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Das Rätsel der Trinität

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
138 Seiten
Deutsch
Verlag Freies Geisteslebenerschienen am01.08.2023
Ein Rätsel fu?r unsere Zeit Vater, Sohn und Heiliger Geist - was hat uns diese Dreifaltigkeit heute zu sagen? Michael Debus skizziert aus anthroposophischer Perspektive die Bedeutung des Begriffs der Trinität sowie seine Geschichte als kirchliches Dogma und zeigt, dass er ein Rätsel darstellt, dessen Lösung erst die gegenwärtige Menschheit zu finden vermag und die einen Weg in die Zukunft des Christentums weist.

Michael Debus, geboren 1943, studierte in Tübingen und Erlangen Mathematik, Physik und Philosophie. Nach seiner theologischen Ausbildung wurde er Pfarrer der Christengemeinschaft in der Gemeinde Stuttgart. Viele Jahre war er in der Leitung der Freien Hochschule der Christengemeinschaft (Priesterseminar) in Stuttgart tätig.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR24,99

Produkt

KlappentextEin Rätsel fu?r unsere Zeit Vater, Sohn und Heiliger Geist - was hat uns diese Dreifaltigkeit heute zu sagen? Michael Debus skizziert aus anthroposophischer Perspektive die Bedeutung des Begriffs der Trinität sowie seine Geschichte als kirchliches Dogma und zeigt, dass er ein Rätsel darstellt, dessen Lösung erst die gegenwärtige Menschheit zu finden vermag und die einen Weg in die Zukunft des Christentums weist.

Michael Debus, geboren 1943, studierte in Tübingen und Erlangen Mathematik, Physik und Philosophie. Nach seiner theologischen Ausbildung wurde er Pfarrer der Christengemeinschaft in der Gemeinde Stuttgart. Viele Jahre war er in der Leitung der Freien Hochschule der Christengemeinschaft (Priesterseminar) in Stuttgart tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783772543982
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.08.2023
Seiten138 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1851 Kbytes
Artikel-Nr.12229842
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2.
Polytheismus und Monotheismus

Vom Kopf bis zum Fuß

Bin ich Gottes Bild

Vom Herzen bis in die Hände

Fühl ich Gottes Hauch

Sprech ich mit dem Mund

Folg ich Gottes Willen

Wenn ich Gott erblick

Überall, in Mutter, Vater,

In allen lieben Menschen

In Tier und Blume

In Baum und Stein,

Gibt Furcht mir nichts

Nur Liebe zu allem

Was um mich ist.

Rudolf Steiner8

Das ursprüngliche religiöse Erleben geht von der natürlichen Umgebung aus, in die sich der Mensch eingebettet, von der er sich getragen und in bestimmten Momenten auch herausgefordert fühlt. Das Wetter, die Tages- und Jahreszeiten, die Pflanzenwelt und die Tiere sind entscheidende Bestandteile des menschlichen Lebens, sogar Grundlage der menschlichen Existenz überhaupt. Dieser ganze Kosmos, einschließlich des Menschen, ist einmal ins Dasein getreten durch das schöpferische Wirken höherer Wesen. Zu diesen Schöpfer-Wesen, zu den Göttern, erhebt der Mensch den Blick im «polytheistischen» religiösen Erleben. Da findet sich zuletzt der Ursprung der Religion in all den verschiedenen Formen, die sie dann im Altertum angenommen hat. Noch in der Spätantike findet sich bei den verschiedenen Völkern der für die jeweilige Kultur maßgebende Götterhimmel. Einige Namen aus der umfassenden griechischen Götterwelt seien als Beispiele genannt:

Aphrodite

Göttin der Liebe und der Schönheit

Apollon

Gott des Lichtes, des Frühlings, der Musik, des Gesanges, der Dichtkunst

Ares

Gott des Krieges

Athene

Göttin der Weisheit

Demeter

Göttin des Ackerbaus

Helios

Gott des Feuers und der Schmiedekunst

Hermes

Gott der Fruchtbarkeit, des Handels; Götterbote und Begleiter der Toten

Pan

Wald- und Weidegott; Beschützer der Herden, der Hirten und der Jäger

Poseidon

Gott des Meeres; Erreger der Erdbeben

Selene

Mondgöttin

Zeus

Gott des Himmels, des Lichtes und des Blitzes

Der zitierte Spruch Rudolf Steiners hat erkennbar einen polytheistischen Charakter: «Gott» wird überall geschaut, «in Mutter, Vater, / In allen lieben Menschen, / In Tier und Blume, / In Baum und Stein ⦻ In dieser Weise Gott in den verschiedenen Erscheinungen der Sinneswelt konkret zu erleben ist die Grundlage der Erfahrung einer Vielheit von Göttern.

Eine ganz andere Orientierung zeigt dieser Spruch:

Der Sonne liebes Licht,

Es hellet mir den Tag;

Der Seele Geistesmacht,

Sie gibt den Gliedern Kraft;

Im Sonnen-Lichtes-Glanz

Verehre ich, o Gott

Die Menschenkraft, die Du

In meine Seele mir

So gütig hast gepflanzt,

Daß ich kann arbeitsam

Und lernbegierig sein.

Von dir stammt Licht und Kraft,

Zu dir ström Lieb und Dank.

Rudolf Steiner9

Hier wird Gott nicht in den Erscheinungen der Sinneswelt «erblickt», sondern unmittelbar als ein «Du» angesprochen, das dem einzelnen Menschen gegenüber als handelnder Gott erscheint: «Im Sonnen-Lichtes-Glanz / Verehre ich, o Gott, / Die Menschenkraft, die Du / In meine Seele mir / So gütig hast gepflanzt.» Das «Handeln Gottes» richtet sich auf die Beziehung des Menschen zum Kosmos, zwischen der «Seele» des Menschen und dem «Sonnen-Lichtes-Glanz». Diese Erfahrung des einen Gottes und einer keimhaften Ich-Du-Beziehung zu ihm, entspricht dem Wesen des Monotheismus.

Im Geschichtsverlauf findet sich das Urbild der monotheistischen Religion beim alttestamentlichen Volk Israel. Dessen Monotheismus entsteht erst durch den «Bund»10, den Gott Jahve mit ihm schließt. Der erste Akt dieses Bundes besteht darin, dass das Volk Israel aus Ägypten auswandern soll. Mose als der von Jahve Berufene und Beauftragte führt die Israeliten auf einer vierzig Jahre währenden Wüsten-Wanderung endlich in das neue Land Kanaan. Zuvor war Ägypten mit seiner Mysterienkultur für etwa 400 Jahre der polytheistisch geprägte Lebensraum dieses Volkes gewesen.11

Dann folgt der nächste Akt dieses Bundes. Mose empfängt auf dem Berg Sinai in der Wüste die Zehn Gebote, zunächst als das Fundament einer ganz neuen Beziehung von Mensch zu Gott und von Gott zu Mensch, die wir Monotheismus nennen. Der Weg allerdings, den das Volk gehen soll, vom Polytheismus Ägyptens hin zum strengen Monotheismus vom Berg Sinai, verlangt eine fast übergroße innere Umformung jedes einzelnen Menschen mit immer wieder sich ereignenden Rückfällen.12 Dieser Prozess bedarf der langen Zeitspanne von vierzig Jahren und einer Umgebung, die keinerlei polytheistische Anregung durch «Tier und Blume, Baum und Stein» bietet, sondern wo überall ganz einheitlich Wüstensand ist. Und dann gehören diejenigen, die in Ägypten die vierzigjährige Wanderung begannen, - mit wenigen Ausnahmen - nicht mehr zu denen, die dann im neuen Land ankommen. Und entsprechend sind diejenigen, die ankommen, erst in der Wüste auf dem Weg geboren worden. So ist das Volk ein ganz anderes geworden. Als eindeutige Monotheisten im Sinne der Gebote Jahves13 folgen die Israeliten als das «auserwählte Volk»14 einem anderen Zeitgeist als die übrigen Völker dieser Periode. Und dann wird Polytheismus für das Erleben der Israeliten sogar noch das charakteristische Merkmal «heidnischer» Religionen mit ihrem scharf abzulehnenden «Götzendienst».

