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Fine Dying

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
303 Seiten
Deutsch
Folio Verlagerschienen am29.08.20231. Auflage
Stress, Alphatiere, Leidenschaft. Die Profi-Küche war immer ein gefährlicher Ort. Das bekommt auch Mira Valensky zu spüren. Im Gasthaus 'Apfelbaum' scheint die Welt noch in Ordnung. Doch dann wird der syrische Hilfskoch erstochen. Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krainer auf der Jagd durch Gourmettempel, Gastro-Klischees und die Macht der öffentlichen Meinung. Fine Dining rechnet sich nicht mehr, Luxuslokale sperren zu. Gasthäuser finden keine Arbeitskräfte. Die Gastronomie ist im Umbruch. Wer hat noch Lust, nach dem ultimativen Geschmack zu suchen? Werden Koch- und Servicebrigaden gar durch Roboter ersetzt? Der packende Insider-Krimi. Und eine Liebeserklärung an das faszinierende Küchen-Universum.

Eva Rossmann, geboren 1962, lebt im Weinviertel/Österreich und auf Sardinien. Juristin, Journalistin, Autorin. Ihre gesellschaftspolitischen Kriminalromane rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner wurden zu Bestsellern und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt bei Folio erschienen: Tod einer Hundertjährigen (2022).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextStress, Alphatiere, Leidenschaft. Die Profi-Küche war immer ein gefährlicher Ort. Das bekommt auch Mira Valensky zu spüren. Im Gasthaus 'Apfelbaum' scheint die Welt noch in Ordnung. Doch dann wird der syrische Hilfskoch erstochen. Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krainer auf der Jagd durch Gourmettempel, Gastro-Klischees und die Macht der öffentlichen Meinung. Fine Dining rechnet sich nicht mehr, Luxuslokale sperren zu. Gasthäuser finden keine Arbeitskräfte. Die Gastronomie ist im Umbruch. Wer hat noch Lust, nach dem ultimativen Geschmack zu suchen? Werden Koch- und Servicebrigaden gar durch Roboter ersetzt? Der packende Insider-Krimi. Und eine Liebeserklärung an das faszinierende Küchen-Universum.

Eva Rossmann, geboren 1962, lebt im Weinviertel/Österreich und auf Sardinien. Juristin, Journalistin, Autorin. Ihre gesellschaftspolitischen Kriminalromane rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner wurden zu Bestsellern und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt bei Folio erschienen: Tod einer Hundertjährigen (2022).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990371503
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.08.2023
Auflage1. Auflage
Seiten303 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1160 Kbytes
Artikel-Nr.12315676
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ 1. ]

Schwarzer Rauch. Ich ringe nach Luft. Verkohlt, bizarr verzogen, in die Luft gereckt, das, was einmal ein Bein war. Unser Kater Vui. Prächtig, mit weißem, buschigem Fell, einem blauen und einem braunen Auge. Er ist dem Feuer zu nahe gekommen. Grau hockt er nun da, zum Katzenstandbild erstarrt, die Augen zugekniffen.

Oskar hustet. Wir essen auswärts , sagt er trocken.

Mag ich seine stoische Art? Meistens.

Ich wollte meinen neuen Holzherd einweihen. Gründlicher konnte das nicht schiefgehen. Es gibt einen Geschmack, einen Duft aus meiner Kindheit, von dem ich immer wieder träume: gefülltes Hendl . Das Sonntagsessen meiner Großmutter, wenn unsere Familie zu ihr aufs Land gefahren ist. Am Tag davor hatte sie einem ihrer Hühner den Kopf abgeschlagen. Großvater, ein musisch veranlagter Mensch, konnte das nicht. Die saftige Semmelfülle, die knusprige Haut. Unsere Erinnerungen verändern sich im Laufe der Zeit, die Wahrheit ist manchmal äußerst subjektiv. Allerdings gibt es auch objektive Voraussetzungen: Für das Gelingen dieses Gerichts ist es unter anderem die unnachahmliche Wärme eines mit Holz beheizten Backrohrs. Monatelang habe ich auf den Herd gewartet. Liebevoll habe ich ein großes Bio-Huhn ausgesucht, die Fülle so gemischt, wie meine Oma es getan hat. Und dann gleich doppeltes Versagen: Ich habe unterschätzt, wie heiß diese Öfen werden können. Ich habe die Zeit übersehen. Jetzt ist das ehemals prächtige Huhn eine verkohlte Schrumpfleiche.

Vui starrt mich an. So, als würde er mich auffordern, das Ding in etwas Essbares zurückzuverwandeln.

Vergiss es , sage ich und huste auch.

Oskar hat die Terrassentür aufgerissen. Frische kühle Mailuft. Ich hätte in der Nähe des Backrohrs bleiben müssen. Stattdessen bin ich nach nebenan in unsere Arbeitswohnung. Eigentlich nur, um kurz meine Mails zu checken. Da habe ich dann bemerkt, dass es Ärger gibt. Die Automobilbranche ist nicht zimperlich, wenn man Plug-in-SUVs als dekadente Dreckschleudern bezeichnet. Dabei habe ich bloß eine junge Klimaschützerin zitiert. Sie haben ECCO, das Onlinemagazin, für das ich arbeite, mit Drohungen bombardiert. Sie fordern einen schriftlichen Widerruf, sonst folgt eine Klage. Sam Mayer, meine Chefredakteurin, will eine ausführliche Stellungnahme. Erschlagen wir sie mit Fakten , hat sie gemailt. Ich habe mit dem Kohlendioxidausstoß der Status-Schlitten begonnen. Er liegt deutlich über dem von herkömmlichen Kleinwagen. Bin dann zum Öko-Schmäh gewisser Automarken, den Vorteilen eines reinen Elektroantriebs für Modelle, die nicht übermotorisiert sind, bis ⦠bis mir eben, mehr als eine Stunde später, bewusst geworden ist, dass gerade eine Kindheitserinnerung im Holzherd verglühen könnte. Ich hatte die, eigentlich recht kleine, Brennkammer bis oben mit Holz gefüllt. So wie in einer plausibel wirkenden Internetanleitung beschrieben.

Das eingebaute Thermometer steht immer noch auf dreihundert Grad. In unserem Ess-Wohn-Lebenszimmer herrscht gefühlte Saunatemperatur. So einen Backofen kann man nicht einfach ausschalten, auch wenn ein Großteil des Holzes inzwischen verbrannt ist. Ich kann nur hoffen, dass mein Traumherd das überleben wird. Zwei dicke Handtücher in der linken, zwei wattierte Topflappen in der rechen Hand. Vorsichtig ziehe ich den Grillrost ein Stück heraus, nehme die offenbar tatsächlich feuerfeste Form, trage das bösartig rauchende Objekt auf die Terrasse, stelle es auf den Boden. Knirschen, Knacken, eine Fliese: gesplittert.

Oskar lächelt mich an und zuckt mit den Schultern. Ist es Gleichmut? Oder doch schon Ignoranz? Andererseits: Wäre es mir lieber, er würde toben? Oder mich auslachen? Ich versuche zurückzugrinsen, hole tief Luft und stelle mich neben ihn. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Dächer von Wien. Daran kann keine gebrochene Fliese, kein verkohltes Huhn etwas ändern.

Vui ist langsam näher gekommen, hat dann aber offenbar eingesehen, dass aus diesem Vieh nichts Genießbares mehr wird. Jetzt sitzt er in der Tür und putzt sich.

Mein Telefon. Sam Mayer? Ein Auto-Lobbyist? Die Nachbarn? Lasst mich in Ruhe, ich werde Stoikerin. Nach der siebten Klingelton-Wiederholung werfe ich doch einen kurzen Blick aufs Display.

Manninger , sage ich zu Oskar. Ich habe lange nichts von ihm gehört.

Ist doch ein Wink des Schicksals. Geh dran und bestell einen Tisch bei deinem alten Koch-Freund. Wir fahren ins Apfelbaum und gönnen uns ein feines Abendessen.

Gute Idee. Ohnehin absurd, wie lange wir schon nicht mehr in seinem Gasthaus im Weinviertel gewesen sind. Immer war etwas anderes los: Pandemie, Sardinien, meine Arbeit, seine Arbeit - alles bloß Ausreden dafür, dass wir offenbar immer fauler werden.

Hi Günter, wir kommen heute Abend, okay? , sage ich anstelle einer Begrüßung.

Würde mich freuen, aber das schaffst nicht einmal du.

Warum? Seid ihr abgebrannt?

Wie kommst du auf so etwas?

Erzähle ich dann.

Ich bin auf St. Kitts. Genau deswegen rufe ich an.

Palmen, lauer Wind, Steeldrums - ein Hauch Paradies. Ich erinnere mich ⦠eine kleine karibische Insel, ein nächtlicher Strand ⦠- Stopp, Mira. Und das nicht nur, weil Oskar dabei keine Hauptrolle gespielt hat. Schön wäre es , sage ich.

Ich brauche deine Hilfe. In Österreich. Khaled wurde ermordet. Er ist einer meiner beiden Köche. Eigentlich Hilfskoch.

Khaled?

Ein junger Syrer. Netter ruhiger Mann. Verlässlich, unauffällig. Drei Messerstiche. Hinter dem Gasthaus bei den Mülltonnen. Gestern früh.

Gibt s eine Spur? Ich nehme an, du hast mit den anderen Mitarbeitern telefoniert.

Klar. So viele sind es nicht. Man kriegt kaum Personal, schon gar nicht am Land.

Und was sagen sie?

Dass sie keine Ahnung haben. Das Apfelbaum war gestern geschlossen. Wir haben momentan nur an drei Tagen geöffnet, mehr geht sich nicht aus.

Eine Fehde?

Du meinst, unter Flüchtlingen? Oder dass es etwas mit Ausländerfeinden zu tun hat? Kann ich mir alles nicht vorstellen. Auch Esat sagt, da war nichts. Keinerlei Anzeichen. Khaled war wie immer. Ich weiß nicht viel von ihm, auch weil er wenig Deutsch kann. Er war nicht besonders schnell, aber verlässlich. Er hat im Apfelbaum gewohnt. Das war praktisch. Im ersten Stock gibt s ein Zimmer und ein Bad, so hatte er keine Mietkosten und ich jemanden, der aufs Gasthaus aufgepasst hat.

Einbrecher?

Es wurde offenbar nichts gestohlen.

Esat? Wer ist das?

Mein Küchenchef, sozusagen. Momentan.

Und woher stammt er?

Auch aus Syrien.

Aha.

Nichts aha. Die sind beide geflohen. Esat früher, Khaled später. Sie haben sich gut verstanden, auch wenn Esat natürlich dominant war.

Natürlich?

Esat Al Sayed kommt aus einer wohlhabenden Familie in Damaskus. Er hat die Filmhochschule abgeschlossen. Und dann bei mir in kürzestmöglicher Zeit die Kochlehre absolviert. Khaled kommt vom Land, aus einer Provinz, deren Name mir immer entfällt. Der Vater war Lastwagenfahrer, die Familie hat eine Art Bauernhof. Wenig Schulbildung, viel schlechtere Startchancen, um Deutsch zu lernen und einen ordentlichen Job zu finden.

Aber religiös.

Wie kommst du darauf? Khaled war religiöser als Esat, aber das war es schon. Heuer hat er sogar auf den Ramadan verzichtet. Auch wenn er geklagt hat, dass seine Mutter das nie erfahren dürfe, es würde sie umbringen.

Warum fragst du nicht Billy?

Du weißt doch, dass sie nur mehr Private Dining macht. Und Ghostwriterin ist, für Promis, die unbedingt ein Kochbuch schreiben wollen. Die könnte dir Geschichten erzählen â¦

Sie kennt den Laden. Und wohl auch deine jetzige Truppe im Apfelbaum , oder?

Nicht besonders gut. Sie hat mich einige Male vertreten, aber Esat ist inzwischen sehr selbstständig. Ich möchte, dass jemand im Apfelbaum nachsieht, den meine Leute nicht kennen. Ihr seid schon lange nicht mehr bei uns gewesen, oder?

Verrückt lange, ich weiß auch nicht, wie â¦

Alles gut. Jetzt sogar sehr gut so. Mira, bitte, schau nach, was da los ist.

Klingt so, als würdest du deinen Leuten doch nicht ganz trauen.

Das ist es nicht, nur...
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Autor

Eva Rossmann, geboren 1962, lebt im Weinviertel/Österreich und auf Sardinien. Juristin, Journalistin, Autorin. Ihre gesellschaftspolitischen Kriminalromane rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner wurden zu Bestsellern und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Zuletzt ist bei Folio der Sardinien-Krimi "Tod einer Hundertjährigen" (2022) erschienen. Seit sie vor zwanzig Jahren für ihren Krimi "Ausgekocht"
recherchiert hat, arbeitet Eva Rossmann im Haubenlokal von Manfred Buchinger, dem "Gasthaus Zur Alten Schule", mit. Staatlich geprüfte Köchin. Ihr jüngstes Kochbuch ist 2021 bei Folio erschienen: "No Stress. Mira kocht".