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Die Rechte der Pferde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Franckh-Kosmoserschienen am20.09.2023
Was bedeutet artgerechte Haltung und Pferdewohl? Welche Gesetze, Regeln und Rechte gibt es? Dieses Buch widmet sich den vieldiskutierten Fragen nach Individualitäts- und Persönlichkeitsrechten von Tieren und gibt Anregungen für eine artgerechte Haltung, bei der das Wohl des Pferdes im Mittelpunkt steht. Mit besonderem Blick auf die Regeln des Reitsports erklärt Autorin Marlitt Wendt, weshalb wir unser Verhältnis zu unseren Pferden überdenken sollten und wie ihre Bedürfnisse im Einklang mit Recht, Ethik und Moral geachtet und gewahrt werden könnenmehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextWas bedeutet artgerechte Haltung und Pferdewohl? Welche Gesetze, Regeln und Rechte gibt es? Dieses Buch widmet sich den vieldiskutierten Fragen nach Individualitäts- und Persönlichkeitsrechten von Tieren und gibt Anregungen für eine artgerechte Haltung, bei der das Wohl des Pferdes im Mittelpunkt steht. Mit besonderem Blick auf die Regeln des Reitsports erklärt Autorin Marlitt Wendt, weshalb wir unser Verhältnis zu unseren Pferden überdenken sollten und wie ihre Bedürfnisse im Einklang mit Recht, Ethik und Moral geachtet und gewahrt werden können
Details
Weitere ISBN/GTIN9783440508381
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.09.2023
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12233263
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


VOM REITERGLÜCK UND PFERDELEID

Die Reiterwelt ist tief erschüttert und gespalten. Es häufen sich kleinere, mittlere und riesige Skandale, oft wird zu Recht das Tierwohl im Pferdesport infrage gestellt. Manche dieser Skandale haben ihren Ursprung im Bereich der Profi-Reiterei, der vorgeworfen wird, nur den Profit und den sportlichen Erfolg zu sehen. Die Sportszene und deren Anhängerschaft zeigt wiederum bildlich gesprochen mit dem Finger auf die sogenannten Freizeitreiter, die ihre Pferde aus Unwissenheit vermeintlich pferdegerecht am langen Zügel und ohne Sattel, dafür mit weggedrücktem Rücken und ohne Ausbildung kaputt reiten würden und aus falscher Tierliebe dick und rund füttern. Diverse Tierschutzorganisationen stellen sogar die gesamte Reiterei und die Tierhaltung in menschlicher Hand komplett infrage und fordern Verbote.

Das Dilemma dabei ist, dass jede Fraktion in irgendeinem Punkt gute Gründe für diese Meinung und jene Ansicht haben und dass diese oft einfach als unumstößliche Tatsache vorgetragen wird, ohne konstruktiv aufeinander zuzugehen, die einzelnen Themenfelder und Aspekte sachlich zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Veränderungen entstehen allerdings nicht durch Schuldzuweisungen und dadurch, dass sich scheinbar unüberwindbare Fronten bilden, sondern aus einem ehrlichen Dialog heraus, einem wertschätzenden Miteinander, davon bin ich fest überzeugt. Und genau hier möchte ich mit diesem Buch ansetzen.

Ein Dialog kann nur funktionieren, wenn als Basis auch Fakten von Wünschen und Idealen getrennt und vor allem das wichtigste Gut in den Mittelpunkt gerückt wird: Die Rechte des Pferdes.

Darum soll es in den folgenden Kapiteln gehen. Die ethischen Grundlagen sollen ebenso zum Thema gemacht werden wie die vielen, wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um das Leid und das Wohlbefinden des Pferdes und die so schwierige Situation, die sich für alle Pferdeliebhaber durch die vielfältigen Ansprüche aus eigenen Wünschen, Haltungsfragen oder gesellschaftlichem Druck stellt. Denn eins ist klar: Das Thema ist hoch komplex.