So führen die religiösen Orientierungen des Polytheismus und des späteren Monotheismus auch zu einer grundlegenden Differenzierung im kulturellen Leben der damaligen Zeit. Das uralte geistige Erbe jener Völker, die Gott in der Welt polytheistisch erleben, findet ja zugleich auch seinen Ausdruck in den Mysterienstätten des Altertums, wo die «Eingeweihten» aus dem Götter-Kosmos die Kulturimpulse empfangen, welche für die weitere Menschheitsentwicklung notwendig sind.

Der monotheistische Weg zu Gott ist ein anderer. Er führt ins Innere der Seele. Das «Du» zu Gott wird zum wahren «Ich» des Menschen. Als Mose von Gott den Auftrag bekommt, das Volk Israel aus Ägypten zu führen, stellt er die Frage nach dem Namen, dem wahren Wesen Gottes, dem Du. Darauf empfängt er die ganz neue Gottes-Offenbarung des Ich, die immer mehr die Menschen erfüllen soll.15 Mose fragt Gott: «Siehe, wenn ich zu den Söhnen Israel komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen: Was ist sein Name? Was soll ich dann zu ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Dann sprach er: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der Ich bin hat mich zu euch gesandt.» (2 Mose 313-15)

Zuletzt machen wir uns noch bewusst, dass die beiden verschiedenen Wege der Gottes-Erfahrung verbunden sind mit zwei im Grundsatz entsprechend verschiedenen Formen des Zeiterlebens. Das «zyklischen Zeiterleben» gründet sich auf die Erfahrung von Zeitenkreisen, von Zeitenrhythmen, von immer wiederkehrenden Erlebnissen. Vordergründig sind das Erlebnisse mit der äußeren Welt, dem Jahreslauf mit den immer wiederkehrenden Jahreszeiten, dem Tag-Nacht-Rhythmus und anderen Naturrhythmen. Das zyklische Erleben der Zeit und die polytheistische Erfahrung von Gott zeigen sich verwandt. In einer Veröffentlichung der Universität Linz finden sich entsprechende Ausführungen:

«In den meisten älteren (Hoch)Kulturen wurde Zeit über natürliche Zeitgeber beeinflusst. Im alten Ägypten z.B. gab es vier grundlegende Richtwerte zur Zeiterfassung. Dies waren der Lauf der Sonne, der den Tagesablauf regelte, der Mondzyklus, der rituelle und religiöse Feste beeinflusste, die Nilüberschwemmung, die den Neubeginn des landwirtschaftlichen Jahres bedeutete sowie das Auftauchen des Sirius, des hellsten Fixsterns am Himmel. Die Wiederkehr der Ereignisse und auch der Glaube an die Wiedergeburt weisen auf ein an der Natur orientiertes rhythmisches Zeiterlebnis hin.»16

Das «lineare Zeiterleben» geht dagegen nicht von einem Kreislauf aus, sondern von der Linie Vergangenheit â Gegenwart â Zukunft. Alle Ereignisse haben eine Ursache in der Vergangenheit und eine Wirkung in der Zukunft. Das entspricht dem monotheistischen Ich-Erleben des Menschen, das immer eine Erfahrung zwischen...
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Autor

Michael Debus, geboren 1943, studierte in Tübingen und Erlangen Mathematik, Physik und Philosophie. Nach seiner theologischen Ausbildung wurde er Pfarrer der Christengemeinschaft in der Gemeinde Stuttgart. Viele Jahre war er in der Leitung der Freien Hochschule der Christengemeinschaft (Priesterseminar) in Stuttgart tätig.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt