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Sonne an dunklen Tagen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Verlag Jungbrunnenerschienen am01.08.2023
Afghanistan im Jahr 2021, die Taliban haben wieder die Macht an sich gerissen. Parvana hat eine Schule für Mädchen gegründet, und ihr Sohn Rafi soll in New York auf die Ballettschule kommen. Doch eine Explosion auf dem Flughafen in Kabul macht Rafis Träume zunichte, und er muss allein den Weg nach Hause finden. Gleichzeitig fliehen die Mädchen vor den Taliban in Richtung Berge, um sich eine neue Zuflucht aufzubauen. Rafi schafft es trotz aller Gräuel zurück zu seiner Mutter, mit Hilfe jener Menschen, denen Parvana früher geholfen hatte.

Deborah Ellis ist Schriftstellerin und Psychotherapeutin und lebt in Toronto. Sie verbrachte viele Monate in afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan, wo sie Gespräche mit Frauen und Mädchen führte. Die Geschichten, die sie dort hörte, und die Menschen, die sie kennenlernte, inspirierten sie zu 'Die Sonne im Gesicht' (Jungbrunnen 2001) und den Folgebänden 'Allein nach Mazar-e Sharif' und 'Am Meer wird es kühl sein'.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextAfghanistan im Jahr 2021, die Taliban haben wieder die Macht an sich gerissen. Parvana hat eine Schule für Mädchen gegründet, und ihr Sohn Rafi soll in New York auf die Ballettschule kommen. Doch eine Explosion auf dem Flughafen in Kabul macht Rafis Träume zunichte, und er muss allein den Weg nach Hause finden. Gleichzeitig fliehen die Mädchen vor den Taliban in Richtung Berge, um sich eine neue Zuflucht aufzubauen. Rafi schafft es trotz aller Gräuel zurück zu seiner Mutter, mit Hilfe jener Menschen, denen Parvana früher geholfen hatte.

Deborah Ellis ist Schriftstellerin und Psychotherapeutin und lebt in Toronto. Sie verbrachte viele Monate in afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan, wo sie Gespräche mit Frauen und Mädchen führte. Die Geschichten, die sie dort hörte, und die Menschen, die sie kennenlernte, inspirierten sie zu 'Die Sonne im Gesicht' (Jungbrunnen 2001) und den Folgebänden 'Allein nach Mazar-e Sharif' und 'Am Meer wird es kühl sein'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783702659820
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.08.2023
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3033 Kbytes
Artikel-Nr.12232932
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Damsa schielte durch das Gitter, das ihre Augen verdeckte. Sie hatte noch nie eine Burka getragen, aber die Polizistin hatte zwei aus dem Polizeiwagen geholt, sich eine über den Kopf gezogen und darauf bestanden, dass Damsa in die andere schlüpfte.

Das ist für uns beide sicherer.

Es war auch sicherer, das Polizeiauto im wild wuchernden Gras neben der Ruine des Hauses zurückzulassen, von dessen Dach sich Damsa beinahe gestürzt hätte.

Die Taliban machen Jagd auf Frauen in Uniform , erklärte ihr die Polizistin.

Sie marschierten drei Stunden lang, und jedes Mal, wenn ein mit Talibankämpfern besetzter Pick-up auf der Straße zu sehen war, duckten und versteckten sie sich.

Jetzt waren sie endlich am Ziel.

Da sind wir.

Hohe graue Mauern rahmten ein großes, hellrosa gestrichenes Tor ein, das mit Blumen in Orange, Blau und Gelb bemalt war. Damsa las den Namen auf dem Tor.

Grünes Tal.

Die Polizistin klingelte und schlug dann ihre Burka zurück, damit die Augen auf der anderen Seite der kleinen Öffnung ihr Gesicht sehen konnten. Damsa hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde. Ein Mädchen in ihrem Alter machte die Tür in dem großen Tor auf.

Shauzia! Ein Junge von etwa elf Jahren ließ den großen Koffer fallen, den er im Hof gerade zu einem Wagen geschleppt hatte. Er lief auf die Polizistin zu und umarmte sie stürmisch. Ich dachte, du schaffst es nicht rechzeitig , sagte er.

