte Grant kurz angebunden erwidert.

»Was machen Sie denn im Urlaub?«

»Ich angle.«

»Sie angeln?«, fragte der Seelenkundler, für einen Augenblick aus seinen narzisstischen Betrachtungen gerissen. »Und das ist für Sie kein Hobby?«

»Ganz und gar nicht.«

»Wie würden Sie es denn sonst nennen?«

»Eine Mischung aus Sport und Religion.«

Und da hatte der Mann aus der Wimpole Street gelächelt und plötzlich geradezu menschlich ausgesehen; seine Gesundung, hatte er ihm versichert, sei nur eine Frage der Zeit. Der Zeit und der Entspannung.

Nun, zumindest hatte er es geschafft, die Nacht über die Tür nicht zu öffnen. Aber es war ein schwer erkämpfter Triumph. Er fühlte sich leer und ausgelaugt; ein Nichts auf zwei Beinen. »Wehren Sie sich nicht dagegen«, hatte der Doktor gesagt. »Wenn Sie meinen, Sie müssen ins Freie, dann gehen Sie ins Freie.«

Aber wenn er in der vergangenen Nacht diese Tür geöffnet hätte, wäre das für ihn eine so vernichtende Niederlage gewesen, dass er sich nie wieder davon erholt hätte, davon war er überzeugt. Eine bedingungslose Kapitulation vor den Mächten des Irrationalen. Also hatte er auf seiner Pritsche gelegen und vor sich hin geschwitzt. Und die Tür war verschlossen geblieben.

Aber nun, in der unerbittlichen Dunkelheit des frühen Morgens, im freud- und gesichtslosen Dunkel, da kam er sich so wenig heldenhaft vor, als habe er eine Niederlage erlitten. »So muss Frauen nach einer schweren Geburt zumute sein«, dachte er, mit jener Distanz zu sich selbst, die Wimpole Street anerkennend vermerkt hatte. »Aber die haben wenigstens hinterher das Balg zum Vorzeigen. Und was habe ich?«

Seinen Stolz wahrscheinlich. Stolz darauf, dass er eine Tür nicht geöffnet hatte, die zu öffnen es nicht den geringsten Grund gegeben hatte. So weit war es also gekommen!

Nun aber öffnete er sie. Er öffnete sie widerwillig, und die Ironie dieses Widerwillens blieb ihm nicht verborgen. Es war ihm zuwider, sich dem Morgen, dem Leben zu stellen. Er wünschte, er könne sich von Neuem auf das zerwühlte Lager werfen und schlafen, schlafen, schlafen.

Joghurt hatte ihm keine Hoffnungen gemacht, er werde sich um seine zwei Koffer kümmern, also nahm er sie selbst, stopfte das Bündel ungelesener Zeitschriften unter den Arm und ging hinaus auf den Gang. Im engen Vorraum stapelten sich die Gepäckstücke der spendableren Reisenden bis fast an die Decke, sodass die Tür kaum noch zu sehen war; Grant ging den Gang hinunter zum zweiten Wagen der ersten Klasse. Auch da verstellten die hüfthoch gestapelten Besitztümer der Privilegierten den vorderen Ausgang, und er folgte dem Gang zum gegenüberliegenden Ende. Währenddessen kam Joghurt höchstpersönlich aus seinem Kabuff weiter hinten hervor, um Nummer B Sieben davon in Kenntnis zu setzen, dass der Zug sich dem Zielbahnhof näherte. Nummer B Sieben hatte, wie überhaupt jede Nummer, das verbriefte Recht, den Zeitpunkt, zu dem er den Zug verließ, nach Belieben selbst zu bestimmen; aber Joghurt hatte natürlich nicht die geringste Absicht, sich hier die Beine in den Bauch zu stehen, während jemand anderes sich ausschlief. Also pochte er heftig an die Tür von B Sieben und betrat dann das Abteil.

Als Grant sich zur offenen Tür vorgearbeitet hatte, war Joghurt gerade dabei, B Sieben, der voll bekleidet auf seinem Bett lag, am Jackenärmel zu schütteln. »Kommen Sie, Sir, kommen Sie!«, drängte er...
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Josephine Tey ist das Pseudonym der schottischen Autorin Elizabeth MacKintosh (1896-1952), die vor allem für ihre Kriminalromane bekannt geworden ist. Mit dem Schreiben begann sie, nachdem sie ihre Arbeit als Sportlehrerin aufgeben musste, um ihre Mutter zu pflegen, die an Krebs erkrankt war. Nach deren Tod kümmerte sich Tey um den Vater und blieb auch danach in ihrem Elternhaus wohnen. Tey lebte sehr zurückgezogen, mied Interviews und öffentliche Auftritte. Sie starb im Alter von 55 Jahren während einer Reise nach London. Ihr Roman Alibi für einen König wurde von der englischen Autorenvereinigung Crime Writers' Association zum besten Kriminalroman aller Zeiten gewählt und 1969 mit dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet.