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Gesang an die Geister. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am01.08.2023
Über der Colorado-Hochebene geht gerade die Sonne unter, als der alte Joseph Joe vor der Münzwäscherei Zeuge eines Mordes wird. Ein Mann wird auf offener Straße erschossen, der Täter flieht in die Schatten des umliegenden Shiprock-Massivs. Officer Jim Chee von der Navajo-Police soll den Mann aufspüren. Joes Beschreibungen führen ihn zu einem abgelegenen Hogan, der Chee vor ein Rätsel stellt: Warum wurde der Ort, entgegen den Navajo-Traditionen, dem Tod überlassen? Die Ermittlungen zwingen Chee, die Tabus seiner eigenen Religion zu hinterfragen und führen ihn weit über die Grenzen der Navajolands hinaus - bis in die schummrige Unterwelt von Los Angeles. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«.

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextÜber der Colorado-Hochebene geht gerade die Sonne unter, als der alte Joseph Joe vor der Münzwäscherei Zeuge eines Mordes wird. Ein Mann wird auf offener Straße erschossen, der Täter flieht in die Schatten des umliegenden Shiprock-Massivs. Officer Jim Chee von der Navajo-Police soll den Mann aufspüren. Joes Beschreibungen führen ihn zu einem abgelegenen Hogan, der Chee vor ein Rätsel stellt: Warum wurde der Ort, entgegen den Navajo-Traditionen, dem Tod überlassen? Die Ermittlungen zwingen Chee, die Tabus seiner eigenen Religion zu hinterfragen und führen ihn weit über die Grenzen der Navajolands hinaus - bis in die schummrige Unterwelt von Los Angeles. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«.

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293311633
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.08.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3090 Kbytes
Artikel-Nr.12275408
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




2


Komische Sache, so eine Vorahnung«, sagte der Deputy. »In den fast dreißig Jahren, die ich schon dabei bin, hatte ich vorher nie eine.«

Jim Chee ging nicht darauf ein. Er versuchte gerade, sich in genau den Augenblick zurückzuversetzen, als ihm klar geworden war, dass mit Mary Landon alles schiefging. Für die Vorahnungen des Deputy war kein Platz in seinen Gedanken. Er hatte zu Mary irgendetwas über seinen Wohnwagen gesagt, dass er zu klein sei für sie beide, und Mary hatte gefragt: »He, Moment mal, Jim Chee, was hast du eigentlich wegen deiner Bewerbung beim FBI unternommen?« Und er hatte ihr gesagt, dass er sich entschlossen habe, sie nicht abzuschicken. Und Mary hatte neben ihm im Crownpoint Café gesessen und schweigend an ihm vorbeigeguckt, schließlich geseufzt, den Kopf geschüttelt und gesagt: »Warum solltest du auch anders sein als alle anderen?« Sie hatte gelacht, aber es war ein bitteres Lachen.

All das ging ihm durch den Kopf, während er sich gleichzeitig aufs Fahren konzentrierte, immer den steinigen Weg entlang, der hoch auf den Bergrücken der Chuska Mountains führte. Der Mond stand tief, es waren die Nachtstunden unerbittlich kalter Dunkelheit, kurz vor dem ersten grauen Licht des neuen Tages. Chee fuhr nur mit Standlicht, Sharkey hatte das so gewollt. Das bedeutete, dass er langsam fahren musste und dass er Gefahr lief, irgendwo an einer Weggabel die falsche Abzweigung zu nehmen, die dann zu einer Quelle führte oder zu einem einsamen Hogan oder zu einer Schaftränke oder wer weiß wohin. Dass sie so langsam vorankamen, machte Chee keine Sorgen. Sharkeys Plan sah vor, dass sie rechtzeitig vor Tagesanbruch bei Hosteen Begays Hogan waren, um noch ihre Positionen einnehmen zu können. Sie hatten eine Menge Zeit. Sorgen machte ihm nur, dass er den falschen Weg erwischen könnte. Und Mary Landon spukte durch seine Gedanken. Außerdem hatte der Deputy all das schon einmal gesagt.

Und nun kaute er ihm das Ganze zum zweiten Mal vor.

»Ich hab von Anfang an so ´n komisches Gefühl gehabt«, sagte der Deputy. »Schon als Sharkey uns in Captain Largos Büro davon erzählt hat. Da hats bei mir zu kribbeln angefangen, dahinten im Genick. Als wärs da auf einmal eiskalt. Und in den Armen hab ich so ein Prickeln gehabt. Heute erwischts einen, hab ich gedacht. Heute schießen sie einem den Arsch ab.«

Chee spürte, dass der Deputy ihn ansah und auf eine Reaktion wartete. »Mhm«, machte er.

»Ich hab das Gefühl«, fuhr der Deputy fort, »dass dieser Gorman schon da oben mit der geladenen Pistole auf uns lauert. Und wenn wir näher kommen, muss einer von uns dran glauben.«

Chee lenkte den Geländewagen der Navajo-Police langsam um eine tiefe Auswaschung im Boden. Im Rückspiegel konnte er die Standlichter von Sharkeys Kombi sehen. Der FBI-Mann blieb ungefähr hundert Meter hinter ihm. Der Deputy unterbrach jetzt seinen Monolog, weil er sich eine Zigarette anzündete. Im Licht der Streichholzflamme sah sein Gesicht gelb aus, alt und düster. Der Deputy hieß Bales und war wirklich schon alt, wenn auch nicht so alt wie seine Haut, die so viele Jahre der Hochlandsonne des San Juan County ausgesetzt war. Aber verbittert war er nicht. Er stand eher im Ruf, gutmütig und ein bisschen geschwätzig zu sein. Jetzt stieß er den Rauch seiner Zigarette aus.

»Es ist nicht direkt das Gefühl, dass ausgerechnet ich abgeknallt werde«, sagte Bales. »Mehr so allgemein, dass es irgendeinen erwischt.«

Chee war sich bewusst, dass Bales von ihm irgendeine Reaktion erwartete. Bei den Weißen war es eben üblich, dass derjenige, der zuhörte, sich nicht nur aufs Zuhören beschränkte, und das war genau das Gegenteil von dem, was Chee bei den Navajo als höfliches Benehmen gelernt hatte. Als Erstsemester an der Uni von New Mexico war ihm das bereits aufgefallen. Er hatte sich mit einem Mädchen aus dem Soziologiekurs verabredet, und sie hatte ihm vorgeworfen, er höre ihr überhaupt nicht zu. Erst nach einer Weile hatte er begriffen, welches Missverständnis dahintersteckte. Während seine Leute erwarteten, dass man einfach nur zuhörte, solange sie redeten, legten die Weißen Wert darauf, dass man von Zeit zu Zeit irgendeine Reaktion zeigte. So wie Deputy Sheriff Bales in diesem Augenblick. Chee versuchte, sich irgendetwas einfallen zu lassen, was er sagen könnte.

»Einen hat es doch schon erwischt«, sagte er schließlich. »Es gibt immer Leute, die was abkriegen, wie Gorman zum Beispiel.«

»Ich meine jemanden, den es bisher noch nicht erwischt hat«, sagte Bales.

»Nun, wenn Sie´s nicht sind«, meinte Chee, »dann bleiben nur Sharkey oder ich übrig oder der andere FBI-Mann, den er mitgebracht hat. Oder eben Old Man Begay.«

»Glaub ich nicht«, sagte Bales. »Meiner Vorahnung nach müsste es eigentlich einer von uns sein.« Zufrieden, dass Chee ihm endlich zuhörte, nahm Bales abermals einen tiefen Zug aus der Zigarette, offenbar ganz auf den Geschmack des Tabaks konzentriert.

Mary Landon hatte ihren Kaffee umgerührt und die Tasse angestarrt, statt ihn anzusehen. »Du hast dich also entschlossen zu bleiben, nicht wahr?«, hatte sie gefragt. »Und wann hätte ich es erfahren?« Was hatte er ihr darauf geantwortet? Wahrscheinlich irgendetwas Dummes, ohne jedes Feingefühl. Er wusste es nicht mehr so genau. Aber was sie gesagt hatte, daran erinnerte er sich umso genauer. Klar und deutlich glaubte er es jetzt noch zu hören.