Jede Situation ist anders, jedes Pferd-Mensch-Team tickt anders und jede Disziplin hat ihre eigenen Themenfelder. Daher soll das Buch vor allem zum Nachdenken anregen, nicht vorschnell zu urteilen, sondern die Gründe zu verstehen, warum es oft nicht ausreicht, etwas gut machen zu wollen, sondern es auch wirklich in Taten umzusetzen.

Als Verhaltensbiologin sehe ich meine Arbeit als die einer Botschafterin zwischen Forschung und Praxis, zwischen wissenschaftlichen Daten und der möglichen Interpretation. Als Vermittlerin setze ich mich an erster Stelle für die Rechte des Pferdes ein, da es ohne menschliche Vermittler keine Stimme hätte. Pferde sind uns insofern ausgeliefert, dass sämtliche Lebensbereiche von uns kontrolliert werden. Wir Menschen steuern das Pferdeleben schon vor der Geburt mit der Auswahl der Zuchttiere, um dann mit unseren Entscheidungen den gesamten Lebensweg mal mehr, mal weniger bewusst zu lenken.

Von der Wahl der Haltungsform, über Fragen zur Fütterung, Ausrüstung oder zu der präferierten Reitweise: Wir sind diejenigen, die Entscheidungen treffen und mit diesen ganz entscheidend zum Wohl unseres Pferdes beitragen können. Und das nicht nur auf unser eigenes Pferd bezogen, sondern auf das Pferdewohl insgesamt. Die gesamte Pferdebranche lebt von den Entscheidungen Einzelner. Wenn bestimmte Veranstaltungen nicht mehr besucht werden, überholtes Equipment nicht mehr nachgefragt wird und das psychische und physische Wohlbefinden des Pferdes im Vordergrund steht, dann wird sich nach und nach auch im Großen etwas verändern. Wir haben es alle in der Hand, etwas zu bewegen.
Gemeinsam sind wir stark

Mein Buch soll also auch dazu dienen, sich gegenseitig anzunähern und neugierig zu werden auf das Wissen rund um die Natur des Pferdes. Denn wir Pferdefreunde haben ja etwas gemeinsam: unsere Faszination für diese wundervollen Tiere. Teil dieser Faszination ist aus meiner Sicht auch, dass man nie auslernt, wie vielfältig das Wesen und das Verhalten der Pferde ist. Jedes Pferd ist anders und hat dementsprechend auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Dadurch ist es sehr spannend, die verschiedenen Bedürfnisse mit den diversen Ansprüchen und Wünschen von der menschlichen Seite her zu beleuchten, denn oft ist es gar nicht so leicht, das in Einklang zu bringen.

In den letzten Jahren der Recherche für dieses Buch habe ich mich intensiv mit diesem Spannungsfeld beschäftigt. Dabei interessiert mich besonders der Aspekt der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd, Fragen nach den Empfindungen des Tieres und der großen Frage, ob und wie überhaupt eine Haltung und Nutzung des Pferdes noch zeitgemäß ist. Ist Reiten ethisch vertretbar? Welche Bedürfnisse können wir Pferden vorenthalten? Was ist der Preis dafür, sich von der Natur des Pferdes zu entfernen?

Aus Fragen wie diesen entstehen beim Lesen des Buches persönliche Antworten, aber auch ein Verständnis dafür, dass die Antworten bei einem anderen Menschen durchaus etwas anders ausfallen können. Eben weil er oder sie in einer anderen Lebenssituation ist und sich viele Fragen letztlich gar nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten lassen, sondern mit einem vielschichtigen Ja, aber oder einem Sowohl als auch .

Eindimensionale Antworten führen nur dazu, Grabenkämpfe ums Prinzip zu führen. Erst durch die Betrachtung der vielen Aspekte und der komplexen Verflechtung der einzelnen Themen entsteht dieser Dialog, durch den wiederum schlussendlich weitere allgemeine Leitlinien entwickelt werden, die dann als Grundlage das Leben der Pferde verbessern können. Es gibt zwar, wie wir später sehen werden, bereits Leitlinien, Gesetze und auch Gebote in unterschiedlicher Ausführung. Oft sind diese aber nicht weitreichend und präzise genug, lassen daher viel Spielraum für Interpretationen, oder sie werden kaum in der Praxis umgesetzt.

Was der eine als pferdegerecht empfindet, kann so von anderen als ungenügend bezeichnet werden. Zu einer Weiterentwicklung der bereits bestehenden ethischen Grundsätze zum Pferdewohl möchte ich mit diesem Buch beitragen. Ich wünsche mir sehr, dass es mehr Diskussion über die Prioritäten einzelner Themenfelder gibt, dass auch weitere allgemeingültige Kriterien zur Bewertung des Tierwohls entwickelt werden und dass diese auch entsprechend in die Lebensrealität in der Reiterwelt Einzug erhalten. Dazu müssen alle Personengruppen bereit sein zu lernen und sich auszutauschen. Freizeitreiter ebenso wie Tierärzte, Trainer und Therapeuten; Profireiter genauso wie Stallbetreiber, Sattler oder Hufbearbeiter. Oft entstehen erst aus dem Austausch der unterschiedlichen Standpunkte und Sichtweisen konstruktive Lösungen.
Das Pferd als Lebensbegleiter

Nur so kann auch der Unterschied zwischen der Sicht auf das Pferd als reines Sportgerät und der Sicht auf unseren vierbeinigen Freund als Lebensbegleiter beleuchtet werden, denn zumeist ist das Pferd alles Mögliche gleichzeitig. Nur selten wird es als reines Nutztier, sondern eher als Freund oder wenigstens als Teampartner gesehen.

Vor allem in Bezug auf das Reiten ist es offenkundig, dass sich viele, viele Fragen ergeben, in welchem Maße diese Form der Nutzung Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes hat und haben darf, denn auch das sind ja zwei unterschiedliche Dinge. Zum einen die aktuelle Situation zu erfassen und zu bewerten und zum anderen daraus Thesen zu entwickeln, wie es sein könnte und im Sinne des Pferdes auch sein sollte. Das Pferd kann seine Aufgabe als Reittier nur dann ausfüllen, wenn es gründlich ausgebildet und behutsam trainiert wird.

Oft verlieren wir uns in der gegenwärtigen Diskussion darin, Vorwürfe hin- und herzuschieben, ohne die tatsächliche Situation zu beleuchten und faktenbasiert zu beschreiben und daraus tragfähige Zukunftsvisionen zu entwickeln. Alles, was wir gemeinsam als Pferdemenschen erreichen könnten, wird so aufgerieben auf dem Mahlstein der Schuldzuweisungen. Die Energie und unserer Leidenschaft für Pferde verpufft so nach und nach, jede Fraktion kapselt sich in der eigenen kleinen Welt ab und umgibt sich nur noch mit gleichdenkenden Menschen.
Pferdeverhalten erkennen

Wir brauchen alle Energie, die wir haben, um nicht nur auf die vielen aktuell existierenden Missstände aufmerksam zu machen, sondern auch um weiteren Missbrauch am Pferd zu verhindern. Dazu ist es wichtig, auf möglichst vielen verschiedenen Ebenen anzusetzen. Wir alle müssen dazu beitragen, dass es keinen Platz für Tierquälerei unter dem Deckmantel des Pferdesports gibt. Dazu gehört auch, dass alle involvierten Personen - von den Reitkindern, die eine Partnerschaft mit dem Pferd gerade erst entdecken, bis hin zu den Berufsreitern - die Grundlagen kennen, an welchen Merkmalen man Wohlbefinden und Leid erkennen kann.

Wie sieht ein Pferd aus, das Schmerzen hat? Woran erkenne ich, dass es gestresst ist? Und wann fühlt es sich wohl, und wie kann ich erreichen, dass es sich möglichst häufig wohlfühlt? Auch darauf möchte ich in diesem Buch eingehen, da es inzwischen eine breite Basis an unterschiedlichen Informationsquellen und wissenschaftlichen Studien zu diesen Themengebieten gibt. Gemeinsam mit dem Verlag habe ich mich im Gegensatz zu meinem bereits erschienenen Buch Was fühlt das Reitpferd? mit...

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