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Alexander der Grosse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
112 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am21.09.20237. Auflage
Kaum eine historische Gestalt hat Menschen aller Epochen so fasziniert wie Alexander der Große. Die vorliegende Biographie zeigt ihn als Schüler Aristoteles, als verstrickt in die Ermordung seines Vaters, König Philipp II. von Makedonien, als militärisch genialen Begründer eines Weltreichs und als jugendlichen Heros, der bald nach seiner Selbstvergottung im Alter von dreiundreißig Jahren stirbt.

Hans-Joachim Gehrke lehrte an den Universitäten Göttingen, Würzburg, Berlin und Freiburg im Breisgau und war von 2007 bis 2011 Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts. Er gilt als international anerkannter Spezialist in der Erforschung der griechischen Antike. In der Reihe "Geschichte der Welt" - im Verlag C.H.Beck herausgegeben von Akira Iriye und Jürgen Osterhammel - hat Hans-Joachim Gehrke den Band "Die Welt vor 600. Frühe Zivilisationen" (2017) herausgegeben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKaum eine historische Gestalt hat Menschen aller Epochen so fasziniert wie Alexander der Große. Die vorliegende Biographie zeigt ihn als Schüler Aristoteles, als verstrickt in die Ermordung seines Vaters, König Philipp II. von Makedonien, als militärisch genialen Begründer eines Weltreichs und als jugendlichen Heros, der bald nach seiner Selbstvergottung im Alter von dreiundreißig Jahren stirbt.

Hans-Joachim Gehrke lehrte an den Universitäten Göttingen, Würzburg, Berlin und Freiburg im Breisgau und war von 2007 bis 2011 Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts. Er gilt als international anerkannter Spezialist in der Erforschung der griechischen Antike. In der Reihe "Geschichte der Welt" - im Verlag C.H.Beck herausgegeben von Akira Iriye und Jürgen Osterhammel - hat Hans-Joachim Gehrke den Band "Die Welt vor 600. Frühe Zivilisationen" (2017) herausgegeben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406808845
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Auflage7. Auflage
Reihen-Nr.2043
Seiten112 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse596 Kbytes
Illustrationenmit 1 Karte
Artikel-Nr.12257250
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


II. Das Rätsel Alexander


«Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte». Schillers geflügeltes Wort aus dem Prolog zum Wallenstein könnte man mindestens ebenso gut auf Alexander den Großen anwenden wie auf den Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges. Schon in der Antike standen sich die Urteile diametral gegenüber. «In kurzer Zeit - so heißt es bei dem Historiker Diodor (17, 1, 3f.) - hat dieser König große Taten vollbracht. Dank seiner eigenen Klugheit und Tapferkeit übertraf er an Größe der Leistungen alle Könige, von denen die Erinnerung weiß. In nur zwölf Jahren hatte er nämlich nicht wenig von Europa und fast ganz Asien unterworfen und damit zu Recht weithin reichenden Ruhm erworben, der ihn den alten Heroen und Halbgöttern gleichstellte.» Bei dem römischen Senator und stoischen Philosophen L. Annaeus Seneca lesen wir dagegen (Epistulae morales 94, 62): «Den unglücklichen Alexander trieb seine Zerstörungswut sogar ins Unerhörte. Oder hältst du jemanden für geistig gesund, der mit der Unterwerfung Griechenlands beginnt, wo er doch seine Erziehung erhalten hat? ... Nicht zufrieden mit der Katastrophe so vieler Staaten, die sein Vater Philipp besiegt oder gekauft hatte, wirft er die einen hier, die anderen dort nieder und trägt seine Waffen durch die ganze Welt. Und nirgends macht seine Grausamkeit erschöpft halt, nach Art wilder Tiere, die mehr reißen als ihr Hunger verlangt.»

Diese Spannung in den Urteilen hat sich in die moderne Forschung hinein fortgesetzt, die mit Johann Gustav Droysens Jugendwerk über Alexander den Großen (erschienen 1833) begann. Die Gestalt des makedonischen Königs und Welteroberers scheint zum Bewerten und Beurteilen geradezu einzuladen. Mustert man die Aussagen über ihn, kann man eine verblüffende Beobachtung machen: Auch dort, wo die Darstellungen auf eingehenden Quellenanalysen beruhen und wissenschaftliche Glanzleistungen darstellen, dominiert letztendlich ein bestimmtes Bild. Dieses sagt oft mehr über den jeweiligen Autor und seine Zeit aus als über den historischen Gegenstand selbst. Man hat den Eindruck, dass Zeitströmungen und Lebenserfahrungen gleichsam auf die Figur Alexanders projiziert werden, auch in der Neuzeit, intensiv bereits in der Aufklärung. In Droysens Sicht befördert er dann die historische Fortentwicklung im Sinne Hegels und schafft so die entscheidende Voraussetzung für die Offenbarung und Ausbreitung des Christentums, nämlich die Synthese von Orient und Okzident, von Morgen- und Abendland. Als Weltbeglücker im Sinne eines aufgeklärten britischen Imperialismus erscheint er bei William Woodthorp Tarn, als dämonischer Übermensch und Titan unter dem Eindruck eines - je nach Zeitpunkt unterschiedlich empfundenen - Hitler-Erlebnisses bei Fritz Schachermeyr. Das durch Skepsis gekennzeichnete geistige Milieu der Nachkriegszeit förderte die Tendenz zur pragmatischen Deutung, die in minimalistischer Weise nur das Gesicherte bieten wollte und die Diskussion der Einzelprobleme der Bemühung um Gesamturteile vorzog (Roberto Andreotti, Franz Hampl, Ernst Badian, Siegfried Lauffer) - ohne dass damit die Wertungen ganz verschwanden. Unsere postmoderne Zeit ist für solche wesentlich offener und kann mit kräftigem Tobak aufwarten: Wir begegnen jetzt dem zerstörerischen Psychopathen oder dem sich dionysisch überhöhenden Alkoholiker Alexander (Wolfgang Will, John Maxwell O´Brien). Immer noch lädt Alexander zu differenten und differenzierenden Urteilen im Spannungsfeld von Orient und Okzident ein (Pierre Briant, Hans-Ulrich Wiemer).

Wieweit sich der Verfasser des vorliegendes Buches dem Zug zur Projektion entziehen kann bzw. konnte, mag der Leser beurteilen. Auf jeden Fall ist es aber, gerade wegen dieser Voraussetzungen, wichtiger als sonst, dass er seinen Ausgangspunkt und sein Vorgehen offenlegt. In diesem Rahmen möchte ich - partiell in Anlehnung an das höchst anregende, zugleich etwas flüchtige Alexander-Buch von Robin Lane Fox - vor allem die Ilias Homers und das Geschichtswerk Arrians hervorheben. Mit diesen beginnt meine Suche nach Alexander. Dabei kann die Ilias den Zugang eröffnen zur inneren Vorstellungswelt und zur Mentalität des Königs und somit zu einem besseren Verständnis seiner Antriebe führen, während Arrian für die Rekonstruktion der sachlichen Details der Ereignisgeschichte grundlegend ist. Eine Interpretation, die von diesen Autoren ausgeht, bewegt sich im antiken Vorstellungshorizont und muss nicht zu modernistischen, mithin anachronistischen Erklärungen greifen. Sie lässt sich überdies wesentlich erhärten durch die Analyse bestimmter symbolisch-ritueller Akte, für die Alexander eine besondere Vorliebe hatte.

Warum aber die Ilias, die Jahrhunderte vor Alexanders Lebzeiten entstand, und Arrians Anabasis, die nahezu ein halbes Jahrtausend nach dessen Tod verfasst wurde? Die Lektüre der homerischen Epen war ein zentrales Element der griechischen Erziehung, das auch von den Makedonen übernommen wurde. Die dort repräsentierten Vorstellungen und Werte, Wahrnehmungen und Empfindungen blieben im Großen und Ganzen prägend für die Mentalität der Griechen: «Immer der Beste zu sein und die anderen zu übertreffen», dieses Ideal der Iliashelden war auch Richtschnur des Verhaltens in späterer Zeit, gleichsam Ausdruck eines ausgeprägten Konkurrenzdenkens. Der Wettbewerb galt vor allem Rang und Ehre, Macht und Einfluss. Vieles konnte man aus Homer lernen über die Spannung zwischen einzelnem und Gemeinschaft, über die Regeln von Geben und Nehmen, von Freundschaft und Feindschaft, Unrecht und Rache. Zwar hatte sich die griechische Gesellschaft seit der homerischen Zeit (8./7. Jh.) weiterentwickelt und durch die Einbindung des Individuums in die Gesetze der Polis ihr Gesicht verändert, aber die Prinzipien waren im Grunde konstant geblieben. Erst recht mussten sie einleuchten und als gängig gelten in einem Gebiet, in dem die Zustände den homerischen noch mehr ähnelten, nämlich in Alexanders Heimat Makedonien. Dass sie auf einen in diesem Milieu aufwachsenden jungen Menschen entsprechend wirkten, lässt sich unbedenklich unterstellen.

Die historiographische Überlieferung über Alexander stellt ein besonderes Problem dar. Vollständig erhaltene Darstellungen seines Wirkens stammen erst aus wesentlich späterer Zeit: Diodors Abriss im 17. Buch seiner Historischen Bibliothek gehört etwa in die Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts, die lateinisch geschriebenen Historiae Alexandri Magni des Curtius Rufus entstanden wohl gut 100 Jahre später, und in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts n. Chr. sind Plutarchs Alexander-Biographie und Arrians Anabasis Alexandrou verfasst worden. Alle Verfasser stützten sich immerhin auf ältere Autoren, doch die umfangreiche Literatur, die noch zu Lebzeiten Alexanders und kurz nach seinem Tode entstand, ist für uns nahezu vollständig verloren. Zu ihr gehören so wichtige Werke wie das des Kallisthenes, der gleichsam als offizieller Berichterstatter an Alexanders Perserfeldzug teilnahm, und das des Kleitarchos, der nach intensiven Recherchen bei Feldzugsteilnehmern eine spannend geschriebene, viel gelesene und benutzte Darstellung verfasste. Etliche hohe Offiziere haben darüber hinaus - zum Teil in Gestalt von Memoiren - die Zeit Alexanders behandelt, so der Flottenkommandeur Nearchos und der spätere König Ptolemaios, einer der engsten Kampfgefährten Alexanders.

Ein weiteres Manko unserer Überlieferung ist, dass in vielen dieser frühen Werke von Anfang an das Übermenschliche und Mirakulöse am Wirken und Auftreten Alexanders hervorgehoben wurde. So hat die Hauptlinie der Alexander-Tradition (wir sprechen von Vulgata), die auf Kleitarchos zurückgeht und vor allem bei Diodor, Curtius Rufus und Plutarch zugrunde liegt, gerade das Fabelhafte betont. Demgegenüber hatten Autoren wie Ptolemaios und besonders Aristobulos, ebenfalls ein Teilnehmer des Eroberungszuges, eine nüchterne Sichtweise bevorzugt. Gerade auf diese nun stützte sich Arrian, dem es im Stil seiner Zeit um Schlichtheit und Klarheit ging. Die aus ihm stammenden Informationen sind zwar nicht in jedem Falle besser. Doch sehr häufig zeigt die quellenkritische Einzelanalyse die größere Zuverlässigkeit Arrians gegenüber der anderen Tradition. Das kann auch angesichts neuester Versuche einzelner Forscher, dies umzugewichten, festgehalten werden. Freilich muss auch Arrian da und dort modifiziert und vor allem an verschiedenen Stellen durch Informationen aus anderen Quellen ergänzt...
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Autor

Hans-Joachim Gehrke lehrte an den Universitäten Göttingen, Würzburg, Berlin und Freiburg im Breisgau und war von 2007 bis 2011 Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts. Er gilt als international anerkannter Spezialist in der Erforschung der griechischen Antike. In der Reihe "Geschichte der Welt" - im Verlag C.H.Beck herausgegeben von Akira Iriye und Jürgen Osterhammel - hat Hans-Joachim Gehrke den Band "Die Welt vor 600. Frühe Zivilisationen" (2017) herausgegeben.