Glaubst du wirklich, dass ich dich ans andere Ende der Welt gehen lasse, ohne richtig Abschied zu nehmen? , fragte Shauzia. Rafi, allein dafür, dass du so etwas denken kannst, sollte ich dich verhaften.

Rafi lachte. Maryam macht Mama das Leben schwer , sagte er.

Also immer dasselbe Theater. Shauzia drückte Rafi noch einmal an sich. Dann lief er über den Hof davon.

Mama! Shauzia ist da!

Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt , sagte das Mädchen, das sie hineingelassen hatte.

Und ich erst , antwortete die Polizistin. Das ist Damsa.

Hallo, Damsa , sagte das Mädchen. Ich bin Larmina. Ich hole dir etwas zu essen.

Larmina ließ sie im Hof zurück.

Shauzia führte Damsa zu einer Bank unter einem Baum. Du kannst die Burka ausziehen.

Damsa war froh, sitzen zu können. Sie war tagelang auf der Flucht gewesen, ohne Essen und mit sehr wenig Wasser. Aus Angst hatte sie auch kaum geschlafen.

Als sie jetzt endlich saß, schaffte sie es vor Erschöpfung nicht einmal mehr, sich die Burka selbst auszuziehen. Die Polizistin erledigte es für sie.

Larmina brachte ein Tablett mit Wasser, Datteln und Walnüssen und stellte es auf einem kleinen Tisch neben der Bank ab. Shauzia schenkte Damsa ein und reichte ihr das Glas, nahm sich dann selbst Wasser und setzte sich zu ihr.

Willkommen im Grünen Tal , sagte Shauzia und leerte ihr Glas.

Damsa versuchte ihr Glas an die Lippen zu führen, aber ihre Hand zitterte. Sie musste es in beide Hände nehmen, um ordentlich trinken zu können.

Dann sah sie sich um.

Überall war Farbe. So viel Farbe, dass Damsa die Welt, die sie gekannt hatte, im Vergleich dazu öde und staubig vorkam. Die hellen, weiß getünchten Mauern, die das Gelände umgaben, waren mit Mustern und Wandmalereien verziert. Teppiche und Decken hingen zum Lüften in der Sonne.

Sogar die Bank, auf der sie saß, war hellblau gestrichen und mit violetten Irisblüten bemalt.

Im Garten standen viele Beete in Blüte. Dazwischen schlängelten sich gepflegte Wege, die zu einem einstöckigen Haupthaus und mehreren kleineren Nebengebäuden weiter hinten führten. Das Haupthaus hatte ein großes Vordach zum Schutz vor Sonne und Regen.

Alles wirkte ordentlich, gleichzeitig ein bisschen durcheinander und voller Leben.

Der Hof im Haus von Damsas Vater war ganz aus grauem Stein gewesen, perfekt sauber gehalten von Bediensteten, die wie aufgeschreckte Mäuse davonhuschten, sobald sich ein Familienmitglied oder ein Gast zeigte. Ihrem Vater war es lieber, dass die Hilfen unsichtbar blieben.

Eine Frau mit sehr aufrechtem Gang und entschlossenem Gesichtsausdruck kam aus dem Haupthaus, ging zwei Schritte in Shauzias Richtung, drehte sich dann um und rief durch die offene Tür: Maryam, wenn du nicht in fünf Minuten hier draußen bist, fahren sie ohne dich!

Ich weiß nicht, warum du sie anschreist, Parvana , sagte Shauzia, die von der Bank aufgestanden war und über den Hof zu ihr ging. Du weißt genau, dass das sinnlos ist.

Sie müssen vor Einbruch der Dunkelheit im sicheren Haus sein , erklärte Parvana. Sie und Shauzia hoben den großen Koffer, den der Junge durch den Hof geschleppt hatte, in den offen stehenden Kofferraum. Ich will nicht, dass sie nachts auf der Straße sind.

Asif weiß das doch , sagte Shauzia.

Ich weiß was?

Ein Mann an Krücken, der ein leeres Hosenbein fein säuberlich nach oben geheftet hatte, trat mit zwei Rucksäcken über den Schultern auf den Hof.

Du weißt, wie du deiner Frau unnötige Sorgen ersparst.

Das weiß ich genau , sagte er, während er die beiden Rucksäcke auf dem Rücksitz des Wagens verstaute. Wie schlimm ist es da draußen?

