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Espresso im Herzen

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Ein Urlaub mit Freunden am Comer See in Italien, der Heimat seiner Mutter - so entspannt hat Marco sich den Sommer vorgestellt. Doch die Begegnung mit Matteo ändert alles. Der italienische Koch verdreht Marco vollständig den Kopf - und das, obwohl Marco sich doch eigentlich nicht mehr verlieben wollte. Zwischen den Wellen des Comer Sees, dem Duft von Pizza und der italienischen Sonne lässt Marco sich auf echte Gefühle ein. Doch ist Matteo ebenfalls dazu bereit?

Jess Schönrock ist in ihrem Leben que(e)r durch Deutschland gezogen, um heute bei ihrer Frau in Bayern zu leben. Das Schreiben begleitet sie bereits seit beinahe zwei Dekaden. Die wertschätzende Darstellung der queeren Community ist eine Herzensangelegenheit. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sie sich für die Sichtbarkeit queerer Belange sowie der Community und einer entsprechenden Aufklärung. Jess Schönrock ist Teil einer queeren Organisation und lebt nach dem Motto 'be loud and proud'.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,99

Produkt

KlappentextEin Urlaub mit Freunden am Comer See in Italien, der Heimat seiner Mutter - so entspannt hat Marco sich den Sommer vorgestellt. Doch die Begegnung mit Matteo ändert alles. Der italienische Koch verdreht Marco vollständig den Kopf - und das, obwohl Marco sich doch eigentlich nicht mehr verlieben wollte. Zwischen den Wellen des Comer Sees, dem Duft von Pizza und der italienischen Sonne lässt Marco sich auf echte Gefühle ein. Doch ist Matteo ebenfalls dazu bereit?

Jess Schönrock ist in ihrem Leben que(e)r durch Deutschland gezogen, um heute bei ihrer Frau in Bayern zu leben. Das Schreiben begleitet sie bereits seit beinahe zwei Dekaden. Die wertschätzende Darstellung der queeren Community ist eine Herzensangelegenheit. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sie sich für die Sichtbarkeit queerer Belange sowie der Community und einer entsprechenden Aufklärung. Jess Schönrock ist Teil einer queeren Organisation und lebt nach dem Motto 'be loud and proud'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757950699
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten406 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1873
Artikel-Nr.12205327
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Pro­log
Sonntag, 15. Mai

Durch den Spalt zwi­schen den Vor­hän­gen strahlt mir ein schma­ler Strei­fen Son­nen­licht übers Ge­sicht. Ich blinz­le und mur­re un­zu­frie­den. Die Er­in­ne­run­gen an die letz­te Nacht ver­trei­ben den Schlaf, noch be­vor ich dazu be­reit bin.

Das zwei­te Ge­wicht auf der Ma­trat­ze, mit dem ich ein­ge­schla­fen bin, ist ver­schwun­den. Ent­täuscht stel­le ich mich der Re­a­li­tät: Er ist fort.

Mir war be­wusst, dass es nur um Sex ging, doch hät­te ich ges­tern Abend ah­nen kön­nen, dass es sich nach so viel mehr an­fühlt? Mein Kör­per re­a­giert auf die sinn­li­che Er­fah­rung mit dem Mann, des­sen grü­ne Au­gen im­mer­zu auf­merk­sam auf mich ge­rich­tet wa­ren. Die lei­se ge­flüs­ter­ten Fra­gen nach mei­nem Wohl­be­fin­den wa­ren so viel ero­ti­scher als die blo­ße kör­per­li­che Be­frie­di­gung, die ich von One-Night-Stands ge­wohnt bin.

Es ist naiv, doch ich habe mir beim Ein­schla­fen ge­wünscht, dass er das­sel­be ge­fühlt hat.

Die Näch­te in Ober­ita­li­en sind Mit­te Mai be­reits an­ge­nehm warm - die letz­te war je­doch be­son­ders heiß. Da ich mit den Ge­dan­ken an ihn kei­nen Schlaf mehr fin­den wer­de, ent­schlie­ße ich mich, auf­zu­ste­hen.

Die dün­ne Bett­de­cke glei­tet mei­nen nack­ten Ober­kör­per hin­ab, als ich die Bei­ne über die Bett­kan­te rut­schen las­sen. Dem zer­wühl­ten Bett­la­ken ne­ben mir ver­su­che ich kei­ne wei­te­re Be­ach­tung zu schen­ken.

Vor dem Fens­ter be­grüßt mich der An­blick des Gar­tens und lässt mich lä­cheln. Seit ei­ni­gen Jah­ren ver­brin­ge ich den Som­mer im Hei­mat­land mei­ner Mut­ter - und die Vor­freu­de auf das nächs­te Mal be­ginnt, wenn ich auf der Via Re­gi­na Tre­mez­zo ver­las­se und zu­rück nach Mün­chen fah­re.

Bei mei­ner gest­ri­gen An­kunft war es be­reits dämm­rig und die dich­ten Wol­ken so­wie der tief­lie­gen­de Ne­bel ha­ben den Co­mer See wie einen dunk­len Spie­gel aus­se­hen las­sen. Ein Weg führt zwi­schen Pal­men und Oli­ven­bäu­men hin­ab zu der Fe­rie­n­an­la­ge, die Tan­te Gia­da ge­hört. In dem El­tern­haus von Mama und Gia­da be­fin­det sich mei­ne Zwei-Zim­mer-Woh­nung. Als mei­ne El­tern sich ent­schie­den ha­ben, ihre Ur­lau­be an fer­ne­ren Or­ten zu ver­brin­gen, ha­ben sie mir die Flä­che im Erd­ge­schoss über­tra­gen.

Nicht nur mei­ne Her­kunft ist ge­teilt zwi­schen Deut­sch­land und Ita­li­en, son­dern auch mein Herz, das sich an die­sem Ort ge­nau­so hei­misch fühlt wie im Tru­bel der baye­ri­schen Haupt­stadt.

Heu­te ist der Him­mel na­he­zu wol­ken­los, die Son­ne ver­spricht der Re­gi­on Tre­mez­zi­na einen vor­som­mer­li­chen Tag. Doch der schö­ne Aus­blick kann mich nicht von mei­nen Ge­dan­ken ab­len­ken, wie ich ge­hofft habe.

Das Pro­blem ist nicht der Sex, ich habe Freu­de an zärt­li­chen Kör­per­lich­kei­ten, der Ek­ta­se, Be­frie­di­gung und der In­nig­keit. Es sind One-Night-Stands, für die ich nicht ge­macht bin, weil sie mein Herz in ei­nem Meer aus Scher­ben zu­rück­las­sen, denn sie er­in­nern mich dar­an, dass ich ein­sam bin. Na­tür­lich hät­te ich ein­fach Nein sa­gen kön­nen - doch in dem Mo­ment, als ich ihn ge­se­hen habe, kam mir die­se Op­ti­on gar nicht in den Sinn. Er war at­trak­tiv und sein Lä­cheln ver­füh­re­risch.

Als ich mich vom Fens­ter um­dre­he, bli­cke ich di­rekt in die Spie­gel­front der Schrank­wand. Auch wenn ich es bis zu die­sem Punkt ver­mie­den habe, die lee­re Bett­hälf­te zu be­trach­ten, sehe ich sie nun in der Spie­ge­lung.

Nach­denk­lich zup­fe ich an mei­nen Lo­cken her­um und fra­ge mich, was er in mir ge­se­hen hat. Die Er­in­ne­rung an sei­ne dunk­le Stim­me ist noch sehr prä­sent, eben­so wie der war­me Atem, der mei­nen Hals ent­lang­strich, als er sich am Fähr­ha­fen von Ca­de­nab­bia zu mir beug­te. Auf Eng­lisch raun­te er mir zu, dass er am Abend noch Zeit habe. Die ein­zel­nen Sil­ben roll­ten ihm so sinn­lich und me­lo­disch über die Lip­pen, dass ich da­von über­zeugt war, dass er Ita­lie­ner sein muss­te.

Wie hät­te ich Nein sa­gen kön­nen?

Ich seuf­ze schwer, strei­che mir mit bei­den Hän­den durch mei­ne Lo­cken, spü­re das kurz­ra­sier­te Haar des Un­der­cuts mei­ne Han­din­nen­flä­chen kit­zeln. Die Au­gen öff­ne ich erst wie­der, als ich den Nacken er­reicht habe.

Mei­ne Mut­ter hat im­mer ge­sagt, dass al­les aus ei­nem be­stimm­ten Grund pas­siert und un­se­re Ent­schei­dun­gen uns an den Ort füh­ren, an dem wir sein sol­len. Jah­re­lang habe ich sie da­für be­lä­chelt und die Frei­heit für mich be­an­sprucht, dass ich mei­nes ei­ge­nen Schick­sals Schmied bin.

Nach dem gest­ri­gen Abend­es­sen mit Gia­da woll­te ich mir die Bei­ne ver­tre­ten, ob­wohl es be­reits spät war. Aus Ge­wohn­heit zog es mich zum Fähr­ha­fen von Ca­de­nab­bia. Ich hat­te nicht vor, die Fäh­re zu neh­men, doch der zehn­mi­nü­ti­ge Fuß­weg in die an­schlie­ßen­de Ort­s­chaft war ge­nau die Län­ge, die ich mir vor­ge­stellt hat­te, um den Kopf zu lüf­ten.

Die Re­stau­rants und Bars ent­lang der Ufer­pro­me­na­de lock­ten mit Wär­me, Mu­sik und schmack­haf­ten Ge­rü­chen, doch mein Ziel blieb der Fähr­ha­fen, von wo aus man di­rekt auf die Lich­ter von Bel­la­gio am an­de­ren Ufer se­hen kann.

Eine gan­ze Wei­le stand ich am Ha­fen, die Arme auf das Ge­län­der ge­stützt, und dach­te über den Roadt­rip nach, den ich mit mei­nen Freun­den für kom­men­de Wo­che ge­plant habe.

Hin­ter mir bil­de­ten die Au­tos eine Schlan­ge für das Boar­ding der Fäh­re nach Bel­la­gio oder Va­ren­na. Ich hör­te Stim­men, ohne ge­nau zu ver­ste­hen, wor­um es in den Ge­sprä­chen ging. Und dann be­merk­te ich ihn.

Er stand we­ni­ge Schrit­te von mir ent­fernt. Sei­ne grü­nen Au­gen fi­xier­ten mich so in­ten­siv, dass ich schau­der­te. Noch be­vor sei­ne fi­li­gra­nen, rau­en Hän­de über mei­ne Haut stri­chen, war es sein Blick, der un­ter mei­ne Klei­dung zu wan­dern schien.

Ich dreh­te mich um und mus­ter­te ihn. Das schwa­r­ze Haar im Wet-Look. Sei­ne vol­len Lip­pen form­ten ein ver­füh­re­ri­sches Lä­cheln und einen Atem­zug spä­ter stand er mit­ten in mei­nem per­sön­li­chen Raum. Eine Hand­breit trenn­te sei­ne Brust von mei­ner. An­stel­le der lei­sen Ge­sprä­che der Men­schen um uns her­um hör­te ich das Blut in den Oh­ren rau­schen.

Auf­for­dernd hob er die dich­ten Au­gen­brau­en, ab­war­tend, ob ich Ab­stand neh­men wür­de, be­vor er sich zu mir beug­te.

Mir ist klar, dass ich mich ab­len­ken muss, sonst ste­he ich noch am Abend her­um und star­re Lö­cher in die Luft. Ich gehe zum Klei­der­schrank und las­se den un­aus­ge­pack­ten Kof­fer ne­ben der Zim­mer­tür links lie­gen.

Wäh­rend ich auf der Su­che nach et­was zum An­zie­hen die Bü­gel nur un­ent­schlos­sen hin und her schie­be, gebe ich die Hoff­nung auf, dass ich ihn als­bald ver­ges­sen wer­de. Am liebs­ten wür­de ich Fe­lix, Sa­mi­ra und Paul von ihm er­zäh­len, da­mit sie mir den Kopf zu­recht­rü­cken und mich in die Re­a­li­tät zu­rück­ho­len: Man ver­knallt sich nicht in One-Night-Stands. Doch ich schä­me mich, ih­nen zu beich­ten, dass ich den­sel­ben Feh­ler er­neut be­gan­gen habe.

Mit dem kla­ren Ziel ei­ner kal­ten Du­sche ver­las­se ich mein Zim­mer, nur um ir­ri­tiert hin­ter der Tür­schwel­le ste­hen zu blei­ben. Der in­ten­si­ve, ha­sel­nus­s­ähn­li­che Ge­ruch von Es­pres­so liegt in der Luft. Seit mei­ner An­kunft habe ich die Kü­che nicht be­tre­ten.

Mein Herz­schlag nimmt Fahrt auf, als ich mit schnel­len Schrit­ten durch den Kor­ri­dor zur Wohn­kü­che gehe. Der ra­ti­o­na­le Teil mei­ner selbst wapp­net sich be­reits für die Ent­täu­schung, die ich einen Mo­ment spä­ter mit vol­ler Wucht spü­re. Na­tür­lich lehnt er nicht an der Ar­beits­plat­te und nippt an ei­nem Es­pres­so.

Einen Au­gen­blick blei­be ich im Tür­rah­men ste­hen und wün­sche mir, dass es an­ders wäre. Erst das Klin­geln mei­nes Han­dys holt mich in die Re­a­li­tät zu­rück. Ich fol­ge dem Ge­räusch zur Gar­de­ro­be und schaue nach, wer mich an­ruft. Es ist mei­ne Tan­te.

»Pron­to«, be­ant­wor­te ich den An­ruf und gehe zu­rück in die Kü­che.

»Buon­gior­no, Ma­r­co. Bist du end­lich wach? Als ich die Tü­ren ge­hört habe, dach­te ich, du bist be­reits auf den Bei­nen. Hast du nicht mit­be­kom­men, dass ich ge­klopft habe?« Gia­da macht eine kur­ze Pau­se, doch ich ver­pas­se den Ein­satz, um mich zu er­klä­ren. Kur­zer­hand spricht sie wei­ter. »Ich fah­re gleich nach Len­no. Ei­ner der Gäs­te hat sich über die trop­fen­de Du­sche be­schwert, ich wer­de mich dar­um und um ein paar an­de­re Re­pa­ra­tu­ren küm­mern. Kannst du den Check-In in Haus zwei über­neh­men?«

Mei­ne Tan­te be­sitzt meh­re­re Fe­ri­en­woh­nun­gen an der West­sei­te des...

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