»Du kannst mir erzählen, was du willst, es läuft immer aufs selbe raus. Ich komme nur an zweiter Stelle. Für Jim Chee ist das Wichtigste, dass er ein Navajo ist. Ich bin so eine Art Anhängsel in seinem Leben. Mrs Chee und die Navajokinder.« Er war ihr ins Wort gefallen und hatte den Vorwurf zurückgewiesen. Aber sie hatte gesagt, dass er sich doch um das Gesetz der Navajo nur dann scherte, wenn es ihn in seiner vorgefassten Meinung bestärkte. Das Argument kannte er schon, sie hatte das schon einmal zu ihm gesagt. Die Navajo, hatte sie ihm vorgehalten, heirateten in den Clan ihrer Frauen ein. Der Ehemann zählte fortan zur Familie seiner Frau. »Wie hältst du´s denn damit, Jim Chee?«, hatte sie gefragt. Und er hatte keine Antwort geben können.

Der Deputy stieß wieder den Rauch aus und kurbelte das Fenster ein Stück herunter, damit die kalte Nachtluft den Rauch vertreiben konnte. »Ich könnt mich jedes Mal in den Hintern beißen, wie diese FBI-Leute einen für dumm verkaufen wollen. Der Gesuchte heißt Albert Gorman. « Mit leicht erhöhter Stimmlage versuchte Bales, nicht besonders erfolgreich, Sharkeys westtexanische Sprechweise nachzuahmen. » Gorman ist vermutlich mit einer Kaliber .38 bewaffnet. « Und dann hatte seine Stimme wieder den gewohnten rostigen Klang. »Vermutlich! - Zum Teufel. Dem Kerl, den er umgelegt hat, haben sie ´ne achtunddreißiger Kugel rausgeholt.« Und wieder Sharkey imitierend: » Los Angeles legt großen Wert darauf, dass wir den Gesuchten lebend in die Finger kriegen. Er wird für eine Vernehmung benötigt. « Bales ließ ein Knurren hören. »Haben Sie je einen festgenommen, den sie nicht irgendwo wegen irgendwas vernehmen wollten?« Er lachte glucksend. »Und wenn´s nur darum ging, wie viele Biere er intus hatte, bevor er sich ans Steuer gesetzt hat.«

Chee brummte irgendetwas vor sich hin. Er kurvte mit dem Geländewagen um eine Stelle, an der das Erdreich weggewaschen war und das nackte Gestein zutage trat. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte ihm, dass Sharkeys Kombi immer noch hinter ihnen fuhr.

»Ich seh nicht, wie wir einen Kompromiss finden können«, hatte Mary Landon gesagt. »Ich seh einfach nicht, wie es funktionieren kann.« - »Doch, Mary, doch, wir finden eine Lösung.« Aber sie hatte recht. Was für einen Kompromiss konnte es denn geben? Entweder er blieb bei der Navajo-Police, oder er nahm einen Job außerhalb des Reservats an. Entweder er blieb ein Navajo, oder er wurde ein Weißer. Entweder zogen sie ihre Kinder in Albuquerque oder in Albany oder in irgendeiner anderen Stadt auf - als Kinder von Weißen, oder sie ließen sie auf dem Colorado Plateau groß werden - als Navajokinder, als Diné. Jeder Versuch, sich auf halbem Wege entgegenzukommen, war schlimmer als eine klare Entscheidung. Chee wusste das genau, er hatte oft genug entwurzelte Navajofamilien und ihre Kinder in den Grenzstädten gesehen. Es gab keine Lösung irgendwo in der Mitte.

»Wissen Sie, was uns zu Ohren gekommen ist?«, fragte der Deputy. »Die Geschichte hat irgendwas mit einem FBI-Mann zu tun, den sie drüben in L.âA. umgebracht haben. Wir haben gehört, dass Gorman und Lerner - das ist der Kerl, den er bei der Wäscherei umgelegt hat - beide für dieselbe Bande gearbeitet haben, unten an der Küste. Eine Organisation, die auf Autodiebstahl spezialisiert ist. Ganz große Sache. Ein paar von den Bossen sind unter Anklage gestellt worden. Und einer vom FBI hat dran glauben müssen. Darum sind die so scharf drauf, mit Gorman zu reden.«

»Mhm«, machte Chee. Er lenkte den Geländewagen vorsichtig um einen Wacholderbusch herum. Aber nicht vorsichtig genug. Das linke Vorderrad rutschte in ein Loch, das Chee im schwachen Licht des Standlichts nicht erkannt hatte. Bei dem heftigen Schlag rutschte dem Deputy der Hut über die Augen.

»Der Wagen, den Lerner gefahren hat, war am Farmington Airport gemietet worden«, sagte der Deputy. »Hat man Ihnen...


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Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.

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