Auf der Autobahn sind Taliban , sagte Shauzia. Wenn ihr auf den Nebenstraßen bleibt, solltet ihr es problemlos nach Kabul schaffen.

Inschallah , antwortete er. Prinzessin Maryam ist im Anmarsch.

Bald ist sie Noorias Problem , sagte Parvana. Sie umarmte Rafi. Asif kam dazu und umarmte sie beide.

Aus dem Haus war eine Stimme zu hören.

Ich bin hier. Ich bin fertig. Ich konnte mein Gold nicht finden. Ich habe alles, was ich mit der Musik verdient habe, in Goldketten angelegt, die ich mitnehmen kann, aber ich konnte sie nicht finden. Bis mir einfiel, dass ich sie schon um den Hals trage.

Eine Frau, jünger als Parvana und Shauzia und mit ihrer kunstvoll bestickten Tunika auch viel schöner gekleidet, trat in den Hof, einen kleinen Koffer hinter sich her ziehend.

Ich weiß nicht, warum wir so früh aufbrechen müssen , sagte sie. Unser Flug geht erst morgen Mittag.

Damsa ließ beinahe ihr Wasserglas fallen. Sie konnte nicht glauben, wen sie sah! Die ganze Erschöpfung war wie weggeblasen, sie sprang auf und flog förmlich über den Hof.

Sie sind Maryam Gulalai , rief sie. Sie sind Maryam Gulalai! Ich kenne alle Ihre Songs!

Maryams Gesichtsausdruck wechselte von ärgerlich aufgebracht zu huldvoll lächelnd. Wie nett ist das denn! , sagte sie und richtete sich ihren Tschador so, dass der Faltenwurf eleganter wirkte. Wie heißt du?

Damsa. Ich ⦠ich hab ein YouTube-Video aufgenommen, auf dem ich Ihre Mandelbäume in Blüte singe. Haben Sie es gesehen?

Ich schaue es mir an, wenn ich auf dem Flughafen bin , antwortete Maryam. Da werde ich Gott weiß wie viel Zeit haben. Sie warf Parvana einen zornigen Blick zu.

Steig ein, Maryam , sagte Parvana, aber als Maryam sich anschickte, ihren Worten zu folgen, packte Parvana sie und drückte sie fest. Ich liebe dich und ich bin so stolz auf dich , hörte Damsa sie sagen.

Damsa merkte, wie sie zur Seite geschoben wurde, als andere Mädchen aus dem Haus in den Hof drängten und tränenreich Abschied nahmen. Sie ging zu ihrer Bank zurück. Shauzia brachte die Mädchen nach ihrer Abschiedszeremonie zurück ins Haus.

Dann standen nur noch Parvana, Rafi, Asif und Maryam beim Wagen.

Rafi begann zu weinen. Mama! Lass mich nicht gehen! Ich will nicht weg!

Parvana kniete sich hin, um ihm in die Augen zu sehen. Doch, du willst. Du willst weggehen und ein berühmter afghanischer Balletttänzer werden. Du wirst allen anderen Schülern in deiner neuen Schule zeigen, was es heißt, hart zu arbeiten und große Träume zu haben. Du wirst so wunderbare Tänze erfinden, dass die Leute sagen werden: Das ist Afghanistan! Und falls du feststellst, dass das Tanzen nichts für dich ist, ist mir das recht, weil ich weiß, was immer du tust, du wirst ein gütiger, guter Mann sein. Und dein Vater und ich werden uns Visa besorgen und dich in Nullkommanichts in New York besuchen.

Shauzia kam mit einer ziemlich ramponierten Schultertasche zurück und gab sie Parvana. Parvana reichte sie Rafi.

Du weißt, was das ist , sagte sie. Die hat meinem Vater gehört, deinem Großvater....
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Autor

Deborah Ellis ist Schriftstellerin und Psychotherapeutin und lebt in Toronto. Sie verbrachte viele Monate in afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan, wo sie Gespräche mit Frauen und Mädchen führte. Die Geschichten, die sie dort hörte, und die Menschen, die sie kennenlernte, inspirierten sie zu "Die Sonne im Gesicht" und den Folgebänden "Allein nach Mazar-e Sharif" und "Am Meer wird es kühl sein".

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt